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Captain Williamson atmete hörbar aus, sagte aber nichts.

„Falls wir landen, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie das betreffende Gebiet weiterhin aus dem Orbit beobachten würden, damit Sie uns vor feindlichen Aktionen warnen können, die die Einheimischen eventuell gegen uns starten“, fuhr Prilicla fort. „Der Meteoritenschild der Rhabwar wird das Schiff zwar vor allen Gegenständen schützen, mit denen uns die Wemarer angreifen könnten, doch selbstverständlich liegt es nicht in meiner Absicht, gar einen Krieg anzufangen, nicht einmal einen Verteidigungskrieg. Deshalb werde ich in einem solchen Fall sofort starten und woanders hinfliegen, bevor es zu einem Konflikt kommen kann. Außerdem hätte ich gern alle neuen Informationen, die in unseren vorläufigen Instruktionen noch nicht enthalten gewesen sind. Mir wäre es sehr lieb, diese Informationen zu erhalten, sobald Sie es einrichten können.

Unser Hauptinteresse gilt den Gebieten, in denen es nur wenig oder gar keine Waffentechnik gibt und wo die dicht am Existenzminimum lebende Bevölkerung einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Kindern aufweist“, erläuterte Prilicla weiter. „Wir gehen davon aus, daß die Wemarer Eltern insofern anderen zivilisierten Lebewesen ähneln, als daß sie bereit sein werden, den Stolz ihrer Spezies und die Wut über Einmischungen von außen zurückzustellen, wenn sie dadurch den Hunger ihrer Kinder lindern können. Falls dieser erste Schritt verwirklicht werden kann und die Eltern dahingehend beeinflußt werden können, unsere Hilfe anzunehmen, wäre es ratsam, deren Scham auf das Mindestmaß zu reduzieren, indem man den Einsatz zur Versorgung der Einheimischen mit Nahrungsmitteln nicht allzu auffällig durchführt.“

Für einen Moment drehte Williamson den Kopf zur Seite, um jemandem, der sich außerhalb des Blickwinkels der Kamera befand, leise eine Anweisung zu geben. Dann wandte er sich wieder Prilicla zu und sagte: „Wir wissen beide, daß Sie das Sagen haben, sobald Sie in einem Katastrophengebiet gelandet sind — das sich in diesem Fall über den ganzen verdammten Planeten erstreckt. Also schön, im Moment brauchen Sie die ständige Versorgung mit den neuesten Nachrichten, die schützende Überwachung aus dem Orbit und — falls erforderlich — heimliche nächtliche Abwürfe von Lebensmitteln zur rechten Zeit. Das alles sollen Sie bekommen. Benötigen Sie sonst noch etwas?“

„Danke, nein, mein Freund“, antwortete Prilicla.

Williamson schüttelte bedächtig den Kopf und fuhr fort: „Man hat mich von vornherein davor gewarnt, daß der Versuch, Sie umzustimmen, wie ein Kampf gegen Spinnweben sein würde — ein Maximum an Energieaufwand bei einem Minimum an Erfolg. Alles, was ich sagen konnte, um Sie von Ihrem Vorhaben abzubringen, habe ich gesagt. Ich wollte Ihnen lediglich einen guten Rat geben, Doktor, auch wenn ich Sie nicht zwingen kann, ihn anzunehmen, aber. Seien Sie dort unten ganz vorsichtig, mein Freund.“

Bevor Prilicla etwas entgegnen konnte, verschwand Williamsons Gesicht vom Schirm, auf dem jetzt das von Captain Fletcher auftauchte. „Die Tremaar übermittelt uns bereits die neuesten Informationen, um die Sie gebeten haben. Wie mir der Kommünikationsofllizier der Tremaar mitteilt, sind ein paar schöne Nahaufnahmen von jungen und erwachsenen Wemarern dabei sowie eine Aufstellung der Verteidigungsanlagen und einige Angaben zur Sozialstruktur und zum sozialen Verhalten, die zum Großteil auf Vermutungen beruhen — letzteres ist jedoch inoffiziell. Sobald wir die neuen Informationen haben, werde ich sie über Ihren Repeaterschirm abspielen. Unterdessen nähern wir uns Wemar mit Reisegeschwindigkeit und werden schätzungsweise in zweiunddreißig Stunden und zwei Minuten in die niedrige Umlaufbahn eintreten.“

„Danke, mein Freund“, entgegnete der Empath. „Dann bleibt uns ja reichlich Zeit, um uns noch vor der Landung die neuen Informationen anzusehen.“

„Oder unsere Meinung über die Landung zu ändern“, warf Naydrad ein.

Murchison lachte leise und meinte: „Das glaube ich nicht, das wäre viel zu vernünftig.“

Wenige Minuten später liefen die Neuigkeiten über den Hauptschirm, und während der Diskussion, die sich daran anschloß, mußte Gurronsevas rasch feststellen, wie man sich als unbeteiligter Beobachter fühlte.

Überraschenderweise war es gerade der Nichtmediziner Fletcher, der die Diskussion eröffnete, indem er sagte, sein Kollege auf der Tremaar habe mit der Bedrohung, die von den schweren Waffen der Wemarer ausgehe, bei allem Respekt absichtlich übertrieben. Diese Waffen seien, wie man an Bord der Rhabwar selbst gesehen habe, sehr alt und stark verrostet und würden keinerlei Anzeichen eines kürzlichen Gebrauchs aufweisen, während die Geschützstellungen und das Verbindungssystem aus Schützengräben entweder überwuchert oder durch natürliche Erosion stark abgetragen seien.

Zwar gehörten die weitreichenden Waffen zu dem Typ mit chemischer Zündung, aus dem man massive oder explodierende Projektile abfeuere, doch nach Fletchers Ansicht stellten die Waffen für die Schützen eine größere Gefahr dar als für die Beschossenen. Da die abgeworfenen Kameras nicht in ein Gebäude oder unterirdisches Waffenlager der Wemarer gelenkt werden könnten, ohne sofort gesehen und zerstört zu werden, sei es zwar möglich, daß die Wemarer über versteckte Arsenale mit tragbaren Waffen verfügten, aber auch das sei unwahrscheinlich.

„Der Grund für diese Annahme beruht auf den heimlichen Beobachtungen der jungen Wemarer“, fuhr Fletcher fort. „Wie die meisten Kinder spielen sie Jäger oder Soldat, wobei sie die Spielzeugspeere oder die Pfeile und Bogen benutzen, bei denen es sich um die harmlosen, verkleinerten Nachbildungen der Waffen der Erwachsenen handelt. Aber kein einziges Kind ist gesehen worden, das eine Spielzeugwaffe auf etwas gerichtet und dazu „Peng!“ gerufen hätte — dieses lautimitierende Wort scheint ja zufällig in den Sprachen aller Spezies ähnlich zu klingen. Deshalb ist es unwahrscheinlich, daß der Gebrauch von Waffen mit chemischer Zündung bei den Eltern weit verbreitet ist. Außerdem hat die Bevölkerung der befestigten Dörfer, wie wir gesehen haben, dermaßen abgenommen, daß die Verteidigungsanlagen gar nicht mehr vollständig besetzt werden können. Meiner Ansicht nach sind die frühen Befestigungen angelegt worden, um Angreifer abzuwehren, die auf Nahrungssuche gewesen sind. Doch heutzutage sind die überlebenden Wemarer so weit verstreut und ihre Anzahl und die der Tiere, die auf ihrem Speiseplan stehen, hat derart abgenommen, daß sie nicht mehr imstande sind, für einen Angriff weite Strecken zurückzulegen, weil sie wahrscheinlich verhungern würden, bevor sie das Dorf erreichen, das sie angreifen wollen.

Ich glaube, Captain Williamson hat versucht, uns zu verscheuchen, bevor wir uns einen genauen Überblick über die Lage verschaffen konnten“,

schloß Fletcher. „Meinem Eindruck nach stellen die Wemarer keine Bedrohung für Leib und Leben dar. Was ich nicht verstehe, ist, weshalb diese Wesen beim Essen so wählerisch sind, obwohl sie kurz vorm Verhungern stehen.“

„Vielen Dank, mein Freund“, sagte Prilicla. „Ihre Ausführungen haben uns sehr beruhigt. Außerdem stellen wir uns dieselben Fragen. Freund Danalta, ich spüre, daß Sie etwas sagen wollen.“

Der Gestaltwandler, der zur Zeit wie ein grüner organischer Klumpen aussah, erbebte, bildete zusätzlich zu dem einzelnen Auge einen beweglichen, unförmigen Mund aus und sagte: „Ich habe festgestellt, daß ein zivilisiertes Lebewesen durch Hunger dazu getrieben werden kann, sich auf äußerst unzivilisierte Weise zu verhalten, insbesondere dann, wenn die Nahrungspalette des Betreffenden sehr begrenzt ist. Glücklicherweise konnte meine eigene Spezies überleben und Intelligenz entwickeln, indem sie einfach alles gefressen hat, was nicht versucht hat, sie zu fressen. Aber können wir entscheiden, ob das auf eine Tradition, auf eine Form der frühen Glaubensausrichtung oder auf eine grundlegende physiologische Notwendigkeit zurückzuführen ist?“