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»Ich habe kein Öl dabei.«

»Etwas Blut oder Jauche würden das Problem beseitigen.«

»Damit kann ich auch nicht dienen.«

»Dann macht Euch keine Gedanken darüber, Bürschlein. Laßt mich ein Nickerchen machen und von den alten Zeiten träumen.«

Diese Bemerkung kam dem Prinzen ziemlich seltsam vor, aber er ging nicht darauf ein und ritt weiter.

Kurze Zeit später schien das Schwert eingeschlafen zu sein, denn es gab leise schnarchende Geräusche von sich. Der Märchenprinz hatte keine Ahnung gehabt, daß sprechende Schwerter auch schnarchen konnten. Er versuchte, es zu ignorieren, und ritt weiter, bis er einem Mann in der Kutte eines Bettelmönches begegnete.

Der Mönch begrüßte den Reiter, und beide zogen weiter ihrer Wege.

»Habt Ihr seinen verschlagenen Gesichtsausdruck bemerkt?« erkundigte sich Excalibur.

»Mir ist nichts dergleichen aufgefallen.«

»Er hat Euren Tod geplant«, behauptete das Schwert. »Was für eine Unverschämtheit! Und diese Niederträchtigkeit!«

»Das glaube ich ganz und gar nicht«, widersprach der Märchenprinz.

»Nennt Ihr mich einen Lügner?« wollte das Schwert wissen.

»Auf gar keinen Fall!« beteuerte der Prinz, denn es ist ganz natürlich, vorsichtig zu sein, wenn man sich mit einem sprechenden Schwert unterhält, besonders mit einem, das Runen trägt.

»Ich hoffe, wir laufen dem Bettelmönch noch einmal über den Weg«, sagte Excalibur und stieß ein lang anhaltendes finsteres Lachen aus, das wie ein Röcheln klang.

Später am Tag begegneten sie einer Gruppe von Kaufleuten. Sie machten einen völlig harmlosen Eindruck, aber kaum waren sie außer Sicht, erklärte Excalibur dem Märchenprinzen, daß sie in Wirklichkeit Diebe wären, die vorhätten, ihn niederzuschlagen und auszurauben. Der Jüngling sagte, daß er das nicht glaubte, aber das Schwert hörte ihm gar nicht zu. Schließlich riß es sich los, rief: »Ich bin gleich wieder da!« und schoß in den Wald. Eine Stunde später kehrte es blutbefleckt und torkelnd zurück.

Danach fluchte und grölte es wie ein Betrunkener und begann schließlich damit, den Märchenprinzen zu beschuldigen, er würde heimtückische Pläne gegen es schmieden, wie zum Beispiel, es in der nächsten Schmiede einschmelzen zu lassen, auf die sie stießen. Es war offensichtlich, daß das Schwert ein Problem hatte.

An diesem Abend legte der Märchenprinz eine kurze Rast ein. Nachdem das Schwert eingeschlafen war, sprang er auf und rannte davon, so schnell ihn seine Beine trugen.

KAPITEL 2

Von der finsteren Gesellschaft Excaliburs befreit, setzte der Märchenprinz seine Suche nach Rosenrots Schloß fort. Leise durchquerte er den Wald. Überall ragten riesige Bäume auf, zwischen denen sich Schling- und Kletterpflanzen rankten. Es war wie eine Unterwasserwelt, grün und feucht, erfüllt von allerlei seltsamen Geräuschen.

Der Prinz ging zu Fuß. Unglücklicherweise war Parzivals Streitroß mit seinem alten Pferd weggelaufen, als er Excalibur zurückgelassen hatte.

In Augsburg eilte Azzie hektisch durch sein Anwesen und versuchte, die Sachen zusammenzuklauben, die er seinem Schützling geben wollte, sobald er ihn gefunden hatte.

»Schnell, Frike, pack eine Flasche mit magischer Wundsalbe ein.«

»Die für durch Klingen verursachte Schnittwunden, Herr, oder die für durch einen Schlag auf den Kopf hervorgerufene Platzwunden?«

»Pack am besten gleich beide ein. Wer weiß, in welche Lage sich der Junge gebracht hat.«

»Ylith ist wieder da, Gebieter«, teilte ihm Frike mit.

»So? Ich dachte, sie würde auf Rosenrot aufpassen… Mehr Verbandszeug.«

»Das tut sie auch, Herr. Aber sie fühlt sich verpflichtet, während Eurer Abwesenheit täglich einmal vorbeizuschauen, um den Beobachter an Eurer Stelle regelmäßig über den Stand der Dinge zu informieren.«

»Den Beobachter? Diesen Babriel, natürlich. Gutes Mädchen. Wo ist sie jetzt?«

»Ich glaube, sie trinkt im Wohnzimmer mit ihm Tee, während sie ihm berichtet… Hier ist das Verbandszeug.«

»Ich sollte lieber kurz reinschauen und hallo sagen, bevor ich aufbreche. Danke, Frike.«

Ylith und Babriel warfen sich verstohlene Blicke über die hohen Weinflaschen und das noch dampfende Gebäck zu. Sie schienen aneinander Gefallen gefunden zu haben, was man bei Ylith deutlich daran erkannte, daß sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Brust herausdrückte. Was Babriel betraf, kämpfte sich offenbar eine himmlische Version von Leidenschaft aus ihm heraus.

Azzie platzte grinsend oder eine Grimasse schneidend – je nachdem, wie man seinen Gesichtsausdruck interpretierte – in den Raum hinein, worauf Ylith aufsprang.

»Azzie, Schatz, ich dachte, du wärst immer noch fort!« rief sie. Sie eilte ihm entgegen und umarmte ihn. »Da ich schon einmal hier war, wollte ich die Gelegenheit für ein kleines Schwätzchen mit Babriel nutzen.«

»Und wieso bist du hier?«

»Nur, um zu sehen, wie dein Teil des Unternehmens läuft«, behauptete Ylith. »Wie kommt das Projekt voran?«

»Wir sind an einem kritischen Punkt angelangt«, erklärte Azzie und löste sich aus ihren Armen. »Ich werde vor Ort gebraucht. Ich denke, du solltest besser auf Rosenrots Schloß zurückkehren und die Entwicklung dort im Auge behalten. Hallo, Bab. Was macht das Gute in diesen Tagen?«

»Tja, also… Wir haben uns gerade ein sehr interessantes und anregendes Detail für unseren Beitrag einfallen lassen, das wir Buntglasfenster nennen. Ich würde es Ihnen gern irgendwann einmal zeigen.«

»Tut mir leid, aber ich habe es gerade ziemlich eilig. Buntglas?«

»Ja. Schon und moralisch förderlich.«

»Igitt! Klingt schrecklich. Tut mir leid, ich kann nicht bleiben, um ein wenig zu plaudern. Trinken Sie noch etwas, das tut Ihnen gut. Frike! Haben wir alles, was wir brauchen?«

»Hier, Meister, das hat noch gefehlt!« verkündete Frike und stapfte ins Wohnzimmer. Er hielt ein Paar hoher Reiterstiefel aus weichem roten Leder in der Hand. Abgesehen von zwei kleinen Anzeigen, die in die Absätze eingelassen waren, sahen die Stiefel ganz normal aus.

»Meine Siebenmeilenstiefel!« rief Azzie aus. »Frike, du bist ein Genie!«

Er schlüpfte in sie hinein und ergriff den Sack mit den Zaubermitteln, die Extraschwerter und die anderen Dinge. Dann aktivierte er die Stiefel, indem er die Hacken zweimal zusammstieß.

»Auf geht’s!« rief er, verschwand mit einem einzigen Schritt durch die Vordertür und erhob sich in die Luft.

Babriel und Ylith eilten zum Fenster, denn sie hatten noch nie zuvor Siebenmeilenstiefel im Einsatz gesehen. Azzies Paar war nicht mehr neu, aber es funktionierte immer noch perfekt. Er sauste dicht über die Dächer von Augsburg hinweg, wobei er ständig an Höhe gewann.

Die Siebenmeilenstiefel trugen ihn hoch in die Luft, und er konnte den großen Wald unter sich sehen, der sich wie ein endloses grünes Meer in alle Richtungen bis zum Horizont erstreckte. Ab und zu wurde die Eintönigkeit von Lichtungen durchbrochen, auf denen kleine Ansiedlungen standen. So verging eine geraume Zeit, bis Azzie nicht mehr wußte, wo er war, und beschloß, sich danach zu erkundigen. Er versuchte, die Stiefel nach unten zu lenken, aber sie weigerten sich, den einmal eingeschlagenen Kurs zu ändern. Das war das Problem mit Siebenmeilenstiefeln, sie nahmen ihre Bezeichnung sehr wörtlich und führten nur Schritte von genau sieben Meilen aus, keinen Zentimeter mehr oder weniger. Azzie bückte sich und hämmerte auf sie ein.

»Ich möchte hier landen!« schrie er, aber die Stiefel ignorierten ihn oder begriffen gar nicht, was er von ihnen wollte. Sie trugen ihn über den Wald und mehrere Flüsse hinweg und setzten schließlich außerhalb eines Dorfes auf.

Die verblüfften Bauern des Dorfs Vuden in der Ostwalachei erblickten einen Dämon, der eine perfekte Landung mitten auf dem Wochenmarkt hinlegte.