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Vibart zuckte mit den Schultern.»Was verstehen schon Admiräle?«Er schien sich nicht unterhalten zu wollen. Seine Augen hafteten auf der näherkommenden Gig.

Bolitho saß auf der achteren Ducht. Die Sonne blitzte auf seinen goldenen Litzen.

«Zwei Wasserleichter legen von Land ab, Sir«, sagte ein Steuermannsmaat plötzlich.»Dem Aussehen nach voll beladen.»

Herrick blickte in die Richtung, in die der Mann wies, und sah, wie zwei Leichter von Land ablegten. Sie hielten schwerfällig auf die Fregatte zu, die langen Riemen bogen sich beinahe.

«Ich dachte, das hätte Zeit, bis wir nach drinnen verholt haben?«stotterte Herrick.

Vibart hieb sich mit der Faust in die Handfläche.»Bei Gott, ich wußte, daß es so kommen würde. Ich wußte es von Anfang an!«Seine massige Gestalt drehte sich zur See.»Die ist für uns, Mr. Herrick. Für die Phalarope gibt es nichts anderes, weder jetzt noch später.»

Ein Bootsmannsmaat rief:»Achtung!»

Die Pfeifen trillerten Salut, und die schwitzende Wache präsentierte die Gewehre.

Herrick salutierte und musterte das Gesicht des an Bord kommenden Kapitäns. Bolithos Züge waren ruhig und ausdrucklos, doch die Blicke, die er über das Hauptdeck fliegen ließ, waren so kalt und rauh wie der Nordatlantik.

Vibart meldete steif:»Wasserleichter halten auf uns zu, Sir.»

«Ja, ich weiß. «Bolitho drehte sich nicht um, sondern starrte statt dessen auf die frisch geschrubbten Decks. Eine ruhige Atmosphäre der Ordnung und Bereitschaft. Nach einigen Sekunden sagte er:»Lassen Sie die Ladung gleich übernehmen. Und sagen Sie dem Faßmeister, er soll Reservefässer bereitstellen.»

Herrick fragte vorsichtig:»Gehen wir wieder in See, Sir?«Bolithos graue Augen blickten durch ihn hindurch.»Es scheint so.»

Vibart trat einen Schritt vor, seine Augen lagen im Schatten verborgen.»Das ist verdammt ungerecht, Sir.»

Bolitho gab keine Antwort, er schien ganz mit seinen Gedanken beschäftigt. Dann sagte er scharf:»Wir segeln in zwei Stunden, Mr. Vibart. Der Wind ist zwar nur schwach, reicht aber für meinen Zweck. «Er sah sich um, als Stockdale auf das Achterdeck trat.»Sag meinem Diener, ich möchte so bald wie möglich essen. Egal was.»

Herrick sah ihn verdutzt an. Bolitho war fast zwei Stunden fortgewesen, doch der Admiral hatte sich offenbar nicht die Mühe gemacht, ihm etwas anzubieten oder ihn zum Lunch einzuladen. Was, zum Teufel, dachte er sich dabei? Einen jungen, tapferen Offizier, der nicht nur Nachrichten aus England brachte, sondern darüber hinaus die Flotte verstärkte, hätte er wie einen Bruder willkommen heißen sollen.

Als er in der Messe das magere Essen hinuntergewürgt hatte, wäre er beinahe an jedem Happen erstickt, weil er sich vorstellte, wie Bolitho mit dem Admiral eine Mahlzeit verspeiste, die ein Flaggschiff im Hafen auftischen konnte: Geflügel, frisches, mageres Schweinefleisch, vielleicht sogar Röstkartoffeln. Der Ort war für Herrick unwesentlich, wenn es um gute heimische Kost ging.

Jetzt merkte er, daß man Bolitho nichts angeboten hatte, und ihn durchdrang das gleiche Gefühl von Beschämung und Mitleid, das er seinerzeit für Okes empfunden hatte. Ein Schimpf, den man Bolitho antat, war eine Beleidigung jeden Mannes an Bord, doch den Kapitän traf es am meisten. Es war so ungerecht, so vorsätzlich grausam, daß Herrick sich nicht beherrschen konnte.

«Aber, Sir, hat der Admiral Ihnen nicht gratuliert?«Er suchte nach Worten, als Bolitho sich zu ihm umwandte.»Nach allem, was Sie für das Schiff getan haben?»

«Schönen Dank für Ihre gute Meinung, Herrick. «Die Maske lockerte sich für einen Augenblick.»Nicht alles ist so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Wir müssen geduldig sein. «Es lag weder Bitterkeit noch Herzlichkeit in der Antwort.»Im Krieg bleibt wenig Zeit für eine Verständigung von Mensch zu Mensch. «Er machte kehrt.»Sobald wir unter Segel sind, pfeifen Sie zur Gefechtsübung an den Kanonen. «Er verschwand im Kajütniedergang. Herrick sah sich niedergeschlagen um.

Vibart hatte also recht behalten. Die Phalarope war ein gezeichnetes Schiff und würde es bleiben.

Der Steuermann kam nach achtern.»Boot legt von der Cassius ab, Sir.»

In Herrick keimte Ärger auf. Es war alles so sinnlos, so dumm.»Es wird Botschaften bringen. Lassen Sie eine Wache am Fallreep aufziehen. »

Er war noch immer verärgert, als ein liebenswürdiger Leutnant an Bord kam, seinen Hut lüftete und neugierig über das Deck blickte, als erwarte er eine Art Schauspiel zu sehen.

«Nun?«fragte Herrick unmutig,»haben Sie alles gut in Augenschein genommen?»

Der Offizier lief rot an.»Entschuldigen Sie, Sir. Ich hatte etwas ganz anderes erwartet. «Er reichte Herrick einen dicken Leinwandumschlag.»Befehle für Kapitän Bolitho von Sir Robert Napier, Konteradmiral der britischen Flotte.»

Nach dem kleinen Wortwechsel klang das so förmlich, daß Herrick lächeln mußte.»Danke. Ich werde sie sofort nach achtern bringen. «Er musterte das gebräunte Gesicht.»Wie steht es hier draußen?»

Der Offizier zuckte mit den Schultern.»Ein hoffnungsloses

Durcheinander. Zu viel See und zu wenig Schiffe. «Er wurde ernst.»St. Kitts ist belagert, und oben im Norden vereinigen sich die Rebellen. Alles hängt davon ab, wieviel die Franzosen einsetzen können.»

Herrick drehte den dicken Umschlag in den Händen und fragte sich, ob er jemals selbst Befehle öffnen würde, als Kommandant eines eigenen Schiffes.

«Wenn alle Kaperschiffe so gut sind wie das, mit dem wir einen Strauß auszufechten hatten, wird es ein harter Kampf werden. «Herrick sah den anderen unverwandt an, spähte nach einem Zeichen des Zweifels oder der Belustigung.

Aber der Leutnant sagte unbewegt:»Wir haben von der Geschichte mit der Andiron gehört. Unverständlich, daß sie Ihnen entwischen konnte. Ich hoffe, Sie haben die Möglichkeit, die Scharte auszuwetzen. So wie der abtrünnige John Paul Jones mit uns Katz und Maus spielt und unsere Verbindungslinien stört, steht zu erwarten, daß andere seinem Beispiel folgen werden.»

«Ich verstehe nicht, warum man es Kapitän Masterman als Schande anrechnet, daß er sein Schiff im Kampf verloren hat.»

«Ach, das wissen Sie nicht?«Der Offizier senkte die Stimme.»Sie stand gleichzeitig mit zwei französischen Fregatten im Kampf. Auf dem Höhepunkt des Gefechts wurde die Andiron von einem amerikanischen Offizier angerufen. Er forderte die Mannschaft der Andiron auf, auf seine Seite überzuwechseln.»

«Und so kam es auch?«Herrick stand der Mund offen.

«Genauso. «Der andere nickte.»Den Franzosen hätten sie sich nie ergeben. Aber bei diesem Amerikaner klang es nach einem neuen Leben, was riskierten sie also? Und selbstverständlich werden sie nun um so besser kämpfen — gegen uns. Jeder Mann weiß, daß es Auspeitschung und Galgen bedeutet, wenn er gefangengenommen wird.»

«Wie lange lief die Andiron unter unserer Flagge?»

«Das weiß ich nicht genau. Etwa zehn Jahre, glaube ich. «Er sah, wie es hinter Herricks Stirn arbeitete, und fügte hinzu:»Halten Sie Ihre Leute also scharf im Auge. Hier draußen, Tausende von Meilen fern von England und von Feinden des Königs umgeben, spielen Gefühle eine große Rolle, was die Loyalität der Männer anlangt. «Und er setzte beziehungsvoll hinzu:»Vor allem auf einem Schiff, wo sich Unruhe bereits eingeschlichen hat.»

Vibart kam vom Hauptdeck heran, und der Offizier brach ab. Er grüßte und sagte förmlich:»Ich habe fünfundzwanzig Mann für Sie im Kutter, Sir. Ersatz für die Gefallenen. «Vibart blickte ins Boot hinab, während die Leute der Phalarope die neuen, hager aussehenden Männer musterten.

Der Offizier sagte hastig:»Ich habe bereits zuviel geredet, Kamerad. Aber diese Leute sind Ausschuß. Fast alle haben das eine oder andere auf dem Kerbholz. Meines Erachtens geht es Sir Robert mehr darum, sie und ihr schlechtes Beispiel loszuwerden, als darum, Ihrem Kapitän zu helfen. «Er blickte kurz zu Cassius hinüber und danach auf sein wartendes Boot. Dann flüsterte er abschließend:»Sir Robert beobachtet alles. Ohne Zweifel wird es bald allgemein bekannt sein, daß ich mich zehn Minuten unterhalten habe — mit Ihnen.«. Damit eilte er fort.