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»Sind Sie Azzie Elbub?« fragte er.

»Selbstverständlich«, erwiderte Azzie. »Warum sollte ich sonst hier sein?«

»Sie könnten Ihre Gründe haben. Besitzen Sie irgendeinen Ausweis?«

Azzie zeigte ihm seine Schwarze Kreditkarte, in die sein Name eingraviert war.

»Sie hat kein Foto«, bemängelte Merioneth, »aber ich werde sie trotzdem akzeptieren. In Ordnung, wo soll das Schloß aufgestellt werden?«

Azzie sah sich um. Er hatte sich eine hüglige Landschaft ausgesucht, die er jetzt kritisch beäugte.

»Ich möchte es genau dort drüben haben«, entschied er.

»Auf dieser ebenen Stelle?«

»Richtig. Aber vorher müssen Sie dort noch einen Berg aus Glas errichten.«

»Wie, bitte?« fragte Merioneth.

»Ich möchte einen gläsernen Berg. Das verzauberte Schloß muß auf seinem Gipfel stehen.«

»Sie möchten Ihr Schloß auf der Spitze eines gläsernen Berges?«

»Natürlich. Verzauberte Schlösser stehen immer dort.«

»Gewöhnlich, vielleicht sogar in der Regel, aber nicht immer. Ich könnte Ihnen mehrere traditionelle Geschichten…«

»Dieses Schloß wird auf einem gläsernen Berg stehen«, beharrte Azzie.

Merioneth nahm seinen Zwicker ab, polierte ihn an seinem grauen Pelz und setzte ihn wieder auf. Er öffnete seine Aktentasche. Sie war aus dunkel gebräunter Menschenhaut gefertigt, und ihre Verschlüsse bestanden aus vergilbten Zähnen. Azzie betrachtete sie voller Bewunderung und beschloß, sich ebenfalls so eine Tasche zu besorgen, sobald er die Zeit dazu fand. Merioneth kramte in den Papieren herum, fischte schließlich ein Blatt hervor und las es mit geschürzten Lippen.

»Das ist Ihre ursprüngliche Bestellung«, sagte er. »Hier steht nichts über einen Berg.«

Azzie trat zu ihm und überflog die Auftragsbestätigung. »Hier steht, daß Sie die übliche Umgebung zur Verfügung stellen werden.«

»Die übliche Umgebung beinhaltet keinen Glasberg. Wie wäre es mit einem schon existierenden Berg?«

»Er muß aus Glas sein«, verlangte Azzie. »Soweit ich weiß, gibt es keine natürlichen Glasberge.«

»Warum nehmen Sie nicht statt dessen einen erloschenen Vulkan?« schlug Merioneth vor. »Mit jeder Menge Obsidian?«

»Das wird nicht funktionieren«, widersprach Azzie. »Gläserne Berge sind ein Bestandteil der Überlieferung, seit die Menschen angefangen haben, ihre Geschichten zu erzählen. Sie haben doch bestimmt irgendwo einen in Ihrem Fundus.«

Merioneth schürzte wieder die Lippen und setzte einen skeptischen Geschichtsausdruck auf. »Vielleicht haben wir einen, vielleicht aber auch nicht. Der springende Punkt ist, er steht nicht auf der Bestellung.«

»Können wir ihn nicht nachträglich eintragen?«

»Nein, das ist zu spät.«

»Könnten wir die Sache nicht irgendwie gütlich regeln?« hakte Azzie nach.

»Was meinen Sie damit?«

»Ich bin bereit, die zusätzlichen Kosten aus eigener Tasche zu bezahlen. Kann ich meine Kreditkarte damit belasten?«

Merioneth zuckte die Achseln. »Das ist nicht der Punkt. Das Problem ist, daß der Auftrag bereits ausgefüllt und unterschrieben worden ist.«

Azzie sah sich das Formular an. Er deutete auf eine bestimmte Stelle. »Sie könnten den Zusatz dort eintragen, direkt über die Unterschrift. ›Ein gläserner Berg und ein verzauberter Wald.‹«

»Sollten meine Vorgesetzten irgendwann davon Wind bekommen…«

»Und ich würde Sie für Ihre Unannehmlichkeiten entschädigen«, bot Azzie an. Er griff in eine Innentasche seines Mantels und zog eine kleine Mappe daraus hervor, in der er seine Wertgegenstände aufbewahrte. In der Mappe steckte ein Wildlederbeutel mit den Edelsteinen, die Rognir in ihn investiert hatte. Er nahm eine Handvoll heraus und zeigte sie Merioneth.

»Na und?« fragte der andere.

»Sie gehören Ihnen, wenn Sie für mich einen Glasberg in die Bestellung einfügen«, sagte Azzie.

Merioneth betrachtete die Edelsteine. »Ich könnte deswegen in arge Schwierigkeiten kommen.«

Azzie legte ein paar Steine dazu.

»Ich denke, ich könnte es erledigen«, murmelte Merioneth und nahm die Steine entgegen. Er beugte sich über das Auftragsformular, kritzelte darauf herum und hob dann den Kopf. »Aber ein verzauberter Wald… das ist wieder etwas ganz anderes.«

»Verzauberte Wälder sind keine große Sache«, stellte Azzie klar. »Sie sind nicht so selten wie gläserne Berge. Man stolpert überall geradezu über verzauberte Wälder.«

»Es sei denn, man braucht einen auf die Schnelle«, sagte Merioneth, den Blick auf Azzies Wildlederbeutel gerichtet. »Ich nehme an, Sie wollen auch eine Straße, der durch ihn führt, was?«

»Nichts besonderes. Ein einfacher Feldweg würde reichen.«

»Und wer soll das alles Überwachen, häh? Ich brauchte einen Aufseher. Und die Dienste eines Aufsehers…«

»Ich weiß, es stand nicht auf der ursprünglichen Bestellung.« Azzie fischte vier weitere Steine hervor und reichte sie Merioneth. »Reicht das?«

»Das reicht für den Wald und die allgemeine Arbeit. Aber Sie wollen ihn auch verzaubert haben, richtig?«

»Das habe ich Ihnen doch schon erklärt. Wozu wäre ein Wald gut, der nicht verzaubert ist?«

»Kommen Sie mir nicht auf diese Tour«, warnte Merioneth. »Dieser Wald ist mir egal. Ich versuche nur, die Bestellung zu verstehen. Welche Art von Verzauberung haben Sie sich vorgestellt?«

»Das übliche Zeug«, erwiderte Azzie. »Lebendige Feuerbäume wären hübsch. Davon sind immer jede Menge auf Lager.«

»Sind Sie Gartenbauexperte, daß Sie darüber so genau Bescheid wissen?« erkundigte sich Merioneth mit beißendem Spott. »Tatsache ist, daß zu dieser Jahreszeit nur sehr wenige erhältlich sind. Und ich nehme an, Sie wollen sie auch mit magischen Dornen.«

»Natürlich.«

»Magische Dornen gehören nicht zur Standardausführung.«

Einige weitere Edelsteine wechselten den Besitzer.

»Dann lassen Sie uns also sehen«, sagte Merioneth. »Was genau sollen diese magischen Dornen tun?«

»Was sie gewöhnlich tun. Wenn ein Reisender den Wald durchquert, der nicht reinen Herzens ist oder nicht über den entsprechenden Gegenzauber verfügt, sollen sie ihn aufspießen.«

»Das habe ich mir schon gedacht! Aufspießen kostet extra!«

»Extra! Was, zum Teufel, soll das schon wieder heißen?«

»Ich habe Besseres zu tun, als hier herumzutrödeln und mit Ihnen zu streiten«, sagte Merioneth und entfaltete seine Schwingen.

Azzie zahlte ihm noch ein paar Edelsteine. Der Wildlederbeutel war leer. Er hatte Rognirs Schatz in erstaunlich kurzer Zeit durchgebracht.

»Ich denke, wir haben uns jetzt auf ein Grundmodell geeinigt«, stellte Merioneth fest. »Es gibt da noch einige Verfeinerungen, die ich mir vorstellen könnte, ein paar Sachen, die Ihnen wahrscheinlich gefallen würden, aber die würden mehr kosten.«

»Vergessen Sie die Verfeinerungen«, sagte Azzie. »Liefern Sie nur, worauf wir uns geeinigt haben. Und schnell, bitte! Ich habe noch andere Dinge zu erledigen.«

Merioneth forderte einen Arbeitstrupp an, und die Dämonen begannen damit, den Wald aufzubauen. Sie arbeiteten schnell und professionell, nachdem sie einmal in Fahrt gekommen waren, auch wenn einige der jüngeren Dämonen offensichtlich nicht an körperliche Arbeit gewöhnt waren. Aber die Aufseher sorgten dafür, daß sich jeder ins Zeug legte, und so ging die Arbeit schnell voran.

Sobald der Basiswald stand und die Zaubersprüche installiert, wenn auch noch nicht aktiviert waren, beauftragte der Vorarbeiterdämon einen Hilfsarbeiter damit, das Gestrüpp und die Wildblumen einzufügen, und wandte seine Aufmerksamkeit der Errichtung des Schlosses zu. Werkkolonnen oben im Limbus warfen die Mauerblöcke mit Schwung hinab. Die Dämonen unten auf der Erde fluchten, während sie auswichen, die Stücke auffingen und sie zusammensetzten. Nach und nach wuchsen die hohen Zinnenmauern und spitzen Türme empor. Das Schloß entsprach zwar nicht historischen Kriterien, war aber eindeutig von märchenhaftem Aussehen.