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Als er sich wieder hinter das Steuer setzte, sagte er: »Du bist schmutzig, und du stinkst. Du wirst mir beim Baden doch keinen Ärger machen, oder?«

Der Hund gähnte.

Als Travis in die Einfahrt seines gemieteten VierzimmerBungalows am Nordrand von Santa Barbara schwenkte und den Motor des Pick-up abschaltete, begann er sich zu fragen, ob das, was der Hund am Morgen getan hatte, wirklich so erstaunlich war, wie er es in Erinnerung hatte.

»Wenn du jetzt nicht bald wieder etwas zum Besten gibst«, sagte er zu dem Hund, während er den Schlüssel ins Türschloß schob, »dann werde ich wohl annehmen müssen, daß sich bei mir dort draußen im Wald ein Rädchen gelockert hat und daß ich einfach spinne und mir alles eingebildet habe.«

Der Hund stand neben ihm auf der offenen Veranda und blickte seltsam zu ihm hoch.

»Willst du schuld daran sein, daß ich an meinem eigenen Verstand zweifle? Hmmmmmm?«

Ein schwarzer Schmetterling mit orangefarbenen Flecken auf den Flügeln flatterte am Gesicht des Retrievers vorbei und erschreckte ihn. Der Hund bellte und rannte hinter der flatternden Beute her, von der Veranda auf den Weg und diesen hinunter. Er hetzte über den Rasen hierhin und dorthin, sprang hoch, schnappte zu, verfehlte sein buntes Ziel immer wieder, kollidierte fast mit dem Stamm einer großen kanarischen Dattelpalme, konnte gerade noch verhindern, daß er sich beim Frontalzusammenstoß mit einem Vogelbecken aus Beton bewußtlos schlug, und landete schließlich tolpatschig in einem Hyazinthenbeet, über dem der Schmetterling in die sicheren Lüfte entschwebte. Der Retriever überschlug sich einmal, rappelte sich auf und war mit einem Satz aus den Blumen.

Als er begriff, daß er geschlagen war, kehrte der Hund zu Travis zurück. Er sah ihn mit Schafsaugen an.

»Du bist mir vielleicht ein Wunderhund!« sagte er. »Du liebe Güte!«

Er öffnete die Tür, und der Retriever schlüpfte vor ihm hinein. Er trottete sofort davon, um die neuen Räumlichkeiten zu erforschen.

»Hoffentlich bist du stubenrein«, rief Travis ihm nach. Er trug die Waschwanne und den Plastikbeutel mit den anderen Einkäufen in die Küche: Dort ließ er die Freßschüsseln und das Hundefutter zurück und trug alles andere durch die Hintertür nach draußen, Er setzte den Beutel auf dem betongepflasterten Innenhof ab und stellte die Wanne daneben hin, dicht neben einen aufgerollten Schlauch, der an einein Wasserhahn befestigt war.

Dann ging er wieder hinein, holte unter dem Küchenausguß einen Eimer hervor, hielt ihn unter den auf höchste Stufe gedrehten Heißwasserhahn, füllte diesen und trug ihn hinaus und entleerte ihn in die Wanne. Als Travis vier Eimer heißes Wasser hinausgetragen hatte, tauchte der Retriever auf und begann den Hinterhof zu erforschen. Als die Wanne zur Hälfte voll war, hatte der Hund angefangen, entlang der weißgestrichenen Mauer aus Betonblöcken, die die Grundstücksgrenze darstellte, sein Bein zu heben und damit sein Territorium zu markieren.

»Wenn du damit fertig bist, das Gras umzubringen«, sagte Travis, »bist du hoffentlich in der Stimmung für ein Bad, Du stinkst.«

Der Retriever drehte sich zu ihm herum, legte den Kopf schief und schien ihm zuzuhören. Aber er sah nicht aus wie einer dieser intelligenten Filmhunde. Sah auch nicht aus, als würde er ihn verstehen. Sondern einfach wie ein dummer Hund. Und als Travis zu sprechen aufhörte, lief er ein paar Schritte an der Mauer weiter und pinkelte erneut.

Als er dem Hund dabei zusah, wie er sich erleichterte, verspürte Travis selbst einen ähnlichen Drang. Er ging ins Bad und zog dann für die schmutzige Arbeit, die ihm bevorstand, alte Jeans und ein T-Shirt an.

Als Travis wieder hinauskam, stand der Retriever neben der dampfenden Waschwanne und hielt den Schlauch zwischen den Zähnen. Irgendwie hatte er es geschafft, den Wasserhahn aufzudrehen. Wasser schoß aus dem Schlauch in die Wanne. Für einen Hund mußte es sehr schwierig, wenn nicht unmöglich sein, erfolgreich einen Wasserhahn zu betätigen. Tra-vis stellte sich vor, daß ein gleich schwerer Test seiner, Travis', Findigkeit und Geschicklichkeit darin bestehen müsse, mit einer Hand hinter dem Rücken den kindersicheren Verschluß einer Aspirinflasche zu öffnen.

Erstaunt sagte er: »Ist dir das Wasser zu heiß?«

Der Retriever ließ den Schlauch fallen, so daß das Wasser über den Hof strömte. und stieg fast geziert in die Wanne. Er setzte sich hin und sah ihn an, als wollte er sagen: Jetzt fang schon an, du Schwachkopf.

Travis ging zu der Wanne und kauerte sich daneben nieder. »Zeig mir, wie du das Wasser abschalten kannst.«

Der Hund sah ihn dumm an,

»Zeig es mir«, sagte Travis.

Der Hund schnaubte leicht und veränderte seine Sitzhaltung in dem warmen Wasser,

»Wenn du fertiggebracht hast, es aufzudrehen, kannst du es auch abdrehen, Wie hast du es gemacht? Mit den Zähnen?

Muß wohl mit den Zähnen gewesen sein. Mit der Pfote geht das bestimmt nicht, weiß Gott, Aber diese Drehbewegung ist doch ziemlich schwierig. Du hättest dir am gußeisernen Hahn einen Zahn ausbrechen können.«

Der Hund streckte sich etwas aus der Wanne, gerade weit genug, um in die Tüte zu beißen, in der das Shampoo war.

»Du willst also den Hahn nicht abdrehen?« fragte Travis,

Der Hund blinzelte ihm nur unergründlich zu.

Travis seufzte und drehte das Wasser ab. »Na, schön. Okay. Dann sei eben ein Schlaumeier.« Er nahm Bürste und Shampoo aus dem Beutel und hielt sie dem Retriever hin. »Hier. Mich brauchst du wahrscheinlich gar nicht. Du kannst dich sicher selbst abschrubben. «

Der Hund gab ein langgezogenes Wuuufff von sich, das tief unten in seiner Kehle seinen Ausgang nahm, und Travis hatte das Gefühl, daß der Hund jetzt ihn einen Schlaumeier nannte.

Vorsichtig jetzt, sagte er sich, mach dich bloß nicht selbst verrückt, Travis. Das hier ist ein verdammt schlaues Vieh, aber was du sagst, kann es wirklich nicht verstehen, und es kann dir auch nicht antworten.

Der Retriever ließ das Bad ohne Protest über sich ergehen, genoß es. Nachdem er dem Hund befohlen hatte, aus der Wanne zu kommen, und ihm das Shampoo abgespült hatte, verbrachte Travis eine Stunde damit, ihm das feuchte Fell zu bürsten. Er zog Kletten heraus, kleine Aststücke, die das Wasser nicht weggespült hatte, kämmte ineinander verfilzte Haare aus. Der Hund wurde dabei nie ungeduldig, und um sechs Uhr war die Umwandlung vollzogen.

In gepflegtem Zustand war er ein hübsches Tier. Im Fell überwogen goldbraune Töne, mit helleren Stellen hinten an den Beinen am Bauch und an den Hinterbacken sowie an der Unterseite des Schweifes. Das Unterfell war dick und weich, um ihn zu wärmen und Wasser abzustoßen. Das Fell an den Seiten war ebenfalls weich, aber nicht so dick und an manchen Stellen gewellt. Der leicht nach oben gebogene Schweif signalisierte Munterkeit und Zufriedenheit, ein Eindruck, der sich noch dadurch verstärkte, daß dieser Schweif ständig in Bewegung war.

Das eingetrocknete Blut am Ohr stammte von einem kleinen Riß, der bereits zu heilen begann. Das Blut an den Pfoten stammte nicht von einer ernsthaften Verletzung, sondern daher, daß er viel über felsiges Terrain gerannt war. Travis begnügte sich damit. Borwasser, als mildes Antiseptikum, auf diese kleinen Wunden zu träufeln. Er war überzeugt, der Hund empfinde nur leichtes Unbehagen - oder vielleicht auch gar nichts, da er nicht hinkte - und werde in ein paar Tagen wieder völlig wiederhergestellt sein.

Der Retriever sah jetzt großartig aus, Travis aber war feucht und verschwitzt und stank nach Hundeshampoo. Er sehnte sich danach, zu duschen und sich umzuziehen. Außerdem hatte ihm die Arbeit Appetit gemacht.

Das einzige, was jetzt noch zu tun blieb, war, dem Hund ein Halsband umzulegen. Doch als er versuchte, das neue Halsband anzubringen, knurrte der Retriever leise und zog sich vor ihm zurück.

»Jetzt komm schon. Ist doch nur ein normales Halsband, Junge.«