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»Er wollte seine… Mikroben freisetzen. Noozyten. Was immer sie jetzt sind.«

»Haben Sie seine Freundin gefunden?«

»Ja.«

»Was haben Sie mit ihr getan?«

»Mit ihr getan? Nichts. Sie war in der Duschkabine. Aber hören Sie…«

»Sie war verschwunden, als wir kamen, wir fanden nichts als ihre Kleider. Haben Sie sie auch getötet?«

»Hören Sie, Doktor! Ich habe Vergils Mikroben in mir.

Und Sie auch.« Am anderen Ende blieb es eine Weile still, dann ein tiefes Seufzen. »Ja?«

»Haben Sie irgendeine Methode ausgearbeitet, sie unter Kontrolle zu bringen, das heißt, in unseren Körpern?«

»Ja.« Dann, leiser: »Nein. Noch nicht. Antimetaboliten, kontrollierte Strahlentherapie, Aktinomycin. Wir haben nicht alles erprobt, aber… nein.«

»Das wär’s dann, Dr. Bernard.«

Eine weitere längere Pause. »Hm.«

»Ich werde jetzt zu meiner Frau zurückgehen, um mit ihr zu verbringen, was uns an Zeit noch geblieben ist.«

»Ja«, sagte Bernard. »Danke für Ihren Anruf.«

»Ich werde jetzt auflegen.«

»Selbstverständlich. Leben Sie wohl.«

Edward legte auf und schloß seine Arme um Gail.

»Es ist eine Krankheit, nicht wahr?« sagte sie.

Edward nickte. »Das ist es, was Vergil gemacht hat. Eine Krankheit, die denkt. Ich glaube kaum, daß es Möglichkeiten gibt, eine intelligente Seuche zu bekämpfen.«

16

Harrison durchblätterte das Verfahrenshandbuch und machte sich methodisch Notizen. Yng saß in einem Ledersessel in der Ecke, die Fingerspitzen vor dem Gesicht zu einer Pyramide aneinandergelegt. Sein langes, glattes schwarzes Haar fiel ihm über die Brillengläser. Bernard stand vor dem schwarzen Resopaltisch, beeindruckt von der Qualität des Stillschweigens. Endlich lehnte Harrison sich vom Schreibtisch zurück und hielt seinen Notizblock in die Höhe.

»Erstens, wir sind nicht verantwortlich. So lese ich es. Ulam führte seine Forschungen heimlich ohne unsere Genehmigung durch.«

»Aber wir feuerten ihn nicht, als wir davon erfuhren«, konterte Yng. »Das wird man uns vor Gericht ankreiden.«

»Wir werden uns später um alles das sorgen«, sagte Harrison. »Allerdings sind wir dafür verantwortlich, daß die Behörden verständigt werden. Es ist zwar kein Behälterleck oder sonst ein technischer Defekt, aber…«

»Keiner von uns, nicht einer von uns dachte, daß Ulams Zellen außerhalb des Körpers lebensfähig sein könnten«, sagte Yng und steckte die Finger beider Hände ineinander.

»Es ist durchaus möglich, daß sie es anfangs nicht waren«, sagte Bernard, gegen seinen Willen in die Diskussion gezogen. »Es ist offensichtlich, daß eine beachtliche Entwicklung stattgefunden hat, seit Ulam sich seine veränderten Lymphozyten injizierte. Selbstgeleitete Entwicklung.«

»Ich weigere mich noch immer zu glauben, daß Ulam intelligente Zellen schuf«, sagte Harrison. »Unsere eigene Forschung im militärischen Bereich hat gezeigt, wie schwierig das sein würde. Wie bestimmte er ihre Intelligenz? Wie bildete er sie aus? Nein — etwas…«

Yng lachte. »Ulams Körper wurde umgewandelt, neu entworfen… Wie können wir daran zweifeln, daß hinter der Transformation eine Intelligenz wirkte?«

»Meine Herren«, sagte Bernard, »das ist alles akademisch. Werden wir die Behörden verständigen oder nicht?«

»Was, zum Kuckuck, sollen wir ihnen sagen?«

»Daß wir uns alle im Frühstadium einer sehr gefährlichen Infektion befinden«, sagte Bernard, »die in unseren Laboratorien von einem Forscher, der inzwischen daran gestorben ist, erzeugt wurde.«

»Der ermordet wurde«, sagte Yng.

»Und daß die Infektion sich mit alarmierender Schnelligkeit ausbreitet.«

»Ja«, sagte Yng, »aber was können die Gesundheitsbehörden tun? Die Seuche, wenn man es so nennen kann, hat sich inzwischen über den ganzen Kontinent ausgebreitet.«

»Nein«, widersprach Harrison, »nicht ganz so weit. Vergil war ein Eigenbrötler, hatte nicht viele Kontakte. Sie könnte noch auf Südkalifornien begrenzt sein.«

»Er hatte Kontakt mit uns«, meinte Yng. »Sind Sie der Meinung, daß wir angesteckt sind?«

Bernard bejahte.

»Gibt es etwas, was wir persönlich tun können?«

Er tat so, als überlege er, dann schüttelte er den Kopf. »Wenn Sie mich entschuldigen wollen, es gibt Arbeit zu tun, bevor wir die Behörden verständigen.« Er verließ den Konferenzraum und ging den äußeren Korridor entlang zur Treppe. Im Eingang zum Westflügel war ein Münzfernsprecher. Bernard zog seine Kreditkarte aus der Brieftasche, steckte sie in den Schlitz und wählte die Nummer seines Büros in Los Angeles.

»Bernard hier«, sagte er. »Ich werde in Kürze zum Flughafen San Diego fahren. Ist George erreichbar?« Mehrere Anrufe wurden gemacht, dann kam George Dilman, sein Flugmechaniker und Gelegenheitspilot, an die Leitung. »George, es tut mir leid, daß ich so kurzfristig disponieren muß, aber es handelt sich um eine Art Notfall. Die Maschine sollte in anderthalb Stunden voll aufgetankt bereitstehen.«

»Wohin diesmal?« fragte Dilman, der lange Flüge ohne Vorankündigung gewohnt war.

»Europa. In ungefähr einer halben Stunde werde ich genaueres durchgeben, damit Sie einen Flugplan machen können.«

»In Ordnung, Doktor.«

»Anderthalb Stunden, George.«

»Wir werden bereit sein.«

»Ich fliege allein.«

»Doktor, ich würde lieber…«

»Allein, George.«

George seufzte. »In Ordnung.«

Er behielt den Hörer in der Hand und drückte eine siebenundzwanzigstellige Zahl, beginnend mit seinem Satellitenschlüssel und endend mit einer Zerhacker-Kennzahl. Eine Frau meldete sich auf deutsch.

»Dr. Heinz Paulsen-Fuchs, bitte.«

Sie stellte keine Fragen. Wer auf dieser Leitung durchkam, war wichtig genug, daß der Doktor mit ihm sprach. Einige Sekunden später meldete sich Paulsen-Fuchs. Bernard blickte unbehaglich in die Runde, um zu sehen, ob er beobachtet wurde.

»Heinz, hier ist Michael Bernard. Ich muß Sie um einen ziemlich extremen Gefallen bitten.«

»Herr Dr. Bernard, immer willkommen, immer willkommen! Was kann ich für Sie tun?«

»Haben Sie auf Ihrem Werksgelände in Wiesbaden ein Labor mit Totalisolation, das Sie innerhalb eines Tages freimachen können?«

»Zu welchem Zweck? Entschuldigen Sie, Michael, ist es kein günstiger Zeitpunkt, danach zu fragen?«

»Nein, ich fürchte nicht.«

»Wenn es ein ernster Notfall ist, nun ja, ich denke, es läßt sich machen.«

»Gut. Ich werde dieses Labor benötigen, und ich werde Ihren firmeneigenen Landeplatz benutzen müssen. Sobald ich meine Maschine verlasse, muß ich sofort in einen Isolationsanzug und in einen versiegelten Transportwagen für biologische Stoffe gesteckt werden. Dann wird meine Maschine auf der Rollbahn angezündet und der gesamte Umkreis mit desinfizierendem Schaum besprüht werden müssen. Ich werde Ihr Gast sein, wenn Sie es so nennen können, und zwar auf vorerst unbestimmte Zeit. Das Labor sollte so eingerichtet sein, daß ich dort leben und meine Arbeit tun kann. Dazu werde ich einen Datenanschluß mit allen Möglichkeiten benötigen.«

»Sie sind mir nicht als ein Trunkenbold bekannt, Michael. Und Sie sind niemals labil gewesen, nicht in der Zeit, die wir zusammen verbracht haben. Das hört sich sehr ernst an. Sprechen wir über eine Infektion, Michael? Ein Behälterleck, vielleicht?«

Bernard fragte sich, wie Paulsen-Fuchs erfahren haben konnte, daß er mit Gentechnik befaßt war. Oder vermutete er es nur? »Es handelt sich um einen extremen Notfall, Heinz. Können Sie mir helfen?«

»Wird alles erklärt werden?«

»Ja. Und es wird Ihnen und Ihrem Land zum Vorteil gereichen, frühzeitig informiert zu sein.«