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»Ich weiß nicht, ob wir das von Ihnen verlangen können. Sie stehen nicht unter Vertrag.«

»Nein«, sagte Edward.

Bernard maß ihn mit einem langen Blick, dann nickte er. »Ich werde Sie hinausbegleiten.«

»Da gibt es noch etwas«, sagte Edward. »Wissen Sie etwas über eine Frau namens Candice?«

»Vergil erwähnte, daß er eine Freundin dieses Namens habe.«

»Hatte, oder habe?«

»Ja, ich sehe, worauf Sie hinauswollen«, sagte Bernard. »Sie könnte ein Sicherheitsproblem sein.«

»Nein, das ist nicht, was ich meine«, erwiderte Edward mit Nachdruck. »Ganz und gar nicht, was ich meine.«

13

Bernard ging die gehefteten Papiere sorgfältig durch, den Kopf in die Hand gestützt. Während er die im Behördenformat gehaltenen Blätter wendete, vertiefte sich sein Stirnrunzeln.

Was in dem schwarzen Würfel vorging, reichte hin, ihm die Haare zu Berge stehen zu lassen. Die Information war keineswegs vollständig, aber seine Freunde in Washington hatten bemerkenswerte Arbeit geleistet. Das Paket war just eine halbe Stunde, nachdem Edward Milligan gegangen war, durch Sonderkurier eingetroffen.

Das Gespräch hatte eine abwehrende, beißende Scham in ihm zurückgelassen. Er sah in dem jungen Arzt eine weit entfernte Version seiner selbst, und der Vergleich schmerzte. War der berühmte Michael Bernard die letzten Monate in einem Nebel kapitalistischer Verführung umhergetappt?

Zuerst hatte Genetrons Angebot sauber und vorteilhaft ausgesehen — minimale Partizipation in den ersten Monaten, dann Status als Vaterfigur und Pionier, um das Ansehen der Firma zu fördern.

Er hatte entschieden zu lange gebraucht, um zu erkennen, wie nahe er dem Auslöser der Falle war.

Er blickte zum Fenster auf und erhob sich, die Jalousie hochzuziehen. Nun hatte er einen klaren Blick auf den Hügel, den schwarzen Würfel, die windgefegten Wolken jenseits.

Er witterte Unheil. Die Ironie wollte es, daß diejenigen, die im schwarzen Würfel arbeiteten, nicht hineingezogen würden; aber wenn Vergil Ulam die Entwicklung nicht ausgelöst hätte, dann wäre es früher oder später durch die andere Seite von Genetron geschehen.

Ulam hatte so abgeschlossen und so überstürzt gehandelt, daß eine gänzlich neue Situation entstanden war. Ohne es zu wissen, war er der militärischen Forschungsabteilung hart auf den Fersen gewesen und hatte sie schließlich überholt. Er hatte Erfolg gehabt, wo sie unter häufigen Rückschlägen und Fehlern zu leiden hatte. Und obwohl sie seine Aufzeichnungen seit Monaten studiert hatten (Kopien waren in mehrfacher Ausfertigung angefertigt worden), konnten sie seine Ergebnisse nicht wiederholen.

Tags zuvor erst hatte Harrison gemurmelt, daß Ulams Entdeckungen größtenteils zufällig gewesen sein müßten. Es war offensichtlich, warum er dies jetzt sagte.

Ulam war drauf und dran gewesen, seinen Erfolg anderswohin zu tragen, und die Regierung in eine prekäre Lage zu bringen. Die großen Tiere konnten das nicht zulassen, und konnten Ulam nicht trauen.

Er war der Inbegriff des verschrobenen Wissenschaftlers. Unberechenbar. Er hätte niemals eine Sicherheitsprüfung als unbedenklich bestehen können.

Als Genetron ihn hinausgeworfen hatte, war das Ausmaß seiner Entdeckung noch nicht bekannt gewesen, aber dann hatte er sie in ihren Träumen verfolgt. Sie konnten ihn jetzt nicht mehr ablehnen.

Bernard las die Papiere noch einmal durch, und fragte sich, wie er sich mit einem Minimum an Schaden aus der Affäre ziehen könne.

Sollte er? Wenn sie solche Dummköpfe waren, würde sein Können nicht von Nutzen sein — oder zumindest sein klares Denken? Er zweifelte nicht daran, daß er klarer denken konnte als Harrison und Yng.

Aber Genetrons Interesse an ihm beschränkte sich weitgehend auf seine Funktion als Galionsfigur. Wieviel Einfluß würde er haben, selbst nach dieser Wendung?

Er ließ die Jalousie wieder herunter. Dann nahm er den Hörer ab und wählte Harrisons Nummer.

»Ja?«

»Bernard.«

»O ja, Michael.«

»Ich werde jetzt Ulam rufen. Wir werden ihn heute hereinbringen. Halten Sie Ihre Leute bereit, auch die in der militärischen Abteilung.«

»Michael, das ist…«

»Wir können ihn nicht einfach da draußen lassen.«

Harrison überlegte. »Ja, ich stimme Ihnen zu.«

»Dann machen Sie sich daran!«

14

Edward aß in einem Schnellimbiß, und nachdem er fertig war, blieb er noch eine Weile sitzen, einen Arm auf dem Fensterbrett, und starrte hinaus zum vorbeifließenden Verkehr. Etwas war bei Genetron nicht in Ordnung. Er konnte sich auf seine Vermutungen stets verlassen; ein Teil seines Gehirns war reserviert für genaue Beobachtung und Aufzeichnung winziger Details. Da konnte es bisweilen vorkommen, daß er zwei und zwei zusammenzählte und eine beunruhigende Fünf erhielt, und eine Zwei konnte in Wirklichkeit eine Drei sein; er hatte es vorher bloß nicht bemerkt.

Bernard und Harrison verbargen eine sehr bedeutsame Tatsache. Genetron half nicht bloß einem Exangestellten in einem arbeitsbezogenen Problemfall, sondern man bereitete sich darauf vor, die Vorteile eines wissenschaftlichen Durchbruchs einzuheimsen. Aber sie konnten nicht allzu rasch handeln; das würde Argwohn erregen. Und vielleicht waren sie nicht sicher, daß sie die nötigen Geldmittel für eine Umsetzung großen Stils würden aufbringen können.

Er furchte die Stirn und versuchte die Kette seiner Überlegungen Glied für Glied noch einmal zu überprüfen. Sicherheit. Bernard hatte in Verbindung mit Candice die Frage der Sicherheit aufgeworfen. Vielleicht sorgten sie sich um Sicherheitsfragen, teilten die Furcht vor Industriespionage, die jedes private Forschungsunternehmen an der Torrey Pines Road längst zu Bollwerken aus Beton und elektrisch geladenem Stacheldraht gemacht hatte, dem kritischen Blick der Öffentlichkeit entzogen. Aber das konnte nicht alles sein.

Sie konnten nicht so einfältig und kurzsichtig sein wie Vergil; sie mußten wissen, daß viel zu wichtig war, was mit Vergil geschah, um es unter dem Topfdeckel ihres Unternehmens zu halten.

Darum hatten sie sich an die Regierung gewandt. War das eine zu rechtfertigende Annahme? (Vielleicht war es etwas, das er tun sollte, ob Genetron es getan hatte, oder nicht.) Und die Regierung handelte so rasch wie möglich — das heißt, in einem Zeitraum von Tagen oder Wochen —, um ihre Entscheidungen zu treffen, Pläne vorzubereiten und zu handeln. In der Zwischenzeit war Vergil unbeaufsichtigt. Genetron wagte gegen seinen Willen nichts zu unternehmen; Firmen, die sich mit Genforschung befaßten, wurden von der Öffentlichkeit bereits argwöhnisch genug beobachtet, und ein Skandal konnte weit mehr Schaden anrichten als die Pläne, Aktien auszugeben, zunichte zu machen.

Vergil war auf sich selbst zurückgeworfen, zumindest einstweilen. Und Vergil war kein verantwortungsbewußter Mensch. Er lebte derzeit jedoch unter selbstauferlegter Isolation, blieb in der Wohnung (oder etwa nicht?), erlitt seine geistige Transformation, war gefangen in seiner psychosenerzeugenden Ekstase, erfüllt von den Hirngespinsten seiner Entdeckung.

Mit einem Schreck wurde Edward klar, daß er der einzige war, der etwas tun konnte.

Er war unter allen Eingeweihten der am wenigsten Verantwortliche.

Es war an der Zeit, zu Vergils Wohnung zurückzukehren und zumindest die Ereignisse zu beobachten, bis die großen Tiere auf dem Schauplatz des Geschehens erschienen.

Unterwegs dachte Edward über Veränderung nach. Es gab nur ein gewisses Maß von Veränderung, das ein einzelnes Individuum ertragen konnte. Neuerung, sogar radikale Neuschöpfung, war eine Notwendigkeit, aber die Ergebnisse mußten umsichtig angewendet werden, und nur nach sorgfältiger Überlegung aller relevanten Gesichtspunkte. Nichts durfte erzwungen oder auferlegt werden. Das war das Ideal. Alle sollten das Recht haben, den bestehenden Zustand beizubehalten, bis sie anders entschieden.