Aber die Scham, die ich mit elf verspürt hatte, die Bestürztheit über meine unvollkommen ausgebildete Männlichkeit, verging bald. Ich wuchs, entwickelte mich körperlich, wurde groß, und danach gab es keinen Grund mehr, mich meines Körpers zu schämen. Und ich erinnere mich an eine Menge Badeausflüge, und der Satz, wir hätten Schwimmutensilien mitbringen sollen, kam mir nie mehr über die Lippen. Manchmal waren sogar Mädchen dabei, eine Clique, die harmlose sexuelle Erregungen suchte, vielleicht vier Mädchen und fünf Jungen, höflicherweise wurde sich getrennt hinter Bäumen ausgezogen, die Mädchen hier, die Jungen dort, aber danach rannte alles zusammen in einem einzigen wilden Lauf zum Fluß, Schwänze und Titten hüpften und tanzten. Und im Wasser konnte man alles genau erkennen, wenn wir herumplantschten. Und später, als wir so dreizehn oder vierzehn Jahre alt waren, sonderten wir uns als einzelne Pärchen ab, um erste Erfahrungen im Fummeln und Vögeln zu sammeln. Ich weiß noch genau, wie erstaunt ich damals über das Aussehen weiblicher Körper war, so blank zwischen den Beinen, so leer. Ihre Hüften waren breiter als unsere, und der Po war größer und weicher, wie ein rundes rosafarbenes Kissen. Alle meine Pettingversuche in meiner mittleren Pubertät ließen mich oft an die Zeit mit Karl, Jim und Sissy Madden zurückdenken, und ich mußte über meine dumme Schüchternheit lachen. Besonders das Mal, als Billie Madden mit uns schwimmen ging; sie war ungefähr in unserem Alter, aber sie sah genau wie ihre ältere Schwester aus; als ich da nackt am Flußrand direkt neben Billie stand und die Sommersprossen betrachtete, die bis in das Tal zwischen ihren feisten Brüsten hinabliefen, und die tiefen Grübchen, die Falten in ihren Po warfen, hatte ich irgendwie das Gefühl, daß die Scham von damals mit Sissy nun ausgewetzt war, daß der Umstand, daß Billi auch nackt war, mich und die Madden-Mädchen auf gleichen Punktestand brachte, und daß beides überhaupt nichts mehr ausmachte.
Während ich an diese Dinge beim Unkrautrupfen in den Chili-Reihen der Brüder dachte, wärmte die höhersteigende Sonne meinen nackten Arsch, und es wurde mir bewußt, daß auch andere Dinge tief in meiner Erinnerung herumtrieben, alte Begebenheiten, dunkel und unfreundlich und halb vergessen, so daß ich mich gar nicht erst daran erinnern wollte. Eine geronnene Masse an Erinnerungen. Wie ich am anderen Tag nackt war, Kinderspiele mit anderen machte, manche von ihnen gar nicht einmal so unschuldig.
Unerwünschte Gedankenbilder stürmten brüllend wie eine Springflut aus meiner Vergangenheit heran. Ich stand still da und wurde von Wellen der Furcht durchspült. Ein Muskel spannte gegen den anderen, der Körper glänzte vor Schweiß. Und da widerfuhr mir etwas Beschämendes. Ich spürte ein vertrautes Pochen da unten, fühlte, wie es dort steif wurde und wuchs, und ich sah hinunter und ja, ja, da war es ganz genau, wuchs hart und hoch. Ich hätte sterben mögen. Ich hätte mich am liebsten mit dem Gesicht zu Boden geworfen. Es war wie damals, nachdem Sissy Madden uns beim Schwimmen beobachtet hatte, als ich nackt zum Fluß zurücklaufen mußte, wo Karl und Jim ihre Kleider schon angezogen hatten, und ich zum erstenmal die Erfahrung gemacht hatte, was es heißt, sich nackt und beschämt unter Angezogenen zu bewegen. Und jetzt war es wieder soweit: Ned, Eli, Timothy und die Brüder, alle hatten sie ihre Shorts an, und ich war nackt und hatte mir keinerlei Gedanken darüber gemacht, bis plötzlich das da unten passiert war. Jetzt kam ich mir so zur Schau gestellt vor, als würde ich live im Fernsehen auftreten. Alle würden mich anstarren, sehen, daß ich einen stehen hatte, und würden sich fragen, was mich so angemacht hatte, welche schmutzigen Gedanken wohl eben durch mein Gehirn gezogen sein mußten.