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Seine Reise hat noch nicht einmal begonnen. Er ist noch immer in der Zwischenschicht, nicht groß, nicht klein. Ein Teil von ihm verläßt sich noch immer auf sein universumgroßes Gehirn, das die Gedanken nach wie vor an den Zellen entlang leitet, statt durch sie hindurch.

Der Schwebezustand wird zu einer hinausgezogenen Bewußtlosigkeit, das Denken wie ein Faden gezogen, bis es in ein winziges Nadelöhr paßt. --------------

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Auf einmal ist seine Welt erfüllt von Tätigkeit und Einfachheit. Es gibt kein Licht, aber es gibt Geräusch, Geräusch, das ihn in gewaltigen, trägen Wellen durchwogt, nicht gehört, aber durch seine hundert Zellen gefühlt. Die Zellen pulsieren, trennen sich, ziehen sich zusammen, je nach dem Strom der Flüssigkeit. Er ist in seinem eigenen Blut. Er kann die Gegenwart der Zellen schmecken, die sein neues Wesen ausmachen, und von Zellen, die nicht unmittelbar von ihm sind. Er kann das Kratzen von Mikroröhren fühlen, die sein Cytoplasma antreiben. Am bemerkenswertesten aber ist, daß er — und das ist tatsächlich die Grundlage allen Empfindens — das Cytoplasma selbst fühlen kann.

Dies ist jetzt die Grundlage seines Seins, der Strom elektrisierender Empfindung reinen Lebens. Er ist sich der messerscharfen chemischen Balance zwischen Belebtheit und toter Gallerte bewußt, der geordneten Funktionen von Wurzeln, Hierarchie, Wechselwirkung. Zusammenarbeit. Er ist Individuum, und zugleich ist er jedes der Mitglieder seiner Gruppe, der anderen Hundert-Zellen-Ansammlungen stromaufwärts, stromabwärts. Die Gefährten stromabwärts sind so fern, chemisch so isoliert, als befänden sie sich am Grund eines tiefen Brunnens; die Gefährten stromaufwärts sind stark und reich.

Er kann die Mechanismen seines Denkens so wenig ergründen, wie er es in seinem universumgroßen Gehirn vermochte. Das Denken erhebt sich über die chemischen Vorgänge, die Wechselwirkungen innerhalb seiner Gruppe und die Prozesse in seinen Zellen. Das Denken ist die Kombination, die Sprache aller Wechselwirkung.

Das Empfinden entlang den Membranen seiner Zellen ist außerordentlich stark. Hier empfängt und fühlt er den Druck gewaltiger molekularer Botschaften von außen. Er nimmt datenübertragende Plasmide auf, gießt Information aus ihnen, absorbiert sie in sein Wesen, dupliziert jene Teile, die von anderen unter seinen Gefährten benötigt werden. Nun kommen die Klumpen in rascher Folge, und in dem Maße, wie er sie aufbricht und ausgießt, jeder Strang von Molekülen eine Bibliothek, findet er, daß Stücke von Michael Bernard zu ihm zurückkehren.

Der riesige Bernard ist umschlossen von einer winzigen, aus hundert Zellen bestehenden Gruppe. Er fühlt, daß es auf der Ebene der Noozyten tatsächlich ein menschliches Wesen gibt — ihn selbst.

Willkommen.

— Ich danke euch.

Er fühlt ein Gruppenmitglied als eine Geschmacksvielfalt, in allen nur denkbaren Spielarten von Süßigkeit und Fülle. Die Kameradschaft ist überwältigend. Er liebt seine Gruppe (wie kann er etwas anderes lieben?). Er ist ein integraler Teil von ihr, seinerseits geliebt und benötigt.

Plötzlich schmeckt er die Wand eines Kapillargefäßes. Er ist Mitglied der Forschungsgruppe, die Information weitergibt, indem sie Pakete von Nukleinsäuren erzeugt. Absorbiert, umgestaltet, weitergibt, absorbiert…

Hinaus! Durchstoßen!

Das ist seine Anweisung. Er wird das Kapillargefäß verlassen und in das Gewebe eindringen.

Laß eine Portion draußen im Datenstrom!

Er drängt sich zwischen die Kapillarzellen — unterstützenden Zellen, die selbst keine Noozyten sind — und macht sich in der Wand fest. Nun wartet er auf Daten in Gestalt strukturierter Proteine, Hormone und Pheromone, Nukleinsäureketten, vielleicht sogar Daten in Form »geschneiderter« Zellen, Viren oder domestizierter Bakterien. Er benötigt nicht nur grundlegende Nährstoffe, die dem Blutserum leicht entnommen werden können, sondern auch Vorräte von den Enzymen, die ihm die Aufnahme und Verarbeitung von Daten, das Denken schlechthin gestatten. Diese Enzyme werden von »geschneiderten« Bakterien geliefert, die sowohl herstellen als auch liefern.

Das Blut ist ein Highway an Daten, eine Fernverbindung, eine Symphonie von Informationen und Anweisungen. Es ist ein Genuß, die reichhaltige Suppe zu verarbeiten und zu modifizieren. Die Information hat ihre eigene Geschmacksvielfalt und ist wie ein Lebewesen, imstande, sich im Blut zu verändern, sofern sie nicht sorgfältig überwacht, von Zuwächsen befreit und geschnitten wird. Worte können nicht übermitteln, was er tut. Sein ganzes Sein ist erfüllt vom Geplapper des Interpretierens und Verarbeitens.

Er fühlt die schwindelerregende Spirale der Rekursion, denkt über seine eigenen winzigen Denkprozesse nach — Moleküle, die über Moleküle nachdenken, über sich selbst Buch führen —, verwendet Wörter, die bis jetzt keinen Platz in diesem Bereich hatten. Es ist, als bringe er Gottes an einem Baum gerichtetes Wort hinab zu dem Baum und spreche es, beobachte, wie der Baum in errötender Verwirrung aufblüht.

Du bist die Macht, die sanfte Kraft, der reichhaltigste Geschmack von allem… die höchste Botschaft von stromaufwärts.

Seine Gefährten nähern sich ihm, versammeln sich um sein Anhängsel im Blut, umdrängen ihn. Er ist wie ein Mönch, der in einem Kloster plötzlich vom Atem Gottes inspiriert ist. Die anderen Mönche versammeln sich, beseelt von der Sehnsucht nach Teilhabe, nach einer Berührung, einem Zeichen der Entsühnung und Wegweisung. Es ist berauschend. Er liebt sie, weil sie seine Gruppe sind; ihr Empfinden für ihn geht über Liebe hinaus, denn er ist die Quelle.

Die Befehlsgruppen wissen, daß er selbst Teil einer größeren Hierarchie ist, aber diese Information ist noch nicht bis hinab zu der Ebene gedrungen, die er jetzt bewohnt. Die gewöhnlichen Gruppen sind noch von Ehrfurcht erfüllt.

Du bist der Strom allen Lebens. Du hältst den Schlüssel zum Offnen und Schließen von Puls und Stille.

— Weiter, sagt er. Führt mich weiter und zeigt mir euer Leben!

38

»Suzy. Wach auf!«

Suzy zwinkerte, schlug die Augen auf. Kenneth und Howard standen über sie gebeugt. Sie hob ein wenig den Kopf sah die blau getünchten Wände ihres Zimmers. Sie hatte die Decke bis zum Hals hochgezogen. »Kenny?«

»Mama wartet.«

»Howard?«

»Komm mit, Sämling!« So hatte Kenneth sie immer genannt. Sie schlug die Decke zurück, dann zog sie sie wieder hoch; sie hatte noch immer Bluse und Schlüpfer an, nicht ihren Schlafanzug.

»Ich muß mich anziehen«, sagte sie.

Howard reichte ihr die Jeans. »Mach schnell!« Sie verließen das Zimmer und schlossen die Tür hinter sich. Sie schwang die Beine über die Bettkante und steckte sie in die Hosenbeine, dann stand sie auf und zog den Hosenbund höher, schloß den Reißverschluß und den Knopf darüber. Ihr Knie schmerzte nicht. Die Schwellung war zurückgegangen, und alles schien in Ordnung. Ihr Mund hatte einen komischen Geschmack. Sie hielt Ausschau nach der Taschenlampe und dem Transistorradio. Beide lagen am Boden neben dem Bett. Sie hob sie auf, öffnete die Tür und trat hinaus in den Gang. »Kenny?«

Howard nahm sie beim Arm und führte sie zum Schlafzimmer der Mutter. Die Tür war geschlossen. Kenneth legte die Hand auf die Klinke und öffnete, und sie bestiegen den Aufzug. Howard drückte den Knopf für Restaurant und Aussichtsraum.