Выбрать главу

»Und was genau meinen Sie damit?«

»Nun, ich habe nützliche Kontakte zur Universität von Texas. Sagen wir, ein Posten im Galveston Center für Gesundheitswissenschaft. Das ist ein hübsches Städtchen – seit dem Anstieg des Meeresspiegels ist von der Insel nichts mehr übrig, aber man hat den berühmten Meeresdeich wieder aufgebaut, und es gibt dort auch ein paar wunderschöne alte Häuser. Ich könnte Ihnen ein paar hübsche Broschüren zeigen.«

Felzian lachte. »Sie können nicht jeden Einzelnen von uns von seinem Posten vertreiben.«

»Nein, aber das brauche ich auch gar nicht. Ich brauche bloß die Meinungsführer zu entfernen, dann bricht der Widerstand zusammen. Und wenn es mir gelingt, Sie zur Mitarbeit zu bewegen, dann bringen wir das alles in kurzer Zeit hinter uns. Mit Würde und Anstand. Das läge auch im Interesse der Wissenschaftsgemeinde.«

Felzian verschränkte triumphierend die Arme. »Sie versuchen mich zu beschwatzen, weil Sie im Grunde nichts gegen mich in der Hand haben.«

»Weshalb sollte ich zu Drohungen Zuflucht nehmen? Sie sind ein vernünftiger Mann.«

»Sie haben nichts in der Hand! Und ich soll mit Ihnen zusammenarbeiten, den Direktorenposten niederlegen und mich schweigend in mein Schwert stürzen? Sie haben wirklich Nerven.«

»Aber ich bin aufrichtig zu Ihnen.«

»Das einzige Problem, das ich hier sehe, sind Sie. Und Ihr Problem ist, dass Sie mir nichts anhaben können.«

Oscar seufzte. »Doch, das kann ich schon. Ich habe Ihre Laborberichte gelesen.«

»Wovon reden Sie da? Ich bin in der Verwaltung tätig! Ich habe seit zehn Jahren nichts mehr veröffentlicht.«

»Ja, gut, aber ich habe die Berichte gelesen, Mr. Direktor. Natürlich bin ich kein ausgebildeter Genetiker, deshalb muss ich leider bekennen, das ich sie nicht verstehe. Aber ich habe sie überprüfen lassen. Sämtliche Berichte wurden von einem unabhängigen Wissenschaftlerteam gründlich überprüft. Sie haben im Laufe Ihrer Karriere fünfundsiebzig Arbeiten veröffentlicht, jede einzelne mit Zahlentabellen gespickt. Ihre Messwerte passen wundervoll zusammen. Zu schön um wahr zu sein, denn sechs Tabellen beruhen auf dem gleichen Datensatz.«

»Was soll das heißen?«

»Das soll heißen, dass es jemandem im Labor langweilig wurde und er beschlossen hat, sich die mühsame Plackerei zu ersparen.«

Felzian lief rot an. »Was? Das können Sie nicht beweisen.«

»Zu Ihrem Pech doch. Weil es darin nur Schwarz und Weiß gibt. Damals, als für Sie galt ›publizier oder stirb‹, waren Sie in Eile und mussten ein paar Werte zurechtbiegen. Und das ist schlimm. Sehr schlimm. Für einen Wissenschaftler ist das ein tödlicher Fehler. Wenn wir Sie erst einmal als wissenschaftlichen Betrüger geoutet haben, wird Ihnen kein einziger Freund mehr bleiben. Ihre Kollegen werden ihr Wort brechen und Ihnen die Epauletten runterreißen.«

Felzian schwieg.

Oscar hob die Schultern. »Wie ich schon sagte, ich bin kein Wissenschaftler. Wissenschaftsbetrug nehme ich nicht so tierisch ernst wie Ihresgleichen. Ich persönlich kann nicht erkennen, dass Ihre Fälschungen größeren Schaden angerichtet hätten, denn diese Arbeiten hat ja sowieso niemand beachtet. Sie waren bloß eine ziemlich mittelmäßige Begabung auf einem von starkem Wettbewerb geprägten Gebiet und haben versucht, Ihre Ergebnisse zu untermauern.«

»Von diesem Problem habe ich nichts gewusst. Dafür muss einer meiner Doktoranden verantwortlich gewesen sein.«

Oscar lachte leise auf. »Hören Sie, wir wissen beide, dass Sie nicht mehr vom Haken loskommen. Klar, wenn es um die Finanzskandale geht, können Sie sich hinter dem Rücken des Senators verstecken. Aber hier geht es nicht bloß um Geld. Das sind Forschungsergebnisse, Ihr Beitrag zur Wissenschaft. Sie haben die Bücher frisiert. Wir wissen beide, dass Sie erledigt sind, wenn ich das öffentlich mache. Warum also weiterdiskutieren? Wenden wir uns den anstehenden Dingen zu.«

»Was genau wollen Sie von mir?«

»Ich will, dass Sie zurücktreten, und ich brauche Ihre Hilfe bei der Einsetzung des neuen Direktors.«

»Greta Penninger.«

»Nein«, erwiderte Oscar ohne zu zögern, »wir wissen beide, dass das nicht machbar ist. Greta Penninger war taktisch sehr nützlich für mich, aber ich habe einen anderen Kandidaten, der Ihnen wesentlich besser gefallen dürfte. Es handelt sich um einen früheren Kollegen von Ihnen – um Professor John Feduccia, den ehemaligen Präsidenten der Universität von Boston.«

Felzian war verblüfft. »John Feduccia? Wie kommt der denn auf die Empfehlungsliste?«

»Feduccia ist der ideale Kandidat! Er ist sehr erfahren in der Verwaltungsarbeit und hat zuvor an der Universität von Texas Karriere gemacht, das verleiht ihm den nötigen Stallgeruch. Außerdem ist Feduccia eng mit Senator Bambakias befreundet. Vor allem aber ist Feduccia politisch in Ordnung. Er gehört den Demokraten an.«

Felzian musterte ihn erstaunt. »Wollen Sie damit sagen, Sie hätten die bedauernswerte Greta Penninger nur vorgeschoben, während Sie die ganze Zeit vorhatten, einen Yankee zum Direktor zu machen, der ein persönlicher Spezi Ihres Bosses ist?«

Oscar runzelte die Stirn. »Seien Sie doch nicht ungerecht. Natürlich bewundere ich Greta Penninger. Für die Rolle, die sie gespielt hat, war sie bestens geeignet. Sie hat den Boden für den Wandel bereitet, aber sie kann diese Forschungseinrichtung unmöglich leiten. Sie versteht Washington nicht. Wir brauchen in dem Job eine gestandene Persönlichkeit, jemanden mit Erfahrung und von außerhalb, jemanden, der die politischen Realitäten versteht. Feduccia ist ein Profi. Greta ist naiv, sie lässt sich zu leicht beeinflussen. Sie wäre eine Katastrophe.«

»Eigentlich fände ich sie gar nicht so schlecht.«

»Nein, sie ist besser dort aufgehoben, wo sie auch hingehört – nämlich im Labor. Wir sollten sie behutsam aus dem Verwaltungsrat entfernen, damit sie wieder ihre angestammte Rolle in der Forschung einnehmen kann, dann wird sich alles perfekt fügen.«

»Damit Sie Ihre Affäre fortführen können, ohne dass jemand Anstoß nimmt.«

Oscar schwieg.

»Wohingegen sie als Direktorin im Rampenlicht stünde. Dann könnten Sie ihre schmutzige kleine Affäre nicht mehr fortführen.«

Oscar bewegte sich unruhig. »Das hätte ich wirklich nicht von Ihnen erwartet. Das steht Ihnen nicht gut zu Gesicht. Das ist eines Gentleman und Gelehrten unwürdig.«

»Haben Sie etwa gedacht, ich wüsste nicht Bescheid? Nun, ich bin nicht der hilflose Hanswurst, für den Sie mich halten! Penninger wird meine Nachfolgerin. Sie und Ihr hundsgemeines Team können sich meinetwegen wieder nach Washington davonstehlen. Ich verlasse dieses Büro – nein, nicht deshalb, weil Sie mich dazu zwingen, sondern weil mir der Job bis zum Hals steht!«

Felzian schlug auf den Schreibtisch. »Es ist jetzt wirklich schlimm hier. Seit wir die Unterstützung des Senats verloren haben, ist die Lage geradezu ausweglos. Das ist eine unerträgliche Farce! Ich will mit Ihnen und Washington und allem, wofür Sie stehen, nichts mehr zu tun haben. Und merken Sie sich eines, junger Mann. Wenn Penninger im Amt ist, dann können Sie mich nicht outen, ohne dass ich Sie oute. Sie können mich in Verlegenheit bringen – sogar erniedrigen. Aber sollten Sie es versuchen, dann stelle ich Sie und die neue Direktorin bloß. Ich breche Sie in der Öffentlichkeit entzwei wie zwei Streichhölzer.«

8

Der abrupte Weggang von Dr. Felzian eröffnete Oscar ein weites Feld von Möglichkeiten. Da Bambakias ausgefallen war, musste er allein zurechtkommen. Er musste die Initiative ergreifen. Sie waren nur wenige, ihre Mittel waren beschränkt, von einem Budget konnte keine Rede sein. Unverfrorenheit war angesagt.