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Falls es keine Veränderung gegeben hatte, würde das Gurronsevas gleich ernstlich in Verlegenheit bringen. Aber er war sich sicher, daß dieser Fall nicht eintreten konnte.

Sarnyagh blickte nach unten auf die Tastatur und gab kurz etwas ein. Über seiner pelzigen Brust erschienen als eine strahlende Auflage zwei kurze Zahlenkolonnen, in denen zwei der Mengenangaben hervorgehoben waren.

„Ach ja, jetzt weiß ich’s wieder“, sagte er. „Das ist eine kleine Abänderung gewesen oder eher die Korrektur eines Fehlers, der ihnen anscheinend unterlaufen war. Falls Sie sich erinnern können, Sir, haben Sie in Ihrem Rezept für diese Zutat das Nullkommanullachtfünffache des Gesamtgewichts des Gerichts angegeben, was — bei allem Respekt — für eine Pflanze, die als genießbar verzeichnet ist, eine geradezu lächerlich geringe Menge darstellt. Deshalb bin ich davon ausgegangen, daß der von Ihnen beabsichtigte Wert acht Komma fünf lauten mußte. Habe ich mich geirrt? Bin ich vielleicht zu vorsichtig gewesen?“

„Sie haben sich geirrt und sind nicht vorsichtig genug gewesen“, entgegnete Gurronsevas, wobei er sich bemühte, dem Nidianer keine Beleidigungen an den Kopf zu werfen und die Stimme auf Zimmerlautstärke zu halten. „Hätten Sie nicht am Geschmack erkennen können, daß da etwas nicht gestimmt hat?“

Sarnyagh zögerte, da er offenbar befürchtete, in der Patsche zu sitzen, und im voraus versuchen wollte, sich herauszureden, und erwiderte dann schnelclass="underline" „Ich bedaure, daß ich weder über Ihre umfassende Erfahrung im Kochen noch über Ihre unübertroffene Fähigkeit verfüge, eine große Vielzahl an Gerichten anderer Spezies abzuschmecken und einzuschätzen. Ich ziehe die einfache Hausmannskost von Nidia vor und wage es nur ab und zu mal, etwas aus der kalten Küche der Kelgianer zu probieren. An terrestrisches Essen habe ich mich nur wenige Male gewagt, ich finde es zu klumpig. Außerdem hat es zu viele kontrastierende Farben und stößt mich schon vom Aussehen her ab, deshalb hätte ich gar nicht wissen können, ob der Geschmack in Ordnung war oder nicht. Auch wenn die Änderung geringfügig gewesen ist und ich Sie vorher um Erlaubnis gefragt hätte, wenn Sie erreichbar gewesen wären, habe ich die im Rezept angegebene Menge nicht ohne sorgfältige Überlegung erhöht.

Vor der Änderung habe ich das Ganze mit dem medizinischen Computer überprüft, um sicherzugehen, daß die Zutat nicht als giftig verzeichnet ist, und das war nicht der Fall“, fuhr Sarnyagh fort. „Obendrein war der Küchenvorrat, den Sie aus dem Cromingan-Shesk mitgebracht hatten, allmählich zur Neige gegangen. Als ich Nachschub bestellt habe, habe ich festgestellt, daß die besagte Zutat vor kurzem gleich tonnenweise in die Lager gebracht worden war. Dort ist so viel vorhanden, daß wir bei der Verwendungsmenge, die sie im Rezept angegeben haben, einige Jahrhunderte damit auskommen würden. Deshalb bin in damals zu dem Schluß gekommen, daß Ihnen ein Fehler unterlaufen sein mußte, und habe ihn entsprechend berichtigt. Haben Sie noch weitere Anweisungen für mich, Sir?“

Wie Gurronsevas nur zu gut wußte, war diese überreichliche Menge Muskat lediglich aus verwaltungstechnischen und rechtmäßig fragwürdigen Gründen bestellt worden. Durch die Großbestellung hatte man erreichen wollen, daß das Gewürz nicht aus dem relativ geringen Budget von Gurronsevas’ Abteilung, sondern aus dem praktisch unerschöpflichen Versorgungsetat des Monitorkorps bezahlt wurde. Doch das konnte Gurronsevas nicht sagen, ohne daß Skempton etwas von dieser Mauschelei zu Ohren gekommen wäre, und das wollte der Tralthaner auf keinen Fall, nicht einmal, wenn der Colonel — wie es wahrscheinlich erschien — inoffiziell bereits davon wußte. Nicht die Spur von Schuld sollte den Leiter der Beschaffungsabteilung, Creon-Emesh, treffen, der ihm gegenüber äußerst hilfsbereit gewesen war. Und Sarnyagh hatte es meisterhaft verstanden, den Großteil der Verantwortung für seinen Fehler zurück auf Gurronsevas zu schieben, und sich auf diese Weise die besten Aussichten verschafft, ungeschoren davonzukommen.

Er fühlte sich in seine Jugend versetzt, als er aus eigenem Schaden gelernt hatte, daß man den Vorgesetzten unterstellt wird, weil diese mehr — und nicht weniger — wissen als ihre ehrgeizigen Untergebenen.

„Meine Anweisung an Sie lautet: Machen Sie die unerlaubte Änderung des DBDG-Menügangs elf einundzwanzig rückgängig, und stellen Sie auf der Stelle das ursprüngliche Rezept wieder her“, befahl er in kühlem Ton. „Ich bin äußerst ungehalten über Sie, Sarnyagh, doch jetzt müssen erst mal alle erforderlichen Disziplinarmaßnahmen warten, bis ich.“

„Aber Sir!“ fiel ihm Sarnyagh ins Wort. „Das ist ungerecht und kleinlich. Nur weil ich aus eigener Initiative eine harmlose Änderung vorgenommen habe und Sie das, wie ich Ihnen versichern kann, zu Unrecht als Gefahr für Ihre Autorität betrachten, wollen Sie mich. Sir, hier gibt es viel wichtigere und dringendere Aufgaben zu erledigen. Wir befolgen die Anweisungen, die uns vor kurzem die beiden Diagnostiker Thornnastor und Conway erteilt haben, und sind gerade dabei, das gesamte Essenszubereitungs- und — ausgabesystem technisch auf eventuelle undichte Stellen hin zu überprüfen, durch die das Essen verunreinigt worden sein könnte. Ich weiß, das ist unmöglich, aber hier im Hospital hat eine Krankheit um sich gegriffen, von der man glaubt, es könnte sich um eine Lebensmittelvergiftung handeln, und deshalb.“

„Dieses spezielle Problem ist bereits gelöst“, unterbrach ihn Gurronsevas in bestimmtem Ton. „Tun Sie einfach das, was ich Ihnen gesagt habe.“

Als Sarnyaghs Kopf vom Bildschirm verschwunden war, sagte Gurronsevas zu Lioren: „Vielleicht werde ich ihn doch nicht umbringen. Aber wenn Sie mir sagen könnten, wie man jemandem Verletzungen beibringen kann, die nicht lebensgefährlich sind, aber eine lange und unangenehme Genesungszeit erfordern, wäre ich Ihnen sehr dankbar.“

„Ich hoffe, Sie machen nur Spaß“, antwortete Lioren etwas verunsichert. „Aber ist das Problem wirklich gelöst? Und wenn ja, wie?“

„Ich mache nur Spaß“, beruhigte ihn Gurronsevas. „Ja, Ihre seuchenartige sogenannte Lebensmittelvergiftung ist vorüber. Ich erkläre es Ihnen schnell, damit Sie gleich Diagnostiker Conway Bescheid sagen können. An der ganzen Sache ist einfach eine.“

„Nein, Gurronsevas“, schnitt ihm Lioren freundlich das Wort ab. „Das ist Ihr Fachgebiet. Conway gehört zu den wenigen, die wissen, daß Sie hier sind. Sie sparen Zeit, wenn Sie es ihm selbst erklären.“

Als Gurronsevas wenige Minuten später von der unbefugten Änderung berichtete, die Sarnyagh am DBDG-Gericht elf einundzwanzig vorgenommen hatte, blickte ihn Diagnostiker Conway aufmerksam aus dem Bildschirm heraus an.

„Das Ganze ist nur passiert, weil ich bis vor ein paar Minuten nichts von einer wenig bekannten Nebenwirkung des terrestrischen Muskats gewußt habe, bei dem es sich um ein Gewürz handelt, das ich gerade bei diesem Gericht gerne verwende“, setzte Gurronsevas seine Erklärung fort. „Auch wenn man die Muskatnuß nicht mehr im Verzeichnis giftiger Pflanzen findet — wahrscheinlich, weil sie wegen der unerfreulichen Begleiterscheinungen im Magen als Droge unbeliebt geworden ist—, ist sie in ferner Vergangenheit als schwaches Halluzinogen bekannt gewesen. Das liegt mehrere Jahrhunderte zurück, als der Gebrauch gehirnschädigender Drogen in verschiedenen Kulturen gebräuchlich war. Bei der Menge Muskat, mit der das DBDG-Gericht elf einundzwanzig gewürzt worden ist und die das Einhundertfache des im Rezept angegebenen Quantums betragen hat, mußten die terrestrischen DBDGs und die Vertreter anderer Spezies zwangsläufig an nach und nachl zunehmenden Halluzinationen, an einem Mangel an körperlicher und geistiger Koordination und an Übelkeit von der Art, wie man sie mir beschrieben hat, leiden, zumal sie zum ersten Mal Muskat in diesen Mengen zu sich genommen hatten.