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Marion Metz bat die Lady und den Butler in die Bibliothek, wo sie sich anbot, für einen Imbiss zu sorgen. Bei feinem Tee und Sandwiches erfuhr Lady Marbely, dass die Villa ursprünglich Jakob Aufhausers Frau Mathilde, einer geborenen Andreae, gehört hatte.

„Ihr Großvater, Albert Andreae de Neufville, ein Frankfurter Bankier, ließ das Schloss als Sommersitz erbauen. Ich wurde erst angestellt, als eigentlich niemand mehr hier wohnte.“

„Was ist aus der Frau meines Cousins und aus seinem Vater geworden?“

„Über den Vater weiß ich leider wenig. Ich habe gehört, dass Herrn Aufhausers Frau und das Kind hier zu Tode gekommen sind. Eine schreckliche Geschichte. Der Junge starb im Teich, den sein Vater nach diesem Unfall zuschütten ließ.“

„Und Frau Aufhauser?“

„Sie stürzte sich kurz danach aus einem der Fenster in den Tod. So sagt man. Ab diesem Zeitpunkt wollte der Herr hier nicht mehr bleiben. Er verbrachte nur mehr wenige Wochenenden im Jahr in der Villa.“

„In welchen Bereichen des Gebäudes hielt er sich dann auf?“, fragte der Butler.

„Sein Arbeitszimmer liegt im Erdgeschoss, links von der Eingangshalle.“

„Ich hätte gerne einen Blick hineingeworfen.“

„In diesem Raum arbeitet gerade der Putztrupp“, erklärte die Haushälterin. „Jemand muss in letzter Zeit eingedrungen sein. Ein Fenster wurde zerbrochen, am Safe gibt es Brandspuren, als ob ihn jemand gewaltsam öffnen wollte.“

„Dem sollten Lady Marbely und ich dringend nachgehen.“

Die Haushälterin bat die drei Frauen vom Reinigungsdienst, einstweilen in der Halle weiterzumachen und ließ Lady Marbely und den Butler eintreten.

„Wurde die Polizei informiert?“, fragte der Butler und bedauerte, dass im Raum bereits geputzt worden war. So waren wichtige Spuren beseitigt worden.

„Leider nein“, gab Marion Metz kleinlaut zu.

Lady Marbely nahm am Schreibtisch Platz, auf dem ein PC stand. Der Raum wirkte durch seine außergewöhnliche Höhe größer. Es war kühl, da die Fenster nach Norden zeigten und Wind durch das zerbrochene Glas hereinblies. Der Butler zog den Brokatvorhang vor die Öffnung und startete seinen Tablet-Computer, um nach der Zahl zu suchen, die er im Mundraum des getöteten Jakob Aufhauser gefunden hatte. 891241 18139 lautete der Code, den er in das Bedienfeld des elektronischen Schlosses tippte. Daraufhin öffnete sich die schwere Stahltür tatsächlich. Das Innere war bis auf einen kleinen schwarzen Gegenstand, einen USB-Stick, leer. Der Butler gab in sein iPad Buchstaben und Zahlen ein. Schließlich war auf dem Bildschirm das Wort Hildarmi zu lesen.

„Wie hießen die verstorbene Frau und der Sohn Jakob Aufhausers?“, fragte der Butler die Haushälterin.

„Sie hieß Hilde, der Name des Jungen war Armin.“

Der Butler bedankte sich und begab sich zum PC, den Lady Marbely inzwischen in Gang gesetzt hatte. Er tippte eine Reihe von Buchstaben in die Eingabemaske und konnte so zur Benutzeroberfläche gelangen.

„Sie sind ein Magier, James“, sagte Lady Marbely bewundernd.

„Die Buchstaben entsprechen den Zahlen, mit denen sich der Safe öffnen ließ. Hildarmi. H, der achte Buchstabe im Alphabet, I der neunte und so weiter. Die Vornamen seiner Frau und des Sohnes. Zusammengezogen und auf acht Zeichen reduziert. Und jetzt lassen wir uns überraschen, welche Geheimnisse sich auf dem Stick verbergen. Herr Aufhauser wird einen Grund gehabt haben, warum er den Datenspeicher im Tresor gesichert hat.“

„Ich denke, ich lasse Sie jetzt am besten allein“, schlug die Haushälterin vor. „Sie melden sich bitte, wenn Sie etwas brauchen.“

Der Butler wartete, bis die Frau die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann verband er den USB-Stick mit dem PC und erkannte auf dem Bildschirm eine Word-Datei, die den Namen TEUFELSPAKT trug.

„Ist das aufregend, James!“ Lady Marbely stand direkt hinter ihm.

„Nehmen Sie doch Platz, Milady! Ich hole mir einen Stuhl.“

„Ich stehe gut hier. Lassen Sie sich bitte nicht stören!“

Der Butler klickte die Datei an. Auf dem Monitor erschien folgender Text:

Wie jeder TEUFELSPAKT wird auch dieser mit dem Triumph der Teufel über denjenigen, der sich mit ihnen eingelassen hat, enden. Ich hätte den Pakt aufkündigen, die Teufel vor Gericht bringen, die tödlichen Geschäfte in Kirchhundem beenden müssen. Ich tat es nicht, um die Firma nicht zu gefährden. So verlor ich alles, bis auf das Ziel, die Teufel vor Gericht zu bringen, den Pakt zu beenden, auch wenn das meinen Tod bedeutet und ich nur hoffen kann, dass jemand die Spur findet und sie zur Rechenschaft zieht. 18 88.

Der Butler überlegte. Die vier Ziffern bestanden aus zwei stehenden Lemniskaten und der Zahl achtzehn, die auch im Code für den Tresor vorkam. Sie könnte für die Buchstaben AH stehen. AH wie Alexander Henschel. Was wollte Jakob Aufhauser mit den Lemniskaten, den Zeichen für Unendlichkeit, andeuten?

Die liegende Acht war ein Symbol der Freimaurer, das für die weltweite Bruderkette stand. Ein Hinweis, der in der Villa Andreae von besonderer Bedeutung war, denn die Familie stammte aus einem Geschlecht der Rosenkreuzer, einer religiösen Bruderschaft mit Verbindungen zu Freimaurern und Illuminaten.

Die erste Karte der Großen Arkana im Tarot zeigt einen Magier, über dessen Kopf, einem Heiligenschein ähnlich, die Lemniskate schwebt. Die liegende Acht taucht auch auf Karte VIII auf, die die Kraft symbolisiert. Ewigkeit als unendliche Zeit und Unendlichkeit als unbegrenzte Weite. Zwei Phänomene, die sich dem Denken der Menschen nur schwer erschließen, dachte der Butler, fand aber, dass dies müßige Gedanken waren, die nichts zur Lösung des Falles beitrugen. Die Hinweise, die Mister Prince ihm gegeben hatte, deuteten in eine andere, sehr gefährliche Richtung. Er tippte die gefundenen Daten in sein iPad, dann widmete er sich den übrigen Dateien auf dem PC, fand jedoch nichts Außergewöhnliches. Zur Sicherheit überspielte er das gesamte System auf den Server von SSI.

Tödliche Geschäfte in Kirchhundem. Das war ein Thema, das geklärt werden musste. Er sandte eine entsprechende Anfrage an Mister Prince.

*

Auf der Rückfahrt zum Hotel nach Siegen fragte der Butler, ob Lady Marbely in der Villa Andreae wohnen werde. „Das Ambiente des Schlosses entspräche Ihrem Format, Milady“, meinte er.

„Sie wollen doch nur mehr über Jakob herausfinden, und ich bin das Trojanische Pferd, das Ihnen den Weg ebnen soll.“

„Eine Vermutung, die nicht im Entferntesten meinen Absichten entspricht“, protestierte der Butler und setzte schnell nach: „Und könnten Sie sich das vorstellen?“

„Natürlich. Obwohl mir die Villa Angst macht.“

„Inwiefern?“

„Ich weiß nicht. Ich spüre kein Leben in dem Gebäude, nur Tod und Gefahr. Jakob hatte recht, als er hier nicht mehr wohnen wollte.“

„Wenn Sie das so empfinden, Milady, sollten Sie nicht in diese Villa ziehen.“

Doch die Lady wehrte den Einwand entschieden ab. „Eine echte Marbely kneift nicht. Sie packt den Teufel bei den Hörnern.“

„Es freut mich, für eine derart mutige Dame arbeiten zu dürfen.“

Ein Telefonanruf unterbrach das Gespräch der beiden. Der Butler griff zum Headset. Mister Prince teilte ihm in knappen Worten mit, dass Alexander Henschel, einer der Geschäftsführer von Aufhauser Metalltechnik, auf der A45 tödlich verunglückt sei.

„Die Meldung kam soeben von der nordrhein-westfälischen Polizei. Das Fahrzeug, ein BMW X5, ist aus ungeklärter Ursache ins Schleudern geraten und von einer Autobahnbrücke in den Landeskroner Weiher gestürzt. Der Wagen wurde bereits gefunden, der Fahrer noch nicht. Er war offenbar nicht angegurtet und ist durch den Aufprall herausgeschleudert und weggeschwemmt worden.“