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In diesem Durchgang durch die Zeiten. Es war kein Tunnel unter der Erde; es war etwas Seltsameres. Ein merkwürdiger Ort, um dort mit einer möglicherweise tödlichen Wunde neben dem Mann zu liegen, der sie einem zugefügt hatte.

Er sah, wie der Eindringling sich bewegte. Entsetzt hob Tom den Kopf. Aber der Eindringling war nicht feindlich gesonnen, sondern er hatte nur Angst, und er versuchte, mit seinem zerbrochenen Körper zurückzuweichen: vor der plötzlichen Erscheinung.

Vor diesem Lichtkranz in Form eines menschlichen Wesens.

Die Erscheinung kam mit unglaublichem Tempo auf den Eindringling zu.

Ein Zeitgespenst, dachte Tom, der zu schläfrig war, um Angst zu haben. Doug hatte es so genannt. Ein Geist von etwas, das in diesem Riss in der Welt geboren worden war. Der Geist einer Spezies, die aus dem Leben gerissen wurde.

Etwas, das zu groß war, um von seiner Vorstellung erfasst zu werden. Er spürte seine Ausmaße, während es nur wenige Meter entfernt schwebend ausharrte. Es war groß — von einer Dimension, die er nicht erfassen konnte. Es bestand aus vielen, während es trotzdem als Einzelwesen erschien.

Er spürte seine Wärme, die über sein Gesicht strich.

Er spürte, wie es über ihn nachdachte… und an ihm vorüberging.

Er sah es über dem Eindringling schweben, sah, wie es den verängstigten Mann in einen Schleier unerträglichen Lichts einwickelte.

Und dann verschwand es, und der Eindringling war nicht mehr vorhanden.

Tom hörte Stimmen, die seinen Namen riefen. Joyces Stimme war darunter. Er drehte sich mit fiebriger Dankbarkeit zu dem Geräusch um und wäre sicherlich aufgestanden, wenn die Dunkelheit ihn nicht in diesem Moment mit sich gerissen hätte.

TEIL DREI

Zeit

24

Als er erwachte, war von seiner Wunde nicht mehr übrig als rosige neue Haut und ein gelegentlicher Phantomschmerz. Die kybernetischen Helfer hätten ihn geheilt, erklärte Ben. Er habe dreieinhalb Wochen tief und fest geschlafen.

Das Haus war ebenfalls repariert worden. Keine Spur war mehr von dem Qualm und dem Feuer vorhanden. Die Fensterrahmen waren ausgetauscht und neue Scheiben waren eingesetzt worden. Das Haus befand sich in einem makellosen Zustand.

Genauso, wie ich es vorgefunden habe, dachte Tom. Neu und alt. Einen halben Schritt außerhalb der Zeit.

»Da ist jemand, den Sie unbedingt kennenlernen müssen«, sagte Ben.

Sie wartete in der Küche auf ihn.

Noch etwas benommen von seiner Genesung und von den Ereignissen, die in seinem Gedächtnis noch zu frisch waren, erkannte er sie zuerst nicht.

Er spürte nur eine seltsam starke Vertrautheit, eine Art Déjà-vu-Gefühl. Dann sagte er: »Sie waren in dem Wagen… Sie haben den Wagen gefahren, der ihn erwischt hat.« Er erinnerte sich an das Gesicht, das er für einen kurzen Moment über den Scheinwerfern gesehen hatte.

Sie nickte. »Das stimmt.«

Sie hatte graue Haare, war um die fünfzig Jahre alt und ein wenig breit um die Hüften. Bekleidet war sie mit Jeans und einer blauen Baumwollbluse. Dazu trug sie eine Brille, deren dicke Gläser ihre Augen sehr groß erscheinen ließen.

Er betrachtete sie eingehender, und die Welt schien um ihn herum zu versinken. »Oh mein Gott«, stieß er hervor. »Joyce!«

Ihr Lächeln war offen und aufrichtig. »Wir begegnen uns immer unter den seltsamsten Umständen, nicht wahr?«, sagte sie.

Er verbrachte ein paar Tage im Haus und unterzog sich, wie Doug es nannte, einer »emotionalen Dekompression«, aber er konnte nicht dortbleiben. Das Haus war im wahrsten Sinne des Wortes wieder von seinem Vorbesitzer übernommen worden. Die Zeitreisestation war repariert worden. Für Tom war dort kein Platz mehr.

Er war sozusagen heimatlos, aber er war nicht arm. Eine Summe, die dem Preis entsprach, den er für das Haus gezahlt hatte, war plötzlich auf dem unter seinem Namen geführten Konto bei der Bank of America aufgetaucht. Tom wollte von Ben wissen, wie es zu diesem glücklichen Zufall hatte kommen können — dabei war er sich nicht sicher, ob er es wirklich wissen wollte —, und Ben erwiderte: »Ach, Geld ist kein großes Problem. Die richtige Elektronik und entsprechende Berechnungen können wahre Wunder wirken. Am erstaunlichsten ist es, dass man so etwas per Telefon erledigen kann.«

»Das ist ja fast genauso wie das, was Hacker am Computer schaffen«, sagte Tom.

»Um einiges raffinierter, aber damit könnte man es vergleichen.«

»Ist das nicht unmoralisch?«

»Gehört Ihnen dieses Haus? Besitzen Sie all die Dinge, die Ihnen laut Vertrag gehören sollten, tatsächlich? Wenn nicht, wäre es dann nicht fair, wenn Sie ohne einen Penny aus dieser ganzen Sache herauskämen?«

»Sie können doch nicht einfach irgendwelche Geldsummen erfinden oder herbeizaubern. Geld muss doch von irgendwoher aufs Konto kommen.«

Ben hatte nur einen mitleidigen Blick für ihn übrig.

Der Tunnel wurde repariert, und die Zeitreisenden kamen aus ihrer unvorstellbar fernen Zukunft herüber. Tom durfte einen Blick auf sie werfen. Er stand am Fuß der Kellertreppe, als sie aus dem Tunnel auftauchten. Ein Mann und eine Frau, zumindest auf den ersten Blick — Ben sagte, sie hätten ihr Äußeres verändert, damit sie menschenähnlicher aussähen als in Wirklichkeit. Ihre Augen, dachte Tom, waren sehr auffällig. Es waren graue Augen, die sehr neugierig blickten. Sie sahen ihn lange an. Sie betrachteten ihn, dachte Tom, wie man sich vielleicht ein lebendes Exemplar des Australopithecus ansehen würde — mit jener seltsamen Zuneigung, die wir unseren Urahnen gegenüber empfinden.

Dann wandten sie sich zu Ben um und begannen, sich mit ihm zu unterhalten. Dabei sprachen sie zu leise, als dass Tom sie hätte verstehen können. Er nahm das als Aufforderung, sich zu entfernen und sie sich selbst zu überlassen.

Archer und Catherine schufen oben auf dem Hügel im Simmons-Haus Platz für ihn. Das Bett war sehr gemütlich, aber er hatte nicht die Absicht zu bleiben. Er kam sich zu sehr als Eindringling vor. Sie nahmen Rücksicht auf seinen Zustand der Desorientierung, schienen auf Zehenspitzen um ihn herumzuschleichen, wollten ihn nicht in seiner Isoliertheit stören. Das war eine Rolle, die er auf keinen Fall spielen wollte.

Das Simmons-Haus stand zum Verkauf. Archer hatte seinen Job bei Belltower Realty an den Nagel gehängt, wollte aber keinen anderen Agenten für den Verkauf engagieren. Das Anwesen wurde mit dem Hinweis »Verkauf direkt vom Eigentümer« angeboten. »Es ist voller wichtiger Erinnerungen«, sagte Catherine, »aber ohne Grandma Peggy wäre dieses Haus für mich das reinste Mausoleum. Da ist es schon besser, wenn ich mich davon trenne.« Sie lächelte ihn mit einem Anflug von Wehmut an. »Ich glaube, wir alle sind aus diesem Abenteuer mit ganz neuen Ideen über die Vergangenheit und die Zukunft hervorgegangen. Wir denken sicherlich ganz anders über das, was wir behalten können und was nicht.«

Archer sagte, sie wollten nach Seattle ziehen, wo Catherine eher Interessenten für ihre Gemälde finden würde. Er könnte sich dort irgendeine Arbeit suchen, vielleicht sogar am College einige Kurse geben. Tom staunte. »Du willst Belltower nach all den Jahren wirklich verlassen?«

»Ja, diese Trennung muss endlich vollzogen werden. Jetzt fällt es mir viel leichter.«

»Es hat Purpurwinden geregnet«, sagte Tom.

»Ja, überall auf der Post Road. Purpurwinden mindestens einen halben Meter hoch.«

»Das weiß niemand, außer uns.«

»Nein. Aber wir wissen es genau.«