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»Okay«, echote Annabel. »Weshalb daran zweifeln?«

»Wegen der Art, wie sie gestorben ist.« Er hielt inne. »Also, Sie haben eine ganz passable Zuchtstute, die schicken Sie zu Rainbow Quest. Bald scheint sie trächtig zu sein, und Sie holen sie stolz nach Hause und lassen sie auf die Weide, aber irgendwann im weiteren Verlauf verfohlt sie. Es ist oft schwer festzustellen, wenn das passiert, aber schließlich erkennt man, daß einem nichts als ein unfruchtbares Jahr beschert ist. Aber nehmen wir mal an, da kommt Ihnen plötzlich eine Idee, und Sie ziehen los und kaufen eine andere Stute, die unbekannt ist und von irgendeinem hergelaufenen Hengst trägt. So, jetzt haben Sie eine ungefähr im richtigen Stadium trächtige Stute, und die versichern Sie, als wäre es die Stute, die von Rainbow Quest trägt. Falls jemand nachprüft, ist der Besuch bei Rainbow Quest urkundlich belegt. Sie kommt zum Abfohlen ins Gestüt Vernonside, da sie als nächstes für einen dort stehenden Hengst vorgemerkt ist. Sie müssen sich ja wie ein normaler Besitzer verhalten. An diesem Punkt ist das arme Vieh reif für den Abschuß, und so hat man es abgeschossen.« Er unterbrach sich und trank. »Heutzutage ist die Vaterschaft zweifelsfrei nachweisbar. Wäre ich die Versicherung, würde ich Gewißheit verlangen. Schade, daß Ihre Tierärzte keine Gewebeproben von dem Fohlen genommen haben. Auch wenn es tot ist, hätten sie vielleicht Aufschluß erhalten.«

»Das ginge noch«, sagte ich. »Die Obduktion ist morgen früh. Ich werde ihnen Bescheid sagen.«

»Was macht man denn mit der richtigen, ganz passablen Stute?« fragte Annabel fasziniert.

»Die schickt man seinen zwielichtigen Kumpanen in Australien.«

Ich sagte: »Wie finden wir heraus, welche Firma die Versicherung übernommen hat? Vorausgesetzt natürlich, Sie haben recht.«

Brose hegte wenig Hoffnung. »Da haben Sie ein Problem. Es gibt nicht gerade Tausende von Versicherungsgesellschaften, die Pferde übernehmen, aber jede von ihnen könnte es tun. Die nicht mit Seeversicherung befaßten

Konsortien von Lloyd’s versichern alles, von Lösegeldern bis zum verregneten Kirchenfest. Man fragt sie, und sie nennen einen Preis.«

»Vielleicht könnte man sie in einem Brief darauf hinweisen.«

»Damit handeln Sie sich Schwierigkeiten ein.« Brose schüttelte den Kopf. »Was ist denn Ihr Hauptanliegen bei dem Ganzen?«

»Ehm ... den Ruf von Ken McClure wieder zu kitten und nachzuweisen, daß der Tod der Pferde nicht seine Schuld war.«

»Schwierig«, meinte er.

»Ist es unmöglich?« fragte Annabel.

»Sagen Sie niemals, etwas sei unmöglich. Unwahrscheinlich ist besser.«

»Außerdem«, sagte ich, »ist das Hauptgebäude der Praxis durch Brandstiftung zerstört worden, und eine unbekannte Leiche lag darin.«

Brose hörte sich ungerührt, Annabel mit offenem Mund, das Ausmaß der Probleme von Hewett und Partnern an.

»Carey Hewett, der Seniorpartner, sieht stündlich älter aus. Alle Partner sind durch eine gemeinschaftlich aufgenommene Hypothek auf das abgebrannte Gebäude aneinander gebunden, aber der innere Zusammenhalt bröselt. Ihre sämtlichen Unterlagen sind verbrannt, auch die Sicherungskopien für den Computer. Ihr größter noch erhaltener Vermögenswert, die Klinik, wird immer mehr von Kunden boykottiert, die Angst haben, ihre Pferde von Ken operieren zu lassen. Nach dem heutigen Debakel wird das erst richtig losgehen. Es bleibt nicht viel Zeit, die Sache in Ordnung zu bringen.«

Brose schürzte die Lippen. »Ich nehme es zurück.

Unmöglich ist das richtige Wort.«

»Es wäre wirklich hilfreich«, sagte ich, »wenn Sie mir eine Liste von nicht feststellbaren Giften geben könnten.«

»Wenn sie nicht feststellbar sind«, sagte Brose, »läßt sich nicht beweisen, daß sie verabreicht wurden.«

Annabel zog die Augenbrauen hoch. »Dann gibt es sie also?«

»Das habe ich nicht gesagt«, sagte Brose.

»Praktisch schon.«

»Gibt es sie?« fragte ich.

»Wenn es sie gäbe«, antwortete Brose, »und ich sage nicht, daß es sie gibt, Annabel, dann wäre das eine Sache, von der ich nicht wollte, daß sie allgemein bekannt wird. Soviel aber kann ich Ihnen sagen, daß alle Gifte schwer festzustellen und zu identifizieren sind, wenn man nicht wenigstens eine ungefähre Vorstellung davon hat, wonach man suchen soll.«

»Das hat Ken auch gesagt«, stimmte ich zu.

»Er hat recht.« Brose stand auf. »Da kann ich Ihnen nur Glück wünschen. Halten Sie mich auf dem laufenden über Wynn Lees.«

Er dachte kurz nach und änderte seine Meinung. »Wie wär’s, wenn ich demnächst mal nach Cheltenham käme? Es ist zwar strenggenommen keine Rennsportangelegenheit, aber vielleicht könnte ich ein paar Anregungen geben.«

»Großartig«, sagte ich erfreut.

»Fragen Sie Annabel«, sagte er, »und morgen schau ich mal in meinen Kalender.«

Er tätschelte Annabel die Stoffpuppenfrisur, nickte mir freundlich zu und schlenderte davon, um noch ein paar nichtsahnenden Schlawinern das Fürchten zu lehren.

Annabel hielt ihre Handvoll Chips hoch und sagte, sie hätte Lust, mehr daraus zu machen, und so suchten wir uns einen Tisch und verbrachten dort fast eine Stunde, in der sie ihren Einsatz erneut verdoppelte und ich alles verlor.

»Sie spielen zu oft im falschen Moment«, sagte sie, während sie ihren halben Zentner Plastik zur Kasse trug, um sich den Gegenwert auszahlen zu lassen. »Sie hätten auf Brose hören sollen.«

»Ich hatte Spaß für mein Geld.«

Sie legte den Kopf schräg. »Das hört sich an wie eine Grabinschrift.«

»Mit dieser wäre ich zufrieden«, sagte ich lächelnd.

Wir kehrten in die Außenwelt zurück, wo das Spiel Ernst war, und fuhren mit einem (von Annabel gerufenen) Taxi zu dem Haus in Fulham, in dem sie zur Miete wohnte. Das Taxi hielt vor der Tür, und der Fahrer wartete ergeben, um mich in Richtung der M 40 zu bringen.

Sie dankte mir für das Abendessen. Ich dankte ihr für Brose.

»Ich rufe Sie an«, sagte ich.

»Gern.«

Wir standen ein paar Augenblicke auf dem Gehsteig. Ich küßte sie auf die Wange. Ihr kleines Nicken, so schien es, hatte mich dazu berechtigt.

»Viel Glück mit allem«, sagte sie. »Es hört sich an, als ob Sie und die Tierärzte ein Wunder brauchen.«

»Ein Wunder wäre ausgezeichnet.«

Statt dessen bekamen wir einen Alptraum.

Kapitel 9

Vicky hatte mir eine Notiz aufs Kopfkissen gelegt.

»Ken bittet Sie, um 9 in die Klinik zu kommen.«

Mit einem Stöhnen, da die Nacht schon halb vorbei war, stellte ich meinen Wecker, kroch unter die geblümte Steppdecke und fiel jäh von schwarzen Klippen in den Schlaf.

Ich träumte von sterbenden Pferden, deren Tod irgendwie meine Schuld war. Beim Aufwachen schüttelte ich das Schuldbewußtsein erleichtert ab, doch ein gewisses Unbehagen blieb, und ich fuhr in gedrückter Stimmung zur Klinik.

Auf den ersten Blick erschien alles relativ normal, wenn auch düster unter einem dahinjagenden Wolkenhimmel. Katzen und Hunde trafen fortwährend beim Container ein. Lucy, weiß bekittelt, winkte mir zu, als sie von der Klinik dort hinüber ging. Ich trat durch die Hintertür ein und fand Ken im Büro, blaß und geladen.

»Was ist los?« fragte ich.

»Drei Überweisungen für Ende der Woche wurden abgesagt. Alles Atmungsverbesserungen. Wir sind auf Honorare von außerhalb angewiesen, um die Klinik hier zu unterhalten. Die Leute haben alle von der Stute gehört und sind total in Panik geraten. Außerdem saß ich bis heute früh um drei hier und habe die Patienten von gestern überwacht, dann kam Scott mich ablösen. Er hat hoch und heilig versprochen, daß er nicht einschläft. Vor zehn Minuten komme ich also wieder, und was meinen Sie? Kein Scott. Er hat sich davongeschlichen, um irgendwo zu frühstücken. Ich kann doch nichts dafür, daß der