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»Großer Gott!« stammelte Becker. »Sie . . sie fressen sich durch den Berg!«

Wieder zuckten Laserstrahlen über das Bild. Charity sah, wie die schwarze Panzerhaut des Ungeheuers in einem sanften, sehr dunklen Rot zu glühen begann, dann Blasen zu werfen und zu schwelen - und plötzlich bäumte sich der Wurm auf, warf sich in blinder Agonie hin und her - und begann sich in rasender Schnelligkeit in den Boden hineinzugraben!

Die Laserstrahlen folgten ihm wie ein Gespinst aus tödlichem Licht, aber dann geschah das, was Charity befürchtet hatte - einer nach dem anderen erloschen die dünnen Lichtfäden, als die Waffen einfach leergeschossen waren. Nach kaum einer Minute war der monströse Wurm verschwunden. Wo er gelegen hatte, gähnte ein fünf Meter durchmessendes, kreisrundes Loch im Boden.

»Das reicht«, sagte Becker. Sehr viel lauter und zu einem Mann irgendwo in dem Durcheinander unter ihnen gewandt fügte er hinzu:

»Rob - sagen Sie diesen Idioten, dass sie aufhören sollen zu schießen! Rückzug!«

»Was haben Sie vor?« fragte Charity erschrocken.

Becker schürzte fast trotzig die Lippen. »Was glauben Sie, Captain Laird?« fragte er. »Ich tue das, was ich schon vor zwei Tagen hätte tun sollen. Ich sprenge. Vielleicht geben sie auf wenn sie denken, dass hier unten alles zerstört ist.«

»Aber Sie ...«

Becker schnitt ihr mit einer barschen Bewegung das Wort ab.

»Sie kennen Ihre Befehle, Captain«, sagte er. »Gehen Sie!«

»Gehen?« Charity schrie fast. »Sie müssen verrückt sein, Becker! Es dauert Stunden, das Schiff startklar zu machen. Die CONQUEROR ...«

»Ist seit einer Woche startklar«, unterbrach sie Becker unwillig. »Verdammt, halten Sie mich für einen Idioten, Laird? Holen Sie Ihre Ausrüstung und warten Sie in der Schleuse auf uns. Das ist ein Befehl.«

Eine einzige, endlose Sekunde lang starrte Charity ihn nur an, dann drehte sie sich wortlos um und verließ die Zentrale.

12. Kapitel - Vergangenheit

6. Dezember 1998

Es wurde wieder hell, als sie das dritte Mal zwischenlanden mussten, und diesmal hatten sie weniger Glück. Der Flug durch die Nacht war ein Alptraum gewesen.

Unter ihnen waren keine Lichter gewesen. Hier und da hatten sie ein Feuer gesehen, aber sie hatten sich gehütet, ihm nahe zukommen.

Zumindest eines war kein Problem gewesen: Treibstoff. Mike war einfach nur dem Highway nach Westen gefolgt, und seine Rechnung war aufgegangen. Unter den Tausenden von Wagen, die auf dem grauen Betonband liegengeblieben waren, hatten sie zweimal Tanklaster voller Benzin entdeckt, so dass das Nachtanken weder gefährlich noch zeitraubend geworden war. Mike hatte den Helikopter einfach auf der Straße aufgesetzt und mit laufendem Motor aufgetankt, während Charity mit entsicherter Waffe Wache hielt. Sie hatten Stanleys Warnung nicht vergessen. Und sie hatten während der ganzen Nacht keinen einzigen Außerirdischen gesehen.

Sie entdeckten auch jetzt keinen, aber auch keinen Tankwagen.

Es war hell geworden, und vor fünf Minuten hatte Mike fluchend auf den Reservetank umgeschaltet, nachdem der Motor zu spucken begonnen hatte. Seitdem glitten sie in zwanzig Metern Höhe über den Highway hinweg.

»Wie lange noch?« fragte Charity.

Mike zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Vielleicht fünf Minuten. Aber ich will nichts riskieren. Schlimmstenfalls landen wir neben irgendeinem Wagen und zapfen den Tank an.«

Sein Tonfall machte deutlich, dass ihm die Idee nicht gefiel. Sie waren beide müde. Sie hatten vierundzwanzig Stunden nicht geschlafen. Und sie flogen über ein Land, das sich im Krieg befand, auch wenn sie davon bisher noch nichts gemerkt hatten. Es kam Charity fast absurd vor, dass sie den Gegner, der eine ganze Welt in die Knie gezwungen hatte, bisher kein einziges Mal zu Gesicht bekommen haben sollten.

»Schau, da vorne.« Mike deutete auf einen kleinen, rechteckigen Umriss, der am Ende des monotonen Betonbandes aufgetaucht war und allmählich heranwuchs.

Plötzlich atmete er erleichtert auf. »Das Glück ist mit den Dummen«, verkündete er. »Ein Drive-In. Komplett mit Tankstelle und Motel.« Er grinste. »Ich spendiere dir einen kalten Hamburger, sobald wir getankt haben, einverstanden?«

Charity rang sich mühsam dazu durch, sein Lächeln wenigstens andeutungsweise zu erwidern, nahm den Feldstecher von den Knien und blickte aufmerksam zu der kleinen Ansammlung schäbiger Gebäude hinüber. Alles wirkte vollkommen normaclass="underline" Vor dem Restaurant stand ein halbes Dutzend Autos, und ein Stück neben der Tankstelle lag ein riesiger, hellgrün gestrichener Tankwagen.

»Bingo«, sagte sie. »Da steht ein Tanker. Die nächsten dreihundert Meilen sind uns sicher.« Und damit hätten sie dann die Hälfte geschafft. Viel mehr, als sie zu hoffen gewagt hatten...

Mike nahm vorsichtig Gas weg, flog eine Schleife und näherte sich dem Motel von der der Straße abgewandten Seite, während Charitys Blick aufmerksam über die umliegende Landschaft glitt. Sie hatten abermals Glück - es gab im Umkreis von mehreren Meilen nichts als flache Steppe, auf der kaum ein Strauch wuchs.

Keine Gefahr, von einem Angreifer aus dem Hinterhalt überrascht zu werden.

»Okay«, sagte Mike. »Wir machen es wie beim letzten Mal - ich tanke, du stehst Schmiere.« Er grinste. »Pfeif dreimal, wenn die Bullen kommen.«

Sie landeten fünf Meter neben dem Tanker. Mike ließ den Gashebel ganz vorsichtig los und wartete mit angehaltenem Atem darauf, dass der Motor ausging, aber das tapfere Maschinchen lief munter weiter. Charity fragte sich, wie lange der fünfundzwanzig Jahre alte Motorblock die Dauerbelastung noch aushaken würde, bevor er ihnen schlichtweg um die Ohren flog.

Sie stieß die Tür auf, sprang mit einem federnden Satz aus dem Hubschrauber und hob sofort ihr Gewehr. Auf der anderen Seite kletterte Mike umständlich aus der Maschine heraus, reckte sich ausgiebig und strich sich müde über Gesicht und Augen, ehe er sich daran machte, den Hubschrauber zu umkreisen und auf den Tankwagen zuzugehen.

Er erreichte ihn nie.

Wahrscheinlich war es ihre Müdigkeit, die sie hatte leichtsinnig werden lassen.

Es ging alles so schnell, dass Charity nicht einmal dazu kam, einen warnenden Ruf auszustoßen. Die Tür des Motels flog mit einem scheppernden Laut auf, und ein halbes Dutzend Bewaffneter stürmte ins Freie; im selben Moment tauchte ein Gewehrlauf im Fenster des Lastwagens auf. Charity erstarrte mitten in der Bewegung.

»Gut so«, sagte eine Stimme. Sie kam irgendwo aus dem Dunkel hinter dem Gewehr, und sie klang sehr entschlossen, aber auch voller Angst. »Mach jetzt lieber keine falsche Bewegung, Kleine. Leg dein Gewehr weg, aber hübsch langsam.«

Charity gehorchte. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie auch Mike behutsam die Arme hob und zu einer Stelle am hinteren Ende des zwölf Meter langen Trucks blickte. Hinter den Zwillingsreifen des Lasters war eine geduckte Gestalt aufgetaucht.

Auch sie hielt ein Gewehr.

»Hören Sie«, sagte sie vorsichtig. »Wir sind nicht Ihre Feinde.«

Sie bekam keine Antwort und hob vorsichtshalber die Arme noch ein wenig höher.

Zwei Sekunden später verschwand der Gewehrlauf aus dem Fenster der Fahrerkabine, und die Tür wurde aufgestoßen. Ein vielleicht zwanzigjähriger blonder Junge in einem zerschlissenen Overall sprang aus dem Wagen. Das Gewehr in seinen Händen war eine uralte Remington, die wahrscheinlich nicht einmal auf zwanzig Meter genau schoss. Aber das nutzte ihr verdammt wenig - der Junge war kaum drei Meter von ihr entfernt, und er sah ganz so aus, als wäre er zu allem entschlossen. Außerdem war er halb wahnsinnig vor Angst.

»Wir sind auf eurer Seite«, sagte sie noch einmal. »Wirklich.«

Der Junge antwortete nicht, aber in die Angst in seinem Blick mischte sich etwas wie vorsichtige Erleichterung. Trotzdem blieb er misstrauisch. Er wollte ihr gerne glauben, das spürte sie, aber er konnte es nicht.