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»Okay, vielleicht habe ich ja einen Narren an ihr gefressen.«

Lana litt sichtlich Qualen. Sie wollte nur das Beste für ihn. Sie war ziemlich humorlos, dafür aber sehr tüchtig. »Sie sollten das nicht tun. Das ist nicht klug. Sie sitzt im Verwaltungsrat, sie trägt hier Verantwortung. Und Sie gehören dem Überwachungsausschuss des Senats an. Das ist ein Interessenkonflikt.«

»Das ist mir egal.«

Lana wusste nicht mehr weiter. »Warum tun Sie das? Ich kann einfach nicht begreifen, wie Sie mit der Journalistin zusammenleben konnten. Sie hat über den Wahlkampf berichtet! Man hätte da einen großen Skandal draus machen können. Und davor diese verrückte Architektin… und davor dieser Nichtsnutz aus der Stadtverwaltung von Boston. Das ist ja schon zwanghaft.«

»Hören Sie, Lana, seit Sie mich kennen, wissen Sie auch, dass mein Liebesleben problematisch ist. Ich habe moralische Grundsätze. Ich weigere mich, mit jemandem aus dem Team etwas anzufangen. Verstehen Sie? Das wäre schlimm, das wäre sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, so etwas ähnliches wie Inzest. Aber hier stehe ich, und die Vergangenheit ist Vergangenheit. Greta Penninger hat hier Karriere gemacht, sie kennt sich hier richtig gut aus. Außerdem langweilt sie sich, und ich weiß, dass ich ihr nahe kommen kann. Wir haben eine Menge gemeinsam. Ich glaube, wir könnten einander helfen.«

»Ich geb’s auf! Männer werd ich nie verstehn. Sie wissen überhaupt nicht, was Sie wollen, hab ich Recht? Selbst wenn das Glück unmittelbar vor Ihnen stünde und um Ihre Aufmerksamkeit betteln würde, wüssten Sie nicht, was Sie damit anfangen sollten.«

Lana war zu weit gegangen. Oscar sammelte sich und blickte sie finster an. »Hören Sie, Lana, wenn Sie ein Glück für mich finden, das wirklich zu mir passt – ich betone, zu mir –, dann schreiben Sie mir ein Memo. Okay? Und in der Zwischenzeit regeln Sie das bitte mit den Blumen.«

»Also gut, ich werd’s versuchen«, sagte sie. »Ich werde mein Bestes tun.« Lana war jetzt wütend auf ihn, daher stolzierte sie in den Park davon. Da war nichts zu machen. Lana würde sich schon wieder fangen. Das tat sie immer. Der Umgang mit ihm lenkte sie von ihren eigenen Problemen ab. Oscar schlenderte weiter, pfiff ein wenig vor sich hin, betrachtete den durchbrochenen Himmel. Über der wohlriechenden Luftblase der Kuppel jagten harmlose graue Wolkenfetzen dahin. Er warf den Hut hoch, den er in der Hand hielt, und fing ihn an der scharfen, tadellosen Krempe auf. Seine Aussichten hellten sich allmählich wieder auf. Er machte einen Bogen um eine Ansammlung seltener Azaleen, um einer schlummernden Antilope auszuweichen.

Diesen Laborpark hatte er zu seinem persönlichen Büro erkoren. Den Bus benutzte er nicht mehr, denn es war davon auszugehen, dass man sich große Mühe geben würde, ihn zu verwanzen. Außerdem würden sie den Bus sowieso bald in Boston abliefern müssen. Das ging schon in Ordnung – eigentlich war es bereits höchste Zeit. Es hatte keinen Sinn, sich von geborgter Ausrüstung abhängig zu machen. Weg mit dem alten Bus, hinein ins brandneue Hotel. Die Mannschaft zusammenhalten, das Knowhow sichern. Die Herde in Bewegung halten. Es ging voran, es war machbar.

Fontenot trat aus dem blühenden Buschwerk hervor und bemerkte ihn sogleich. Oscar wunderte sich ein wenig, dass Fontenot so pünktlich war. Offenbar entspannte sich die Lage auf den Straßen von Louisiana allmählich.

Der Sicherheitsexperte trug einen Strohhut, Weste, Jeans und schwarze Gummistiefel. Er wirkte mehr im Einklang mit sich denn je.

Sie schüttelten sich die Hände, blickten sich gewohnheitsmäßig nach Beschattern und Lauschern um und glichen ihre Schritte einander an.

»Sie bekommen viel Anerkennung wegen des Luftwaffendebakels«, sagte Fontenot. »Das Thema hält sich in den Nachrichten. Wenn der Druck weiter zunimmt, kommt es irgendwann zu einer Explosion.«

»Ach, das war doch alles Sosiks Idee. Das ist eine Rückzugsposition des Senators. Sollte es zur Katastrophe kommen, kann der erfahrene Stabschef den unbesonnenen jungen Wahlkampfberater schnell vom Sockel stürzen.«

Fontenot musterte ihn skeptisch. »Also, ich hab nicht bemerkt, dass man Sie unter Druck gesetzt hätte, als Sie die beiden großen Interviews gegeben haben… Ich begreife nicht, woher Sie die Zeit genommen haben, sich so gründlich über die Stromausfälle und die politischen Verhältnisse in Louisiana zu informieren.«

»Stromausfälle sind ein hochinteressantes Thema. Die Bostoner Medien sind wichtig. In der Beziehung bin ich sentimental.« Oscar verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Ich gebe zu, es war nicht sehr taktvoll, Louisiana öffentlich als ›Schicksalsschwester Amerikas‹ zu bezeichnen. Aber es ist wahr.«

Fontenot konnte dies nicht abstreiten. »Oscar, ich hatte ziemlich viel mit dem Bau meines neuen Hauses zu tun. Aber Sicherheit ist kein Teilzeitjob. Sie zahlen mir immer noch Gehalt, während ich Sie habe hängen lassen.«

»Wenn Ihnen das Sorgen bereitet, weshalb helfen Sie dann nicht ein wenig beim Hotelbau mit? Das Hotel kommt hervorragend an. Die Einwohner von Buna sind begeistert.«

»Nein, hören Sie zu. Da wir schon bald für immer auseinander gehen werden – und diesmal ist es mir ernst –, hab ich mir gedacht, ich mache mal einen umfassenden Sicherheitscheck. Und ich habe auch schon ein paar neue Erkenntnisse. Sie haben ein Sicherheitsproblem.«

»Ach, ja?«

»Sie sind dem Gouverneur von Louisiana zu nahe getreten.«

Oscar schüttelte heftig den Kopf. »Hören Sie, der Hungerstreik hat nichts mit Gouverneur Huguelet zu tun. Huguelet war nie das Thema. Es geht um den hungernden Luftwaffenstützpunkt und die Notstandsausschüsse auf Unionsebene. Wir haben öffentlich kaum ein Wort gegen Green Huey gesagt.«

»Der Senator nicht. Sie schon. Und zwar mehrfach.«

Oscar zuckte die Achseln. »Okay, mit dem Gouverneur können wir offenbar nicht viel anfangen. Der Typ ist ein windiger Demagoge. Aber wir pushen das Thema nicht. Was den Skandal betrifft, so sind wir momentan Hueys taktische Verbündete.«

»Seien Sie doch nicht naiv. Green Huey denkt anders als Sie. Er ist kein umgänglicher Politiker, der taktische Absprachen mit der Opposition trifft. Huey steht immer im Mittelpunkt seines Universums. Also sind Sie entweder für oder gegen ihn.«

»Weshalb sollte Huey sich ohne Not Feinde machen? Das wäre politisch unklug.«

»Huey macht sich immer Feinde. Das macht ihm Spaß. Das gehört mit zu seinem Spiel. So war es schon immer. Mag sein, dass Huey ein smarter Politiker ist, aber manchmal verhält er sich wie ein Ein-Mann-Schlägertrupp. Das hat er gelernt, als er in Texas für Senator Dougal gearbeitet hat.«

Oscar runzelte die Stirn. »Dougal ist mittlerweile von der Bildfläche verschwunden. Er ist erledigt, Geschichte. Wäre Dougal nicht in der Entziehungsklinik, säße er wahrscheinlich im Kittchen.«

Fontenot blickte sich unwillkürlich misstrauisch um. »Solange Sie sich in einem Gebäude aufhalten, das Dougal erbaut hat, sollten Sie nicht solche Sprüche klopfen. Das Labor war immer Dougals Lieblingsprojekt. Und was Huey angeht, der hat hier gearbeitet. Sie wandeln auf Hueys Spuren. Als er noch Stabschef des Senators war, hat er die Leute hier so in die Mangel genommen, dass es ein paar Knochenbrüche gab.«

»Okay, sie haben die Anlage hier gebaut, aber dabei ging’s nicht koscher zu.«

»Andere Politiker sind auch korrupt und bauen keine solche gottverdammte Anlage. Osttexas und Südlouisiana haben irgendwann die Köpfe zusammengesteckt und sich ein dickes Stück aus dem Kuchen herausgeschnitten. Aber das ist nichts Neues. In diesem Teil des Landes ging es schon immer betrügerisch zu. Mit einer sauberen Regierung wüssten die Leute hier gar nichts anzufangen. Der alte Dougal ist am Ende tief gefallen, aber so ist Texas eben. Texas ist eigensinnig, Texas dreht seine Leute gern ein wenig durch den Fleischwolf, bevor es sie unter die Erde bringt. Jedenfalls hat Huey eine Menge von Dougal gelernt und vermeidet es, Dougals Fehler zu wiederholen. Huey ist jetzt Gouverneur von Louisiana, er bestimmt, wo’s langgeht, er ist der Boss, der Schamane. Huey hat eigens zwei Senatoren abgestellt, die ihm die Schuhe putzen. Sie machen Huey in Boston schlecht – aber Huey sitzt gerade mal dort drüben in Baton Rouge. Und Sie legen sich mit ihm an.«