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Allday sah ihn ernst an.»Hör auf, Bryan. Noch sind wir nicht erledigt. Vielleicht kommt eines Tages ein anderes Schiff hierher, denen erzählen wir dann einfach, daß wir Schiffbrüchige sind.»

Die Seesoldaten entfernten sich nach rechts. In ihrem festen Schuhzeug und mit der schweren Ausrüstung sind sie für solche Suchaktionen nicht geeignet, dachte Allday. Selbst in den nackten Hügeln Cornwalls wäre er ihnen entkommen. Hier war es noch leichter, weil das dichte Buschwerk Deckung bot.»Jetzt ist die Luft rein«, sagte er.»Sie suchen nach der anderen Seite. Komm weiter, Bryan.»

Sie kletterten die Bergflanke hinauf, bis Allday neben herabgestürzten Felsbrocken ein Gewirr von Büschen entdeckte. Er warf sich ins Dickicht und blickte hinaus über die leere Wasserwüste.»Hier sind wir sicher, Bryan. Wenn das Schiff fort ist, bauen wir uns eine Hütte, so wie meine in den Hügeln von Falmouth. Mach dir keine Sorgen.»

Ferguson stand da und blickte aus weit aufgerissenen Augen zu seinem Freund hinunter.»Onslow will das Schiff übernehmen, er hat es mir gesagt. Er wußte, daß ich nichts dagegen machen konnte, daß ich ebenso schuldig bin wie die anderen.»

Allday versuchte zu grinsen.»Du bist erschöpft. Wie kann Onslow die Fregatte übernehmen?«Sein Grinsen schlug in einen Ausdruck des Schreckens um, als ihm die tiefere Bedeutung dämmerte. Er sprang auf und packte Ferguson beim Arm.»Willst du sagen, daß Onslow das alles geplant hat? Das mit dem Frischwasser, dem Mord und meiner Flucht?«Er wartete nicht auf die Antwort. Fergusons Gesichtsausdruck sagte ihm genug. Er stöhnte auf.»Mein Gott, Bryan, was sollen wir tun?»

Ferguson sagte leise:»Ich wollte es dir erzählen. Aber es war keine Zeit dazu. Sie hätten dich sowieso umgebracht.»

Allday nickte.»Ich weiß, Bryan, ich weiß. «Erstarrte auf die Erde.»Ich habe es vorhergesagt. «Er fuhr sich mit den Fingern durch das Haar.»Meuterei. Damit will ich nichts zu tun haben. «Er sah Ferguson entschlossen an.»Wir müssen zurück und sie warnen.»

«Es ist zu spät. «Ferguson verkrampfte die Hände ineinander.»Ich kann jedenfalls nicht zurück. Begreifst du denn nicht? Ich bin einer von ihnen. «Tränen rannen ihm übers Gesicht.»Ich könnte die Peitsche nicht ertragen, John. Bitte, ich kann nicht.»

Allday wandte dem anderen den Rücken zu, um sein Gesicht zu verbergen. Er blickte über das Meer, dessen scharfe Kimmlinie alle Entfernung auslöschte.

Du armer kleiner Angsthase. Was mußte es Ferguson gekostet haben, den Posten niederzuschlagen und die Zelle zu öffnen! Über die Schulter hinweg sagte er ruhig:»Ich weiß, Bryan. Laß mir bloß Zeit, über alles nachzudenken.»

Also alles vergeblich. Sein Entschluß, das Leben zu nehmen, wie es kam, sein Vorsatz, Gefahren und Schwierigkeiten so durchzustehen, daß er eines Tages heimkehren konnte, alles umsonst. Wie merkwürdig, daß gerade Ferguson, der am meisten zu verlieren hatte, durch seine Informationen die Meuterei mit ausgelöst hatte.

Ein Unglück ist es, sagte er sich grimmig. Die Suche nach einem Meuterer gaben sie nie auf, ganz gleich, wie lange sie dauerte. Er hatte einige Meuterer in Plymouth baumeln sehen, verfaulende, augenlose Kadaver. Futter für die Möwen und eine Warnung für alle anderen.

Weit draußen auf dem glitzernden Meer bewegte sich etwas und störte die stille Leere des Horizonts. Allday ließ sich auf ein Knie nieder und hielt die Hände über die Augen. Sie waren blind vor Schweiß. Er blinzelte und blickte dann wieder in die Richtung. Monate auf See als Ausguck hatten ihm den Seemannsinstinkt vermittelt, mehr zu erkennen, als dem bloßen Auge sichtbar war. Er drehte ganz leicht den Kopf. Noch ein Punkt, viel kleiner. Wahrscheinlich eine Meile hinter dem anderen.

«Was ist?»

Allday setzte sich auf einen Felsbrocken.»Draußen sind zwei Fregatten, Bryan. «Er sah Ferguson nachdenklich an.»Große Schiffe, dem Aussehen nach wahrscheinlich Franzosen. «Er ließ die Worte wirken und sagte dann:»Deine Frau in Falmouth, Bryan, heißt sie nicht Grace?»

Ferguson nickte stumm. Er begriff nicht, worauf der andere hinauswollte.

Allday nahm Fergusons Hand und umschloß sie fest.»Sie würde bestimmt nicht gern an einen Meuterer denken, wenn sie sich an dich erinnert, Bryan, nicht wahr?«Er sah, daß Ferguson kurz den Kopf schüttelte, und bemerkte die Tränen auf den sonnenverbrannten Wangen.»Und ebenso ungern würde sie an dich als den Mann denken, der sein Schiff dem Feind in die Hand fallen ließ, ohne einen Finger zu rühren. «Er stand langsam auf und zog Ferguson hoch.»Wirf einen Blick auf diese Schiffe, Bryan, und dann sage mir, was zu tun ist. Du hast mir das Leben gerettet. Dafür zumindest bin ich in deiner Schuld.»

Ferguson starrte auf die tanzenden Spiegelungen, durch Furcht und Schrecken zu verwirrt, um den Sinn hinter Alldays leisen Worten zu begreifen.»Du möchtest, daß ich mit dir zurückgehe?«Es klang sehr verloren, doch er mußte es wiederholen.»Mit dir zurückgehe. .?»

Allday nickte. Seine Blicke ruhten noch immer auf Fergusons zerquältem Gesicht.»Wir müssen zurück, Bryan. Du begreifst das jetzt, nicht wahr?«Er legte Ferguson die Hand auf den Arm, ließ einige Sekunden verstreichen und ging dann den Abhang hinab, ohne sich umzublicken. Er wußte, daß Ferguson ihm folgte.

Bolitho merkte, daß sich sein Nackenhaar leicht bewegte. Er erhob sich, sah zu dem Lüftungsloch hoch und sagte nach einigen Sekunden:»Spüren Sie es? Der Wind!»

«Okes kann nie und nimmer rechtzeitig zurück sein«, sagte Herrick.»Und selbst wenn, dann. .»

Bolitho legte einen Finger auf seine Lippen.»Still! Es kommt jemand. «Er ergriff hastig Neales Kleidungsstücke und stopfte sie durch das Lüftungsloch.

Die Tür knarrte, und Pook spähte hinein. Er fuchtelte mit einer Pistole.»An Deck. Alle!«Seine Augen glänzten, und sein Hemd war voller Rumflecken. Dann blickte er sich suchend um und brüllte:»Wo, zum Teufel, ist der Kleine?»

«Durch das Lüftungsloch«, sagte Bolitho.»An Land geschwommen.»

«Wird ihm auch nichts nützen«, lallte Pook.»Verhungert er eben mit den übrigen.»

Fluchend und mit sich selbst redend trieb er die drei Offiziere an Deck. Onslow und einige seiner Getreuen standen beim Ruder.»Reizen Sie ihn nicht«, flüsterte Bolitho Herrick zu.»Er sieht schon so gefährlich genug aus.»

Onslow war die Anspannung anzumerken. Als Bolitho und die anderen die Achterdeckreling erreichten, bellte er:»Also los! Bringen Sie das Schiff in Fahrt. «Er zielte auf Herricks Leib und setzte drohend hinzu:»Ich erschieße ihn, wenn Sie mich hinters Licht führen wollen.»

Bolithos Blicke flogen über das Hauptdeck, und er merkte, daß seine Zuversicht schwand. Etwa zwanzig Mann starrten herauf. Alle, die von der Cassius gekommen waren, und einige von der Phalarope, die als vertrauenswürdig gegolten hatten. Wie er zu Neale gesagt hatte: Pech, daß gerade diese Männer an Bord blieben, während verläßlichere Leute mit den Wasserfässern an Land kommandiert worden waren. Normalerweise hätte es nichts ausgemacht. Er biß sich auf die Lippen. Diesmal jedoch entschied es über Tod und Leben.

Er nickte Proby zu.»Bramsegel und Klüver, Mr. Proby. «Und zu Onslow:»Wir brauchen mehr Leute, um den Anker zu lichten.»

Onslow bleckte die Zähne.»Ganz gut, der Versuch, aber nicht gut genug. Ich werde die Kette kappen. «Er schwenkte die Pistole.»Für die Segel reichen die Leute. «Sein Kinn schob sich vor.»Noch so ein Trick, und ich lege den Leutnant um. «Er zielte wieder auf Herrick.»Machen Sie weiter — Sir!»

Bolitho spürte die Sonne auf dem Gesicht und bemühte sich, mit dem überwältigenden Gefühl der Niederlage fertigzuwerden. Er konnte nichts machen. Neales Leben hatte er schon aufs Spiel gesetzt.»Na gut, Onslow«, sagte er tonlos.»Aber ich hoffe, daß Sie es noch bedauern.»

Von vorn riefjemand:»Da! Am Strand sind welche!»