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Elizabeth nickte. »Ja, natürlich.« Du Dummkopf, schalt sie sich selbst. Schließlich war das deine Idee. Das ist eine Geschäftsabmachung, keine Ehe. Du hast kein Recht, von Rhys etwas zu erwarten. Und tief in ihr antwortete eine kleine schüchterne Stimme: Wer weiß, was alles passieren kann?...

Als sie auf dem Galeo-Flughafen aus der Maschine stiegen, kam die Hitze völlig überraschend für Elizabeth, bis ihr einfiel, dass dort Sommer war. Ein Mercedes 600 wartete auf sie. Der Chauffeur war ein dünner, dunkelhäutiger Mann Ende Zwanzig. Beim Einsteigen fragte Rhys ihn: »Wo ist Luis?«

»Luis ist krank, Mr. Williams. Diesmal werde ich Sie und Mrs. Williams fahren.«

»Sagen Sie Luis, ich wünsche ihm gute Besserung.«

Der Chauffeur musterte sie im Rückspiegel. »Ich werde es ausrichten.«

Eine halbe Stunde später fuhren sie die Esplanade entlang, über die farbigen Pflastersteine des breiten Boulevards am Strand von Copacabana. Sie hielten vor dem modernen Hotel Princessa Zuckerhut, und binnen weniger Minuten verschwand ihr Gepäck im Inneren der Luxusherberge, und sie wurden in eine elegante Suite geleitet, mit vier Schlafzimmern, einem mondän ausgestatteten Salon, Küche und großer Terrasse mit Blick auf die Bucht. Überall waren Silbervasen mit Blumen aufgestellt worden; Champagner, Whisky und große Pralinenschachteln erwarteten sie. Der Manager selbst geleitete sie in ihre Räume.

»Wenn Sie irgendeinen Wunsch haben - ich stehe zu Ihrer Verfügung, vierundzwanzig Stunden am Tag.« Und unter Verbeugungen verließ er das Zimmer.

»Die sind hier aber wirklich zuvorkommend«, meinte Elizabeth.

Rhys lachte. »Das sollten sie auch. Schließlich gehört dir das Hotel.«

Elizabeth merkte, wie sie rot wurde. »Ach. Das - das hab’ ich gar nicht gewusst.«

»Hunger?«

»Ich - nein danke.«

»Was zu trinken?«

»O ja, gern.«

Ihre Stimme kam ihr selbst gekünstelt vor. Sie war völlig unsicher, wie sie sich Rhys gegenüber benehmen sollte und was sie von ihm zu erwarten hatte. Plötzlich war er ein Fremder geworden, und es machte sie schrecklich verlegen, dass sie sich beide allein in der Hochzeitssuite eines Hotels befanden. Denn es wurde langsam spät und Zeit zum Schlafengehen.

Sie sah Rhys geschickt eine Champagnerflasche öffnen. Ihm ging alles so glatt von der Hand, mit der Sicherheit eines Mannes, der genau wusste, was er wollte und wie er es erreichen konnte. Was wollte er?

Rhys brachte ihr ein Glas Champagner und hob das seine zum Toast. »Auf unseren Start.«

»Auf unseren Start.« Elizabeth fühlte sich wie ein Echo. Und auf ein glückliches Ende, fügte sie im stillen hinzu.

Sie tranken.

Eigentlich müssten wir die Gläser in den Kamin werfen, dachte Elizabeth. Das bringt Glück.

Flitterwochen in Rio. Sie wollte Rhys. Nicht nur für den Augenblick, sondern für immer.

Das Telefon klingelte. Rhys nahm den Hörer ab, sprach kurz. Dann legte er wieder auf und wandte sich Elizabeth zu. »Es ist spät. Willst du dich nicht schlafen legen?«

Elizabeth schien es, als hinge das Wort Bett unausgesprochen in der Luft.

»Gut.« Ihre Stimme war ein Piepsen. Sie drehte sich um und ging in das Schlafzimmer, in dem die Pagen das Gepäck abgestellt hatten. Mitten im Raum stand ein großes Doppelbett. Das Mädchen hatte die Koffer ausgepackt und die Kissen gerichtet. Auf einer Seite war eins von Elizabeths Nachthemden aus reiner Seide ausgebreitet und auf der anderen ein blauer Herrenpyjama. Nach kurzem Zögern fing sie an, sich auszuziehen. Nackt betrat sie den mit großen Spiegeln ausgestatteten Ankleideraum und entfernte sorgfältig ihr Make-up. Mit einem Frottiertuch um den Kopf ging sie ins Bad. Das warme, duftende Wasser umschmeichelte ihre Brust, Bauch und Schenkel, wie die Berührung von weichen Fingern.

Die ganze Zeit über versuchte sie krampfhaft, nicht an Rhys zu denken. Und dachte nur an ihn. Sie stellte sich vor, wie er sie in die Arme nahm, fühlte seinen Körper auf dem ihren. Hatte sie Rhys geheiratet, um den Konzern zu retten, oder war der Konzern nur der Vorwand, weil sie ihn für sich haben wollte? Sie konnte es nicht mehr unterscheiden. Ihr Sehnen war zu einer verzehrenden Flamme geworden. Es war, als hätte das fünfzehnjährige Mädchen all die Jahre auf ihn gewartet, ohne es zu wissen, ein Warten, das in unstillbares Verlangen mündete. Sie stieg aus dem Bad, trocknete sich ab, zog das seidene Neglige an, ließ ihr Haar locker über die Schultern fallen und legte sich in das einladende Bett. Da lag sie und wartete. Was würde jetzt kommen, wie würde er sein? Sie merkte, wie ihr Herz hämmerte. Dann hörte sie ein Geräusch. In der Tür stand Rhys, vollständig angezogen.

»Ich muss jetzt gehen«, hörte sie ihn sagen.

Elizabeth setzte sich auf. »Was - wohin gehst du?«

»Eine geschäftliche Angelegenheit, um die ich mich kümmern muss.« Und schon war er verschwunden.

Elizabeth lag die ganze Nacht wach und warf sich von einer Seite auf die andere. In ihr kämpften Gefühle und Gedanken. Sie war Rhys wirklich dankbar, sagte sie sich, dass er sich an ihre Übereinkunft hielt. Was für eine dumme Ziege sie doch war, antwortete eine andere Stimme. Wie hatte sie anderes von ihm erwarten können? Sie war wütend, zurückgewiesen zu werden.

Es dämmerte schon, als Elizabeth ihn zurückkommen hörte. Seine Schritte bewegten sich auf das Schlafzimmer zu, und Elizabeth schloss schnell die Augen, simulierte friedlichen Schlaf. Sie hörte ihn atmen, als er an das Bett trat. Da stand er, sah lange auf sie herab. Dann drehte er sich um und ging in das Schlafzimmer nebenan.

Wenige Minuten später schlief Elizabeth fest.

Am späten Morgen frühstückten sie auf der Terrasse. Rhys war bester Laune und zum Plaudern aufgelegt. Er erzählte ihr, wie es beim Karneval in der Stadt zuging. Doch kein Wort darüber, wo er die Nacht verbracht hatte. Und Elizabeth fragte ihn nicht. Ein Kellner nahm ihre Frühstücksbestellungen entgegen. Elizabeth fiel auf, dass sie dann ein anderer Kellner bediente, aber sie verschwendete keine weiteren Gedanken daran, ebensowenig wie an die vielen Zimmermädchen, die in der Suite ständig ein und aus gingen.

Elizabeth und Rhys saßen Senor Tumas gegenüber, einem froschgesichtigen Mann in mittleren Jahren, der pausenlos schwitzte. Senor Tumas, der Manager der Zweigstelle von Roffe und Söhne am Stadtrand von Rio.

Er redete auf Rhys ein. »Sie verstehen doch, wie das so geht im Leben, die Firma ist mir teurer als mein eigenes Wohl. Wenn ich gehe, so ist das, als verließe ich mein Haus. Ein Teil meines Herzens wird mir aus der Brust gerissen. Am liebsten würde ich hierbleiben.« Er unterbrach sich und wischte den Schweiß von der Stirn. »Aber ich habe nun einmal das bessere Angebot von der anderen Firma. Und muss ich nicht an meine Frau denken und meine Kinder und meine Schwiegermutter? Das verstehen Sie doch, nicht wahr?«

Rhys saß zurückgelehnt da, die Füße bequem ausgestreckt. »Natürlich, Roberto. Ich weiß doch, was Ihnen unser Konzern bedeutet. Sie haben ihm viele Jahre Ihres Lebens treu gedient. Trotzdem: Ein Mann muss an seine Familie denken.«

»Ich danke Ihnen«, sagte Roberto erleichtert. »Wusste ich doch, dass ich mich auf Sie verlassen kann, Senor Rhys.«

»Und Ihr Vertrag mit uns?«

Tumas zuckte die Schultern. »Ein Fetzen Papier. Wir zerreißen ihn einfach, nicht wahr? Was nützt ein Vertrag, wenn einem der Stachel im Herzen sitzt.«

Rhys nickte verständnisvoll. »Eben, eben, Roberto. Deshalb sind wir ja hier, um Ihnen den Stachel aus dem Herzen zu ziehen.«

Tumas seufzte. »Ach, Senor Rhys. Wenn es doch nur nicht zu spät wäre. Aber ich habe der anderen Firma schon fest zugesagt.«