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„Damit kommen wir zum Kernpunkt. Wir haben Schwierigkeiten. Durch Geburtenrückgang bedingt, stehen uns nicht genügend Sportkämpfer zur Verfügung. Deshalb mußten wir für die.Massenaktionen, die jedem Sportler so am Herzen liegen, Ersatz verwenden. Wir haben sogar in Erwägung gezogen, dio Wettkämpfe zu beenden.“

Hoshick bekam einen Hustenanfall und spuckte eine Weinfontäne über den Tisch. „Wollen Sie damit sagen, daß Hoshick vom Mosaik der Doppelmorgenröte seine Ehre aufgeben soll?“

„Sir, Sie vergessen sich“, sagte Retief finster. „Ich, Retief vom wiehernden Amtsschimmel, schlage lediglich vor, die Wettkämpfe nach den neuesten sportlichen Prinzipien durchzuführen.“

„Neu?“ schrie Hoshick. „Mein lieber Retief, welch eine wundervolle Überraschung! Moderne Methoden bezaubern mich. Man ist gar nicht mehr auf dem laufenden. Bitte, entwik- keln Sie mir Ihre Pläne!“

„Es ist eigentlich ganz einfach. Jede Partei wählt einen Vertreter, und diese beiden Personen machen die Sache unter sich aus.“

„Ich verstehe wohl nicht. Welche Bedeutung könnte man den Leistungen einzelner Sportkämpfer zuschreiben?“

„Sicher habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt.“ Retief nippte an seinem Wein. „Die Sportkämpfer werden nicht mehr eingesetzt. Das ist veraltet.“

„Sie meinen doch nicht etwa…?“

„Doch, genau! Sie und ich.“

* * *

Draußen, in der vom Sternenschimmer erleuchteten Wüste warf Retief Hemd und Pistole ab. Im schwachen Dämmerlicht konnte er die Gestalt Hoshicks kaum ausmachen. Hinter ihm schlossen Jaq-Diener einen Halbkreis.

„Ich muß den Übersetzer ablegen, Retief“, sagte Hoshick. Er seufzte. „Meine Brüder werden dies nicht gutheißen. Merkwürdig, wie sich die Mode ändert. Es ist viel schöner, den Wettkampf aus der Ferne zu beobachten.“

„Ich schlage vor, wir kämpfen nach den Tennessee-Regeln. Sie sind sehr freizügig. Erlaubt sind: beißen, treten, kratzen, würgen — und natürlich wie üblich — schlagen, stoßen und kneifen.“

„Hmmm. — Mir scheint, daß diese Regeln Lebewesen bevorteilen, die steife Gliedmaßen haben. Da bin ich schlecht dran.“

„Wir können natürlich auch primitivere Regeln wählen.“

„Keinesfalls! Aber vielleicht sehen Sie davon ab, meine Greifer zu verdrehen. Das scheint mir gerechter.“

„Wie Sie wünschen. Können wir anfangen?“

Hoshick warf seinen Übersetzer von sich und flatterte auf Retief zu. Der Diplomat duckte sich, wandte sich um und sprang auf Hoshiks Rücken. Mit gewaltigem Schwung schleuderte der Jaq seinen Reiter von sich.

Retief wälzte sich zur Seite, als Hoshick wieder angriff, sprang auf die Füße und landete eine rechte Gerade in Hoshicks Mitte. Der Jaq schlang seine Greifer um den Diplomaten und schwang sich auf dessen Rücken. Hoshicks Gewicht traf Retief, als habe man eine Kipplore voll Beton über ihn entleert. Er knickte zusammen und versuchte freizukommen. Aber der flache Körper lag auf ihm wie eine schwere Decke. Er konnte einen Arm befreien und hämmerte auf den lederharten Rücken des Jaq. Hoshick preßte sich fester auf ihn.

Der Diplomat rang nach Luft. Er stemmte sich gegen die drückende Last, aber nichts rührte sich. Es war Kraftverschwendung.

Jetzt erinnerte sich Retief an den Stoßtruppkämpfer, den er überwältigt hatte. Die empfindliche Öffnung war dort gewesen, wo man den Bauch des Jaq vermuten mußte.

Er tastete den Körper seines Gegners ab. Das dicke Fell war hart und mit hornigen Schuppen bedeckt. Morgen würde ihm die Haut in Fetzen herunterhängen — wenn es ein Morgen gab, dachte Retief. Jetzt hatte sein Daumen das Loch berührt und drang ein.

Der Fladen prallte zurück. Tiefer drückte Retief seinen Daumen in die Öffnung, und mit der anderen Hand fuhr er über die Schuppenhaut des Jaq. Wenn er symmetrisch gebaut war, mußte er noch eine zweite Öffnung haben.

Und richtig, Retief fand sie. Er preßte seinen Daumen hinein, sprang auf und warf sich über den Jaq. Hoshick schlug mit seinen Greifern um sich und flatterte gepeinigt auf und ab. Dann wurde sein Körper schlaff.

Retief ließ ihn los und stand auf. Hoshick humpelte zu seinen Dienern, ließ sich anziehen und streifte den Übersetzer wieder über.

„Die alten Methoden hatten viel für sich“, stöhnte er dann. „Ein Sportler zu sein, kann zur Last werden.“

„War ein Erlebnis, was?“ strahlte Retief. „Ich weiß, Sie wollen unbedingt weiterkämpfen. Lassen Sie mich einige unserer Beißkämpfer holen. Sie haben lange spitze Zähne und dringen damit tiefer ein als ich mit meinen kurzen Daumen.“

„Moment!“ wehrte Hoshick ab. „Ich bin jetzt schon wund. Mein Fell fühlt sich an, als wäre die Haut abgezogen. Ich habe genug.“

Er schrie so laut, daß der Übersetzer auf seinem Rücken wackelte. „Ich hatte gehofft, hier ein Land zu finden, in dem ich mein eigenes Mosaik errichten könnte. Ich wollte im Sand Paradiesflechten in Massen anbauen und ernten, bis die Märkte sämtlicher Welten überfüllt gewesen wären. Aber ich bin Ihren Sportlern nicht gewachsen, die in mein Fleisch eindringen werden. Schon Ihre kurzen Daumen — wie Sie das nennen — haben mir fast unerträgliche Qualen zugefügt. Jetzt bin ich Ihnen gegenüber entehrt.“

„Um die Wahrheit zu sagen“, gestand Retief, „auch ich lasse lieber andere für mich kämpfen — ein altmodischer Zug von mir.“

„Aber Ihre Brutgenossen würden das nicht gutheißen?“

„Meine Brutgenossen sind weit. Habe ich das nicht erwähnt? Auf diesem Planeten ist niemand, der die neuen Regeln kennt — außer mir. Und wer würde schon kämpfen, wenn es andere Wege gibt?“ Er lächelte hintergründig. „Sie sprachen von der Absicht, den Sand zu bebauen und Paradiesflechten zu ernten?“

„Eben die Flechte, aus der Wein und Nahrungsmittel hergestellt werden.“

„In der heutigen Diplomatie geht es hauptsächlich um landwirtschaftlichen Wettbewerb. Wenn Sie damit zufrieden wären, in den Wüsten Flechten anzubauen, würden wir versprechen, lediglich die Oasen mit Gemüse zu bepflanzen.“

Hoshick richtete sich voller Spannung zu einem Maulwurfshügel auf. „Ist das Ihr Ernst, Retief? Sie würden uns die fruchtbaren Wüsten überlassen?“

„Mein Ehrenwort, ich würde sie Ihnen opfern und mich mit den Oasen begnügen.“

Erregt fuchtelte Hoshick mit seinen Tentakeln durch die Luft. „Sie haben mich zum zweitenmal beschämt, Retief!“ rief er. „Diesmal durch Ihre Großmut.“

„Wir können die Einzelheiten später besprechen. Bestimmt kommen wir zu einem Reglement, das allen Beteiligten gerecht wird. Leider muß ich jetzt gehen. Meine Sportkämpfer erwarten mich.“

* * *

Im Lager staunten die Siedler, Retief lebend zu sehen. Lemuel kam auf ihn zu; sein blaues Auge verlieh ihm ein gefährliches Aussehen.

„Tut mir leid, daß ich Sie angriff, Fremder.“ Er streckte die Hand aus. „Aber ich hielt Sie für einen geschniegelten Affen vom DCT.“

Bert trat heran. „Und woher willst du wissen, daß er keiner von denen ist? Vielleicht.“

Lemuel ließ seinen Ellbogen nach hinten schießen, und Bert ging zu Boden. „Noch jemand, der behauptet, ein saftloser Diplomat könnte mich umhauen?“ fragte er angriffslustig. „Dem geht es noch ganz anders.“

„Habt ihr Wein?“ fragte Retief.

„Wein? Wir haben seit einem Jahr bloß Wasser zu kosten gekriegt. Auf Adobe sterben sämtliche Hefepilze ab. Es gibt keine Gärung hier.“

„Probiert das mal!“ Retief reichte ihnen einen verschlossenen Krug. Swazey zog den Korken aus dem Hals und trank, dann reichte er Lemuel den Krug.

„Wo haben Sie das her, Mister?“