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»Und das ist Ihr Team?«

»Ich habe kein Team. Ich bin eine Angestellte der Besoldungsgruppe 5. Die Männer sind Netz-Subunternehmer, sie wohnen hier. Dieser Versammlungsraum ist schon ein wenig seltsam… Ich meine, wir sind jahrelang im Dirksen Senate Building zusammengekommen. Aber das Übergangsteam des Präsidenten hat unsere alten Büros requiriert. Daher befindet sich der Wissenschaftsausschuss des Senats gegenwärtig in einer Art Übergangszustand zwischen zwei dauerhaften Unterbringungen.«

»Ich verstehe.«

»Dieser Raum war vom Raumverteilungsserver als leerstehend gemeldet worden, deshalb hat man ihn uns zugeteilt. Das Problem dabei ist, dass das ganze Gebäude seit drei Jahren besetzt ist, obwohl es immer noch auf dem Server geführt wird. Und wir sind kein Notstandsausschuss, wir können das Gebäude nicht per Gerichtsbeschluss räumen lassen. Wir stehen zu weit unten in der Hierarchie, um eine Zwangsräumung veranlassen zu können.«

»Na ja, wenigstens ist der Raum hübsch groß«, sagte Oscar freundlich.

»Das stimmt!« Sie lächelte ihn an.

»Und wir beide, das ist ja schon was für den Anfang. Ihre Rollstuhlverkleidung ist übrigens wirklich gut.«

»Bei den Straßensperren und den ständigen Ausweiskontrollen erweist sie sich jedenfalls als ausgesprochen nützlich.«

»Wie ich sehe, sind Sie eine waschechte Washingtonerin, Chris.«

»Ja, so bin ich – südliche Effizienz und nördlicher Charme.« Chris stupste einen ihrer Helfer an. »Nein, das ist der Monitorausgang! Der Stecker ist sechzehnpolig, okay? Lassen Sie mich das machen!« Sie wandte sich an den zweiten Mann. »Holen Sie den Router aus dem Beutel. Den Router und einen Gummischrubber. Und einen Divot. Zwei Datendivots. Nein, nicht den! Geben Sie mir den grünen.«

Oscar war ganz bezaubert von ihr. »Haben Sie die Metallskulpturen gemacht?«

»Die sind von meinem Freund. Er bewacht den Raum für uns, weil er seinen Arbeitsplatz jederzeit verlassen kann.« Sie sah auf. »Das ist wie Multitasking, verstehen Sie?«

»Ich liebe Multitasking.« Oscars zweites Handy klingelte. Er nahm es aus der Westentasche. »Was? Ja, Lana, buchen Sie ihr einen Flug nach Boston. Für die AMAC-Konferenz. Nein, ich weiß nicht, was die Abkürzung bedeutet. Machen Sie einfach eine Suchanfrage.«

»Wo ist der Mediator? Holen Sie die Schallwände«, meinte Chris. Sie musterte ihn von der Seite.

»Melden Sie sie für die ganze Konferenz an«, sagte Oscar, trat einen Schritt näher und hob effektheischend die Stimme. »Yosh soll sich darum kümmern. Und denken Sie ans Essen. Sie isst gern thailändisch. Burmesisch? Burmesisch ist auch gut, aber denken Sie an ihre Allergien.«

»Das läuft über DMAC? In der Vierzehnten ist ein DMAC-Mast. Mal sehn, ob er arbeitet.«

»DMAC arbeitet«, mischte Oscar sich ein. »Mein Handy läuft über DMAC.« Er schaltete wieder um. »Lana, buchen Sie ihr ein Zimmer im Konferenzhotel. Achten Sie auf Luftfilter. Und auf Blumen. Jeden Tag frische Blumen.«

»Haben Sie den Kompressor auf DNC eingestellt?« fragte Chris, ohne Oscar aus den Augen zu lassen. »Man kann den Router nicht laden ohne CMV. Ist das der EDFA? Nehmen Sie den Paketschrubber.«

»Buchen Sie das Zimmer für einen Tag«, sagte Oscar. »Für zwei Tage. Ja. Nein. Ja. Okay. Danke.« Er knüllte das Handy zusammen.

»Nein, wackeln Sie mal dran«, sagte Chris. »Es liegt am Kabel.«

»Es liegt immer am Kabel«, meinte Oscar.

Auf den Bildschirmen baute sich flackernd ein Testbild auf. »Prima«, sagte Chris. »Wir sind drin. Wo ist die Imageverbesserung?«

»Habe keine dabei«, brummte der Subunternehmer. »Davon haben Sie nichts erwähnt.«

»Ich wusste nicht, dass der neue Mann leibhaftig anwesend sein würde.«

»Ich komme auch ohne Imageverbesserung zurecht«, warf Oscar ein. »Ich habe mein eigenes Make-up dabei.«

Chris gewährte ihm einen kostbaren Moment ihrer Aufmerksamkeit. »Sie sind sehr konservativ, Mr. Valparaiso.«

»Make-up ist ein wichtiger Bestandteil von Mr. Valparaisos Erbe.« Sie hatten die gleiche Wellenlänge. Sie verstanden sich hervorragend auf nonverbaler Ebene. »Wo sind die anderen alle, Chris? Ich dachte, wir wollten uns heute hier treffen.«

Chris straffte sich erschöpft. »Ja, das Transparenzgesetz schreibt öffentliche Sitzungen vor, aber das ist kein Senatstreffen. Das ist bloß eine Mitarbeitersitzung. Hier sind keine Mitglieder einer gesetzgebenden Körperschaft anwesend.«

»Ich dachte, bei Mitarbeitersitzungen trifft man sich persönlich.«

»Eigentlich ist das eher eine informelle Online-Besprechung.«

Oscar runzelte wohldosiert die Stirn. »In meinem Terminkalender ist die Sitzung ausdrücklich als persönliches Treffen vorgemerkt.«

»Also, während der Übergangsphase sind wir gezwungen, Zugeständnisse zu machen… Hören Sie, ich weiß, das klingt albern. Aber die Stabsangehörigen gehen nur ungern in ein Gebäude wie dieses. Sie haben die Bezeichnung ›Sitzung‹ gewählt, damit die Zeit berechnet wird. In Wirklichkeit handelt es sich bloß um eine Besprechung.« Sie lächelte bescheiden. »Ich bin bloß der Sysop, wissen Sie. Mein Fehler ist das nicht.«

»Es ist mir schon klar, dass das nicht Ihr Fehler ist, Chris. Aber wenn es bloß um eine Besprechung geht, dann wird man das Ganze nicht ernst nehmen. Dann kommen wir zu keinen Ergebnissen.«

»Auch bei einer Besprechung kann man zu Ergebnissen kommen.«

»Aber ich will keine Besprechung. Wenn wir unverbindlich fachsimpeln wollten, könnten wir das auch bei ein paar trockenen Martinis tun.«

Die Tür ging auf. Drei Männer und eine Frau traten in den Raum. »Das ist Mr. Nakamura«, sagte Chris erleichtert. »Der kann Ihnen bestimmt weiterhelfen.«

Nakamura blieb stehen, las vierzig Sekunden lang den Bildschirm seiner Sekretärin ab, machte sich über Oscars Identität und seine Akte kundig. Dann trat er mit ausgestreckter Hand energisch vor. »Schön, dass Sie wieder da sind, Oscar! Wie war die Rückreise?«

»Angenehm.«

»Wo ist Ihr Team?« Nakamura blickte sich in dem schwarz verkohlten Raum um. »Keine Mitarbeiter?«

»Ich habe einen sicheren Tourenbus. Deshalb habe ich mein Team dort zurückgelassen und mich absetzen lassen.«

Nakamura blickte seine beiden Bodyguards an, die den Raum mit kleinen Handscannern nach Abhörvorrichtungen absuchten.

»Ein sicherer Tourenbus. Ich wünschte, Sie hätten mich angerufen. Dann wäre ich mit Ihnen mitgefahren und hätte nicht diese beiden Schläger anheuern müssen.«

Oscar fühlte sich durch diese offenkundige Lüge geschmeichelt. »Es wäre mir eine Freude gewesen, Sir.«

»Ich bin ein altmodischer Mensch«, erklärte Nakamura. »Der Kongress bezahlt mich, deshalb komme ich gern zur Arbeit.« Nakamura war der dienstälteste Stabsangehörige. Er hatte eine erstaunliche Anzahl von Säuberungen, Skandalen und Senatsumwälzungen überlebt – selbst wiederholte Feldzüge und Head-Hunting-Attacken seitens der Notstandsausschüsse.

Nakamura gehörte dem Rechten Traditionsblock an und war Mitglied bei den Wirtschaftsliberalen. Die WiLis hatten einen Wähleranteil von zwölf Prozent, mehr als ihre Juniorpartner, die Christlich Demokratische Union und die Antifeministische Frauenpartei. Oscar hielt die Politik der WiLis für grundlegend falsch, doch zumindest waren sie konsequent in ihren Fehlern. Die WiLis waren Spieler.

Nakamura berührte Oscar an der Schulter, ein politisches Abtasten. »Ich bin gespannt auf Ihren Bericht über das Labor in Buna, Oscar. Sie waren dort bestimmt sehr fleißig.«

»Wir leben in schwierigen Zeiten, Sir.«

»Ein Grund mehr, während der Übergangszeit der neuen Administration auf Stabilität zu achten.«

»Ich bin völlig Ihrer Meinung«, konterte Oscar. »Kontinuität und eine starke Hand bei der Verwaltung des Laboratoriums wären gegenwärtig ausgesprochen hilfreich. Umsicht. Keine übereilten Schritte.«