Выбрать главу

Aber ich überwand mich; ja, ich zog mich aus, und ja, wir tollten im Bett herum, und ja, ich bekam keinen hoch, und ja, Margo leistete mir Hilfe, und zuletzt triumphierte die Lust über den Verdruß, mein Schwanz wurde hart und pulsierte, und dann warf ich mich wie ein wilder Bulle aus der Pampa auf sie, packte zu, enterte sie, erschreckte sie mit meiner Wildheit, vergewaltigte sie eigentlich, nur um den Docht im kritischen Moment vor dem letzten Einsatz erlöschen zu sehen, und dann oh, ja, Pfusch über Pfusch, Schande über Schande, Margo abwechselnd erschreckt, belustigt und bekümmert. Schließlich kam ich dann noch. Aber diesmal war in wenigen Augenblicken alles vorbei. Es folgten die Zuckungen der Selbstvorwürfe und die große Abschlaffe. Ich konnte es nicht ertragen, sie anzusehen. Ich rollte mich weg, verbarg mich im Plumeau, schmähte mich, schmähte Timothy, schmähte D. H. Lawrence. „Kann ich was für dich tun?“ fragte sie und streichelte meinen verschwitzten Rücken. „Bitte geh“, sagte ich. „Bitte. Und sag zu niemandem ein Wort.“ Aber natürlich hat sie. Alle haben es erfahren. Meine Unbeholfenheit, meine absurde Inkompetenz, meine sieben Variationen der Ungewißheit, die schließlich ihren Höhepunkt in den sieben Arten der Impotenz finden. Eli, der Schmeggege, verschenkt seine große Chance mit dem wahnsinnigsten Mädchen, das er je zu fassen kriegt. Ein weiterer Vorfall in der langen Reihe seiner liebevoll arrangierten Fiaskos. Und das nächste stand schon bereit, hier, wo wir uns durch die Kaktuslandschaft schlugen, um die ultimate Enttäuschung zu finden. Und die drei hätten am Ende unserer Tour sagen können: „Nun, was hätten wir von Eli auch anderes erwarten sollen?“ Aber das Schädelhaus war wirklich da.

Der Weg führte uns über eine sanfte Neigung in ein noch dichteres Dickicht aus Chollas und Mesquiten, bis wir ganz plötzlich an eine breite, freie Sandfläche gelangten. Von links nach rechts dehnte sich eine Reihe schwarzer Basaltschädel aus, ganz ähnlich dem, den wir ein gutes Stück zurück entdeckt hatten. Aber sie waren viel kleiner, etwa von der Größe eines Basketballs, und in Intervallen von vielleicht einem halben Meter in den Sand gesetzt. Jenseits der Schädelreihe, vielleicht fünfzig Meter dahinter, sahen wir das Schädelhaus, das sich wie eine Sphinx aus der Wüste erhob: ein richtiges, großes einstöckiges Gebäude mit flachem Dach und grobkörnigen gelbbraunen Wänden voller Stuck. Sieben Säulen aus weißem Stein dekorierten die fensterlose Fassade. Dadurch wirkte sie sehr schlicht und wurde nur von einem rundum laufenden Fries am Giebel durchbrochen: Schädel, die ihr linkes Profil zeigten und wenig einladend wirkten. Eingesunkene Wangen, eine höhlenartige Nasenmuschel, große, runde Augenhöhlen. Die Münder standen mit einem scheußlichen Grinsen offen. Die langen, scharfen Zähne, sorgfältig herausgearbeitet, schienen bereitzustehen, um plötzlich zuzuschnappen. Und die Zungen — eine wirklich satanische Idee, Totenschädel mit Zungen! —, die Zungen waren zu eleganten, greulichen S-Kurven verdreht, ihre Spitzen schoben sich nur gerade durch die Zähne hinaus und zuckten wie die gespaltene Zunge einer Schlange. Dutzende dieser vielfältigen Schädel, offensichtlich alle nach dem gleichen Vorbild, eingefroren in der gleichen Miene, einer nach dem anderen verschwanden sie allmählich um die Ecken des Gebäudes aus dem Sichtfeld; sie waren vom gleichen alptraumhaften Aussehen, wie ich sie in den meisten präkolumbianischen Kunstwerken entdeckte. Sie würden besser dorthin passen, dachte ich, wo sie als Begrenzung für einen Altar dienten, auf dem lebende Herzen mit Obsidianmessern aus zuckenden Oberkörpern geschnitten wurden.

Das Gebäude hatte eine U-Form mit zwei langen, untergeordneten Flügeln, die sich hinter dem Hauptteil ausstreckten. Ich entdeckte keine Türen. Aber vielleicht fünfzehn Meter vor der Fassade ließ sich im Zentrum der freien Fläche der Eingang zu einem steinernen Gewölbe sehen: Gähnend tat er sich auf, dunkel und mysteriös, wie das Tor zur Unterwelt. Sofort wurde mir klar, daß dies der Durchgang sein mußte, der ins Schädelhaus führte. Ich ging darauf zu und spähte hinein. Nur Dunkelheit innen. Durften wir es wagen einzudringen? Sollten wir nicht warten, bis jemand herauskam und uns hineinrief? Aber niemand ließ sich sehen, und die Hitze wurde unerträglich. Ich fühlte, wie meine Haut auf Nase und Wangen steif wurde und anschwoll, rot und glänzend als Zeichen des Sonnenbrands, nachdem die Blässe des Winters einen halben Tag lang dieser Wüstensonne ausgesetzt worden war. Wir starrten einander an. Das Neunte Mysterium hämmerte in meinem Kopf, wahrscheinlich auch in den Köpfen der anderen. Wir können zwar alle hinein, aber nicht alle wieder heraus. Wer sollte weiterleben, wer sterben? Ich entdeckte, daß ich unbewußt Kandidaten für den Tod bestimmte, meine Freunde ausbalancierte, rasch Oliver und Timothy dem Tod übergab und dann davor zurückfuhr, um dieses allzu eilige Urteil noch einmal zu überprüfen, tauschte Ned für Oliver aus, Oliver für Timothy, Timothy für Ned, mich für Timothy, Ned für mich, Oliver für Ned, diesen mit jenem, unschlüssig, unbestimmbar. Mein Glaube an das Buch der Schädel ist nie stärker gewesen. Meine Gewißheit, an der Schwelle zur Unendlichkeit zu stehen, ist nie klarer und gleichzeitig erschreckender gewesen. „Los“, sagte ich heiser, meine Stimme kickste, und ich trat unsicher ein paar Schritte nach vorn. Eine steinerne Treppe führte steil in das Gewölbe hinein. Zwei Meter unter der Erde fand ich mich in einem dunklen Tunnel wieder, breit, aber mit niedriger Decke, höchstens anderthalb Meter hoch. Die Luft war kühl. Im fahlen Licht konnte ich Verzierungen an den Wänden erkennen: Schädel, Schädel, Schädel. Kein einziges christliches Symbol war irgendwo in diesem sogenannten Kloster zu erkennen, nur die Todessymbolik war allgegenwärtig. Von oben rief Ned: „Wie sieht’s da unten aus?“ Ich beschrieb den Tunnel und sagte ihnen, sie sollten mir folgen. Und sie stiegen herab, scharrend und unsicher: Ned, Timothy, Oliver. Geduckt ging ich weiter. Die Luft wurde immer kühler. Bald konnten wir überhaupt nichts anderes mehr erkennen als den purpurfarbenen Dämmerschein vom Eingang. Ich versuchte, meine Schritte zu zählen. Zehn, zwölf, fünfzehn. Sicher befanden wir uns jetzt unter dem Gebäude. Urplötzlich lag vor mir eine glänzende steinerne Barriere, ein einzelner Felsblock, der den Tunnel rundum ausfüllte. Erst im letzten Moment entdeckte ich ihn, als mir ein kalter Glanz in diesem fahlen Licht ins Auge fiel. Ich hielt inne, bevor ich auf ihn aufprallen konnte. Eine Sackgasse? Ja, ganz sicher, und im nächsten Moment würden wir hinter uns das Krachen eines zwanzig Tonnen schweren Steinbrockens hören, der auf den Eingang zum Tunnel herabgelassen worden war. Dann würden wir in der Falle sitzen, einem Hunger- oder Erstickungstod preisgegeben, während das Getöse vom Lachen der Mönche in unseren Ohren dröhnte. Aber nichts derart Melodramatisches geschah. Probeweise preßte ich eine Handfläche gegen den kalten Stein, der uns den Weg versperrte, und der Effekt hätte aus Disneyland sein können, ein wunderbarer Hokuspokus — der Stein machte Platz, schwang sich sanft von mir weg. Er war perfekt ausbalanciert: Die leichteste Berührung genügte, um ihn zu öffnen. Das paßte ja haargenau, dachte ich, daß wir auf diese operettenhafte Weise das Haus der Schädel betreten sollten. Ich war auf melancholische Posaunen, Baßhörner und einen Chor aus Baßstimmen gefaßt, der hinter uns ein Requiem intonierte: Pietatis fons, me salva, gratis salvas salvandos qui, majestatis tremendae rex. Über uns eine Öffnung. Mit gebeugten Knien krochen wir darauf zu. Wieder Stufen. Hinauf. Einer nach dem anderen kamen wir in einem riesigen, viereckigen Raum heraus, dessen Wände aus kiesigem blassem Sandstein bestanden. Es gab kein Dach, nur ungefähr ein Dutzend dicker schwarzer Balken, die in Intervallen von etwa einem Meter angebracht waren und so das Sonnenlicht und die stickige Hitze einließen. Der Boden des Raums bestand aus purpurgrünem Schiefer, die Oberfläche war irgendwie ölig und poliert. In der Mitte befand sich ein faßähnlicher Springbrunnen aus grünem Jade, von dem sich eine ungefähr einen Meter hohe menschliche Figur erhob; der Kopf der Figur war ein Totenschädel, aus dessen Kiefern sich unaufhörlich ein dünner Wasserstrom ergoß und ins darunterliegende Bassin plätscherte. In den vier Ecken des Raumes standen hohe Steinstatuen im Maya- oder Aztekenstil, die Männer mit geschwungener, abgebogener Nase, dünnen, grausamen Lippen und immensen Ohren-Ornamenten dargestellt. Gegenüber dem Ausgang aus dem unterirdischen Gewölbe befand sich eine Tür, in deren Rahmen ein Mann so bewegungslos stand, daß ich ihn zuerst ebenfalls für eine Statue hielt. Als wir alle vier in dem Raum versammelt waren, sagte der Mann mit tiefer, volltönender Stimme: „Guten Tag! Ich bin Bruder Antony.“