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* * *

In seinem Büro klingelte Retief nach Miß Furkle.

„Wissen Sie, welche Institution diese boganischen Studenten aufnehmen soll?“

„Natürlich die Universität von d’Land.“

„Sie meinen die Technische Hochschule?“

Miß Furkle schien verlegen. „Mit diesen Einzelheiten habe ich mich nie befaßt.“

„Mich interessiert aber, was zweitausend Studenten auf einer Welt studieren sollen, die keine Lehrsäle für sie hat, statt dessen aber dringend Traktoren braucht. Traktoren jedoch werden nach Croanie geschickt, einem Planeten, der Boga verpflichtet ist.

Und Croanie besitzt Hypotheken auf die beste Weinernte Lovenbroys.“

„Mister Magnan hätte niemals…“

„Mister Magnan ist in Urlaub. Stellen Sie fest, wie viele Traktoren,Material-Verleih’ nach Croanie schickt.“

„Das ist doch Sache von,Material-Verleih’!“

„Tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe!“

Miß Furkle schnüffelte beleidigt und ging.

Retief fuhr mit dem Lift einundvierzig Stockwerke hinunter und ging über einen langen Flur zur DCT-Bibliothek. Dort zog er Kataloge und Listen zu Rate.

„Kann ich Ihnen helfen?“ fragte eine Bibliothekarin.

„Danke, Madam! Ich suche Material über einen bestimmten Traktor, Modell Bolo WV/1.“

„Den finden Sie nicht unter der Rubrik Industrie. Kommen Sie bitte mit!“

Retief folgte ihr in eine Abteilung, über der ein Leuchtschild mit der Aufschrift „Rüstung“ hing. Sie nahm eine Filmrolle von einem Regal, legte Sie in den Projektor und ließ die Spule vorlaufen. Dann stoppte sie den Film.

„Das ist Modell WV“, sagte sie, und Retief sah ein gedrungenes bewaffnetes Fahrzeug. „Ein sogenanntes Sturmgeschütz, das Munition und vier Mann Besatzung.“

„Augenblick, das muß ein Irrtum sein! Ich suche ein Modell, das als Traktor eingesetzt wird. Typ M — 1, glaube ich.“

„Ach so! Ja, WV M — 1 hat zusätzlich eine Schaufel für Abreißarbeiten.“

Miß Furkle erwartete Retief im Büro. „Ich dachte, Sie wollten die Auskunft dringend haben. Nun warte ich schon seit zehn Minuten.“

„Großartig. Und?“

„Fünfhundert Traktoren.“

„Eine ganze Menge. Finden Sie nicht auch?“

„Sonst noch was?“ fragte Miß Furkle kühl.

„Hoffentlich nicht!“ sagte Retief.

* * *

Retief lehnte sich in Magnans gepolstertem Drehstuhl zurück und las in der Akte „Croanie“. Während des Lesens nahm er die beiden Flaschen mit Bacchus-Wein aus dem Schreibtisch, stellte sich zwei Gläser hin und füllte beide halbvoll. Er trank den roten Wein nachdenklich und sagte sich, es wäre ein Jammer, wenn jemand die Herstellung solcher Köstlichkeiten beeinträchtigen würde.

Eine halbe Stunde später ließ er sich telefonisch mit dem Handelsattache der croanischen Vertretung verbinden.

„Hier Retief, Corps-Hauptquartier“, sagte er leichthin. „Ich habe da eine Frage, die Materialsendung betreffend. Vielleicht ist uns ein Fehler unterlaufen. Wir schicken laut Unterlagen fünfhundert Stück?“

„Das hat seine Richtigkeit. Fünfhundert.“

Retief schwieg.

„Ahm — sind Sie noch da, Mr. Retief?“

„Ja. Die fünfhundert Traktoren wollen mir nicht in den Kopf.“

„Aber es geht doch alles in Ordnung. Ich dachte, die Sache sei längst erledigt. Mr. Whaffle…“

„Ein Traktor könnte eine mittlere Fabrik mit genügend Material versorgen. Aber Croanie lebt hauptsächlich von Fischerei.

Der Planet hat ein halbes Dutzend kleiner Fabrikbetriebe, die — alles in allem — die Erze verwerten könnten, die zehn Traktoren abbauen würden — vorausgesetzt, es gäbe Erze auf Croanie. Ist ein WV-Modell übrigens nicht ein schlechtes Gerät für den Tagebau? Wäre nicht zum Beispiel ein Modell.“

„Hören Sie zu, Retief! Warum soviel Staub aufwirbeln wegen ein paar überzähliger Traktoren? Was geht es Sie an, wozu die Maschinen eingesetzt werden sollen? Ich dachte, die Geräte sollten ohne einschränkende Bedingungen geliefert werden.“

„Ich weiß, als Diplomat soll man keine Fragen stellen. Aber wenn sich auf Croanie was tut…“

„Um Himmels willen, Retief — nicht, was Sie denken! Es ist ein Geschäft, weiter nichts.“

„Welche Geschäfte kann man mit einem Bolo WV machen? Mit oder ohne Schaufel ist es ein Sturmgeschütz.“

„Ziehen Sie bloß keine vorschnellen Schlüsse. Wollen Sie uns als Waffen-Schmuggler hinstellen? Übrigens — sprechen Sie über Geheimleitung?“

„Selbstverständlich. Sie können offen reden.“

„Die Traktoren werden weiterversandt. Wir sind in eine schwierige Finanzlage geraten, und mit dieser Transaktion tun wir einer Gruppe einen Gefallen, mit der wir geschäftlich verbunden sind.“

„Sie haben Hypotheken auf Lovenbroy. Gibt es da eine Verbindung?“

„Ahm — nein. Keineswegs.“

„Und wer bekommt die Traktoren von Ihnen?“

„Retief, dies ist eine Einmischung in interne Angelegenheiten…“

„Wer?“

„Zufällig der von Ihnen erwähnte Planet Lovenbroy. Aber es besteht keinerlei Zusammenhang.“

„Und wer ist die Gruppe, der Sie diesen Gefallen tun, obgleich Sie wissen, daß Abtretung von Leihmaterial verboten ist?“

„Tja, ahm — ich habe da mit einem Mr. Gulver zu tun gehabt — ahm — Gulver vom Planeten Boga.“

„Und wann werden sie verladen?“

„Sie gingen vor einer Woche ab. Müssen schon halb da sein.“

Retief hängte ein und drückte den Knopf des Bildsprechgerätes. „Miß Furkle, ich möchte alle neuen Anträge der Boganier für Studentenaustausch sehen.“

„Zufällig habe ich gerade einen hier. Mr. Gulver vom Konsulat brachte ihn.“

„Ist Mr. Gulver im Büro? Ich möchte ihn sprechen.“

„Ich frage, ob er Zeit hat.“

Eine halbe Minute später öffnete sich die Tür, und ein stiernackiger Mann mit rotem Gesicht und viel zu kleinem Hut kam herein. Er trug einen altmodischen Anzug, ein gelbbraunes Hemd, glänzende Schuhe mit abgerundeter Spitze und zeigte eine düstere Miene.

„Was wünschen Sie?“ fragte er gereizt. „Aus meinen Unterredungen mit dem anderen — äh — Zivilisten entnahm ich, daß diese nervtötenden Diskussionen nicht mehr nötig seien.“

„Ich hörte, daß Sie weitere Studenten ausschicken? Wie viele diesmal?“

„Dreitausend.“

„Und das Ziel der Reise?“

„Croanie. Es steht alles im Antrag, den ich eingereicht habe. Ihre Aufgabe ist lediglich, den Transport zu übernehmen.“

„Wollen Sie dieses Jahr noch mehr Studenten verschicken?“

„Vielleicht. Das ist Bogas Sache.“ Gulver schürzte die Lippen. „Wir dachten daran, zweitausend nach Featherweight zu schicken.“

„Ein unterbevölkerter Planet wie die anderen“, sagte Retief. „Und im selben System, glaube ich. Ihr Volk scheint sich außerordentlich für dieses Gebiet des Weltraumes zu interessieren.“

„Wenn das alles war, kann ich ja gehen. Ich habe noch wichtige Dinge zu erledigen.“

Nachdem Gulver gegangen war, rief Retief Miß Furkle zu sich. „Ich brauche eine genaue Aufstellung des StudentenAustauschprogramms. Außerdem eine Liste der Güter, die,Material-Verleih‘ in letzter Zeit verschickt hat.“

„Mr. Magnan würde es nicht im Traum einfallen, seine Nase in anderer Leute Angelegenheiten.“

„Das mit den Listen war ein dienstlicher Auftrag. Es eilt.“

Die Tür knallte hinter Miß Furkle ins Schloß, und gleichzeitig summte die Bildsprechanlage.

„Hier ist Arapoulous. Kann ich raufkommen?“

„Stets gern zu Ihren Diensten, Hank.“

Hank trat wenig später ein und nahm sich einen Stuhl. „Sie finden mich sicher aufdringlich. Gibt’s was Neues?“