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»Zuerst einmal brauche ich zwei Schlösser«, sagte er. »Ich weiß, das ist eine große Bestellung, aber ich brauche sie wirklich.«

»Zwei Schlösser, was?« Der junge Dämon musterte ihn ungerührt. »Ich schätze, Ihr ganzer Plan wäre ohne die Schlösser zum Scheitern verurteilt.«

»Vollkommen richtig.«

»Dann finden Sie sich schon mal damit ab, Kumpel, denn wir haben nur ein Schloß vorrätig, und selbst das ist kein richtiges Schloß. Es besteht äußerlich aus echten Mauern und Zinnen, aber der Rest ist ein geistiges Konstrukt, das nur von alten Zauber Sprüchen zusammengehalten wird.«

»Das ist lächerlich«, protestierte Azzie. »Ich dachte, die Abteilung für Ausrüstung und Zubehör hätte eine unbegrenzte Menge an Schlössern.«

»Vor langer Zeit war das einmal der Fall. Aber die Voraussetzungen haben sich verändert, die Möglichkeiten wurden begrenzt. Es bedeutet sehr viel mehr Umstände für alle Beteiligten, aber es macht die Dinge auch interessanter. Zumindest lautet so die Theorie der teuflischen Seite unserer Abteilung.«

»Davon habe ich nichts gehört«, sagte Azzie. »Wissen Sie eigentlich, wovon Sie sprechen?«

»Wenn ich das wüßte«, entgegnete der Angestellte, »glauben Sie, dann würde ich diesen dämlichen Job machen und Leuten wie Ihnen erzählen, daß Sie nur ein Schloß bekommen können?«

»Na schön«, gab Azzie nach. »Ich nehme das Schloß, das Sie haben.«

Der Angestellte kritzelte irgend etwas auf einen Pergamentbogen. »Sie müssen es so nehmen, wie es ist. Wir haben keine Zeit, weiter daran herumzubasteln.«

»Wo liegt das Problem?«

»Ich habe Ihnen schon von den Zaubersprüchen erzählt, die das Ding zusammenhalten. Es gibt nicht genug davon, deshalb verschwinden immer wieder Teile des Schlosses.«

»Welche Teile?« wollte Azzie wissen.

»Das hängt vom Wetter ab«, erklärte der Angestellte. »Da das Schloß von Schönwetterzaubersprüchen zusammengehalten wird, haben lang anhaltende Regenperioden eine höllische Auswirkung auf seine provisorische Existenz.«

»Gibt es nicht eine Art Plan, aus dem hervorgeht, welche Teile wann verschwinden?«

»Natürlich gibt es einen Plan«, bestätigte der Angestellte. »Aber der müßte dringend auf den neusten Stand gebracht werden. Sie wären verrückt, wenn Sie sich darauf verlassen würden.«

»Ich möchte ihn trotzdem haben«, sagte Azzie. Er hatte großen Respekt vor beschriebenem Pergament.

»Wohin soll ich das Schloß für Sie liefern?« erkundigte sich der Angestellte.

»Einen Moment, so geht das nicht. Ich brauche wirklich zwei Schlösser. Ich habe zwei verschiedene Personen. Der Mann muß von seinem Schloß zum Schloß der Frau gelangen, die er liebt oder zu lieben glaubt. Also brauche ich unbedingt zwei Schlösser.«

»Wie wäre es mit einem Schloß und einem sehr großen Haus?«

»Nein, das widerspricht völlig dem Geist des Spiels.«

»Dann versuchen Sie, mit einem auszukommen«, schlug der Angestellte vor. »Sie können Ihre Personen hin und her schieben. Es ist leicht, das Aussehen eines Schlosses zu verändern, besonders wenn immer wieder Räume verschwinden.«

»Ich nehme an, mir bleibt nichts anderes übrig«, sagte Azzie. »Oder ich könnte einem von ihnen mein Chateau zur Verfügung stellen. Wie schnell können Sie es liefern?«

»Heh, für Sie kümmere ich mich auf der Stelle darum«, erwiderte der Schreibtischdämon in einem Tonfall, der Azzie verriet, daß er es erst bekommen würde, wenn es in der Hölle schneite. Er klopfte auf seine Schwarze Kreditkarte. »TU, WAS ER VERLANGT!« blitzte die Karte auf. »KEINE SPIELEREIEN!«

»In Ordnung«, sagte der Angestellte. »Ich habe nur Spaß gemacht. Wohin wollen Sie das Schloß geliefert haben?«

»Kennen Sie eine Gegend auf der Erde, die Transsylvanien heißt?«

»Machen Sie sich deswegen keine Gedanken. Ich werde es herausfinden.«

»Äh, wissen Sie vielleicht zufällig, wo ich einen guten Kopf auftreiben könnte?« fragte Azzie. »Menschlich? Männlich?«

Der Angestellte lachte lediglich.

So kam es, daß Azzie die Abteilung für Ausrüstung und Zubehör verließ und auf die Erde zurückkehrte, wo inzwischen fast eine Woche verstrichen war. Er begab sich ins Chateau des Artes und stellte gereizt fest, daß er Frike nirgendwo finden konnte. Also bestieg er sein Pferd und beschloß, nach Augsburg zu reiten, um Frike zu suchen.

Er stürmte in die Amtstube von Estel Castelbracht und erkundigte sich ohne Umschweife, ob der Bürgermeister seinen Gehilfen gesehen hätte. Ein diplomatisches Auftreten schien ihm unangebracht.

»Ich habe ihn tatsächlich gesehen«, bestätigte Castelbracht. »Er ist die Straße entlanggeeilt und hat das Haus von Dr. Albertus dort drüben betreten. Ich habe gehört, wie er irgend etwas von einem Kopf vor sich hingemurmelt hat…«

»Vielen Dank«, sagte Azzie und schob dem Mann Geld zu, wie es seine Gewohnheit im Umgang mit offiziellen Amtsträgern war, wann immer er es sich leisten konnte.

KAPITEL 8

Das Haus des Doktors lag am Ende eines schmalen Weges, der zur Stadtmauer führte. Es stand allein da, ein hohes altes Gebäude. Das Erdgeschoss war aus Stein gemauert, die oberen Stockwerke bestanden aus verkleidetem Holz. Azzie stieg die Eingangsstufen hinauf und betätigte den großen Bronzeklopfer.

»Wer klopft da?« erklang eine Stimme von drinnen.

»Jemand, der eine Auskunft wünscht«, erwiderte Azzie.

Die Tür wurde von einem älteren weißhaarigen Herrn geöffnet, der eine schöne römische Toga trug, obwohl diese Kleidung seit einigen hundert Jahren außer Mode war. Er war groß und gebeugt und stützte sich auf einen langen Stock.

»Lord Azzie, wie ich vermute«, sagte der alte Herr.

»Richtig«, bestätigte Azzie. »Man hat mir gesagt, daß ich hier meinen Diener Frike finden könnte.«

»Ah, natürlich, Frike«, antwortete der alte Herr. »Wollt Ihr nicht eintreten, Herr? Übrigens, ich bin Meister Albertus.«

Er führte seinen Besucher durch düstere Räume, an einem unordentlichen Wohnzimmer und einer schmutzigen Küche mit Waschnische vorbei in ein behagliches kleines Studierzimmer im hinteren Bereich des Hauses.

Frike stand vor dem Kamin am anderen Ende des Raums. Er lächelte, als er Azzie eintreten sah.

»Frike!« rief Azzie. »Ich dachte schon, du hättest mich im Stich gelassen.«

»Nein, Gebieter«, sagte Frike, »das würde mir nicht im Traum einfallen. Aber während Eurer Abwesenheit bin ich in die Dorfschenke gegangen, um Gesellschaft zu haben und mich an dem kräftigen Rotwein zu laben, der für die wilde Tapferkeit der Menschen in dieser Gegend verantwortlich ist. Dort habe ich dann diesen ehrenwerten Herrn getroffen, Messer Albertus, der mein alter Meister während meiner Lehrzeit damals in Salerno war.«

»So ist es«, bekräftigte Messer Albertus augenzwinkernd. »Ich kenne diesen Schurken sehr gut, Lord Azzie. Es hat mich außerordentlich gefreut zu hören, daß er das Glück hatte, in Eure Dienste treten zu können. Ich habe ihn in mein Haus gebracht, um ihm meine Unterstützung in der Angelegenheit anzubieten, in der er Euch hilft.«

»Von welcher Hilfe genau sprecht Ihr?« wollte Azzie wissen.

»Nun, Herr, wie es scheint, benötigt Ihr ein paar erstklassige Körperteile. Und zufällig habe ich eine besondere Auswahl davon in meinem Laboratorium.«

»Seid Ihr Arzt?« fragte Azzie.

Albertus schüttelte das weißhaarige Haupt. »Ich bin Alchemist, Herr, und in meinem Beruf ist der Besitz von Körperteilen oft sehr nützlich. Wenn Ihr mir bitte folgen wollt…«

Azzie schloß sich dem älteren Mann an, dicht gefolgt von Frike. Sie gingen durch einen Flur zu einer verriegelten Tür. Albertus schloß sie mit einem Schlüssel auf, der an einem Band um seinen Hals hing. Hinter der Tür führte eine steinerne Wendeltreppe zu einem gut eingerichteten alchemistischen Labor im Keller. Dort zündete Albertus eine alte Öllampe an. In ihrem Schein erblickte Azzie mehrere Tische, die mit Destillierkolben und Glasbehältern übersät waren, und einen Plan mit den Chakrapunkten aus Indien an einer Wand. Auf Bücherregalen, die sich über eine Seite des Raums zogen, lagen mumifizierte menschliche Körperteile in allen Größen.