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»Ich schätze, ich kann da beide Seiten sehen«, erwiderte Cally. »Ich meine, ich hatte da eine Kunstvorlesung, die war echt cool, da wurde drüber geredet, unter welchem Druck wir in den verschiedenen Jobs stehen würden und welche Auswirkung das auf unsere kreative Authentizität hat. Andererseits ist die Vorlesung, die am Campus den meisten Zulauf hat, die, die sich ›Aliens in der Kunst‹ nennt. Ich kann’s immer noch nicht glauben, dass ich da reingekommen bin. Die müssen die Studentenzahlen ganz klein halten. Die Thikp … Tchpth … Krabbe war wirklich komisch. Die hat da etwas gesagt so ähnlich wie, friedliche Kunst sei gute Therapie für blutdürstige, Fleisch fressende Barbaren.« Sie grinste. »Bloß dass es verdammt schwierig war, den Kerl zu zeichnen, weil die sich nämlich nicht ruhig halten können, weißt du?«

Er schmunzelte, und dann setzte wieder Schweigen ein, weil er sich auf die Straße konzentrierte und sie sich wieder einen von Marilyns Liebesromanen vorgenommen hatte.

Schließlich wichen die Berge sanften Hügeln mit allen möglichen Laubbäumen, deren Namen sie nicht einmal dann gekannt hätte, wenn man ihr viel Geld dafür gegeben hätte, und ein paar Trauerweiden dazwischen. Je flacher das Terrain wurde, desto häufiger konnte man auf den Hügeln weiße oder schwarze Bretterzäune sehen, hinter denen Pferde oder Ponys weideten, die meisten mit Fohlen. Als sie das erste Mal in Kentucky gewesen war, war sie sehr enttäuscht gewesen, weil das Gras dort überhaupt nicht blau war. Selbst jetzt, wo sie es besser wusste, war es irgendwie enttäuschend.

Der extraterrestrische Markt für Pferde war eines der seltsameren Ergebnisse des Kontakts mit den Galaktern gewesen. Die Indowy waren von den intelligenten, geselligen Pflanzenfressern entzückt gewesen, und selbst die Tchpth hatten gelegentlich gemeint, dass es auf der Erde eine angehend intelligente und zivilisierte Spezies gäbe. Und wenn die Himmit auch nicht gerade Haustiere kauften, schienen sie doch von den Beziehungen zwischen Pferden und Indowy fasziniert. Die Folge war, dass die Pferdezucht in Kentucky mehr Raum als je zuvor einnahm und die Züchter im Augenblick die Nachfrage kaum decken konnten, besonders, wenn es um Ponys und Miniaturpferde ging, die als Haustiere verkauft wurden — was dazu geführt hatte, dass die Pferdezucht zu einer der verlässlichsten planetarischen Quellen für FedCreds geworden war. Einmal kamen sie sogar an einem Feld vorbei, wo zwei Ponys von einem Indowy-Käufer inspiziert wurden, dem es nicht das Geringste auszumachen schien, dass die Stute und ihr Fohlen ihm sanft das Fell leckten.

Reefer hatte voraustelefoniert, als sie die Grenze zum Pferdeland überschritten hatten. Als sie daher auf der Fahrt durch Lexington die Interstate verließen und auf den Parkplatz eines Waffle House rollten, parkte er hinter dem Restaurant neben einem uralten grünen Off-Roader, dessen Fahrer jetzt seinen PDA weglegte und um den Wagen herumging, um die hintere Scheibe herunterzukurbeln.

»Wie wär’s, wenn du reingehst und uns einen Platz besorgst? Wir könnten ja eigentlich hier zu Mittag essen.« Reefer deutete mit einer Kopfbewegung auf das Restaurant. Es stand an einer verkehrsreichen Hauptstraße neben einer Menge anderer Restaurants, aber er hatte so geparkt, dass ihn nur wenige Leute sehen konnten, während er seine Ware an den Mann brachte. Unglücklicherweise bedeutete das, dass ihr der Gestank eines Müllcontainers ins Gesicht schlug, als sie auf den heißen Asphalt trat, was dazu führte, dass sie etwas wehmütig zu dem eleganten italienischen Kettenrestaurant auf der anderen Straßenseite blickte, während sie auf den Eingang des Waffle House zuging.

Als Reefer hereinkam, saß sie an der Theke, hatte neben sich einen Sitz freigehalten und bereits ihren Kaffee bekommen; jetzt pickte sie an einer Pecan-Waffel herum. Er brauchte nicht lange, um ein Omelette und eine Cola zu verputzen, dann ging die Fahrt weiter. Obwohl sie das Stadtzentrum links liegen ließen, waren doch die vielen historischen Bauten Lexingtons nicht zu übersehen. Sie hatte ein etwas seltsames Gefühl in der Kehle und fragte sich, ob sie vielleicht eine Erkältung ausbrütete. Es war, als würden sie durch ein winziges Stück Vorkriegserde fahren, und sie konzentrierte sich bewusst auf ihren Bildschirm, als draußen die Landschaft vorbeihuschte und gelegentlich langsamer wurde, wenn ein Zirpen von irgendwo unter dem Armaturenbrett die Anwesenheit des höchst illegalen dort unten versteckten Geräts verriet.

Als das Zirpen zum ersten Mal zu hören war, spürte sie, wie er zu ihr herübersah. Als sie zu ihm aufblickte und die Achseln zuckte und sich dann wieder ihrem Buch zuwandte, grunzte er nichts sagend und schob sich wieder einmal einen Kaugummi in den Mund, schien aber von dem Augenblick an nicht mehr beunruhigt, wenn sich der Detektor vernehmen ließ — er wurde lediglich langsamer, bis das kleine rote Licht an seinem Würfelspieler erlosch.

Am späten Nachmittag setzte er sie an einer Tankstelle in der Nähe der Ausfahrt Hopple Street in Cincinnati ab. Als sie ihren Rucksack und ihren Koffer aus dem Wagen hievte, ihm die Hand schüttelte, höflich, ein weiteres Jobangebot ablehnte und dem VW-Bus nachsah, wie er die Zufahrt zur Interstate hinaufrollte, konnte sie immer noch die Musik seiner Würfel hören … can’t revoke your soul for tryin’, Get out of the door and light out and look all around. Sometimes the ligth’s all shinin’on me; Other times I can barely see. Lately it occurs to me …

Als er ihren Blicken entschwunden war, trug sie ihre Sachen zu der Telefonzelle, um sich ein Taxi zu rufen. Dann setzte sie sich auf die Bank neben dem Telefon und wartete, studierte ihre Umgebung und die Mischung aus hohen, ganz schmalen alten Stadthäusern und kleinen Industriebauten beiderseits der Straße. Die Busstation befand sich zwischen der Tankstelle und einer Reparaturwerkstätte für Haushaltsgeräte. Auf der anderen Straßenseite konnte sie durch die Lücken zwischen zwei Häusern die Skyline der Innenstadt erkennen, die allerdings zum größten Teil vom Smog verdeckt war, sodass man nur undeutliche geometrische Konturen erkennen konnte.

General Beed vermittelte es ein Gefühl der Wichtigkeit, dass man ihn zu einer Besprechung in Chicago einbestellt — nun ja, eigentlich eingeladen — hatte, um dort seinen nächsten Auftrag zu besprechen. Nach dem Krieg gab es, nun ja, eine große Zahl alter Generäle mit großer Erfahrung, die, so wie die Dinge jetzt standen, sehr lange leben würden. Er hatte das Glück gehabt, im aktiven Dienst bleiben zu können und leitete die Kriminalermittlungsabteilung der Region Südost. Das war eine wesentlich wichtigere Position, als es auf den ersten Blick den Anschein gehabt hatte, schließlich war der Südosten für den Wiederaufbau der restlichen achtundvierzig Staaten der kontinentalen USA von lebenswichtiger Bedeutung.

Der Konferenzsaal hätte vor dem Krieg jedem an der Börse notierten Großkonzern zur Ehre gereicht — der Konferenztisch aus auf Hochglanz poliertem Holz, Gemälde an den Wänden, üppiger Teppichboden in elegantem Rosa, wofür es wahrscheinlich einen hochtrabenden Namen gab, und frisch getünchte Wände — alles Erinnerungen an eine Art von Vorkriegsopulenz, wie man sie heutzutage nur noch selten zu sehen bekam, ganz besonders beim Militär. Und der Ausblick vom Fleet Strike Tower war atemberaubend grandios. Rang brachte ganz eindeutig Privilegien mit sich. Er hob die Hand, um sich durch Tasten zu vergewissern, dass sein Schnurrbart in Ordnung war, strich sich vorsichtig über das dunkelblonde Haar, um den Sitz seiner Frisur zu kontrollieren, dabei sorgsam darauf bedacht, sie nicht in Unordnung zu bringen — obwohl das nach reichlicher Benutzung von Haarspray keine große Gefahr darstellte. Fast machte es ihm nichts aus, hier auf General Vanderberg warten zu müssen. Fast.