Wieder griffen seine Hände nach ihr, erst sanft, dann grob, tasteten ihren schlanken Körper ab - überall.
Die Angst und die Wehrlosigkeit der Frau waren keine Gründe für Black, seine Drangsalierung einzustellen. Ganz im Gegenteil, der Gedanke, daß Susu Wang ihm schutzlos ausgeliefert war, erregte ihn. Er spürte den wachsenden Druck zwischen seinen Schenkeln und konnte es kaum noch erwarten, seine Gelüste an der hübschen Chinesin zu befriedigen.
Sein strenger Mundgeruch, der sie mit jedem stoßweisen Keuchen Blacks umfing, verursachte ihr Übelkeit. Als seine Hände ihr schimmerndes Gewand öffneten, hielt Susu Wang es nicht mehr länger aus. Geschickt wie eine Schlange entwand sie sich zu Blacks völliger Überraschung seinem Griff und lief zur Tür. Doch ihr langes Gewand behinderte sie beim Laufen.
Er reagierte mit einer Schnelligkeit und Gewandtheit, die angesichts seiner Leibesfülle erstaunte. Mit einem raubtierhaften Sprung holte er sie ein und riß sie zu Boden.
Er fiel auf sie, lag so schwer auf ihr, daß sie sich kaum rühren konnte.
»Wenn du es auf diese Art haben willst, bitte!« keuchte er grimmig und verzog den Mund zu einem häßlichen, gemeinen Grinsen. »Mit Henry Black treibt man keine Spielchen. Ich nehme mir, was ich haben will!«
Er lockerte seinen Druck ein wenig, aber nur, um das Gewand der Chinesin über ihre Schultern abzustreifen. Dann zerfetzten seine Pranken ihre seidige Unterwäsche, bis sie vom Hals bis zu den Hüften nackt war.
Black hielt inne und betrachtete mit fast kindlicher Zufriedenheit den perfekt geformten Körper mit den spitzen, festen Brüsten. Susu Wang war tatsächlich bronzehäutig, überall.
Die rauhen Hände des Mannes fuhren über das zarte Fleisch, streichelten, kneteten und preßten es. Sie umschlossen die nackten Brüste und drückten so fest zu, daß die Frau einen heiseren Schmerzensschrei ausstieß. Tränen traten in ihre Augen.
»Schrei nur, kleine China-Lady!« grinste der Geschäftsmann. »Um so mehr Spaß habe ich dabei.«
Dann entblößte er auch den Unterleib der Chinesin. Seine Hände wanderten abwärts und griffen schmerzhaft zwischen die schlanken Oberschenkel.
*
Jacob Adlers Hoffnung, sich sofort nach der Ankunft im Hafen um das Schicksal von Irene und Jamie kümmern zu können, wurde von der Marine der Vereinigten Staaten zerschlagen. Soldaten in blauen Röcken und weißen Hosen, Marines, hielten die geretteten Seeleute an Bord fest.
Schnell verbreiteten sich allerhand Gerüchte und Nachrichten, auch die von dem Brand, der Chinatown in der Nacht heimgesucht hatte. Jacob hörte kaum hin. Es erschien ihm nicht wichtig. Er konnte nicht ahnen, daß das Feuer von Chinatown nur der Anfang einer Kette dramatischer Ereignisse war, die ihn unmittelbar betreffen würden.
Erst nach fast einer Stunde rollten mehrere offene Wagen an, mit denen alle Männer von der LUCIFER zum NavyHauptquartier gebracht wurden. Zum Glück, wie Jacob fand, lag das Ziel nicht sehr weit vom Ankerplatz der drei Kriegsschiffe entfernt. Selbstverständlich bewachte eine bewaffnete Eskorte der Marines den Transport, damit sich niemand absetzen konnte.
Die Männer mußten warten und wurden einzeln zu kurzen Verhören in verschiedene Büros geführt. Der junge Lieutenant, der Jacob vernahm, fragte nach allen Einzelheiten des Kampfes zwischen der LUCIFER und dem Fischboot. Offenbar waren die Nordstaaten begierig, mehr über die Wunderwaffe der Konföderierten Marine zu erfahren, die den Handelsverkehr in diesem Bereich des pazifischen Ozeans so empfindlich gestört hatte. Eifrig machte sich der blauberockte Offizier Notizen und hakte hin und wieder etwas auf einer langen Liste ab.
Jacob war klug genug, seine persönliche Bekanntschaft mit dem Kapitän der ALBANY unerwähnt zu lassen. Das konnte zu Verwicklungen führen, die ihn noch länger hier festhielten. Dabei brannte alles in ihm darauf, endlich das Boarding-House in der Dean Street aufzusuchen, wo Irene und er vor drei Tagen Quartier genommen hatten. Vielleicht war Irene noch dort und wartete auf ihn!
Nach etwa fünfzehn Minuten entließ ihn der Offizier. Elihu Brown war schon länger fertig und sah dem Deutschen entgegen.
»Weiß gar nicht, weshalb die Blaubäuche so viel über das Fischboot wissen wollen«, grummelte der Harpunier. »Das Ding liegt vermutlich als toter Fisch auf dem Grund des Pazifiks. Das hab ich der Blaujacke auch gesagt. Aber der Schnösel meinte, die Rebellen könnten noch mehr von den Dingern haben, vielleicht eine ganze Flotte.«
Elihu lachte laut und verächtlich.
»Du glaubst nicht daran?« erkundigte sich Jacob.
»An eine ganze Flotte von Fischbooten? Bestimmt nicht!« Der Harpunier schüttelte so entschieden den Kopf, daß die langen Haare hin und her flogen. »Das wäre viel zu teuer. Die Südstaatler haben weder das Geld noch die Fabriken dafür.«
»Uns kann es egal sein«, fand der junge Deutsche. »Mich interessiert viel mehr der kürzeste Weg zur Dean Street.«
Elihu legte einen Arm um Jacob.
»Ich werde ihn dir zeigen.«
Sie verließen das Backsteingebäude, auf dessen Dach das Sternenbanner der Nordstaaten wehte.
Zielsicher führte der Harpunier den deutschen Auswanderer durch kleine, kaum belebte Gassen. Das Viertel wurde von großen düsteren Lagerhäusern beherrscht, wie man sie in jedem größeren Hafen fand. Bei einigen wurde schwer gearbeitet, andere waren verschlossen und lagen scheinbar verlassen da. Die unbefestigten Wege waren mit Abfällen und Unrat, lecken Fässern und zerbrochenen Kisten angefüllt.
Sie stiegen gerade über einen wahren Berg von Abfällen hinweg, als Jacob plötzlich in der Bewegung verharrte und eine Hand auf Elihus Schulter legte.
»Was ist.« begann der Harpunier.
»Still!« zischte Jacob. »Ich glaube, uns folgt jemand.«
Auch der bärtige Seemann spitzte die Ohren und schüttelte schließlich den Kopf.
»Du täuschst dich, Jake. Da ist niemand.«
Er hatte kaum ausgesprochen, da trat ein Mann um die Ecke, dessen pockennarbiges Gesicht ihnen vertraut war. Es war der aus Rußland stammende Petrov, der als Steuermannsmaat auf der LUCIFER gefahren war.
Zögernd trat er näher und blickte sich vorsichtig nach allen Seiten um, als befürchte er eine Verfolgung.
»Was willst du, Petrov?« fragte Elihu ohne eine Spur von Freundlichkeit.
»Ich muß mit euch sprechen«, antworteten die seltsam schrägstehenden Lippen des Russen in seinem rauhen, holprigen Akzent. »Aber er darf es nicht wissen!«
»Wer?« fragte der Harpunier.
»Stanford«, antwortete Petrov, der jetzt dicht bei ihnen stand. »Er würde mich umbringen, wenn er erfährt, daß ich euch gewarnt habe.«
»Gewarnt?« Elihu blickte den Russen zweifelnd an. »Wovor?«
»Vor ihm, vor Stanford! Er will sich an euch rächen, weil ihr ihn auf der LUCIFER angegriffen habt.«
»Er hat uns doch schon ausgepeitscht«, sagte Jacob bitter.
»Das reicht ihm nicht«, erwiderte Petrov.
»Nein, das reicht mir wirklich nicht!« sagte eine scharfe Stimme hinter Jacob und Elihu.
Sie drehten sich um und sahen dort zwei Männer, Cyrus Stanford und Frenchy, der andere Maat, der sich schon auf der LUCIFER an Stanfords brutalen Übergriffen beteiligt hatte.
In der Hand des Steuermannes lag sein ölglänzender NavyRevolver. Die Mündung zeigte auf Jacob und Elihu. Stanfords Daumen zog den Hahn zurück, bis er mit lautem, gefährlichem Klicken einrastete.
»Eine Falle!« schimpfte der Harpunier und schickte ein halbes Dutzend deftiger Seemannsflüche hinterher. »Dieser verfluchte Russe hat uns abgelenkt, damit seine Kumpane sich in unseren Rücken schleichen können.«
»Sehr klug von dir durchschaut, Brown«, grinste der Mund unter Stanfords schwarzem Schnurrbart. »Nur leider zu spät. Geh da rüber zu dem Lagerhaus, mit dir rechne ich anschließend ab. Erstmal knöpfe ich mir den verwünschten Dutch vor. Ich glaube, die fünfundzwanzig Peitschenhiebe, die ich ihm auf der LUCIFER verabreicht habe, waren längst nicht genug.«