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„Weder noch“, antwortete der Tralthaner. „Was ich brauche, sind Informationen.“

„Brauchen wir die nicht alle?“ entgegnete Murchison stirnrunzelnd. „Was wollen Sie denn genau wissen?“

Gurronsevas beantwortete die Frage so präzise wie möglich. Dafür brauchte er eine ganze Weile, und Murchison wollte ihm gerade die gewünschten Auskünfte erteilen, als Prilicla hereingeflogen kam, um sich zu ihnen zu gesellen. Mit einem seiner zierlichen Greiforgane gab er der Pathologin das Zeichen fortzufahren.

„Zuerst zu Ihren Fragen bezüglich der Untersuchung der Wemarer Pflanzen auf die Verträglichkeit für die Klassifikation FGLI, also Ihre eigene, und für die einheimischen DHCGs“, begann Murchison in forschem Ton. „Von Tawsar haben wir mehr physiologische Daten erhalten, als ihr bewußt war. Obwohl wir noch viele Fragen zur inneren Sekretion der Wemarer haben sowie zu den festgestellten Anzeichen für einen möglichen entwicklungsgeschichtlichen Sprung im Bereich des Wechsels vom Pflanzen- zum Fleischfresser — oder vielleicht auch zum Allesfresser—, der in der Pubertät stattfindet, müßte uns dies alles klar werden, wenn wir mehr. Tut mir leid, Gurronsevas, dieser Teil der Untersuchung ist ein medizinisches Spezialgebiet und für Sie nicht von Interesse.

Was wir Ihnen mitteilen können, ist, daß unsere Untersuchungen des Zungenaufbaus und die Speichelanalyse auf das Vorhandensein eines Geschmackssinns und eines Vorverdauungssystems im Mund hindeuten, das in den meisten Beziehungen demjenigen ähnelt, das man bei der Mehrheit der warmblütigen sauerstoffatmenden Lebensformen einschließlich Ihrer eigenen vorfindet“, fuhr die Pathologin fort. „Wenn Sie die Pflanzen, die Sie gesammelt haben, bestimmen und mit einem Anhänger versehen und uns ein paar Stunden Zeit geben, um uns damit zu beschäftigen, werden wir in der Lage sein, Ihnen mit einem recht hohen Maß an Gewißheit zu sagen, welche Pflanzen oder Pflanzenteile — wie etwa Wurzeln, Stiele, Blätter oder die Frucht — die Wemarer und Sie selbst essen können und welche mehr oder weniger giftig sind. Da Stoffe, die wir als giftig einstufen, wenn man sie direkt in den Blutkreislauf bringt, oft durch die normalen Entgiftungsprozesse bei der Verdauung unschädlich gemacht werden, ist es unwahrscheinlich, daß Sie einen Wemarer oder sich selbst vergiften, wenn Sie die untersuchten Pflanzen zuerst nur in geringen Mengen verwenden. Dasselbe gilt für alle Nahrungsmittel, die der Synthesizer der Rhabwar für die Wemarer herstellt.

Wie die einzelnen Pflanzenproben genau schmecken, können wir Ihnen nicht sagen“, setzte Murchison ihre Ausführungen fort. „Zwar zeigt die chemische Zusammensetzung an, ob die betreffende Pflanze einen kräftigen oder faden Geschmack hat, aber nicht, ob dieser Geschmack den Wemarern angenehm oder unangenehm sein wird. Wie Sie selbst besser als irgend jemand sonst an Bord wissen, ist Geschmack eine Frage der persönlichen Vorliebe und schon bei Mitgliedern ein und derselben Spezies vollkommen verschieden, ganz zu schweigen von denjenigen mit einer völlig anderen Evolution.“

„Mir scheint, ich werde den Gaumen der Wemarer umerziehen müssen“, merkte Gurronsevas an.

Murchison lachte. „Zum Glück ist das nicht mein Problem. Wollen Sie sonst noch etwas wissen?“

„Danke, ja“, antwortete Gurronsevas und richtete sämtliche Augen auf Prilicla. „Doch dabei geht es weder um eine medizinische Angelegenheit, noch um eine, die etwas mit der Esse^z^ere^^ zu tun hat. Ich würde gerne wissen, wieviel Zeit ich für die Bewältigung dieses Problems habe. Das momentan freundliche Verhältnis zu den Wemarern in der Mine könnte sich rasch ändern, sobald die Jagdgruppe zurückkehrt. Wann wird die eintreffen?“

„Das zu wissen wäre für uns ebenfalls nützlich“, entgegnete der Chefarzt. „Freund Fletcher?“

„Es gibt da ein kleines Problem, Doktor“, verkündete die Stimme des Captains aus dem Wandlautsprecher. „Die Tremaar hat ihre Überwachung auf ein kreisförmiges Gebiet mit einem Radius von achtzig Kilometern rings um die Mine konzentriert und keine Spur von den Jägern entdeckt. Außerhalb dieses Umkreises ist die Planetenoberfläche uneben und bewaldet, und dadurch entstehen große Gebiete, die einen natürlichen Schutz bieten, so daß die Beobachtungen der Tremaar alles andere als zuverlässig sind. Zwar werden noch weitere Siedlungen überwacht, aber die nächste liegt etwa fünfhundert Kilometer entfernt am Ufer eines Gebirgssees. Wegen der Abneigung der Wemarer gegen das Sonnenlicht glaubt man auf der Tremaar, daß sie möglicherweise nachts marschieren und sich tagsüber an einer Stelle ausruhen, an der man sie nicht sehen kann. Ob nun das eine oder das andere zutrifft, die Jäger haben jedenfalls keine tragbare Ausrüstung mit einer Strahlungssignatur dabei, die den Sensoren im Orbit ihren Aufenthaltsort verraten würde.

Aber ich könnte unser unbemanntes Aufklärungsflugzeug für Verletzte hochschicken“, fuhr Fletcher fort. „Das spürt auch das geringste Lebenszeichen auf, selbst wenn es kurz vorm Erlöschen ist. Es wird den Boden aus geringer Höhe auf einem spiralförmigen Kurs absuchen, und sofern nicht sämtliche Jäger tot sind, werden Sie die Gruppenstärke, die Marschgeschwindigkeit und die geschätzte Ankunftszeit bis auf einen oder zwei Tage genau erfahren — das hängt davon ab, wie weit die Gruppe im Moment entfernt ist.“

„Schicken Sie das Flugzeug bitte sofort los“, forderte ihn Prilicla auf. Dann flog er näher an Gurronsevas heran und sagte: „Ich kann Ihre Befriedigung spüren, mein Freund, aber wir anderen sind mit unseren Fortschritten alles andere als zufrieden. Schließlich sind wir nur ein kleines und für diese Aufgabe ungewöhnlich ausgerüstetes medizinisches Team. Wir haben zu wenige Mitarbeiter, um die Krankheiten eines ganzen Planeten zu heilen.“

„Dafür sind wir aber äußerst bescheiden“, warf Naydrad ein, wobei sie sich vom Essensspender zu den anderen umsah.

„…sollten jedoch imstande sein, die Schwierigkeiten einer kleinen, isolierten Bevölkerungsgruppe zu beheben. Aber unser Kontakt läuft nicht gut. Aus Ihren Gesprächen mit Remrath sind die Gründe für die Scham klargeworden, die er als Erwachsener empfindet, weil er gezwungen ist, Kindernahrung zu essen. Tawsar hingegen widerstrebt es noch immer, uns in bestimmten, für das volle Verständnis wichtigen Bereichen Auskünfte zu erteilen. Nur in der Küche der Wemarer werden auf der gemeinsamen Basis der Kochkunst Fortschritte erzielt. Das ist zweifellos der erste Fall dieser Art in der Geschichte der Erstkontaktverfahren, Chefdiätist Gurronsevas.“

Der Tralthaner entgegnete nichts. Er freute sich sowohl über das unerwartete Kompliment als auch über den Gebrauch seines Titels in Verbindung damit, und er wußte, daß auch Prilicla seine Freude spürte.

„Wir haben Remraths Einladung an Sie mitgehört“, sagte Prilicla. „Was haben Sie nun vor?“

„Ich würde gern morgen zur gleichen Zeit in die Mine zurückkehren“, antwortete Gurronsevas. „Bis dahin werden die genießbaren Pflanzen analysiert und bestimmt sein, und ich werde genug wissen, um ein paar Experimente mit dem Essen anzustellen, während ich mich mit Remrath unterhalte und ihm in der Küche helfe. Doch ein persönlicher Schutz ist nicht erforderlich. Ich fühle mich bei der Arbeit dort drinnen sehr wohl.“

Daß er sich in Remraths dampfenden und qualmenden und insgesamt primitiven Küche heimischer fühlte als inmitten der blitzenden, keimfreien medizinischen Ausstattung auf dem Unfalldeck, fügte er nicht hinzu.

„Ich bin mir Ihrer Empfindungen durchaus bewußt, mein Freund“, sagte der Empath in sanftem Ton. „Doch ich wäre glücklicher, wenn Danalta Sie begleiten würde. Er könnte Ihnen nicht nur unmittelbar helfen, sondern stünde auch bei einem medizinischen Notfall sofort zur Verfügung. Statistiken zufolge ist die Küche der Ort, in dem die zweitgrößte Wahrscheinlichkeit für einen Unfall besteht.“