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»Das ist doch unmöglich«, unterbrach ihn Elizabeth. »In diesem Jeep funktionierten die Bremsen ganz und gar nicht.«

»Miss Roffe ist der Ansicht, jemand hätte sich mutwillig daran zu schaffen gemacht«, erklärte der Polizeichef.

Der Mechaniker schüttelte den Kopf. »Nein, unmöglich.« Er deutete auf den Unterboden. »Fregare...« Er wandte sich an Elizabeth: »Verzeihung, Signorina, wollte sagen, die Bremsen kaputtmachen kann man beim Jeep nur auf zwei Arten. Man kann die Bremsleitungen durchschneiden oder diesen Verschluss hier aufschrauben.« Er zeigte auf eine Stelle an der Jeepunterseite. »Und dann die Bremsflüssigkeit rauslaufen lassen. Da, sehen Sie selbst. Die Schläuche sind intakt, und ich hab’ die Bremsflüssigkeit geprüft. Es ist genug vorhanden.«

Ferraro sprach beruhigend auf Elizabeth ein. »In dem Zustand, in dem Sie sich befanden, versteh’ ich sehr gut, dass-«

»Moment mal«, unterbrach ihn Alec. Er wandte sich an den Mechaniker. »Kann es denn nicht sein, dass die Schläuche zerschnitten und später ausgewechselt wurden oder dass jemand Bremsflüssigkeit nachgefüllt hat?«

Doch der Mechaniker verneinte. »Mister, an diesen Schläuchen hat sich niemand zu schaffen gemacht. Und, hier...« Er griff wieder zu seinem Lappen und wischte vorsichtig das Öl von der Verschlusskappe ab. »Sehen Sie selbst. Wenn jemand die losgeschraubt hätte, dann wären doch Spuren vom Schraubenschlüssel zu erkennen, das können Sie mir glauben. Ich versichere Ihnen, die hat im letzten halben Jahr niemand angefasst. Mit den Bremsen hier ist nichts los, absolut nichts. Und das werd’ ich Ihnen beweisen.«

Er ging zur Wand und drückte einen Hebel herunter. Ein surrendes Geräusch war zu hören, und die Hebebühne mit dem Jeep senkte sich. Sie sahen zu, wie der Mechaniker Platz nahm, den Motor startete und bis an die hintere Wand zurücksetzte. Dann legte er den ersten Gang ein und gab plötzlich Gas. Der Jeep raste direkt auf Campagna zu. Elizabeth öffnete den Mund vor Erstaunen, wollte schreien, aber im selben Moment gab es einen Ruck, und das Auto bremste scharf, keine fünf Zentimeter von dem Polizisten entfernt. Der Mechaniker übersah geflissentlich dessen Gesichtsausdruck und sagte triumphierend: »Sehen Sie? Die Bremsen hier sind Super-klasse.«

Jetzt blickten alle Elizabeth an, und sie wusste, was in ihren Köpfen vorging. Aber das änderte nichts an dem Grauen ihrer Talfahrt. Sie fühlte noch, wie ihr Fuß auf die Bremse trat und diese nicht ansprach. Dennoch hatte der Polizeimechaniker den Beweis geliefert, dass diese Bremsen in Ordnung waren... Es sei denn, er steckte mit im Komplott. Und dann wahrscheinlich auch der Polizeichef. Ich leide an Verfolgungswahn, dachte Elizabeth.

Alec war hilflos. »Elizabeth -«

Aber sie ließ sich nicht davon abbringen. »Als ich diesen Jeep fuhr, funktionierten die Bremsen nicht.«

Alec sah sie nachdenklich an, wandte sich dann an den Mechaniker. »Nehmen wir mal an, jemand hat wirklich dafür gesorgt, dass die Bremsen dieses Autos nicht funktionierten. Wie hätte man das sonst noch bewerkstelligen können?«

Campagna machte sich bemerkbar. »Man hätte den Bremsbelag nass machen können.«

Elizabeth spürte eine Erregung in sich aufsteigen.

»Wenn man das täte, was passierte dann?« fragte sie schnell.

»Dann sprechen die Bremsen nicht an«, erwiderte der Mechaniker. »Nur« - und er wandte sich Elizabeth zu -, »wie war denn das, als Sie losgefahren sind? Haben sie da funktioniert?«

Elizabeth dachte nach. Ja, da waren sie in Ordnung, als sie rückwärts aus der Garage setzte, und auch später, als sie vom Grundstück auf die Straße einbog, und auch noch an den ersten Kurven.

»Ja«, sagte sie, »sie haben funktioniert.«

»Da haben Sie auch Ihre Antwort«, triumphierte der Mechaniker. »Ihre Bremsen sind erst unterwegs im Regen nass geworden.«

»Augenblick mal«, warf Alec ein. »Wieso konnte sie nicht jemand nass gemacht haben, bevor sie überhaupt losfuhr?«

Der Mechaniker sprach übertrieben geduldig: »Wenn jemand die Bremsen nass gemacht hätte, ehe sie losfuhr, hätten sie von Anfang an nicht funktioniert.«

Der Polizeichef wandte sich an Elizabeth. »Der Regen kann sehr gefährlich sein, Miss Roffe. Besonders hier auf den engen Bergstraßen. So was passiert leider nur zu oft.«

Alec betrachtete Elizabeth, wusste offensichtlich nicht, was jetzt zu geschehen hatte. Sie kam sich wie eine Idiotin vor. Also war es doch ein Unfall gewesen. Sie wollte nichts wie weg hier. Sie sah den Polizeichef an. »Es tut mir leid, dass ich Ihnen soviel Mühe gemacht habe.«

»Aber ich bitte Sie, Signorina, war mir ein Vergnügen, äh, ich meine, ich bedauere die Umstände außerordentlich, aber es ist mir immer ein Vergnügen, Ihnen behilflich sein zu dürfen. Mein Kollege Campagna wird Sie in Ihre Villa zurückbegleiten.«

»Wenn du mir die Bemerkung nicht verübelst, altes Mädchen«, meinte Alec besorgt, »du siehst aus wie ein Gespenst. Jetzt gibt’s nur noch eins: marsch ins Bett, und da bleibst du die nächsten Tage. Ich werde telefonisch Lebensmittel bestellen.«

»Und wer soll kochen, wenn ich im Bett liege?«

»Ich natürlich«, verkündete Alec.

Und am Abend bereitete er das Essen und servierte es Elizabeth am Bett.

»Ich fürchte, ich bin als Koch nicht gerade überwältigend«, meinte er fröhlich, als er das Tablett vor Elizabeth absetzte.

Das war die Untertreibung des Jahres, dachte sie. Alec als Koch war eine Katastrophe. Die Speisen waren entweder angebrannt oder halb gar oder völlig versalzen. Aber sie brachte etliches davon herunter, teils weil sie Hunger hatte, aber auch, um Alecs Gefühle nicht zu verletzen. Er leistete ihr Gesellschaft, versuchte, sie mit belanglosem Geplauder aufzuheitern. Kein Wort verlor er über ihre Blamage bei der Polizei. Ja, Alec war ein Schatz. Elizabeth liebte ihn sehr.

Die nächsten Tage verbrachten beide ganz ruhig in der Villa. Elizabeth blieb im Bett. Alec benahm sich wie eine besorgte Glucke, kochte für sie, las ihr vor. Die ganze Zeit schien es Elizabeth, als hörte das Telefon überhaupt nicht auf zu klingeln. Ivo und Simonetta riefen jeden Tag an, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, ebenso Helene und Charles und auch Walther. Sogar Vivian meldete sich. Alle boten an, sofort zu kommen und sich um Elizabeth zu kümmern.

»Wirklich nicht nötig«, erklärte sie. »Es geht mir ganz ausgezeichnet. In ein paar Tagen bin ich wieder in Zürich.«

Auch Rhys Williams rief an. Bis sie seine Stimme hörte, war sich Elizabeth überhaupt nicht bewusst gewesen, wie sehr sie ihn vermisste.

»Wie ich höre, haben Sie sich entschlossen, Helene Konkurrenz zu machen.« Aber in seiner Stimme lag echte Besorgnis.

»Ganz verkehrt. Meine Autorennen finden nur auf steilen Bergstraßen statt, und zwar abwärts«, gab sie zurück. Sie traute ihren Ohren kaum, als sie sich selbst über das Schrecknis scherzen hörte.

»Bin ich froh, dass Sie okay sind, Liz!«

Seine Worte und der Ton überfluteten sie mit Wärme. Ob er wohl gerade bei einer anderen Frau war? Und wer konnte es sein? Jemand ganz besonders Hübsches, versteht sich.

Der Teufel sollte sie holen!

»Wussten Sie, dass Sie Schlagzeilen machen?« fragte Rhys.

»Nein. Wieso?«

»Erbin entgeht knapp dem Tod durch Autounfall«, zitierte Rhys. »Nur wenige Wochen nach dem Ableben ihres Vaters wäre die bekannte - na ja, den Rest können Sie sich denken.«

Sie telefonierten eine halbe Stunde miteinander, und als Elizabeth auflegte, fühlte sie sich wesentlich besser. Rhys hatte so echte Anteilnahme gezeigt. Ob er wohl jeder Frau dieses Gefühl zu vermitteln wusste? Das gehörte einfach zu seinem Charme. Sie erinnerte sich, wie sie gemeinsam ihren Geburtstag gefeiert hatten. Mrs. Rhys Williams.