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„Söhne von Rittern als Centurionen?“, fragte Taurus entgeistert. „Du meinst, Zwanzig- oder Fünfundzwanzigjährige sollen eine Centurie führen? Ohne Kampferfahrung? Ohne den Respekt der Männer? Du wirst die Legionen spalten und ihre Schlagkraft vermindern!“

„Nicht unbedingt, Titus Statilius“, warf Augustus ein. Er sah versonnen vor sich hin. Der Gedanke schien ihm zu gefallen. „Eine Legion hat sechzig Centurionen. Wenn also zehn davon Frischlinge sind, wird es ihre Schlagkraft nicht beeinträchtigen. Wir gewinnen weitere Unterstützung bei den Rittern und stellen unser Offizierspotential auf eine breitere Basis!“

„Und riskieren eine Meuterei!“, fügte Vinicius halblaut hinzu.

Corvinus machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wir müssen es sorgfältig vorbereiten und die neuen Rekruten nach und nach einbringen, mal drei in einer Legion in Gallien, dann fünf in Africa, vier in Macedonien. Nur nichts überstürzen!“ Mit einem Seitenblick auf Augustus: „Eile mit Weile sozusagen!“

Der richtete sich auf und funkelte Corvinus belustigt an: „Denk dir deine eigenen Weisheiten aus!“, bevor er sich wieder an das Consilium wandte: „Also, wir werden es versuchen. Beginnt in Gallien und in Macedonien, für die macedonischen Legionen werde ich bald Verwendungen finden, die sie aus dem Bereich des dortigen Statthalters entfernen.“

„Die Danuviusgrenze?“, fragte Corvinus. „Willst du den Landweg entlang der Adria sichern? Wann wirst du damit beginnen?“

„Titus, was schlägst du vor?“, fragte Augustus.

„Wir werden noch einige Jahre brauchen. Zuerst müssen wir die Übergänge über die Alpen sichern“, entgegnete Taurus. „Wir brauchen Legionen aus Gallien, daher muss die Neuordnung der Provinz abgeschlossen sein!“

„Und die kann erst abgeschlossen werden nach der Säkularfeier, der Sittengesetzgebung und dem Senatszensus, also frühestens in fünf Jahren! Es sei denn, wir beschleunigen einige Dinge und gehen sie gleichzeitig an“, ergänzte Vespillo.

Augustus schüttelte energisch den Kopf, aber als er gerade antworten wollte, fielen ihm die anderen ins Wort: „Eile mit Weile!“ Alle brachen in lautes Gelächter aus.

Augustus sah beleidigt aus. „Eigentlich wollte ich ‚Eins nach dem anderen’ sagen!“

In das erneut aufbrandende Gelächter sagte Vespillo ernst: „Das sind aber immense Vorhaben. Dazu kommen noch die Veteranenversorgung, die illyrischen Stämme, die Pannonier und Skordisker!“

„Ich kann nicht verstehen, wieso Alexander geweint hat, als es nichts mehr zu erobern gab“, sagte Augustus kopfschüttelnd. „Mit der Verwaltung eines Reiches ist man doch ganz gut ausgelastet!“

ARAUSIO

Vater hat sich kein bisschen verändert, dachte Lucius. Genauso wortkarg und mürrisch wie immer. Nur älter war er geworden, und er sah müde und angestrengt von der Reise aus. Die Begrüßung war kurz ausgefallen. Es war kaum zu glauben, dass er seine Söhne seit Jahren nicht gesehen hatte. Seine Schwiegertochter Julia hatte er mit einem Kuss auf die Stirn begrüßt. Lucius bekam ein „Du bist groß geworden!“, Gaius wurde gefragt, wann denn mit dem Nachwuchs zu rechnen sei. Die überschwängliche Begrüßung durch die Haussklaven wurde von ihm unwirsch unterbrochen und die Sklaven wurden wieder an die Arbeit geschickt. Am Hausaltar hatte er den Penaten und den Ahnen gedankt und dann die Familie ins Arbeitszimmer bestellt.

Gnaeus Marcellus legte einige Schriftrollen auf den Schreibtisch, bevor er Platz nahm. Er sah sich stirnrunzelnd um. Dann verschob er das Tintenfass um eine Handbreit und stellte die Schale mit den Stilitis auf die rechte Seite des Schreibtisches. Auch die kleine Minervastatue fand einen anderen Platz. Offensichtlich war er irritiert, dass sein Schreibtisch nach vier Jahren nicht so aussah, wie er ihn in Erinnerung hatte.

„Hier sieht es aus wie bei den Germanen“, brummte er und sah auf. „Jetzt setzt euch endlich!“, forderte er Gaius, Lucius und Sextus ungeduldig auf.

Lucius beeilte sich, Platz zu nehmen, gespannt, was sein Vater zu erzählen hatte. Gaius sah nicht glücklich aus, als er auf einem der Klientenstühle Platz nahm. Lucius konnte das verstehen. In den letzten Jahren hatte Gaius auf der anderen Seite des Schreibtisches gesessen.

Gnaeus trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte. „Es werden sich für unsere Familie einige wichtige Änderungen ergeben. Nächstes Jahr beim Zensus werde ich in den Ritterstand aufgenommen“, verkündete er.

Lucius blieb vor Erstaunen der Mund offenstehen. Sextus ein stieß einen überraschten Pfiff aus.

Gaius sah ungläubig drein. „Dazu bedarf es eines Vermögens von 400.000 Sesterzen. Selbst wenn man die gestiegenen Grundstückspreise in Narbonennsis berücksichtigt, ist dein Vermögen nicht so groß!“

Gnaeus musterte seinen Erstgeborenen ungnädig: „Danke für deine Belehrungen, mein Sohn. Meinst du nicht, dass ich das selber weiß?“ Gaius schwieg. „Augustus hat mir ein großzügiges Donativ für meine Verdienste um das Imperium zugestanden!“, fuhr Gnaeus ein wenig selbstgefällig fort, um dann einen geschäftsmäßigen Ton anzuschlagen: „Wie dir Sextus bereits mitgeteilt hat, Gaius, gedenke ich mein Vermögen gewinnbringend anzulegen, indem ich Betrieben, die sich hier in der Region ansiedeln wollen, mit Kapital unter die Arme greife. Ich gedenke, mit einigen anderen vermögenden Personen eine Bank für solche Geschäfte zu bilden. Du, Gaius, wirst die Geschäfte leiten. Es gibt schon ein erstes Projekt, in das wir investieren werden!“ Er entrollte eine der Schriftrollen: „Marcus hat mich auf ein lukratives Geschäft aufmerksam gemacht. Dies habe ich von einem gewissen Ateius aus Arezzo. Er ist einer der Unternehmer, die das terra sigillata herstellen. Seit es vor über zehn Jahren in Arezzo erfunden wurde, hat sich dieses Geschirr in ganz Italien verbreitet. Jetzt möchte Ateius nach Gallien expandieren und in Lugdunum eine Niederlassung eröffnen. Dazu sucht er einen Patron, der ihn dabei finanziell unterstützt. Deshalb hat er sich an mich gewandt.“

Terra sigillata?“, fragte Lucius neugierig. „Was ist das?“

„Eine hochwertige Geschirrsorte! Ich habe mit Marcus gesprochen und er erzählt, dass es in Rom sehr begehrt ist. Es ist von roter Farbe und bei allen wichtigen Familien zu finden“, erklärte Gnaeus.

Sextus überlegte: „Dann wird es über kurz oder lang auch in den Provinzen seine Abnehmer finden!“

Gnaeus nickte: „Das denke ich auch! Deshalb werden wir das Geschäft machen, bevor jemand anderes dazwischenkommt. Darum ist Syros bereits auf dem Weg nach Lugdunum. Ich habe einige Agenten angewiesen, sich dort nach günstigen Grundstücken umzusehen.“

„Gaius“, sagte er zu seinem Ältesten gewandt, „du machst nächstes Jahr die ersten Schritte im öffentlichen Leben. Es ist aber wichtig, dass du auch danach in der Öffentlichkeit auftreten kannst, deswegen möchte ich, dass du dich mit den Gesetzbüchern befasst, um unsere Klienten als Anwalt zu beraten und zu vertreten!“ Gaius sah erstaunt aus, nickte aber zustimmend.

Aber Gnaeus hatte sich schon Lucius zugewandt. „Lucius“, sagte er und fixierte seinen jüngsten Sohn, „für dich gibt es auch eine Aufgabe!“

Lucius rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Was kam jetzt? „Für den Sohn eines Ritters gibt es in Zukunft einen neuen Weg, dem Imperium zu dienen“, begann Gnaeus bedeutungsvoll. „Du wirst in die Legion eintreten.“

Gaius und Sextus ächzten erstaunt auf, Lucius stieß einen kleinen Schrei aus. Sein Herz setzte einen Moment aus. IN DIE LEGION, schrie es in ihm begeistert auf, ich soll in die Legion. Moment, durchzuckte es ihn und seine Stimmung schlug um, doch nicht etwa als Gemeiner? Nein, kann nicht sein, es war von einem neuen Weg die Rede. Gnaeus weidete sich offensichtlich an der Verblüffung der anderen und machte noch eine Pause, bevor er fortfuhr: „Als Centurio!“