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Demzufolge wusste der Priester ganz genau, was sein Freund meinte, als er den Muskel über dem rechten Auge emporschob und den Kopf leicht zur Seite neigte, als der Mensch einen reichlichen Schuss Whiskey der Marke Bushmill’s in seinen Kaffee tat.

»Wir haben ein Problem«, sagte Father O’Reilly.

»Das hatte ich angenommen. Normalerweise fügen Sie eine derartige Substanz Ihrem Getränk erst sehr viel später am Abend zu.«

»Thomas, bitte den Colonel zeigen«, wies der Priester sein AID an. Ein dreißig Zentimeter hohes Hologramm des verblichenen Colonel Charles Petane baute sich über dem Beistelltisch auf.

»Bis gestern war dieser Mann einer unserer weniger wichtigen Agenten. Um Ihr Gedächtnis aufzufrischen: Er wurde rekrutiert, nachdem er entscheidenden Anteil am Verlust von Team Conyers hatte. Man ging damals davon aus, seine Position als Verbindungsoffizier der US Army zu Fleet Strike könnte mit der Zeit dazu führen, dass er sich zu einer wichtigen Informationsquelle entwickeln und sein potenzieller Wert den Abschreckungswert überwiegen könnte, der damit zu erreichen gewesen wäre, ihn als Vergeltung für den Tod der Teammitglieder zu töten«, begann O’Reilly und hielt dann inne, um sich zu vergewissern, dass er damit Aelools Gedächtnis hinreichend aufgefrischt hatte.

»Wenn ich mich richtig erinnere, war dies Gegenstand einiger Diskussion.«

»Die unter anderem zu der Entscheidung führte, einige unserer Agenten vor der Kenntnis dieser Entscheidung zu beschützen, richtig. Ein schrecklicher Euphemismus, nicht wahr? Konkreter gesprochen, wir haben gelogen.« Er nahm einen großen Schluck aus seiner Kaffeetasse.

»Die meisten meiner Landsleute auf unserer Seite der Organisation haben diese Notwendigkeit nicht begriffen«, sagte Aelool, »aber, ja, ich erinnere mich, dass Ihre Leute es für notwendig hielten, und ich glaube, ich kann das auch nachvollziehen. Ich kann mich nicht erinnern, dass man hinsichtlich der Nützlichkeit der von dem Agenten gelieferten Informationen nachgefasst hätte, aber im Augenblick interessiert mich eher, weshalb Sie in Bezug auf ihn die Vergangenheitsform gewählt haben.« Aelools Augen schienen sich ganz auf die Olive auf dem Boden seines Glases zu konzentrieren, das er jetzt leicht kippte, um zuzusehen, wie sie nach unten rollte.

»Seit gestern Abend ist der Agent verschieden. Wir vermuten, Cally O’Neal hat erfahren, dass er am Leben war, und hat ihn getötet. Wir sind immer noch dabei, Informationen zu sammeln.«

»Das ist keine Kleinigkeit.« Die Haltung des Aliens ließ O’Reilly Besorgnis erkennen. Er war zum Experten in der Kommunikation mit Indowy im Allgemeinen und diesem Indowy im Speziellen geworden. Er stellte jetzt sein Glas bedächtig auf den Tisch und sah dem Menschen in die Augen.

»Ich wäre sehr dankbar, wenn Sie einen halben Schuss aus jener Flasche in mein Glas gießen würden.« Aelool saß völlig reglos und ohne jeden Ausdruck da und wartete, bis sein Gastgeber seinen Wunsch erfüllt hatte. »Mir ist bewusst, dass Sie in der Psychologie nicht Ihrer eigenen Spezies angehöriger Sophonten sehr erfahren sind, Father O’Reilly, aber ich frage mich, ob Sie wirklich begreifen können, wie nachteilig meine Leute auf diesen Zwischenfall vermutlich reagieren werden.« Er rieb sich mit einer Hand langsam über das Gesicht. »Wie haben Sie bis jetzt reagiert?«

»Ich habe Michael O’Neal senior unverzüglich hierher in Marsch gesetzt und soeben Sie von dem Vorfall informiert. Miss O’Neal ist aus freien Stücken heute am späten Vormittag hier eingetroffen, sodass ich bis jetzt noch keine Notwendigkeit sah, irgendwelche Maßnahmen zu treffen, um ihre Anwesenheit sicherzustellen. Bis jetzt hat noch niemand versucht, unsere Besorgnis mit ihr zu diskutieren.« Er griff nach der Flasche und schenkte dem Indowy nach. In den vergangenen zwanzig Jahren hatte er Aelool bis jetzt vielleicht zweimal Alkohol konsumieren gesehen. Die Auswirkung von Alkohol auf Indowy war ein wenig intensiver als auf Menschen, selbst unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Körpermasse. Sie tranken selten.

»Gut. Ich würde vorschlagen, dass Sie das auch unterlassen. Sie werden sich von ihr Informationen besorgen müssen, das verstehe ich. Das wird den Schaden nicht sehr mindern, aber zumindest wird es hilfreich sein, wenn O’Neal senior in dieser Angelegenheit sämtliche Gespräche mit ihr führt. Obwohl ihr Menschen keine Clans wie wir habt, wird für meine Leute der Eindruck entstehen, dass sie sich vor ihrem Clan-Oberhaupt für ihre Handlung hat verantworten müssen. Das wird nicht sehr viel bewirken, aber immerhin ein wenig. Wie Ihnen sicherlich klar ist, ist ein solches Zusammentreffen, wenn es zu Fehlverhalten gekommen ist, bei den Indowy an und für sich bereits eine sehr ernsthafte Konsequenz.«

»Wird es ausreichen?«

»Keineswegs. Dass Sie auch nur die Frage stellen, illustriert das Problem in gewissem Maße. Aber, immerhin wird es ein Anfang sein und vielleicht die Voraussetzung dafür schaffen, den verbleibenden Schaden im Laufe der Zeit zu heilen, immer vorausgesetzt, dass mit der gebotenen Sorgfalt vorgegangen wird. Ich werde, um es mit Ihren Worten auszudrücken, schnell reden müssen.«

Cally saß in dem Besprechungszimmer, das Papa O’Neal reserviert hatte, als er dieses Gespräch noch vor dem Mittagessen mit ihr arrangiert hatte. Tatsächlich hatte es länger gedauert, als sie angenommen hatte, bis jemand Verbindung mit ihr aufgenommen hatte, und in der Abrechnung, die jetzt auf beiden Seiten angezeigt war, war dies ein interessanter Eröffnungszug.

Sie spielte Solitär auf dem Bildschirm, als der PDA sich meldete. »Jetzt ist’s so weit, und die Kacke ist wirklich am Dampfen.«

»Vielleicht«, sagte sie.

»Du teilst also meine Meinung. Dann ist es noch viel schlimmer, als ich angenommen hatte. Keiner von uns beiden wird hier lebend rauskommen, oder?«

»Halt die Klappe, Buckley.«

»Geht in Ordnung.«

Ein rothaariger Mann mit uralten Augen und einer Beule in der Wange kam zur Tür herein und setzte sich auf die Tischkante. Er roch nach Kautabak Marke Red Man und spuckte den Priem jetzt in den leeren Plastikkaffeebecher, den er in der Hand hielt; anschließend stellte er ihn auf den Tisch, nahe genug, um ihn jederzeit erreichen zu können, aber weit genug weg, um ihn nicht versehentlich umzustoßen.

»Cally, hast du Colonel Petane getötet?« Er sprach jedes Wort langsam und sorgfältig aus, als würde er die Antwort bereits kennen.

»Ja, allerdings, Grandpa. Das habe ich.« Sie klappte den PDA zu, ließ ihn in ihre Handtasche fallen, holte eine Zigarette heraus und zündete sie an, ohne ihren Großvater dabei aus den Augen zu lassen. Dann stützte sie den rechten Ellbogen in die linke Hand, zog an der Zigarette und wartete darauf, dass er etwas sagte.

O’Neal senior blieb einen Augenblick lang stumm und stützte die Stirn auf die rechte Hand, ehe er mit ihr über sein Gesicht wischte und sich dann das Kinn rieb. Er griff nach dem Becher und spuckte noch einmal hinein, ehe er ihn wieder abstellte.

»Weißt du, man hofft ja immer, dass man es irgendwie schafft, die nächste oder auch übernächste Generation davon abzuhalten, dieselben Fehler zu machen, die man selbst gemacht hat. Das hat wohl mit dem Altwerden zu tun.« Er atmete tief und blieb dann eine ganze Weile stumm. »Würdest du mir erklären, was du dir dabei gedacht hast, als du zu dem Schluss kamst, dass das eine gute Idee wäre?«

»Sicher, gar kein Problem. Während meines Urlaubs erfuhr ich, dass jemand auf unserer Liste von Ermessenszielen irrtümlich als inaktiv gekennzeichnet war, weil der Datenspeicher ihn zu diesem Zeitpunkt fälschlicherweise als verstorben erfasst hatte. Natürlich konnte er korrekterweise nicht als inaktiv betrachtet werden, da er ja tatsächlich am Leben war. Deshalb habe ich, da er ja auf der Liste der Ermessensziele geführt wurde, gemäß üblicher Organisationsdoktrin die Zielperson eliminiert und mich anschließend auf dem Stützpunkt gemeldet, um meinen Einsatzbericht zu Protokoll zu geben und mich auf den nächsten Einsatz vorzubereiten.«