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»Ja, etwas verdreht um den Wulst«, sagte Gogarty. »Dies ist die einzige Form, die im Licht der verfügbaren Informationen einen Sinn ergibt. Und niemand außer mir wird aus dieser Form schlau. Ich nehme an, sie wird meine Aktie auf dem wissenschaftlichen Markt um einen guten Sprung steigen lassen. Wenn ich recht habe, und ich glaube daran, stehen uns noch weit mehr Schwierigkeiten bevor, als wir glauben, Dr. Bernard — oder viel weniger, je nachdem, welche Art von Schwierigkeiten wir erwarten.«

Bernard spürte, daß das Diagramm intensiv studiert und aufgenommen wurde. Die Noozyten unterbrachen sogar für Sekunden ihr ständiges Einwirken auf seinen Geist.

»Sie geben meinen kleinen Kollegen viel zu denken, Professor.«

»Ja, und ihre Reaktionen?«

Bernard schloß die Augen.

Nachdem mehrere Sekunden vergangen waren, öffnete er wieder die Augen und schüttelte den Kopf. »Nicht ein Wort«, sagte er. »Tut mir leid.«

»Nun, ich hatte nicht viel erwartet.«

Paulsen-Fuchs schaute auf seine Armbanduhr. »Ist das alles, Dr. Gogarty?«

»Nein, noch nicht ganz. Dr. Bernard, die Seuche kann sich nicht über Nordamerika hinaus verbreiten. Oder, genauer gesagt, über einen Umkreis von siebentausend Kilometern hinaus, wenn die Noozyten in jenem Weltteil eine gleichmäßige Verbreitungsdichte erreicht haben.«

»Warum nicht?«

»Weil es bereits zu viele von ihnen gibt. Verbreiten sie sich über diesen Radius hinaus, so würden sie ein ganz eigentümliches Phänomen erzeugen — einen Teil der Raumzeit, der viel zu eingehend beobachtet wird. Das Territorium würde außerstande sein, sich zu entwickeln. Zuviel brillante Theoretiker, verstehen Sie? Es würde ein Erstarrungszustand eintreten, ein Zusammenbruch auf Quantenebene. Eine Einzigartigkeit. Ein Schwarzes Loch des Denkens. Die Zeit würde ernstlich deformiert, und die Auswirkungen könnten die Erde zerstören. Ich vermute, sie haben ihr Wachstum in Kenntnis dieser Zusammenhänge begrenzt.« Gogarty wischte sich die Stirn mit einem Taschentuch und seufzte.

»Wie verhinderten sie die Detonation der Gefechtsköpfe?« fragte Bernard.

»Ich würde sagen, sie haben gelernt, isolierte und sehr starke Beobachtungszentren zu schaffen. Sie verleiten Billionen von Beobachtern dazu, eine kleine, vorübergehende Zone veränderter Raumzeit zu etablieren. Eine Zone, wo physikalische Vorgänge so sehr verschieden sind, daß Gefechtsköpfe nicht detonieren. Die Lebensdauer solch einer Zone ist natürlich sehr begrenzt, da sie in Widerspruch zu den physikalischen Gesetzen des Universums steht, aber sie währt lange genug, um eine atomare Vernichtung zu verhüten.«

»In diesem Zusammenhang habe ich eine entscheidende Frage«, fuhr er nach kurzer Pause fort, »befinden Ihre Noozyten sich in Kommunikation mit Nordamerika?«

Bernard lauschte in sich hinein und erhielt keine Antwort.

»Ich weiß es nicht«, sagte er. »Sie können in Verbindung sein, ohne Funk oder ähnliche vertraute Mittel zu gebrauchen. Wenn sie die Wirkungen beherrschen können, die sie auf den lokalen Bereich haben, könnten sie Wellen subtil deformierter Zeit erzeugen. Ich fürchte, wir besitzen keine Instrumente, die empfindlich genug wären, solche Signale auszumachen.«

Paulsen-Fuchs stand auf und tippte bedeutsam auf seine Uhr.

»Heinz«, sagte Bernard, »ist das der Grund, warum mir Nachrichten vorenthalten wurden? Warum hörte ich nicht von dem russischen Angriff?«

Paulsen-Fuchs antwortete nicht. »Können Sie etwas für Mr. Gogarty tun?« fragte er.

»Nicht sofort. Ich…«

»Dann werden wir Sie jetzt Ihrer Kontemplation überlassen.«

»Augenblick, Heinz! Was, zum Teufel, geht vor? Mr. Gogarty würde offensichtlich gern mehr Zeit mit mir verbringen, und ich mit ihm. Warum die Einschränkungen?«

Gogarty blickte peinlich berührt von einem zum anderen.

»Sicherheitsvorschriften, Michael«, sagte Paulsen-Fuchs. »Kleine Pötte haben große Ohren, wissen Sie.«

Bernards Reaktion war ein jähes, bellendes Auflachen. »Freut mich, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, Professor Gogarty«, sagte er.

»Ganz meinerseits«, sagte Gogarty. Das Mikrofon im Nebenraum wurde ausgeschaltet, und die beiden Männer gingen. Bernard trat hinter den Toilettenvorhang und urinierte. Sein Urin war rötlich purpurn.

Du bist ihnen nicht übergeordnet? Sie befehlen dir?

— Solltet ihr noch nicht darauf gekommen sein: ich bin durchaus sterblich. Was ist mit meinem Urin? Er ist purpurn.

Phenyle und Ketone werden ausgestoßen. Wir müssen MEHR ZEIT mit der Untersuchung deines hierarchischen Status VERBRINGEN.

»Ich bin eine kleine Nummer«, sagte er laut. »Eine sehr kleine Nummer jetzt.«

35

Das Feuer knisterte fröhlich und warf breite, undeutliche Baumschatten auf die historischen alten Gebäude von Fort Tejon. April Ulam stand dem Feuer abgewandt, die Arme vor der Brust verschränkt, und ihr zerrissenes Gewand wehte leicht in der kühlen Abendbrise. Jerry stocherte mit einem Stecken im Feuer und schaute seinen Zwillingsbruder an. »Was haben wir nun eigentlich gesehen?«

»Die Hölle«, sagte John mit Entschiedenheit.

»Wir sahen Los Angeles, meine Herren«, sagte April, ohne sich umzuwenden.

»Ich habe nichts wiedererkannt«, meinte John. »Nicht mal wie Livermore, oder die Felder und Weiden. Ich meine…«

»Es war einfach nichts wirklich«, beendete Jerry den Satz für ihn. »Einfach ein… ein Durcheinander.«

April machte kehrt, zog ihr Gewand hoch und ließ sich auf einen Holzklotz nieder. »Ich finde, wir sollten einander erzählen, was wir sahen, so genau, wie wir es beschreiben können. Ich werde anfangen, wenn Sie einverstanden sind.«

Jerry zuckte die Achseln. John starrte ins Feuer.

»Ich glaube, ich erkannte die Umrisse des San Fernando- Tales. Es sind zehn Jahre vergangen, seit ich zuletzt Los Angeles besuchte, aber ich erinnere mich, wie ich über die Höhen kam, und dort war Burbank, und dort Glendale… Ich erinnere mich bloß nicht mehr, wie sie damals aussahen. Dunstige Luft. Es war heiß, nicht wie jetzt.«

»Der Dunst ist noch da«, meinte Jerry. »Aber er sieht nicht mehr genauso aus.«

»Purpurner Dunst«, sagte John kopfschüttelnd.

»Nun, wenn Sie mir zustimmen, daß wir das Tal sahen…«

»Ja«, sagte Jerry. »Das vielleicht.«

»Dann war etwas in dem Tal, weit ausgebreitet.«

»Aber nicht fest. Nicht aus festem Material gemacht«, sagte John.

»Einverstanden«, sagte April. »Wie sollen wir es dann nennen — Energie?«

»Sah aus wie ein Gemälde von Jackson Pollock auf einer Töpferscheibe«, sagte Jerry.

»Oder ein Picasso«, sagte John.

»Meine Herren, ich stimme zu, und berichtige ein wenig: für meine Begriffe sah es genau wie ein Vasarely aus.«

»Kenne ich nicht«, sagte Jerry. »In der Mitte drehte sich etwas. Ein Tornado.«

Sie nickte. »Ja. Aber was für ein Tornado?«

John rieb sich die Augen und blinzelte. »Am Boden ausgebreitet, und alle Arten von Speichen gingen davon aus — wie Blitze, aber nicht leuchtend. Wie Schatten von Blitzen.«

»Die immer nur für kurze Zeit zu sehen waren«, sagte John, »und dann verschwanden.«

»Wie ein tanzender Tornado, vielleicht«, schlug April vor.

Die Zwillinge nickten.

»Ich sah Ketten oder Scheiben, die sich unter dem Tornado hinein- und herausschlängelten«, fuhr sie fort. »Sie auch?«

Beide schüttelten die Köpfe.

»Und auf den Hügeln bewegten sich Lichter, als ob Glühwürmchen zum Himmel hinaufkröchen.« Sie hatte wieder ihr exaltiertes Aussehen angenommen und starrte wie in träumerischer Verzückung über das Feuer hin. John stützte den Kopf in die Hände.