Die drei bestiegen ein flaches Taxi, und Whonk kauerte sich auf den Boden. „Wenn ich doch auch die Last des Panzers loswerden könnte, so wie der falsche Jugendliche am,Moosfels’. Mit dieser Bürde muß ich mich bald pensionieren lassen, und das sind keine guten Aussichten für meine nächsten tausend Jahre.“
„Ihr beide fahrt zum Polizeirevier“, sagte Retief. „Ich möchte meiner Spürnase nachgehen. Aber haltet euch nicht auf; ich könnte richtiger liegen, als mir lieb ist.“
„Was…?“ staunte Magnan.
„Wie du wünschst, Retief’, entgegnete Whonk.
Das Taxi holperte am Tor der Werft vorbei, und Retief sprang ab. Im Laufschritt eilte er auf die Raumjacht zu. Das Schilderhaus war noch immer leer. Die beiden Jugendlichen, die er und Whonk gefesselt liegengelassen hatten, waren fort.
Retief betrat die Jacht durch die Luftschleuse und versteckte sich hinter der Vorratskiste. Von hier aus konnte er durch die Luke zum Tor sehen.
Alpha stieg höher und sandte grellweiße Strahlen herab, die nicht wärmten. Retief fröstelte.
Plötzlich hörte er vom Eingang her ein Geräusch, als prallten zwei Elefanten aufeinander. Er hob vorsichtig den Kopf und sah, daß sein hünenhafter Freund Whonk mit einem Widersacher rang. Eine andere Gestalt wollte sich durch das Werfttor drücken, wurde von dem Riesen zurückgeworfen, wandte sich um und flüchtete in entgegengesetzter Richtung.
Retief wartete, bis der Croanier auf seiner Höhe war, sprang aus dem Raumschiff und griff ihn sich.
„Nun, Yith, was macht die Verschwörung?“
„Lassen Sie mich los, Retief! Die beiden wollen mich erledigen. Ich appelliere an Sie als Kollege im diplomatischen Dienst, als Mitgeschöpf und als Nacktrücken.“
„Warum appellieren Sie nicht an Slock als Mitverschwörer? — Halten Sie jetzt den Mund! Vielleicht überleben Sie dann diese Angelegenheit.“
Der schwerere Fustianer warf den anderen zu Boden.
„Whonk steht noch“, stellte Retief befriedigt fest. „Möchte wissen, wen er da erwischt hat — und warum.“
Whonk kam auf den Raumer zu. Retief drückte Yith hinter die Vorratskiste. „Rühren Sie sich nicht von der Stelle! Ich hole Sie doch ein. Ich will sehen, was ich für Sie tun kann.“
Der hünenhafte Fustianer schleifte seinen Gefangenen bis zum Boot, und der Diplomat kletterte aus der Schleuse. „Sie hatten eine Ahnung — ich auch, Retief. Der Kerl hier kam mir komisch vor. Ich legte ihn um, und — es ist Slock, der sich einen Rückenpanzer umgeschnallt hat. Jetzt wird manches klar.“
„Also sind nicht alle Jugendlichen so jung, wie sie scheinen. Jemand hat euch anderen Fustianern etwas vorenthalten.“
„Der Weiche!“ Whonk blickte grimmig drein. „Du hast ihn erwischt. Her mit ihm!“
„Hör zu, Whonk…“
„Keine Ausflüchte, ich muß mich rächen“, unterbrach ihn der Fustianer. „So schreibt es unser Ehrenkodex vor.“
„Und wenn Yith sich nun verpflichten würde, croanische Chirurgen herzuschicken, die euch Ältere von den Panzern befreien?“
Yith kam aus dem Einstieg des Raumers. „Ich schwöre es. Unsere besten Chirurgen werden kommen und ihre neuesten Instrumente mitbringen.“
„Aber meine Ehre!“ brummte Whonk. „Vielleicht begnüge ich mich mit einem Auge. Dann hat er immer noch vier.“
„Alle alten Fustianer werden es dir danken, Whonk, wenn du auf die Rache verzichtest“, prophezeite Retief.
„Hm!“
„Also abgemacht“, sagte Retief. „Wir haben Ihr Wort als Diplomat, Yith. Croanische Chirurgie wird ein Exportartikel sein, der Ihre Rasse berühmt und beliebt macht. Sie können in Zukunft auf Waffenhandel verzichten.“
Der gefangene Fustianer mit dem geborgten Rückenpanzer richtete sich auf und stürmte zum Eingang der Raumjacht „Moosfels“. Whonk folgte ihm.
„Bleib hier, Whonk! Die Jacht kann jeden Augenblick in die Luft fliegen.“
„Slock wenigstens soll meine Rache spüren.“
Minuten später kam Whonk wieder aus dem Raumboot — allein. „Schnell fort von hier!“ keuchte er. „Die Antriebsstrahlen wirken im Umkreis von fünfzig Metern tödlich.“
„Soll das heißen…“
„Der Kurs ist auf Croanie eingestellt. Möge Slock lange schlafen.“
Magnan runzelte die Brauen. „Dieser Grobian Hulk oder Whelk…“
„Whorik“, half Retief ihm.
„. band mich mit meinem eigenen Umhang zu einem Bündel und warf mich auf die Straße. Ich werde diese Beleidigung dem Minister gegenüber erwähnen.“
„Ist das Abkommen wegen chirurgischer Hilfe abgeschlossen?“
„Ein großzügiges Angebot. Ich glaube, wir haben die Croanier falsch eingeschätzt.“
„Yith kann von Glück sagen, daß er kein Blut vergossen hat. Sonst hätte ihm alles Schachern nichts genützt.“
„Die Zerstörung der Repräsentationsjacht muß natürlich in einer energischen Note angeprangert werden. Ebenso der Tod des Jugendlichen Slop.“
„Die Jacht hatte Kurs auf Croanie genommen und war schon in der Kreisbahn, als sie explodierte. Ich glaube, die Trümmerstücke, die auf den Planeten herunterregnen werden, sind eine eindrucksvollere Mahnung an die Croanier als eine diplomatische Note. Sie werden ihre Tentakeln von Fust lassen. Je weniger geschrieben wird, um so weniger kann mißverstanden werden.“
„Bravo, Retief!“ lobte Magnan. „Ich glaube, wir machen doch noch einen Diplomaten aus Ihnen.“
„Möglich“, lächelte Retief. „Aber ich nehme mir das nicht allzusehr zu Herzen.“
Der diplomatische Gesichtspunkt
„Der terranische Konsul dankt dem croanischen Kultusministerium für die Einladung und so weiter“, diktierte Retief, „bedauert aber, der Pantomime nicht beiwohnen zu können.“
„Ausgeschlossen“, unterbrach ihn die Verwaltungsangestellte Meuhl. „Sie können nicht absagen.“
„Ich kann und ich werde!“ erwiderte Retief und stand auf. „Wo erreiche ich Sie, wenn etwas Wichtiges anliegt?“ „Im Archiv des Außenministeriums.“ Retief legte ein leichtes Cape um die Schultern. „Was wollen Sie denn da?“
„Wissen Sie, wo der terranische Kreuzer geblieben ist, der hier vor zehn Jahren verschwand?“
„Solche Fragen sind den Croaniern äußerst unangenehm und deshalb zu vermeiden.“
„Ich aber stelle sie, denn jetzt bin ich hier Konsul.“
Der blasse Croanier sah durch das kleine vergitterte Fenster, und ein gequältes Blöken drang aus seiner Halsblase.
„Kein Eintritt in die Archive“, wisperte er kaum hörbar. „Einlaßverweigerung. Das Bedauern des Archivars.“
„Die Wichtigkeit meiner Aufgabe hier“, entgegnete Retief. Die gutturale Sprache machte ihm Schwierigkeiten. „Mein Interesse in lokalen Angelegenheiten.“
„Die Unmöglichkeit, Besucher anderer Welten einzulassen. Gehen, ohne Aufsehen zu erregen.“
„Die Notwendigkeit, daß ich reinkomme.“
„Die speziellen Anweisungen des Archivars.“ Der Croanier hob seine Stimme zu einem Flüstern. „Nicht länger auf Einlaß zu bestehen! Sich den Gedanken aus dem Kopf zu schlagen!“
„Schön“, sagte Retief auf terranisch, „ich gebe mich geschlagen, Dürrer.“
Vor dem Gebäude musterte er die andere Straßenseite. Eine rosafarbene Schrift schien das croanische Äquivalent einer Bar zu versprechen. Er trat ein, und der croanische Mixer erstarrte zur Salzsäule, als er Retief sah.
„Ein erfrischendes Getränk“, bat Retief. „Um croanische Spezialitäten zu kosten.“
„Keine Freude an meinen armseligen Angeboten“, murmelte der Croanier. „Schmerzen in den Verdauungsorganen. Bedauern auszudrücken.“
„Keine Sorgen machen“, erwiderte Retief. „Einschenken und es mir überlassen, ob ich es mag.“
„Gepackt werden von Friedenswahrern wegen Vergiftung Fremder.“ Der Mixer sah sich nach Unterstützung um, fand aber keine. Die croanischen Gäste verließen das Lokal.