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Sie bog in den Parkplatz ein, überprüfte ihr Halfter, ging an den Kofferraum, schleppte zwei große Eimer gesäuberte Muscheln zu den Stahlbehältern und kippte sie hinein. Zum Glück betrachteten selbst wilde Posleen leere Muschel- und Austernschalen nicht als essbar. Sie war ein paar Minuten zu früh dran, und der Strand war noch leer, wie das an Wochentagen häufig der Fall war, und deshalb fing sie an, die normalen Vorkehrungen zu treffen und an den am Rand des Parkplatzes aufgestellten Fahnenstangen ein paar tragbare Postie-Alarme hochzujagen. Im Notfall konnte man sie auch auf das Wagendach oder einen Felsbrocken legen, aber um genügend Warnzeit zu bekommen, war es besser, sie etwas höher anzuordnen. Ihren PDA schaltete sie so, dass er die individuell programmierbaren Alarmfrequenzen abhörte, und gab die Sensorpositionen auf dem Bildschirm ein. Wenn jetzt ein Wilder auftauchte, würde sie nicht nur alarmiert werden, sondern auch gleich seine Position haben.

»Sag mir bitte, dass du mehr als diese läppische.45 mitgebracht hast und nicht etwa vorhast, alleine damit gegen ein Rudel Posleen zu kämpfen. Etwa ein Boot? Wenn wir in einem Boot sitzen und weit genug draußen sind, kommen sie nicht an uns ran. Dann können wir so lange überleben, bis das Boot kentert und wir von Haien aufgefressen werden.« Der Buckley wurde immer etwas nervös, wenn sie die Sensorwache einrichtete.

»Buckley, registrierst du die Anwesenheit eines einzigen wilden Posleen?«

»Nein, die haben sich diesmal recht gut versteckt. Wenn du willst, kann ich Verstärkung anfordern. Wird uns zwar nichts nützen, aber wenn du willst …« Der Buckley redete nicht weiter.

»Rufe niemanden, Buckley«, befahl sie.

»Gute Idee. Gibt ja schließlich keinen Grund, dass die auch alle sterben sollten«, sagte der Buckley.

»Halt die Klappe.«

»Geht in Ordnung.«

Nachdem das erledigt war, konnte sie sich darum kümmern, die Kühlbox und ihre Tasche zum Strand hinunter zu tragen, Jeans und Hemd auszuziehen, eine Dose Bier zu knacken und sich damit zu amüsieren, den Möwen ein paar Käsekringel hinzuwerfen. Dann tauchten Shari, Wendy und die Kinder auf. Alle kamen sie angerannt, Wendys vier Kinder dicht hinter Sharis Golden Retriever. Na ja, hauptsächlich Golden Retriever, aber ganz Hund und wie wild darauf, unter lautem Gebell Möwen zu jagen.

Die beiden Frauen hievten eine Ladung Essen und alles mögliche Gerät die Treppe herunter.

»Okay, ihr Rasselbande, kommt her und helft uns tragen!«, rief Wendy und grinste. »Mike, du auch!«

»Gleich, Mom! Ich muss noch meine Schuhe neu booten.« Ihr Sechsjähriger starrte auf seine Füße, wo ein Hologramm eines GKA-Soldaten auf ein Hologramm eines Posleen-Normalen mit einem Boma-Säbel schoss. Letzterer war mitten im Sprung erstarrt, dazwischen flackerten Störungen. Dinge vor sich hin murmelnd, die ein Sechsjähriger wahrscheinlich nicht kennen sollte, zog er den ungehorsamen Schuh aus, griff hinein und suchte nach dem Reset-Schalter. Das Hologramm verschwand und baute sich gleich wieder auf. Jetzt kaute der Posleen an roten Fleischfetzen, von denen es heruntertropfte und die besser unidentifiziert blieben. Da der Kleine den anderen Schuh noch am Fuß hatte, schwang er ständig seinen Boma-Säbel gegen die GKA-Soldaten, wenn ein Fuß an dem anderen vorbeikam, und wurde schließlich im Zeitlupentempo nach hinten gerissen, eingehüllt in einen gelben Nebel aus Posleen-Blut und Eingeweiden, als eine Schussgarbe seinen Körper auseinander schnitt. Als die Teile auf den »Boden« trafen, blieben sie dort eine Weile liegen, während der GKA-Soldat triumphierend einen Luftsprung machte, worauf die beiden Hologramme wieder zu ihrem Ursprung zurückkehrten und das Gefecht von neuem begann.

»Hi, Tante Cally.« Als seine Mutter ihre Decke neben Callys Handtuch ausbreitete, kam er zu den anderen zurück. »Daddy hat mir neue Schuhe gekauft. Gefallen sie dir?«

»Oh, die sind klasse! Die Bilder sind ja ganz prima.« Sie sah zu, wie das Posleen-Normale erneut explodierte, diesmal zerplatzte sein Schädel, von einem gezielten Schuss getroffen. Der siegreiche GKA-Soldat schlug einen Salto rückwärts und setzte dann zu einem klassischen Vorkriegstanz an. »Gewinnt der Postie jemals?«

»Gelegentlich«, nickte er ernst, »aber das ist schon okay, denn dafür weiß ich nicht, wie man das schalten muss.« Es klang, als würde ein Erwachsener zu einem kleinen Kind sprechen.

»Kennst du mich noch, Annie?« Sie schob sich eine Haarsträhne hinter das linke Ohr und reckte den Hals ein wenig, um Augenkontakt mit dem kleinen Mädchen herzustellen, das sich hinter Wendys Bein versteckte.

»Tut mir Leid, sie durchläuft gerade eine scheue Phase.« Ihre Mutter strich geistesabwesend über die blonden Locken des Mädchens, das sein Gesicht am Knie ihrer Mama verbarg. »Ach, komm schon, Annie, du erinnerst dich doch an Tante Cally, oder nicht? Sandy kann sich auch an sie erinnern.«

»Das ist mein Hund.« Die grauen Augen der Vierjährigen begegneten den ihren. »Du bist ja ganz voll Sand.«

»Ich weiß. Der ist von Sandy.« Einen Augenblick lang wirkten ihre Augen ebenso jung wie alles andere an ihr, als sie lachend aufstand, sich den Sand vom Bauch und den Beinen wischte und Sandy hingebungsvoll am Hinterkopf kraulte. »Wirklich lieb von dir, das mit dem Sand, du bist ein braver Hund, wie?«

Während Sandy noch begeistert mit dem Schweif wedelte, wie um ihr damit Recht zu geben, trafen James und Duncan mit ein paar Klappstühlen und einem riesigen Sonnenschirm ein.

»Hi, Tante Cally. Spielst du nach dem Lunch mit uns Ball?«

»Fußballfans, oder?« Shari holte einen Ball aus einer der Taschen und reichte ihn Duncan, während der jüngere Bub seine Last einfach in den Sand plumpsen ließ, zum Wasser rannte und dabei begeistert den Ball vor sich her kickte.

»Hey!« James, der dabei war, einen Stuhl aufzubauen, blickte auf, als er merkte, dass sein Bruder ihm die ganze Arbeit überließ. »Mom!«

»Oh, lass nur, ich mach das.« Cally griff sich einen Klappstuhl und gab dem Jungen mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er ruhig ins Wasser gehen solle.

Wendy fing Sharis Blick kurz auf, als der Sechsjährige hinter seinen Brüdern und dem Hund zum Meer rannte.

»Die Kinder mögen dich wirklich, weißt du.« Sie fing jetzt an, Plastikbehälter mit Essen auf die Decke zu stellen. »Mir scheint, das beruht auf Gegenseitigkeit.«

»Ja, wirklich, die sind auch großartig.« Sie klappte den nächsten Stuhl auf. »Ich bin wirklich froh, dass du und Tommy beschlossen habt, euch noch mal Nachwuchs zu bestellen, jetzt wo der erste Wurf aus dem Nest ist. Oh, gratuliere übrigens, ich dachte, ihr würdet warten, bis dieses Rudel hier draußen ist.«

»Na ja, selbst mit GalTech Kram gibt es gelegentlich angenehme Überraschungen.« Sie wurde rot. »Und wann werden wir dir mal gratulieren können?«

»Wie war das?«, stieß Cally hervor und ließ den Stuhl fallen, den sie gerade aufgehoben hatte. Sie hob ihn wieder auf und war plötzlich voll damit beschäftigt, jedes Sandkorn von ihrem Stuhl zu wischen.

Shari griff sich an die Stirn und schüttelte leicht den Kopf.

»Okay, das hätte ich mir vielleicht sparen sollen«, seufzte Wendy.

»Tatsächlich?« Shari war plötzlich ganz auf den Sonnenschirm konzentriert, den sie aufstellte.