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»Jenny, könntest du bitte Corporal Johnston mit ein paar Papierservietten hereinschicken?« Dem General schien der gesellschaftliche Fauxpas seines Adjutanten kaum etwas auszumachen. »Pryce, würden Sie bitte dem General eine frische Tasse Kaffee besorgen.«

»Äh, nein! Ich meine, das ist schon in Ordnung. Nicht nötig.«

»Tatsächlich sind wir mit all den Dingen, die persönlich diskutiert werden müssen, ohnehin praktisch fertig. Sie wollen sich sicherlich sobald wie möglich umziehen, und deshalb wäre es vielleicht am besten, wenn ich Pryce mit einem Ausdruck sämtlichen Hintergrundsmaterials über Ihr neues Kommando mitschicken würde. Ich weiß, dass Sie Hardcopy vorziehen.« Vanderberg stand auf und streckte Beed die Hand hin, was diesem keine andere Wahl ließ, als sie zu schütteln, obwohl er von seinem neuen Vorgesetzten alles andere als entzückt war. »Willkommen an Bord.«

»Freut mich, dass ich diese Gelegenheit bekomme, Sir.«

Nachdem der mit Kaffee getaufte Brigadier General den Raum verlassen hatte, wandte Vanderberg sich dem unglückseligen Lieutenant zu und grinste breit. »Die Streifen eines Lieutenant stehen Ihnen gut, General Stewart. Besonders mit diesem Bartflaumgesicht.«

»Hey, kann ich was dafür, dass man mich erst vor kurzem runderneuert hat? Warum waren Sie eigentlich so scharf darauf, dass ich diesem Trottel den Kaffee auf die Hose schütte?« General James Stewart schenkte sich von dem Tablett ein, das Corporal Johnston gleich nach Beeds Abgang hereingebracht hatte.

»Dann habe ich Ihnen wohl gar nicht gesagt, warum ich den Kerl nicht ausstehen kann?« Er zog eine Schreibtischschublade auf, entnahm ihr eine Metallflasche ohne Etikett, schraubte sie auf, schüttete einen reichlichen Schuss ihres Inhalts in seine Tasse und sah dann den jüngeren Mann mit fragend hochgeschobenen Augenbrauen an.

»Nein, General, ich hab’s Ihnen einfach geglaubt, dass Sie sehr gute Gründe hatten.« Er hielt ihm die Tasse hin und rührte den hervorragenden Scotch, um den es sich dem Geruch nach handelte, in den Kaffee.

»Sie haben doch Benson kennen gelernt. Sie hat, ehe sie Urlaub nahm, um eine Familie zu gründen, in der Logistik für mich gearbeitet.« Vanderberg lehnte sich an seine Schreibtischkante und nahm genießerisch einen Schluck aus seiner Tasse.

»Brünett, etwa so groß?« Stewarts Hand zeigte auf einen Punkt etwa in gleicher Höhe mit seinem Kinn.

»Genau die. Sie hat vorher für Beed gearbeitet. Der hat ihr eine der schlechtesten Beurteilungen gegeben, die ich je gesehen habe. Und hat damit eine viel versprechende Karriere zerstört. Benson war übrigens in Logistik ausgezeichnet und nach meiner Einschätzung ein sehr guter junger Offizier.«

»Sie wollen sagen, dass sie sich die lausige Beurteilung nicht verdient hat.«

»Ich will sagen, dass der Mistkerl sie fertig gemacht hat, weil sie sich nicht von ihm hat flachlegen lassen. Aber das konnte sie nicht beweisen. Kein Wunder, dass der Dreckskerl nirgendwo in seiner Umgebung ein AID duldet. Ganz zu schweigen, dass es mehrere Fälle gegeben hat, wo seine Kumpel aus der Hudson School for Boys es gerade noch mit Mühe geschafft haben, seinen Hintern zu retten.«

»Okay. Das erklärt den Kaffee.« Stewart grinste. »Aber warum dieses Theater und die ganze Maskerade?«

»Das erzähle ich Ihnen beim Abendessen. Jane hat Sie schon lange nicht mehr gesehen.« Er klopfte eine Zigarette aus seinem Päckchen. Seit einen Zigaretten nicht mehr umbringen und auch nicht mehr süchtig machen konnten, war ihre Popularität insbesondere bei Runderneuerten wieder stark angestiegen. »Jenny, ruf Jane an und sag, sie soll zum Abendessen decken, ja?«

»Wird sofort erledigt, Peter.«

»Oh, und Ihr AID werden Sie übrigens als PDA tarnen lassen müssen. PDAs duldet Beed gerade noch, weil man ihnen sagen kann, dass sie sich abschalten sollen und sie nicht alles aufzeichnen und es dann, so wie das bei den AIDs der Fall ist, in den Generalspeicher der Galakter laden. Beed wird von Ihnen verlangen, dass sie ihren PDA anweisen, nichts aufzuzeichnen. Ein regelrechter PDA würde eine solche Anweisung befolgen. Ihr AID wird nicht nur nicht gehorchen, sondern es ist auch clever genug, den Befehl zu bestätigen, als ob es vorhätte, ihn zu befolgen. Herrgott, ich mag echte Al«, sagte er und grinste bösartig.

»Stört es Sie eigentlich nicht, dass die AIDs gelernt haben, wie man lügt?«

»Das würde es wahrscheinlich, bloß dass ich schon vor langer Zeit gelernt habe, meine Zeit und meine Energie nicht darauf zu vergeuden, mir den Kopf über Dinge zu zerbrechen, die ich nicht ändern kann. Also, James, haben Sie in letzter Zeit mit Iron Mike gesprochen?«

»Letzte Woche habe ich tatsächlich einen Brief von ihm bekommen, in dem er sich entschuldigte, dass er an dem Triple-Nickel-Treffen nicht teilnehmen kann.«

»Nicht einmal per AID?«

»Die Posleen auf Dar Ent sind wieder mal übermütig geworden. Er steckte gerade mitten in einem Gefecht.«

»Das ist wieder mal typisch für ihn. Und sonst? War die Beteiligung gut?«

5

Das beliebteste Auto war in jenem Jahr ein kupferfarbener Ford Peregrine in Coupé-Ausführung. Danach kam der CM Smoker in Silber. Sie brauchte etwa eine Stunde, um bei einem Gebrauchtwagenhändler ein einigermaßen unauffälliges.45er-Modell des Letzteren mit Zulassung zu finden. Der Wagen roch ein wenig nach abgestandenen Pommes und Keksbröseln, und das erinnerte sie flüchtig an Hitze und eine grüne, großzügige Stadtlandschaft mit höheren Bäumen, hohen Fichten und Pappeln zwischen den Eichen, und sie griff sich, ohne sich dessen bewusst zu sein, an den Hals, weil sie ein seltsames Gefühl der Enge verspürte. Aber vielleicht lag das auch an dem Smog in der Stadt. Sie ließ es sich zusätzliche zehn Prozent in FedCreds kosten, dass der Verkäufer ein schlechtes Gedächtnis hatte und übersah, ihr provisorische Nummernschilder zu geben und stattdessen die alten dranließ. Gemächlich fuhr sie auf den Parkplatz eines Bürogebäudes und nahm sich die Zeit, sich in das Netz der Zulassungsbehörde zu hacken und die alte Nummer zu reaktivieren, ehe sie auf die 74 nach Indianapolis einbog. Gleich nach dem Tal ging die Stadt in Hügellandschaft mit Bäumen über, und man konnte grauweißes Sedimentgestein sehen, bei dem nicht ganz klar war, ob es sich um Ton oder weiches Felsgestein handelte. Formal gesehen hätten es auch Berge sein können, sie wusste es nicht. Jedenfalls kamen ihr die Hügel nach den Smokies entlang der I-40 nicht sonderlich hoch vor. Sie fuhr durch die Vororte von Cincinnati und rollte bald darauf durch die flachen Hügel von Ohio, wo gerade das erste Frühlingslaub herauskam.

Am Himmel waren fast keine Wolken zu sehen, und so hatte sie das Gefühl, unter einer gewaltigen blauen Kuppel dahinzurollen, die nur am Horizont etwas blasser wurde.

Selbst nach fast vierzig Jahren, die ich jetzt nicht mehr in Rabun Gap war, kommt mir das hier draußen alles so flach und eben vor. Kein Wunder, dass die Leute früher immer dachten, sie könnten über den Rand fallen. Vor der Stadt zerteilte die Straße endlose Meilen von Maisfeldern in große Quadrate dunklerer, grüner Pflanzen mit irgendwelchem flachem Zeug mit lächerlich kleinen Blättern dazwischen. Sie runzelte ein paar Minuten lang verblüfft die Stirn, ehe sie schließlich zu dem Schluss gelangte, dass es sich wahrscheinlich um Sojabohnen handelte.