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Gedge fletschte trotzig die Zähne und unterdrückte ein hysterisches Lachen, während er fühlte, wie sich seine Lungen mit Blut füllten.

Blade hockte sich vor ihm hin und sah ihn auf die gleiche Weise an, wie eine Katze eine Kröte betrachtete. „Ich habe dich mit Silber gepfählt. Wieso bist du nicht zu Asche zerfallen?“

Gedge musste angestrengt husten, Blut rann ihm aus dem Mund, während er sich bemühte, trotz seiner zerfetzten Eingeweide zu reden. „Wieso bist du nicht schlauer?“ zischte er ihn an, griff in seinen Mund und zog an den Reißzähnen.

Im nächsten Moment hielt er sie in der Hand. Sie waren falsch.

„Bin kein Vampir, du Trottel… Hab dich drangekriegt.“ Gedge sah an Blade vorbei und grinste jemandem zu, dann riss er die Augen auf, sackte nach hinten weg und hauchte rasselnd sein Leben aus.

Unbehagen ergriff von Blade Besitz. Widerwillig drehte er sich um und spähte in die Dunkelheit. Hinter ihm lag ein großer Wohnblock, dessen Front von Metallstegen und Feuerleitern durchzogen war. Das Dach war mühelos zu erreichen, und von dort oben konnte man die Szene bestens beobachten.

Blade sah eine dunkle Gestalt, die dort kauerte. Eine Frau, die hungrig wirkte.

Ihr Blick war auf ihn gerichtet.

Als sie erkannte, dass Blade sie bemerkt hatte, trat sie ohne besondere Eile ein paar Schritte nach hinten und verschwand zwischen den Schatten.

Heulende Sirenen veranlassten Blade, den Blick von der mysteriösen Gestalt abzuwenden und sich von dem toten Menschen zu entfernen, der vor ihm auf dem Boden lag. Die Straße war durch eine massiven Front aus Polizeiwagen blockiert, die sich langsam näherten. Die Behörden waren mit einem großen Aufgebot angerückt, und diesmal würden sie sogar einen handfesten Beweis finden, mit dem sie sich die Zeit vertreiben konnten.

Blade erhob sich wie ein Geist und lief zu seinem ramponierten Charger. Er sprang hinein, ließ den Motor aufheulen und fuhr mit durchdrehenden Reifen los. Während sich die Polizeiwagen näherten, schaltete er den Stickstoffoxid-Antrieb zu und beschleunigte, um endlich in der Dunkelheit zu verschwinden und die unangenehme Bescherung hinter sich zu lassen, die er zu verantworten hatte.

Zum ersten Mal in seinem Leben wusste Blade nicht, wie er weitermachen sollte.

Eine Stunde später schloss Danica im Hochhauskomplex Phoenix Towers die Tür hinter sich und legte ein digitales Videoband in den ultramodernen silbernen Player. Sie hockte sich hin und drückte auf Wiedergabe. Auf dem Monitor erschien eine körnige Aufnahme von Blade, wie er Gedge fertigmachte. Es war von recht weit oben aufgenommen worden.

Danica lächelte befriedigt, als sie sich das Chaos auf dem Bildschirm ansah, das Blade hinterlassen hatte.

Perfekt.

Endlich hatte sie diesen Freak von Daywalker.

2

Unten bei den Docks war es bitterkalt. Der Wind fuhr durch Grimwoods kurzgeschnittenes Haar, während er die Hände in die Hüften gestemmt dastand und darüber wachte, wie seine Vampircrew Danicas kostbare Fracht aus dem Bauch des Schiffs holte. Schwere Ketten glitten rasselnd über die Holzplanken des Decks, während Winden aufgestellt, überprüft und verankert wurden. Die Nacht war erfüllt von den Rufen der Crew, die die schwere Stahlkiste in Position brachte und dabei auf dem feuchten Metallboden des Frachtraums ins Rutschen geriet.

Grimwood zog an seiner Zigarette und ließ den heißen Rauch bis tief in seine Lungen vordringen. Er verspürte ein warmes Schaudern, als sich der Rauch in seinem kalten Inneren ausbreitete. Als Mensch hatte Grimwood pro Tag rund dreißig Zigaretten geraucht. Jetzt, als Vampir, schaffte er das gleiche Pensum in einer Stunde.

Asher tauchte neben Grimwood auf und kniff besorgt seine Augen zusammen, während er die Szene betrachtete, die sich vor ihm abspielte. „Ist er da drin auch wirklich sicher?“

„In dem Ding?“ Grimwood schnaubte. „So sicher wie meine Eier. Hör ihn dir nur an.“

Asher war darum bemüht, eben nicht hinzuhören. Aus der mannshohen Kiste drang ein unablässiges Knurren, das hin und wieder von einem Zischen oder Schnalzen unterbrochen wurde. Alle paar Minuten waren Laute zu hören, die auf Bewegungen im Inneren schließen ließen. Es war das Geräusch von Klauen, die an den Innenwänden kratzten, da der Gefangene rastlos von einer Ecke zur anderen wanderte, um einen Weg nach draußen zu suchen.

Misstrauisch sah Asher zu, wie die Vampircrew die Ketten nach unten dirigierte und an den riesigen Haken festmachte, die an alle vier Ecken an die Kiste geschweißt worden waren. Ein elektronisches Surren war zu hören, als die Winde in Aktion trat und die Stahlkiste hoch in die Luft hob. Er hielt den Atem an, als der Kran in Richtung Dock schwenkte, wo ein schwerer Army-Truck bereitstand, an dem ein halbes Dutzend menschlicher Dockarbeiter wartete. Selbst der kleinste Fehler würde sie alle teuer zu stehen kommen, vor allem weil Danica ihm den Transport ihrer lebenden Fracht anvertraut hatte. Wenn Asher diesen Job in den Sand setzte, stand ihm bei seiner Heimkehr ein Schicksal bevor, über das er lieber nicht nachdenken wollte.

Grimwood hustete abgehackt und Asher warf ihm einen gereizten Blick zu. Dünne Rauchschwaden drangen durch Grimwoods Kampfbekleidung, als sei er ein riesiges Sieb. Asher verzog das Gesicht und fuchtelte mit der Hand, um den Rauch zu vertreiben. „Kannst du das nicht mal nachsehen lassen?“

„Schon passiert, schau mal.“ Grimwood hob sein Oberteil an und zeigte Asher seinen muskulösen, tätowierten Bauch. Eine saubere Linie aus Stichen, die mit silbernem Pflaster bedeckt waren, verlief über seinen Bauch, der mit blutigen Quetschungen überzogen war. „Ich glaube, ich reagiere allergisch auf dieses Zeugs.“ Er kratzte an einem der Pflaster, worauf eine neue Rauchschwade austrat.

„Dann kratz nicht.“ Ungeduldig richtete Asher seine Aufmerksamkeit auf die leicht schaukelnde Kiste und ignorierte Grimwoods Murren. Er konnte es noch immer nicht fassen, dass sie dieses Himmelfahrtskommando wirklich durchzogen. Wachsam beobachtete er die Kiste. Er hoffte, dass sie wirklich standhalten würde. Das riesige metallene Behältnis wies – abgesehen von einer seitlich eingelassen Klapptür – praktisch keinerlei markante Merkmale auf. Diese Tür maß etwa einen halben Meter mal einen halben Meter. An ihrer oberen Kante war ein Sehschlitz eingelassen, etwa so groß wie die Einwurföffnung eines Briefkastens. Acht Zentimeter dicke Stäbe waren auf die Tür geschweißt worden, damit sie nicht geöffnet werden konnte.

Asher sah zwischen den Stäben hindurch, konnte aber nicht erkennen, was sich im Innern befand.

Er fand, dass ihr Gefangener mit einem Mal sogar sehr ruhig geworden war.

Er lauschte intensiver. Selbst sein überlegenes Vampirgehör konnte keine anderen Geräusche wahrnehmen als das Rauschen des Meeres und das Surren der Winde. Er steckte die Hände in die Taschen und wippte auf den Absätzen vor und zurück, während er hoffte, dass alles so bald wie möglich vorüber war. Das Ding in der Kiste bereitete ihm Gänsehaut.

„Wo ist Dan hin?“ fragte er und bemühte sich, in seiner Stimme nichts von seiner Gereiztheit mitklingen zu lassen.

„Ist nach Hause gegangen, weil sie duschen wollte, um das ganze Blut abzuwaschen.“ Grimwood kicherte. „Verdammte Verschwendung, wenn du mich fragst…“ Er leckte sich die Lippen und seine Augen funkelten belustigt.

Asher drehte sich abrupt um und warf Grimwood einen stechenden Blick zu. Der große Vampir verzog keine Miene und rauchte seelenruhig weiter. Das Licht der Deckscheinwerfer wurde von seinen Edelstahlzähnen reflektiert. Vor zwei Jahren hatte er Danica gegen bewaffnete Eindringlinge verteidigt und dabei seine Reißzähne verloren. Seitdem war er unausstehlich, und dieser jüngste Sieg machte es nur noch schlimmer.

Asher schob sich dicht an Grimwood heran. „Hör zu, du Neandertaler…“, zischte er, hielt dann aber inne.

„Was zum Teufel…“, ereiferte sich Grimwood.

„Schhhhht!“ Asher brachte ihn zum Schweigen und lauschte aufmerksam. Als er den Gesichtsausdruck seines Gegenübers sah, zog der große Vampir eine finstere Miene und schwieg.