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Elizabeth sah Alec an. »Und du? Meinst du das auch?«

»Ich glaube, wir stimmen hier alle überein, Elizabeth.«

Nachdenklich lehnte sie sich zurück. Rhys sammelte ein paar Papiere zusammen, stand auf und kam zu ihr. »Ich habe alle notwendigen Dokumente hier. Sie brauchen nur zu unterschreiben.«

Elizabeth sah auf die Unterlagen vor sich. »Und wenn ich unterschreibe, was passiert dann?«

Charles machte sich zum Sprecher. »Ein Dutzend internationaler Maklerfirmen ist bereit, die Aktien auf den Markt zu bringen, und zwar zu einem vorher vereinbarten Garantiepreis. Bei einem derart großen Angebot melden sich natürlich nicht nur Privataktionäre, sondern auch Institutionen.«

»Mit anderen Worten:    Banken und Versicherungsgesellschaften?« fragte Elizabeth.

Charles nickte. »Genau.«

»Und die entsenden dann ihre Leute in den Vorstand?«

»Das ist so üblich.«

»Was bedeutet, dass sie die Kontrolle über Roffe und Söhne übernehmen.«

Schnell fiel Ivo ein: »Wir bleiben doch weiterhin im Direktorium.«

Elizabeth wandte sich an Charles. »Du hast gesagt, einige Maklerfirmen stehen parat.«

Charles nickte. »Ja.«

»Warum ist es dann nicht schon vorher geschehen?«

Er sah sie erstaunt an. »Ich verstehe nicht, was -«

»Wenn allgemeine Übereinstimmung besteht, es wäre das beste, den Familienbesitz aufzulösen und Anteile in die Hände von Außenstehenden zu legen, wenn das so ist, warum hat man es dann nicht schon längst getan?«

Unbehagliches Schweigen senkte sich über die Runde. Schließlich meldete sich Ivo. »Die Entscheidung muss einstimmig erfolgen, cara.«

»Und wer hat nicht zugestimmt?« fragte Elizabeth.

Diesmal war das Schweigen noch beredter.

Schließlich sagte Rhys: »Sam.«

Und auf einmal war Elizabeth klar, was sie so eigenartig berührte, als sie den Raum betreten hatte. Alle hatten ihr Beileid bekundet, Trauer und Schock über den Tod ihres Vaters gezeigt. Gleichzeitig aber war eine Atmosphäre von unterdrückter Erregung merkbar, etwas wie - Elizabeth fand kein anderes Wort dafür -Siegesstimmung. Da hatten sie alle Papiere fein säuberlich vorbereitet, alles war parat. Sie brauchen nur zu unterschreiben, Liz. Aber wenn sie alle das Richtige im Sinn hatten, warum hatte ihr Vater sich dagegen gesträubt?

Sie wiederholte die Frage laut.

»Sam hatte seine eigenen Ansichten«, erläuterte Walther. »Dein Vater konnte sehr dickköpfig sein.«

Genau wie der alte Samuel, schoss es Elizabeth durch den Sinn. Lass niemals einen freundlichen Fuchs in deinen Hühnerstall. Eines Tages bekommt er doch Hunger. Sam hatte nicht verkaufen wollen. Dafür musste er einen guten Grund gehabt haben.

Ivo sagte gerade: »Glaube mir, cara, du überlässt das alles am besten uns. Von diesen Dingen verstehst du nichts.«

»Das würde ich aber gern«, entgegnete Elizabeth ruhig.

»Warum willst du dir unnötige Mühe machen?« hielt ihr Walther entgegen. »Sobald dein Anteil verkauft ist, schwimmst du geradezu in Geld, hast mehr, als du je ausgeben könntest. Du kannst gehen, wohin du willst, und das Leben in vollen Zügen genießen.«

Hatte Walther nicht vollkommen recht? Warum sollte sie sich eigentlich in diese schwierigen Angelegenheiten einlassen? Sie brauchte nur ihren Namen unter die Papiere zu setzen, und ein Leben in Freiheit lag vor ihr.

Charles war ungeduldig geworden. »Elizabeth, du verschwendest doch jetzt nur Zeit. In Wirklichkeit hast du gar keine andere Wahl.«

Und im selben Moment wusste Elizabeth: Sie hatte sehr wohl die Wahl. Genau wie ihr Vater die Wahl gehabt hatte. Sie konnte das Feld räumen und die anderen mit dem Konzern machen lassen, was ihnen beliebte. Oder sie konnte bleiben und herausfinden, warum sie alle so darauf versessen waren, ihre Anteile so schnell wie möglich zu versilbern. Und warum sie hier derart unter Druck gesetzt wurde. Ja, Druck - das war das richtige Wort. Er war so stark, dass sie ihn fast körperlich spürte. Jeder im Raum wollte sie geradezu hypnotisieren, damit sie unterschrieb.

Sie warf Rhys einen Blick zu. Was der wohl in Wirklichkeit dachte? Aus seiner Miene war nichts abzulesen. Dann sah sie Kate Erling an. Die hatte ihrem Vater so lange als Sekretärin gedient. Wie gern hätte Elizabeth sie für kurze Zeit allein gesprochen. Aber alle blickten sie an, warteten auf ihre Einwilligung.

»Ich werde nicht unterschreiben«, hörte sie sich sagen. »Jetzt nicht.«

Einen Augenblick lang hätte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können. Es war, als stünden alle plötzlich unter Schockwirkung. Walther fand als erster Worte. »Ich verstehe dich nicht, Elizabeth.« Sein Gesicht war plötzlich aschgrau geworden. »Natürlich musst du unterschreiben. Alles ist in die Wege geleitet.«

Charles konnte seinen Zorn kaum unterdrücken. »Walther hat ganz recht. Du musst unterschreiben!«

Und dann redeten alle auf einmaclass="underline" Ein Orkan von Worten prasselte auf sie nieder.

»Warum willst du nicht unterschreiben?« forderte Ivo Auskunft.

Was sollte sie erwidern? Weil mein Vater es nicht unterschreiben wollte? Nein, das ging nicht. Weil ihr mich so drängt? Instinktiv fühlte sie: Irgend etwas stimmte nicht. Und sie war entschlossen dahinterzukommen. Laut sagte sie nur: »Ich brauche noch etwas Zeit zum Nachdenken.«

Die Männer sahen sich an.

»Wieviel Zeit, cara?« fragte Ivo.

»Wie soll ich das jetzt schon wissen? Ich möchte erst mal verstehen lernen, um was es hier überhaupt geht.«

Walther explodierte. »Verdammt noch mal, können wir denn nicht -«

Energisch brachte Rhys ihn zum Schweigen. »Für mein Gefühl hat Elizabeth vollkommen recht.«

Alle drehten ihm die Köpfe zu. »Man muss ihr die Chance geben«, fuhr Rhys fort, »sich ein klares Bild von den Problemen des Konzerns zu verschaffen, bevor sie sich entscheidet.«

Sie verdauten, was er gesagt hatte.

»Ja, ich stimme dem zu«, sagte Alec dann.

Charles konnte sich den bitteren Hinweis nicht verkneifen: »Liebe Leute, es kommt gar nicht darauf an, ob wir zustimmen oder nicht. Elizabeth hat das Sagen.«

Ivo sah seine Kusine an. »Cara - wir brauchen bald eine Entscheidung.«

»Und ihr sollt sie haben«, versprach Elizabeth.

Alle sahen sie an. Die Gedanken schwirrten durch den Raum. Einer davon hieß: Mein Gott! Dann muss also auch sie sterben.

17. Kapitel

Elizabeth kam sich ganz klein vor.

Schon oft war sie im Züricher Hauptquartier gewesen, aber stets nur in Begleitung ihres Vaters. Der Mächtige war er. Und nun lag alle Macht bei ihr. Fast ängstlich sah sie sich in dem gewaltigen Büro um und fühlte sich wie eine Hochstaplerin. Der Raum, von Ernst Hohl ausgestattet, war von erlesener Eleganz, mit antikem Mobiliar und kostbaren Ölgemälden versehen. Vor dem Marmorkamin luden eine Ledercouch, ein großer Couchtisch und vier weiche Sessel zum Verweilen ein. An den Wänden hingen echte Renoirs, Chagalls, Klees und zwei frühe Courbets. Der Schreibtisch war aus massivem schwarzen Mahagoni. Gleich daneben stand eine Konsole mit den diffizilsten Kommunikationseinrichtungen. Eine Batterie von Telefonen verband das Hauptquartier über Direktleitungen mit den Zweigstellen in der ganzen Welt. Außerdem standen zwei rote Apparate mit automatischem Wortzerhacker zur Verfügung, ferner eine ausgeklügelte Gegensprechanlage, ein Fernschreiber und zahlreiche andere Installationen. Hinter dem Schreibtisch hing ein Porträt des alten Samuel Roffe.

Eine Seitentür führte in ein geräumiges Ruhezimmer mit eingebauten Schränken aus Zedernholz. Sams Kleidungsstücke waren bereits entfernt worden, und Elizabeth war dankbar dafür. Sie betrat ein gekacheltes Bad. Auf den Wärmegestellen hingen frische Handtücher. Der Medizinschrank war ausgeräumt. Überhaupt fehlten sämtliche persönlichen Gegenstände von Sam. Kate hatte dafür gesorgt. Ob sie wohl in Sam verliebt gewesen war? fragte Elizabeth sich.