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Fontenot sah ihn an. »Sie wollen in Washington Bambakias’ Stabschef werden.«

Oscar zuckte die Achseln. »Das habe ich nie abgestritten, oder?«

»Sie sollten besser im Ausschuss bleiben. Sie sind ein aufgeweckter Bursche, und ich glaube, Sie könnten in Washington einiges zu Wege bringen. Ich habe miterlebt, wie Sie die hoffnungslosen Trottel in der Mannschaft wie Elitesoldaten behandelt haben, und da wusste ich, dass Sie mit einem Senatsausschuss ebenso gut zurechtkommen würden. Und es muss einfach etwas passieren.« In Fontenots Blick lag aufrichtiger Schmerz. »Amerika ist auf dem absteigenden Ast. Wir bekommen’s nicht in den Griff. Verdammt noch mal, schauen Sie sich doch mal um! Unser Land ist am Ende.«

»Ich möchte Bambakias helfen. Er hat gute Ideen.«

»Bambakias kann gute Reden halten, aber er hat nicht einen Tag innerhalb der Umgehungsstraße gewohnt. Er weiß nicht mal, was das bedeutet. Er ist Architekt.«

»Er ist ein sehr kluger Architekt.«

Fontenot grunzte. »Er wäre nicht der Erste, der Intelligenz mit politischer Klugheit verwechselt.«

»Also, ich glaube, letztlich beruht der Erfolg des Senators auf seinen Helfern. Auf der Senatsmannschaft, auf den Leuten, mit denen er sich umgibt. Auf seinem Team.« Oscar lächelte. »Hören Sie, nicht ich habe Sie eingestellt. Das war Bambakias. Er trifft gute Personalentscheidungen. Alles, was er braucht, ist eine Chance.«

Fontenot stellte den gelben Mantelkragen hoch. Es hatte zu nieseln angefangen.

Oscar breitete die manikürten Hände aus. »Ich bin gerade mal achtundzwanzig. Mir fehlen die nötigen Referenzen, um Stabschef eines Senators zu werden. Außerdem werde ich mit der Berufung in den Wissenschaftsausschuss alle Hände voll zu tun haben.«

»Außerdem«, äffte Fontenot ihn nach, »haben Sie da noch ein kleines persönliches Problem.«

Oscar blinzelte. Jedesmal, wenn dieses Thema angesprochen wurde, erfasste ihn Schwindel. Natürlich wusste Fontenot genau über sein ›kleines persönliches Problem‹ Bescheid. Es gehörte zu Fontenots Aufgabenbereich, über derlei Dinge informiert zu sein. »Das werden Sie doch hoffentlich nicht gegen mich verwenden wollen.«

»Nein.« Fontenot senkte die Stimme. »Ich könnte es tun. Ich bin ein alter Mann, ich bin altmodisch. Aber ich habe gesehen, wie Sie arbeiten, daher weiß ich es jetzt besser.« Er stampfte mit der Beinprothese auf den Boden. »Das ist nicht der Grund, weshalb ich Sie verlasse, Oscar. Aber ich gehe fort. Der Wahlkampf ist vorbei, Sie haben gewonnen. Sie haben einen großen Sieg errungen. Ich habe schon bei vielen Wahlkämpfen mitgemacht, aber Ihrer war vielleicht der schönste, den ich jemals erlebt habe. Trotzdem will ich in die Bayous zurück, es ist an der Zeit, mich aus dem Geschäft zurückzuziehen. Endgültig. Ich werde Ihren Konvoi unbeschadet nach Buna bringen, und dann bin ich weg.«

»Ich respektiere Ihre Entscheidung, wirklich«, sagte Oscar. »Doch es wäre mir lieber, Sie blieben uns erhalten – zumindest eine Zeit lang. Die Mannschaft respektiert Ihr Urteil. Und es könnte sein, dass wir in Buna auf Ihre Erfahrung angewiesen sind.« Oscar holte tief Luft, dann redete er mit größerem Nachdruck weiter. »Ich habe das mit den Jungs und Mädels im Bus noch nicht besprochen, aber ich habe mich über die Lage in Buna kundig gemacht. Und unser heutiges Ziel, der nette texanische Ferienort – also, ich habe eher den Eindruck, dass dort eine größere Krise auf uns wartet.«

Fontenot schüttelte den Kopf. »Für größere Krisen bin ich nicht zuständig. Ich freue mich aufs Altenteil. Ich werd angeln, ein wenig jagen. Ich besorg mir im Bayou eine Hütte mit einem Ofen und ‘ner Bratpfanne und will nie wieder was mit dem gottverdammten Netz oder irgendwelchen Telefonen zu tun haben.«

»Ich würde mich entsprechend erkenntlich zeigen«, schmeichelte Oscar. »Bloß noch einen Monat, einverstanden? Die vier Wochen bis zu den Weihnachtsferien. Sie stehen weiterhin auf der Gehaltsliste, solange Sie bei uns bleiben. Notfalls verdoppele ich Ihr Gehalt. Ein zusätzlicher Monatslohn.«

Fontenot wischte das Regenwasser von der Hutkrempe. »Das könnten Sie arrangieren?«

»Na ja, ich könnte das Geld nicht aus dem Wahlkampffonds nehmen, aber Pelicanos würde das für uns regeln. In diesen Dingen ist er ein wahrer Zauberer. Zwei Monatsgehälter für einen Monat Arbeit. Und zwar zu den Bedingungen, wie sie in Boston üblich sind. Das wäre schon die Anzahlung auf Ihre Hütte.«

Fontenot wurde schwach. »Also, da müsste ich drüber nachdenken.«

»Sie hätten die Wochenenden frei.«

»Wirklich?«

»Drei freie Tage am Wochenende. Schließlich suchen Sie ja eine neue Bleibe.«

Fontenot seufzte. »Tja…«

»Audrey und Bob würde es nichts ausmachen, sich ein bisschen umzuhören. Die beiden sind Weltklasse bei der Recherche und schlagen hier bloß die Zeit tot. Weshalb sollten Sie sich mit der Haussuche befassen? Die könnten Ihnen ein Traumhaus organisieren und einen seriösen Grundstücksmakler noch dazu.«

»Verdammt. So hab ich die Sache noch nicht betrachtet. Aber Sie haben recht. Das wäre viel wert für mich. Es würde mir eine Menge Ärger ersparen. Also gut, ich mach’s.«

Sie schüttelten sich die Hände.

Sie waren mittlerweile bei ihren Fahrzeugen angelangt. Norman-der-Praktikant war jedoch nirgends zu sehen. Mit quietschender Prothese kletterte Fontenot auf die eingebeulte Motorhaube seines Geländefahrzeugs und machte Norman schließlich mit dem Fernglas ausfindig.

Norman unterhielt sich mit mehreren Air-Force-Angehörigen. Sie standen dicht zusammengedrängt unter dem Schrägdach eines Picknicktisches aus Beton, von dem ein Holzsteg in die mit Zypressen bestandenen Tiefen des Sumpflandes am Rande des Sabine River führte. »Soll ich ihn holen?« fragte Fontenot.

»Ich hole ihn«, sagte Oscar. »Ich habe ihn mitgenommen. Sie können Pelicanos anrufen und die Crew informieren.«

Junge Leute stellten in Amerika eine kleine Minderheit dar. Wie die meisten Minderheiten neigten sie zur Fraternisierung. Norman war noch im richtigen Alter fürs Militär. Er lehnte an der graffitibeschmierten Dachstütze und redete heftig auf die Soldaten ein.

»… radardurchlässige Drohnen mit Röntgenlasern!« sagte Norman abschließend.

»Also, vielleicht haben wir ja welche, vielleicht aber auch nicht«, meinte ein junger Mann in blauer Uniform.

»Hör mal, das weiß doch inzwischen jeder, dass ihr die habt. Das ist genau wie mit diesen Satelliten, die aus dem Orbit Nummernschilder erkennen können – das ist ein alter Hut, die gibt es schon seit zig Jahren. Worauf ich hinaus will, ist Folgendes: Weshalb schnappt ihr euch nicht einfach den Gouverneur von Louisiana, wo ihr doch die technischen Möglichkeiten dazu habt? Ortet seinen Konvoi mittels Drohnen und folgt ihm. Wenn ihr seht, dass er seinen Wagen mal verlässt, schnappt ihr ihn euch einfach.«

Eine junge Frau ergriff das Wort. »Wir sollen uns Gouverneur Huguelet ›schnappen‹?«

»Ihr sollt ihn ja nicht umbringen. Das wäre zu auffällig. Ihn verdampfen, meine ich. Den Burschen einfach verdampfen! Schuhe, Anzug, alles! Man würde glauben, er… ihr wisst schon… er sei in irgendeinem Hotel damit beschäftigt, einer Nutte die Füße zu beknabbern.«

Die Air-Force-Leute brauchten eine Weile, um sich eine Meinung zu bilden. Der Vorschlag hatte sie offenbar irritiert. »Mit einem fliegenden Röntgenlaser kann man niemanden verdampfen.«

»Wenn er abstimmbar wäre, ginge es schon.«

»Abstimmbare Freie-Elektronen-Laser sind nicht radardurchlässig. Außerdem benötigen sie höllisch viel Energie.«

»Dann solltet ihr vielleicht vier oder fünf Flugkörper überlappend feuern lassen. Außerdem, wer braucht denn noch unförmige, veraltete freie Elektronen, wo es doch Quantenlöcher gibt? Quantenlöcher sind hervorragend abstimmbar.«