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Ihn »hereinzunehmen« hatte sorgfältige Planung erfordert und war recht riskant gewesen. Auf Gewaltanwendung zurückzuführende Todesfälle waren bei katholischen Priestern einigermaßen selten, und damals war es aus verschiedenen Gründen notwendig gewesen, dass mehrere Leute seinen Tod tatsächlich hatten bezeugen können. Das benutzte Präparat war das Produkt einer aufwändigen Kooperation zwischen den Indowy und den Krabben, eine Variante von Hiberzine ohne die äußerlichen Symptome dieses Präparats. Das Hauptproblem damit bestand darin, dass die Dosierung recht kompliziert war und sehr genaue Kenntnis des physischen Zustands des Patienten erforderte. Darüber hinaus hatten die Veränderungen, die die sichtbaren Symptome reduzierten, auch nachteilige Auswirkungen auf die Schlafeffizienz. Wenn die Dosis auch nur in geringem Maße nicht stimmte oder das Gegenmittel nicht innerhalb von zwölf Stunden gereicht wurde, war es möglich, dass der simulierte Tod in einem Ausmaß Wirklichkeit wurde, um selbst der Platte keine Änderungsmöglichkeiten zu lassen.

Das Präparat war so geheim, dass es nicht einmal einen Namen hatte, und wurde gewöhnlich in einer wasserunlöslichen Kapsel verpackt, die die Zielperson zerbeißen und schlucken musste. Die Zeitverzögerung erfüllte einen doppelten Zweck. Zum einen ließ sie der Magensäure des Patienten genügend Zeit, das Kapselmaterial völlig aufzulösen, zum anderen schloss sie jede Möglichkeit aus, dass ein genau hinsehender Beobachter etwa sah, wie der Patient die Pille nahm und gleich darauf »tot« umkippte.

Trotzdem hatte ihm das zehnprozentige Risiko, überhaupt nicht mehr aufzuwachen, ein hohes Maß an Vertrauen abverlangt, und auch die Nachwirkungen des Präparats waren nicht zu unterschätzen. Unter all diesen Umständen war er recht froh, dass er das Präparat nie wieder würde einnehmen müssen.

Gerade in Anbetracht der dezentralen Struktur der Bane Sidhe erforderte ein funktionierendes planetarisches Zellensystem ein gewisses Maß an zentraler Organisation. Basis Chicago erfüllte dieses Bedürfnis. Der Priester hatte das Kommando über den Stützpunkt gleich nach seiner Einrichtung übernommen. Die Bauarbeiten waren in einem zehn Jahre dauernden Projekt unter größter Diskretion abgelaufen und hatten es erforderlich gemacht, den Himmit dafür ein paar ausnehmend gute Storys zu liefern, um sie zu ihrer Unterstützung zu … ermuntern.

»Bildschirm aus«, wies er sein AID an. »Also, Levon, was haben Sie auf dem Herzen?«

»Einer meiner Agenten ist heute Morgen einem Herzanfall erlegen«, begann er.

»Oh, das tut mir aber Leid. Wusste man, dass er krank war?«

»Nein, im Gegenteil. Man hat ihn tot im Bett seiner Freundin gefunden. Eine vorläufige Untersuchung hat ergeben, dass der Herzanfall auf eine Drogenüberdosis zurückzuführen ist, die im Einklang mit dem Drogenproblem des Agenten steht.«

»Wussten wir von seiner Drogenabhängigkeit?«

»Nein, Sir. Tatsächlich hatte er offenbar auch der Freundin Drogen verschafft, und auch ihre Drogenabhängigkeit war nicht bekannt. Sie erinnert sich an gar nichts. Die Ermittler sind übereinstimmend der Ansicht, dass er an ihr sexuelle Handlungen vornehmen wollte, denen sie bei vollem Bewusstsein vermutlich nicht zugestimmt hätte, und ihr deshalb Drogen verabreicht hat und selbst welche genommen hat, die seine Empfindungen verstärken sollten und die ihn getötet haben, ehe er diese Handlungen vollziehen konnte.«

»Davon glauben Sie selbst doch kein Wort.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Der Priester winkte Martin aufmunternd zu.

»Interessiert es Sie, dass der Tote ein gewisser Colonel Charles Petane war und dass heute kurz nach elf Miss O’Neal hier eingecheckt und eine Tasche für die Reinigungsabteilung mitgebracht hat?«

Der Priester blieb einen Augenblick lang stumm und erwiderte dann würdevolclass="underline" »Angehörige der Priesterschaft der Heiligen Mutter Kirche enthalten sich unflätiger Sprache.«

»Das ist mir bewusst, Father.«

»Das galt auch nicht Ihnen. Raus damit. Was haben Sie sonst noch?«

»Eine Person, die der Beschreibung von Miss O’Neal bei ihrem Eintreffen auf der Basis entspricht, hat heute Morgen ein Motel in Chicago verlassen. Dasselbe Motel, wo Miss O’Neals Taxi sie auf dem Weg hierher abgeholt hat. Dasselbe Motel, von dessen Parkplatz die Reinigungsabteilung auf ihren Wunsch hin ein Fahrzeug und diverse persönliche Gegenstände abholen und reinigen soll. Der Name im Hotelregister lautete übrigens Marilyn Grant. Miss Grant war seit Freitagabend Gast des Motels. Solange sich dafür keine diskrete Gelegenheit bietet, werde ich das nicht mit Sicherheit wissen, vermute aber, dass ich beim Überprüfen von Bäumen und anderen wahrscheinlichen Stellen in der Umgebung des Hauses des verblichenen Colonel und des Apartments seiner Freundin Spuren des Klebstoffs finden werde, den wir üblicherweise dazu benutzen, um provisorische Überwachungskameras zu befestigen.«

»Lassen Sie es bleiben. Wenn sie damit durchgekommen ist, möchte ich keinen Verdacht erwecken, bei verspäteten Säuberungsarbeiten erwischt zu werden.« Er rief auf seinem AID die Petane-Akte auf und überflog sie kurz. »Falls sich herausstellt, dass da ein unsauberes Spiel gelaufen ist, war Petane hinreichend unbedeutend, dass eine Ermittlung nicht weiterführen wird. Wir wollen einfach hoffen, dass es als Überdosis und nicht etwa als ungelöster Mord in den Büchern bleibt.« Er kniff sich in den Nasenrücken und schloss kurz die Augen. »Ich bezweifle, dass sie die leiseste Ahnung hat, was für chaotische Folgen das wahrscheinlich bei unseren Indowy-Freunden haben wird.«

Er stand auf, ging um seinen Schreibtisch herum und schüttelte dem Jüngeren die Hand, als dieser sich erhob. »Vielen Dank, Levon. Das Weitere übernehme ich.«

Als der Agent das Büro verließ, hörte er, wie sein Vorgesetzter in knappen Worten seinem AID Anweisungen erteilte.

»Schaff mir schnellstmöglich Mike O’Neal senior her. Auch wenn du dafür eigens einen Shuttle schicken musst. Wenn möglich, sollte der Rest vom Team Isaac mitkommen, aber das darf seine Abreise um maximal zwei Stunden verzögern.«

8

Das Mobiliar in Father O’Reillys Büro war seit dem Nachmittag auf diskrete Weise verändert worden, ebenso die Beleuchtung. Ein kleiner Lagerraum, der sich im selben Flur befand, enthielt Mobiliar, das für jede der Spezies geeignet war, mit der ein Bane-Sidhe-Stützpunktkommandant mutmaßlich im Laufe seiner Amtspflichten zu tun haben würde. Vor O’Reillys Schreibtisch standen jetzt ein bequemer Sessel für Menschen, einer für Indowy und ein für beide Spezies geeigneter niedriger Beistelltisch. Er hatte sein AID auf den Beistelltisch gestellt, um damit der Versuchung zu entgehen, daran herumzuspielen, wenn etwas besonders Unangenehmes zu besprechen war.

Im Gegensatz zu Feldagenten benutzte das Personal einer Bane-Sidhe-Basis AIDs. Saubere. Genauer gesagt solche, die an Ort und Stelle hergestellt waren. O’Reillys AID verfügte über Informationen nicht nur über die für Menschen und jede Alien-Spezies geeigneten Lichtfrequenzkombinationen, sondern in gleicher Weise auch über die für jede beliebige Kombination am wenigsten unbequemen.

Als der Indowy Aelool eintraf, standen bereits ein frisch gebrauter Topf starken Kaffees und ein Eiskübel mit einer Flasche destillierten Wassers bereit, das mit ästhetisch passenden Spurenmineralien angereichert war.

Als er dem Aelool sein übliches Glas Eiswasser mit einer Olive überreichte, musste er unwillkürlich und trotz der langen Zeit ihrer Bekanntschaft an einen kleinen, grünen Teddybären denken.

Gesichtsausdruck und Körpersprache von Menschen und Indowy hatten praktisch nichts gemein, aber von allen Rassen, die mit anderen Spezies zu tun hatten, machten gerade diese beiden es sich häufig zur Gewohnheit, nonverbale Hinweise der anderen Rassen zu studieren, um sie interpretieren und kopieren zu können.