Выбрать главу

Draußen auf dem Beton des Vorfelds stand Elliot mit Amy, die zum Schutz gegen das Jaulen der Düsentriebwerke die Hände an die Ohren legte. Sie ließ Peter wissen: Vögel laut. »Wir fliegen mit dem Vogel, Amy«, sagte er. Nein, Auto fahren, verkündete sie nach einem erneuten Blick auf das Flugzeug.

»Wir können nicht mit dem Auto fahren. Wir fliegen.« Fliegen wohin fliegen? wollte sie wissen. »Fliegen Dschungel.«

Das schien sie zu verblüffen, aber er wollte keine weiteren Erklärungen abgeben. Wie alle Gorillas hatte Amy eine Abneigung gegen Wasser. Sie weigerte sich sogar, kleine Bäche zu überqueren. Er wußte, daß es sie äußerst unglücklich machen würde, wenn sie hörte, daß sie über große Wasserflächen fliegen müßten. Daher wechselte er das Thema und schlug vor, an Bord zu gehen und sich ein wenig umzusehen. Als sie die schräge Fläche der Laderampe hinaufgingen, wollte Amy wissen: Wo Knopf-Frau?

Er hatte in den fünf Stunden, die inzwischen vergangen waren, Karen Ross nicht gesehen, daher war er überrascht festzustellen, daß sie bereits an Bord war und von einem an einer Seitenwand des Frachtraums angebrachten Telefon aus sprach, wobei sie mit der Hand ihr freies Ohr bedeckte, um besser hören zu können. Elliot hörte, wie sie sagte: »Nun, Irving scheint der Ansicht zu sein, daß es genügt... Ja, wir haben vier 907er, und wir sind bereit anzugleichen und zu übernehmen. Zwei Mikro-Überkopfanzeigegeräte, das war's dann... Ja, warum eigentlich nicht?« Sie legte den Hörer auf und wandte sich Elliot und Amy zu. »Alles in Ordnung?« erkundigte er sich.

»Bestens. Ich führe Sie hier mal rum.« Sie ging mit ihm tiefer in den Frachtraum hinein. Amy wich nicht von seiner Seite. Elliot warf einen Blick über die Schulter und sah, wie der Fahrer die Rampe mit einer Reihe von numerierten Metallkästen heraufkam, die mit INTEC, INC. gekennzeichnet waren. »Das hier«, sagte Karen Ross, »ist der HauptFrachtraum.« Er war mit vierradgetriebenen Lastwagen,    Geländefahrzeugen, Amphibienfahrzeugen, Schlauchbooten und Stapeln von Kisten mit Kleidung, Ausrüstungsteilen und Lebensmittelvorräten gefüllt - alle mit Computer-Codes gekennzeichnet, alle in nach Größe und Aussehen identische Behälter verpackt, lauter Bausteine eines Baukastensystems. Karen Ross erklärte, daß die ERTS innerhalb von Stunden Expeditionen in Gegenden mit beliebigen geographischen und klimatischen Bedingungen ausrüsten konnte. Dabei hob sie die durch Computer ermöglichte Schnelligkeit der Zusammenstellung hervor. »Und warum diese Hast?« fragte Elliot.

»Davon leben wir«, sagte Karen Ross. »Vor vier Jahren gab es noch keine zweite Gesellschaft wie die ERTS, jetzt sind auf der ganzen Welt schon neun tätig. Sie verkaufen vor allem den Wettbewerbsvorteil, und das bedeutet Schnelligkeit. In den sechziger Jahren konnte ein Unternehmen -beispielsweise eine Ölgesellschaft - Monate oder Jahre damit verbringen, eine bestimmte Stelle auf abbauwürdige Vorkommen zu untersuchen. Eine solche Vorgehensweise ist aus Wettbewerbsgründen nicht mehr möglich, geschäftliche Entscheidungen werden heute innerhalb von Wochen oder Tagen getroffen. Alles ist schneller geworden. Wir stellen uns schon auf die achtziger Jahre ein, in denen wir Lösungen innerhalb von Stunden liefern werden. Zur Zeit dauert ein durchschnittlicher ERTS-Auftrag etwas weniger als drei Wochen oder fünfhundert Stunden. Aber bis 1990 haben wir bestimmt >Geschäftsschluß<-Daten - das heißt, jemand kann uns morgens von einer beliebigen Stelle auf der Welt anrufen und -, bevor er am Abend das Geschäft verläßt, über Computer einen vollständigen Bericht auf den Schreibtisch bekommen, also in etwa zehn bis zwölf Stunden.«

Während sie weiter das Innere des Flugzeugs besichtigten, meinte Elliot, daß zwar zunächst die Lastwagen und anderen Fahrzeuge ins Auge fielen, daß aber ein erstaunlich großer Teil des Frachtraums von Aluminium-Behältern mit der Kennzeichnung »K3E« eingenommen wurde.

»Das stimmt«, sagte Ross. »K3E steht für Kommando, Kontrolle, Kommunikation und Erkundigung. Es handelt sich um mikroelektronische Bauteile für die Steuerung des Einsatzes, für Kontaktaufnahme und Erkundungen. Sie sind das Teuerste an unserer Ausrüstung. Als wir anfingen, Expeditionen auszurüsten, entfielen zwölf Prozent des Aufwands auf die Elektronik, jetzt sind es einunddreißig, und der Anteil wird jährlich größer. Es geht dabei um Nachrichtenübermittlung vom Einsatzort der Expedition, Fernaufklärung, Sicherheitseinrichtungen und so weiter.«

Sie führte Elliot und Amy zum Heck des Flugzeugs, wo sich - ebenfalls ein Bauelement - ein freundlich eingerichteter Wohnbereich mit einer großen Computer-Konsole und Schlafkojen befand.

Amy bekundete durch Zeichen ihr Einverständnis: Haus hübsch. »Ja, es ist ganz nett.«

Sie wurden Jensen, einem jungen, bärtigen Geologen, und Irving vorgestellt, der sich als »E hoch drei« bezeichnete, Die beiden Männer ließen gerade eine Art Wahrscheinlichkeitsberechnung durch den Computer laufen, unterbrachen aber ihre Arbeit, um Amy die Hand zu schütteln, die sie ernsthaft ansah und dann ihre Aufmerksamkeit dem Bildschirm zuwandte. Amy war von seinen kräftigen Farben und den hellen Leuchtdioden gefesselt und versuchte immer wieder, selber die Tasten zu drücken. Sie ließ Elliot wissen: Amy Kasten spielen. »Jetzt nicht, Amy«, sagte Elliot und gab ihr einen kleinen Klaps auf die Hände.

Jensen erkundigte sich: »Ist sie immer so?« »Leider ja«, sagte Elliot. »Sie hat etwas für Computer übrig und hat seit frühester Kindheit in ihrer Nähe gespielt, daher sieht sie sie wohl als ihr Privateigentum an.« Dann fügte er hinzu: »Was bedeutet >E hoch drei<?«

»Expeditions-Elektronik-Experte«, sagte Irving Levine fröhlich, mit einem schalkhaften Lachen. »Ich tue, was ich kann. Wir haben ein paar Sachen von INTEC mitgenommen. Das ist ungefähr alles. .Gott im Himmel weiß, womit die Japaner und die Deutschen aufkreuzen.«

»Hol's der Henker, da ist sie ja schon wieder«, sagte Jensen lachend, während Amy auf die Tasten drückte. Elliot sagte: »Amy, nein.«

»Sie spielt nur. Wahrscheinlich interessiert sie das gar nicht wirklich«, sagte Jensen. Dann fügte er hinzu. »Sie kann keinen Schaden anrichten.«

Amy gab zu verstehen Amy braver Gorilla und drückte wieder die Tasten am Computer. Sie schien entspannt, und Elliot war dankbar für die Ablenkung, die der Computer ihr bot. Er fand den Anblick der massigen Äffin vor einer ComputerKonsole immer wieder erheiternd. Bevor sie die Tasten betätigte, legte sie den Finger stets gedankenvoll an die Unterlippe - es war wie eine Parodie menschlichen Verhaltens.

Karen Ross brachte sie mit dem ihr eigenen Alltagsverstand allesamt wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. »Schläft Amy in einer der Kojen?«

Elliot schüttelte den Kopf. »Nein. Gorillas machen gern jede Nacht ihr Lager aufs neue. Sie braucht nur ein paar Decken, die wird sie dann zu einem Nest auf dem Fußboden zusammendrehen und darauf schlafen.«

Karen Ross nickte. »Was ist mit ihren Vitaminen und Medikamenten? Bekommt sie Tabletten?«

»Gewöhnlich muß man sie bestechen oder die Tabletten in einem Stück Banane verstecken. Bananen schluckt sie meist ohne zu kauen hinunter.«

»Ohne zu kauen«, wiederholte Karen Ross und nickte, als sei das von Bedeutung. »Wir haben da ein Standardmittel«, sagte sie. »Ich werde zusehen, daß sie es bekommt.« »Sie bekommt dieselben Vitamine wie Menschen, nur daß sie viel Ascorbinsäure, also Vitamin C, braucht.«

»Wir teilen pro Tag dreitausend Einheiten aus, genügt das? Schön. Und verträgt sie Mittel zur Vorbeugung    gegen    Malaria? Wir    sollten    damit gleich jetzt anfangen.«

»Im allgemeinen«, sagte Elliot, »reagiert sie auf Medikamente ebenso wie Menschen.«

Karen Ross nickte. »Wird ihr der Druckausgleich in der Kabine Schwierigkeiten machen? Er ist auf eine Höhe von rund tausendfünfhundert Metern eingestellt.«

Elliot schüttelte den Kopf. »Sie ist ein Berggorilla, und Berggorillas leben in Höhen zwischen    fünfzehnhundert    und zweitausendachthundert Metern. Aber sie ist jetzt an ein feuchtes    Klima gewöhnt und    verliert    rasch