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»Da komme ich nicht mit.«

»Das Mieterschutzgesetz natürlich.«

Ich war mit den Mieterschutzbestimmungen nicht vertraut und wurde in einem kurzen Vortrag darüber belehrt, daß es derzeit unmöglich war, unerwünschte Mieter herauszusetzen, sofern der Vermieter nicht für sie putzte und sie am besten auch noch beköstigte.

»Putzen und Frühstück, da bin ich voll dabei«, sagte ich. »Das paßt mir ausgezeichnet.«

Die Wohnung selbst lag im vierten Stock eines alten sechsstöckigen Wohnblocks und war mit einem knarrenden alten Aufzug zu erreichen. Die Wohnungsinhaber waren ein bärtiger Professor und seine verschüchterte Frau. Das Zimmer, das sie anboten, war groß und altmodisch, mit Blick auf benachbarte Dächer und Feuerleitern. Es gefiel mir nicht sonderlich, aber zumindest war es eine Möglichkeit, Fuß zu fassen. Wir einigten uns über die Bedingungen, ich ließ ihnen als Anzahlung einen Scheck da, und Annabel und ich knarrten hinunter zum Wagen.

»So furchtbar toll ist das ja nicht«, meinte sie zweifelnd. »Ich hatte es vorher nicht gesehen.«

»Es ist ein Anfang. Ich schau mich später nach etwas anderem um.«

Immerhin hatte die Wohnung den Vorzug, daß sie keine zwei Meilen von Annabels Haus entfernt war, und diese zwei Meilen hoffte ich oft zu fahren. Die Bischofstochter ließ mich jetzt schon in so gewichtigen, ungewohnten Begriffen denken wie »für immer«, »fest« und »Bindung«, und die Vernunft sagte mir, daß es dafür zu früh war. Es war immer zu früh gewesen; die Vernunft hatte immer gesiegt. Die Vernunft hatte es noch nie mit einer Annabel zu tun gehabt.

»Zwanzig vor sieben«, sagte sie nach einem Blick auf ihre übergroße schwarze Armbanduhr. »Brose hat jemand aufgetan, mit dem er Sie bekannt machen kann, wenn Sie möchten. Wegen der Versicherung von Pferden.«

»Ja, bitte«, sagte ich interessiert.

»Brose sagt, der Mann geht immer in einer Hotelbar nicht weit vom Londoner Sitz des Jockey-Clubs was trinken, und er müßte so um diese Zeit dort sein. Sie könnten ihn noch erwischen.«

»Sie kommen doch hoffentlich mit«, sagte ich.

Sie lächelte als Antwort, und ich fuhr unter ihrer Anleitung zu dem Treffpunkt. Es war nicht schwer zu finden, aber einen Parkplatz zu ergattern dauerte fast so lange wie die Fahrt dahin, und ich befürchtete, wir würden zu spät kommen.

Brose selbst war auch in der Bar und unterhielt sich mit einem kleinen glatzköpfigen Mann mit Spitzbauch und goldgerahmter Brille. Brose sah uns eintreten, da Annabel, wo sie auch auftauchte, aller Augen auf sich zog, und winkte uns zu sich.

»Dachte schon, Sie kämen nicht mehr«, sagte der hochgewachsene Mann.

»Kein Parkplatz«, erklärte Annabel ihm knapp.

»Darf ich Ihnen Mr. Higgins vorstellen?« sagte er und deutete auf den Spitzbauch. »Seine Gesellschaft versichert Pferde.«

Wir gaben uns die Hand und führten die Vorstellung zu Ende. Higgins’ Aufmerksamkeit blieb wie hypnotisiert auf Annabel gerichtet, während sie das Cape abstreifte und mit der Hand gegen den Strich über ihr Gefieder fuhr.

»Ehm«, sagte er. »O ja, Pferde.«

Ich spendierte allen etwas zu trinken, ein erträglicher finanzieller Aufwand, da Brose, Annabel und ich Zitronensaft wählten, zum großen Entsetzen von Higgins mit seinem doppelten Wodka und Tonic. Die Bar war eine von der dunklen Sorte, schummrige Beleuchtung und altes Holz, gediegen, blitzblank und überhaupt so aufgezogen, als ob noch die Zeit König Edwards herrschte, als draußen noch Pferdedroschken durch den verräucherten Londoner Nebel rasselten.

Brose sagte: »Ihr Fiasko kam in den Nachrichten. Ich wollte Higgs eben davon erzählen. Das ist außer Kontrolle geraten, wie?«

»So ziemlich«, gab ich zu.

»Was ist passiert?« fragte Annabel. »Was für ein Fiasko?«

Brose fragte etwas von oben herab: »Sehen Sie nicht fern? Lesen Sie keine Zeitung?«

»Manchmal schon.«

Er sagte: »Der Anästhesist von Hewett und Partnern ist in der Nacht zum Montag ermordet worden. Hat Ihnen der Stolz des Auswärtigen Amtes das nicht erzählt?«

»Ich hätte es ihr heute abend gesagt«, sagte ich.

Annabel hörte sich bestürzt den kurzen Bericht an, den Brose und ich ihr lieferten. Brose hatte sogar mit Kommissar Ramsey selbst gesprochen, der ihm erklärt hatte, die Ermittlungen seien im Gange.

»Das bedeutet, sie haben keinen Schimmer«, sagte Brose. »Ich habe ihnen unsere Dienste angeboten, wann immer sie die gebrauchen können, und das ist der momentane Stand der Dinge.«

Er sah mich listig an. »Was wissen Sie, was ich nicht weiß?«

In den Zeitungen, die ich gesehen hatte, war nicht von

Kränen und von Klammern die Rede gewesen, und ich nahm an, daß die Polizei ihre Gründe hatte, darüber zu schweigen. Ich hätte es Brose jetzt erzählt, doch da Higgins auf die Uhr sah, seinen Wodka austrank und Anstalten machte zu gehen, sagte ich zu Brose: »Erzähl ich Ihnen nachher« und zu Higgins: »Ich hätte wirklich gern Auskunft über die Versicherung von Pferden.«

Der Spitzbauch lagerte sich wieder hin. Ich spendierte ihm noch ein Glas, und damit war er fest verankert.

»Brose hat vorgeschlagen«, sagte Higgins mit seiner sonoren Baßstimme, »daß ich mal einfach rede, und wenn Sie was fragen wollen, haken Sie ein.«

»Großartig«, sagte ich.

»Pferde versichern«, begann er, »ist ein Risikogeschäft. Wir machen das nur nebenher, ja? Die Agenten rufen an, und wir treffen ein Abkommen. Die Prämien sind hoch, weil die Risiken hoch sind, verstehen Sie?«

Ich nickte. »Geben Sie uns ein Beispiel«, sagte ich.

Er überlegte kurz. »Angenommen, Sie haben einen guten Derby-Kandidaten, dann lohnt es sich wegen seines möglichen künftigen Zuchtwertes, ihn zu versichern. Wir handeln also aus, wie lange die Police laufen soll und was genau von ihr gedeckt wird. Normalerweise ist das Unfalltod, aber sie kann auch böswillige Verletzung, Fahrlässigkeit und Tod durch Krankheit umfassen. Da die meisten Pferde nicht in jungen Jahren eines natürlichen Todes sterben, ist das weniger riskant als Rennsportunfälle. Wir würden einer Police zustimmen, die Tod aus natürlichen Ursachen einschließt, würden sie aber jährlich überprüfen und die Prämie erhöhen. Nach zehn Jahren würden wir, außer bei Zuchthengsten, vielleicht auf jeden Fall nein sagen, aber im allgemeinen werden Rennpferde bis zu zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre alt. Das heißt, wenn man der Natur ganz ihren Lauf läßt. Die meisten Leute schläfern ihre alten Pferde vorher ein, wenn das humaner ist.«

»Oder billiger«, sagte Brose trocken.

Higgins kippte mit einem traurig zustimmenden Nicken die Hälfte seines zweiten Glases hinunter.

»Was ist mit einer Zuchtstute?« fragte ich.

»Tragend?«

»Tragend von einem Spitzenhengst.«

»Mhm. Wir würden sie versichern, sofern die Trächtigkeit einwandfrei erwiesen ist und normal verläuft. Das ist zwar nicht üblich, aber es ginge, besonders wenn die Decktaxe gezahlt werden muß, egal ob ein Fohlen geboren wird oder nicht. Kein Fohlen, kein Geld, ist die Regel. Alter der Stute?«

»Weiß ich nicht.«

»Es käme auf ihr Alter und ihre Zuchtleistung an.«

»Das kann ich Ihnen sagen«, schaltete sich Brose ein. »Sie war neun und war ein Jahr nichttragend gewesen, hatte aber vorher zwei gesunde Fohlen geboren, einen Hengst, eine Stute.«

Higgins zog die Augenbrauen hoch, bis sie über die goldene Fassung seiner Brille hinausragten. Ich merkte, wie sich gleichzeitig auch meine eigenen Brauen hoben.

»Woher wissen Sie das?« fragte ich.

»Peter, wirklich. Ich bin Detektiv von Beruf.«

»Entschuldigung.«

»Ich habe mir die Liste der Stuten besorgt, die in der vergangenen Saison von Rainbow Quest belegt wurden, und habe sie überprüft. Leute mit Deckhengsten wie Rainbow Quest sind wählerisch mit den Stuten, die sie annehmen, denn sie brauchen Fohlen von guter Qualität, soll der Wert des Hengstes bestehen und die Höhe des Deckgeldes erhalten bleiben.«