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„Eine nette kleine Überraschung, die sie da vorbereiteten.“

Der Captain nickte. „Das war vor neun Jahren. Jetzt müßten sie fertig sein.“

„Augenblick, was war das eben?“ fuhr Retief auf. „Dieser schwarze Strich dort…“

„Eine Bodenspalte, nehme ich an.“

„Ich habe eine Vermutung. Gestern hatte ich Einblick in die Geheimakten des Außenministeriums. Es war da von einem Lager spaltbaren Materials die Rede. Gestern verstand ich es nicht, aber jetzt geht mir ein Licht auf. Wo ist Norden?“

„Oben im Bild.“

„Wenn ich nicht sehr irre, ist das nördliche Ende der Boden spalte das Munitionsdepot. Die Croanier haben die Angewohnheit, Dinge unter der Oberfläche zu verbergen. Es würde mich interessieren, was der Volltreffer einer Fünfzig-Megatonnen- Rakete dort anrichten könnte.“

„Wenn das ein Waffenlager ist“, sagte der Captain, „würde mich das Experiment ungemein reizen.“

„Können Sie es treffen?“

„Ich habe fünfzig schwere Geschosse an Bord. Wenn ich sie alle nacheinander abfeuere, sollte das die Abwehr lahmlegen. Ja, ich kann den von Ihnen bezeichneten Punkt treffen.“

„Ist die Entfernung nicht zu groß?“

„Wir haben Spezialmodelle.“ Der Captain lächelte grimmig. „Sicht-Fernsteuerung. Wir könnten ein solches Geschoß in eine Bar steuern und auf einen Hocker placieren.“

„Wollen wir’s versuchen?“

„Ich habe mir schon lange ein lohnendes Ziel gewünscht.“

* * *

Eine halbe Stunde später wirbelte Retief Shluh in einen Stuhl vor dem Bildschirm.

„Diese ständig wachsende Staubwolke war der Satellit von Croanie, Shluh. Muß was passiert sein.“

Der Polizeichef starrte auf den Schirm.

„Aber was tut’s? War ja bloß ein Stück Eisen, wie mir das Außenministerium versicherte, als ich mich erkundigte.“

„Können Sie Ihren Gefangenen nicht von mir fernhalten? Ich muß mich mächtig zusammenreißen, wenn ich den Kerl sehe.“

„Shluh möchte gern helfen“, sagte Retief. „Er war ein böser Junge, aber nun möchte er uns helfen, besonders seit er diese Staubwolke gesehen hat und außerdem weiß, daß ein terranisches Schiff unterwegs ist.“

„Wie meinen Sie das?“

„Sie halten es hier an Bord noch eine Woche aus, Captain. Setzen Sie sich mit dem Raumer von Terra in Verbindung, Sobald er hier ist, lassen Sie sich abschleppen, und damit ist der Fall für Sie erledigt. Wenn Ihre Filme von den Verantwortlichen geprüft worden sind, wird eine Kommission auf Croanie landen und sämtliche technischen Anlagen demontieren. Außerdem wird man dafür sorgen, daß Croanie nicht mehr auf Eroberungsgedanken verfällt. — Andererseits wären aber noch diplomatische Gesichtspunkte zu berücksichtigen.“

Er erklärte seinen Plan, und der Captain war einverstanden. „Ich mache mit. Aber der da?“

Retief wandte sich zu Shluh um. Der Croanier schüttelte sich. „Ich tue es“, flüsterte er dann.

„Lassen Sie den Sender aus dem Zubringer holen, Captain, dann werde ich mich mit einem gewissen Fith im croanischen Außenministerium in Verbindung setzen. Und Shluh tut dann genau, was ich ihm auftrage, wenn er vermeiden will, daß terranische Kontrollorgane auf Croanie regieren.“

* * *

„Merkwürdig, Retief“, sagte Botschaftsrat Nitwoith, „Mr. Fith vom Außenministerium singt Ihr Loblied in allen Tonarten. Das ist um so erstaunlicher, als ich Beweise für Ihr unbotmäßiges Verhalten habe.“

„Fith und ich haben viel durchgemacht. Wir verstehen uns“, entgegnete Retief.

„Miß Meuhl bedauert, daß sie von Ihnen nicht eingeweiht wurde. Es war zwar richtig, den Bericht über Sie abzusetzen, Retief, aber hätte die Dame gewußt, daß Sie Mr. Fith bei seinem grandiosen Unternehmen unterstützten — sie hätte geschwiegen.“

„Fith verlangte Stillschweigen, falls die Sache schiefging.“

„Nun, sobald sich die Dame von ihrem Nervenzusammenbruch erholt hat, erhält sie die wohlverdiente Beförderung. Sie dagegen haben sich nicht ausgezeichnet. Es ist zwar anerkennenswert, daß Sie Mr. Fith bei seiner Suche nach dem terranischen Kreuzer unterstützten, jedoch stießen Sie zahlreiche Croanier vor den Kopf. Zum Beispiel wohnten Sie keinem der zahlreichen Nasenflöten-Konzerte bei. Und Sie wissen, wie wichtig es ist, kulturelle Veranstaltungen zu besuchen.“

„Ich bin leider unmusikalisch.“

„Es tut mir leid, daß ich Sie nicht wie Miß Meuhl befördern kann. Ich werde Ihre Versetzung beantragen und mich dafür verwenden, daß Sie Ihren Dienstgrad beibehalten.“

„Wie großzügig!“ Retief stand auf. „Ich bin zufrieden mit meinen Erinnerungen.“

Palastrevolution

Botschafter Crodfoller schürzte seine Lippen und wartete, bis Magnan und Konsul Retief in der Runde der Diplomaten Terras Platz genommen hatten.

„Nun noch eine Mahnung zur Vorsicht, meine Herren. Es ist für Sie äußerst wichtig, sich jederzeit mit der Nenni-Kaste zu identifizieren. Die geringste Annäherung an niedrigere Ebenen kann unser Vorhaben vereiteln.

Folgen Sie mir bitte; der Herrscher kann jeden Augenblick erscheinen.“

Magnan ging neben Retief, als die Diplomaten zum Salon schritten. „Diese Mahnung galt hauptsächlich Ihnen, Retief. Sie sind ein notorischer Außenseiter in diesem Punkt. Auch ich habe zwar demokratische Grundsätze, aber.“

„Finden Sie nicht, daß hier vieles vorgeht, von dem wir nichts ahnen?“

„Selbstverständlich. Das weiß auch der Botschafter. Aber was die Nenni nicht interessiert, geht uns nichts an.“

„Außerdem glaube ich, daß die Nenni nicht sehr gescheit sind…“

„Denken Sie an die Warnung des Botschafters!“

Ein Diener mit einem Tablett kam an den Diplomaten vorbei. Er zitterte, das Tablett kam ins Schwanken, und ein Glas fiel zu Boden. Magnan sprang zurück und klopfte seine purpurroten Hosenbeine ab.

Retief packte zu und hielt das Tablett fest. Dann nahm er ein Glas. „Da Sie gerade hier vorbeikommen, nehme ich mir eins. Nichts passiert. Mr. Magnan macht sich nur für den großen Ball weich.“

Ein Nenni-Zeremonienmeister erschien und rieb höflich die Hände. „Ist etwas geschehen?“

„Der tolpatschige Idiot!“ rief Magnan. „Wie kann er es wagen…“

„Sie sind ein guter Schauspieler“, unterbrach ihn Retief. „Wenn ich Ihre demokratischen Grundsätze nicht kennen würde, könnte ich glauben, Sie seien böse.“

„Hat der Kerl Unwillen erregt?“ fragte der Zeremonienmeister.

Der Diener schlich mit eingezogenem Kopf davon.

„Ich ließ mein Glas fallen“, antwortete Retief, „und Mr. Ma- gnan erregte sich darüber, weil er es nicht gern sieht, wenn Alkohol verschüttet wird.“

Retief wandte sich um und fand sich Auge in Auge mit Botschafter Crodfoller.

„Ich habe Sie beobachtet. Das Schicksal war uns gnädig, daß der Herrscher und sein Gefolge noch nicht da sind.

Aber die Diener haben es gesehen, und das genügt. Ein weniger nennihaftes Verhalten kann ich mir gar nicht vorstellen!“

Retief setzte eine Miene größten Interesses auf. „Nicht nen- nihaft? Ich verstehe nicht.“

„Sie sind bekannt wie ein bunter Hund. Ihre Akten sprechen Bände. Ich habe über Ihre Schnitzer gelesen. Aber mit mir spielen Sie nicht. Ich dulde keine Aufsässigkeit.“ Er wandte sich um und segelte davon. „Ah, hier kommt seine Majestät.“

Retief beobachtete die Träger mit ihren Tabletts. Eine Trinkpause trat ein, während sich die Diplomaten um den Herrscher und seine Höflinge scharten.

Der Diplomat trat zum Dienereingang und kam in einen langgestreckten, hellen Raum, den Küchendünste füllten. Die Blicke schweigsamer Diener folgten ihm, als er die Küchentür öffnete und dahinter verschwand.