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Einige Ausführungen des Lieutenants bekam Gurronsevas nicht mit, weil er gezwungen war, einen großen Teil seiner Aufmerksamkeit darauf zu richten, Verletzungen oder peinliche Situationen zu vermeiden, die sich ergeben hätten, wenn er über das ein oder andere Lebewesen, das kleiner oder größer war als er selbst, gestolpert oder mit ihm zusammengestoßen wäre. Er bewegte sich durch eine Mischung aus einem dreidimensionalen Labyrinth mit weißen Wänden und einer übervölkerten, extraterrestrischen Menagerie, und schon bald würde man von ihm erwarten, sich dort allein hindurchzufinden.

Als er unbeholfen mitten auf einer Kreuzung stehenblieb, um zwei krabbenähnliche ELNTs von Melf IV und einen illensanischen PVSJ vorbeizulassen, gaben ihm die drei zwitschernd und zischend ihr Mißfallen zu verstehen. Während er ihnen Platz machte, rempelte er einen kleinen Nidianer mit rotem Fell an, der ihn mißbilligend anbellte. Da der einfache Translator, den er auf der Tennochlan erhalten hatte, jedoch nur für die Sprachen der Terrestrier und Tralthaner programmiert war, wußte Gurronsevas nie genau, was ihm das jeweilige Wesen, das sich gerade in Hörweite befand, zuflüsterte, — piepste, — knurrte oder — jammerte.

„…theoretisch hat das Personalmitglied mit dem höheren medizinischen Dienstalter Vorfahrt“, erklärte Timmins gerade. „Sie werden bald lernen, die verschiedenen Dienstgrade an den Farbmarkierungen auf den Armbinden zu erkennen, die hier alle tragen. Da Sie selbst noch keine Armbinde haben, ist Ihr Dienstgrad unbestimmt. Schnell! Drücken Sie sich bitte flach gegen die Wand!“

Ein großes zischendes und gefährlich schepperndes Ungetüm, das beinahe halb so breit wie der Gang war, steuerte auf sie zu. Dabei handelte es sich um den fahrbaren Schutzpanzer, den TLTU-Ärzte brauchten, die normalerweise überhitzten Dampf atmeten und einen viel größeren Druck und eine beträchtlich höhere Schwerkraft benötigten, als in den — für sie tödlichen — Umweltbedingungen herrschten, in denen die Sauerstoffarmer lebten. In einer Situation wie dieser, sagte Timmins, wobei er kurz die Zähne entblößte, sei es besser, die Unterschiede zwischen den Dienstgraden zu vergessen, lieber den Selbsterhaltungstrieb die Sache in die Hand nehmen zu lassen und den Weg schleunigst frei zu machen.

„Sie passen sich den hiesigen Umständen sehr gut an, Sir“, fuhr der Lieutenant fort. „Ich habe Besucher gekannt, die zum ersten Mal im Hospital gewesen sind und bei denen es zu einer Kurzschlußreaktion gekommen ist. Als sie sich in so kurzer Zeit mit derart vielen verschiedenen Lebensformen konfrontiert gesehen haben, sind sie entweder losgerannt und haben sich versteckt, oder sie haben vor Angst wie gelähmt dagestanden. Ich glaube, Sie werden die Sache gut meistern.“

„Danke“, grummelte Gurronsevas. Normalerweise hätte er nicht jemand anderem bei der ersten Begegnung etwas Persönliches von sich mitgeteilt, doch der Terrestrier und sein Kompliment hatten ihm gefallen. „Aber das hier ist für mich keine vollkommen neuartige Erfahrung, Lieutenant“, fuhr er fort. „Ähnliche Umstände habe ich einmal während einer Tagung erlebt, an der viele verschiedene Spezies teilgenommen haben, obwohl die dortigen Delegierten im allgemeinen nicht so gute Manieren hatten.“

„Wirklich?“ erkundigte sich Timmins und lachte. „Aber wenn ich Sie wäre, würde ich mit dem Urteil über die Manieren unserer Mitarbeiter noch ein wenig warten, zumindest so lange, bis Sie Ihren Mehrkanaltranslator erhalten haben. Schließlich wissen Sie ja nicht, als was Sie von einigen von denen bezeichnet werden. Übrigens sind wir jetzt nur noch wenige Minuten von der psychologischen Abteilung entfernt.“

Wie Gurronsevas bemerkte, herrschte auf den Gängen auf dieser Ebene zwar wesentlich geringerer Betrieb, und dennoch kamen sie jetzt merkwürdigerweise weniger rasch voran. Aus irgendeinem Grund verlangsamte der Terrestrier seinen vorher schnellen Schritt.

„Vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn Sie über das Wesen, dem Sie gleich begegnen werden — nämlich Major O’Mara—, etwas mehr wüßten, bevor Sie hineingehen“, sagte Timmins plötzlich mit ernster Miene.

„Das könnte sich als nützlich erweisen“, pflichtete ihm Gurronsevas bei. „Major O’Mara ist der Chefpsychologe des Hospitals“, fuhr Timmins fort. „Also das, was Ihre Spezies meines Wissens als „Heiler von Geist und Seele“ bezeichnet. Als solcher ist O’Mara für die reibungslose und rationelle Arbeitsweise der mehr als zehntausend, hin und wieder zu durchaus exzentrischem Verhalten neigenden Mitarbeiter des medizinischen Stabs und des Wartungspersonals verantwortlich.“

Wie der Lieutenant weiterhin ausführte, gab es selbst bei der äußerst großen Toleranz zwischen den verschiedenen Spezies und dem gegenseitigen Respekt unter den Beschäftigten und trotz der eingehenden psychologischen Durchleuchtung, der sich jeder neue Mitarbeiter vor der Zulassung zum Dienst an einem Hospital mit vielfältigen Umweltbedingungen unterziehen mußte, immer noch Augenblicke, in denen Reibereien zwischen Angehörigen verschiedener Spezies oder innerhalb des Personals möglich waren. Zu potentiell gefährlichen Situationen konnte es durch schlichte Unwissenheit oder durch Mißverständnisse kommen, aber auch, was noch schlimmer war, wenn ein Mitarbeiter eine neurotische Xenophobie gegenüber einem Patienten oder Kollegen entwickelte, die seine geistige Stabilität oder fachliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigte. Die Aufgabe von O’Mara und seiner Abteilung bestand darin, derartige Probleme rechtzeitig zu entdecken und im Keim zu ersticken oder, wenn alle Stricke rissen, den betreffenden Störenfried aus dem Hospital zu entfernen. Es hatte Zeiten gegeben, in denen der Major und seine Mitarbeiter durch dieses ständige Ausschauhalten nach Anzeichen von falscher, schädlicher oder intoleranter Denkweise, dem sie sich mit großer Hingabe gewidmet hatten, zu den unbeliebtesten Lebewesen am Hospital geworden waren.

„Aus administrativen Gründen bekleidet O’Mara innerhalb des Monitorkorps den Rang eines Majors“, fuhr Timmins fort. „Zwar gibt es hier viele Offiziere und medizinische Mitarbeiter, die dem Namen nach seine Vorgesetzten sind, doch die harmonische Zusammenarbeit so vieler verschiedener und potentiell feindseliger Lebensformen aufrechtzuerhalten ist eine gewaltige Aufgabe, die sich — genau wie O’Maras Machtbefugnisse — nur schwer eingrenzen läßt.“

„Der Unterschied zwischen Dienstgrad und Machtbefugnissen ist mir schon seit langem klar“, merkte Gurronsevas an.

„Das ist auch besser so“, meinte Timmins, wobei er auf die große Tür deutete, der sie sich näherten. „Das ist die Abteilung für ET-Psychologie. Nach Ihnen, Sir.“

Gurronsevas befand sich in einem großen Vorzimmer, in dem zu beiden Seiten einer breiten, freien Bodenfläche, die zu einer Innentür führte, vier Schreibtische standen. Nur drei davon waren besetzt, und zwar von einem Tarlaner, einer Sommaradvanerin und einem anderen Offzier des Monitorkorps, der den gleichen Rang bekleidete und derselben Spezies angehörte wie Timmins. Der Tarlaner und die Sommaradvanerin blieben zwar weiterhin über ihre Arbeit gebeugt, drehten jedoch beide jeweils ein Auge neugierig in Gurronsevas’ Richtung, und der andere Offizier blickte ihn nach terrestrischer Weise keck mit beiden Augen an. Indem der Tralthaner seine sechs Füße so sanft wie möglich auf den Boden setzte, um übermäßige Geräusche und Erschütterungen auf ein Minimum zu reduzieren — eine Höflichkeit, die er unter geringerer Schwerkraft lebenden Wesen in beengten räumlichen Verhältnissen erwies—, ging Gurronsevas weiter in das Zimmer hinein.