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»Alle«, sagte Rogers leicht verärgert. »Die BetaLeitung ist unsere Hauptkreuz-Verbindungsleitung innerhalb des Hauses. Jeder, der unser System anzapfen will, versucht natürlich, sich da aufzuschalten. Weil so mehr für ihn rausspringt. Natürlich benutzen wir Beta überhaupt nicht mehr, außer für unverschlüsselten Alltagskram wie Steuer, Löhne und so weiter.« »Wir müssen den Affen Zucker geben«, sagte Travis. Damit war gemeint, daß man in eine angezapfte Leitung absichtlich falsche Daten eingab. Das erforderte sorgfältige Arbeit. »Hängt das Konsortium mal wieder mit drin?« »Klar. Was sollen sie haben?« »Koordinaten der toten Stadt«, sagte Travis. Rogers nickte und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er war ein rundlicher Mann und schwitzte viel. »Wie gut sollen sie sein?«

»Erstklassig«, sagte Travis. »Man kann die Japaner nicht mit atmosphärischen Störungen täuschen.«

»Sie wollen ihnen doch wohl nicht die richtigen Koordinaten zum Fraß vorwerfen?«

»Gott bewahre. Aber sie sollen ziemlich nah dran sein, sagen wir um die zweihundert Kilometer.« »Das geht«, sagte Rogers. »Verschlüsselt?« fragte Travis. »Versteht sich.«

»Haben Sie einen Code, den sie in zwölf bis fünfzehn. Stunden knacken können?«

Rogers nickte. »Wir haben da einen, der ist Klasse. Sieht unheimlich schwierig aus, aber wer sich ernsthaft reinhängt, hat ihn in Null Komma nichts raus. Er hat eine eingebaute Schwachstelle mit einer versteckten Buchstabenfrequenz. Am anderen Ende sieht das so aus, als hätten wir was versiebt, läßt sich aber leicht lösen.«

»Macht ihn bloß nicht zu einfach«, mahnte Travis. »Nein, nein, ihre Yen müssen sie sich schon verdienen. Die kommen nie dahinter, daß wir sie am Trog gemästet haben. Wir haben das schon mit der Army ausprobiert, und die Jungs sind mit breitem Grinsen zurückgekommen und haben uns gezeigt, wo unser Fehler war. Die sind voll drauf eingestiegen und haben gar nicht gemerkt, daß wir sie geleimt hatten.« »In Ordnung«, sagte Travis, »geben Sie die Daten aus und stopfen Sie den Jungs den Rachen. Es muß etwas sein, das sie für die nächsten achtundvierzig Stunden in Sicherheit wiegt, oder länger - bis sie merken, daß wir sie aufs Kreuz gelegt haben.« »Wird mir ein Vergnügen sein«, sagte Rogers und machte sich auf den Weg zum Datenplatz der Beta-Leitung. Travis seufzte. Für die Fütterung war gesorgt, und er hoffte nur, es würde seine Leute draußen so lange decken, daß sie als erste an die Diamanten gelangten.

5. Gefährliche Dauertätigkeit

Ein leises Stimmengewirr weckte ihn. »Wie eindeutig sind die Anzeichen?«

»Ziemlich eindeutig. Schon vor neun Tagen hat es eine FWSB gegeben, es ist aber immer noch nichts herausgekommen.« »Ist das, was wir da sehen, die Wolkendecke?« »Nein, nicht die Wolkendecke, dafür ist es zu schwarz. Das sind vulkanische Auswürfe, ein Zeichen für seine Dauertätigkeit.« »Den Teufel auch.«

Elliot schlug die Augen auf und sah durch die Fenster des Fluggastabteils das Morgengrauen als schmalen roten Strich auf blauschwarzem Hintergrund. Seine Uhr zeigte 5 Uhr 11 - nach San-Francisco-Zeit fünf Uhr morgens, er hatte also erst zwei Stunden geschlafen, nachdem er Seamans angerufen hatte. Er gähnte und sah dann zu Amy hinüber, die sich auf dem Fußboden in ihre Decken gewickelt hatte. Sie schnarchte laut. Die Kojen der anderen waren leer.

Wieder hörte er leise Stimmen und sah zur Computer-Konsole hin. Dort starrten Jensen und Irving auf einen Bildschirm und redeten leise miteinander. »Das ist ein gefährliches Zeichen. Haben wir eine Computer-Projektion dafür?« »Ist in der Mache, dauert noch eine Weile. Ich habe eine Fünf-Jahres-Retrospektive angefordert und gleichzeitig die anderen FWSB.«

Elliot stieg aus seiner Koje und sah auf den Bildschirm. »Was heißt FWSB?« wollte er wissen.

»Frühere Wichtige Satelliten-Beobachtungen«, erklärte Jensen. »Die ziehen wir immer zu Rate, wenn wir schon bis zum Hals in der Tinte sitzen. Wir haben uns gerade das Vulkan-Bild hier angesehen«, sagte Jensen und wies auf den Bildschirm. »Verlockend sieht es gerade nicht aus.« »Was für ein Vulkan-Bild?« fragte Elliot.

Sie zeigten ihm die aufsteigenden Rauchwolken -in den künstlichen, vom Computer erzeugten Farben dunkelgrün - die aus dem Schlot des Muhavura, eines der tätigen Virunga-Vulkane, drangen. »Am Muhavura gibt es durchschnittlich alle drei Jahre eine Eruption«, sagte Irving. »Der letzte Ausbruch war im März 1977, aber es sieht ganz so aus, als würde es in den nächsten ein, zwei Wochen wieder soweit sein. Wir warten jetzt auf die Wahrscheinlichkeitsberechnung.« »Weiß die Ross das auch?«

Sie zuckten die Schultern. »Klar, aber es scheint ihr nichts auszumachen. Sie hat vor etwa zwei Stunden eine Eil-GPN - eine Geopolitische Neuentwicklung - aus Houston bekommen und sich gleich damit in den Frachtraum verzogen. Seitdem haben wir nichts von ihr gesehen.«

Elliot ging in den nur spärlich erleuchteten Frachtraum des Düsenriesen. Er war nicht isoliert, und es war kalt darin. Auf der Metallhaut des Flugzeugs lag Reif, und sein Atem kam in Form kleiner Dampfwölkchen aus dem Mund.

Er fand Karen Ross an einem Tischchen, wo sie trotz der bitteren Kälte im Schein einer Lampe arbeitete. Sie saß mit dem Rücken zu ihm, ließ aber ihre Arbeit liegen, als er sich näherte, und wandte sich ihm zu. »Ich dachte, Sie schliefen«, sagte sie. »Es wurde mir zu unruhig. Was ist los?«-

»Ich prüfe nur die Ausrüstung. Das hier ist unsere fortschrittliche technische Einheit«, sagte sie und hob einen kleinen Rucksack hoch. »Wir haben eine miniaturisierte Ausrüstung für Gruppen im Außeneinsatz entwickelt. Sie wiegt ungefähr neun Kilogramm und enthält alles, was ein Mensch für zwei Wochen braucht: Lebensmittel, Wasser, Kleidung, alles.« »Wasser?« fragte Elliot.

Wasser ist schwer:    sieben Zehntel des menschlichen Körpergewichts entfallen auf Wasser, Nahrungsmittel bestehen größtenteils aus Wasser, deshalb ist Trockennahrung so leicht. Wasser ist aber zugleich für das Leben des Menschen weit wichtiger    als Nahrung.    Ein Mensch kann wochenlang leben, ohne zu essen, aber nach wenigen Tagen ohne Wasser muß er sterben. Karen Ross lächelte. »Die meisten Menschen verbrauchen vier bis sechs Liter Wasser am Tag, das entspricht einem Gewicht von dreieinhalb bis knapp sechs Kilogramm. Bei einer zweiwöchigen Wüstenexpedition müßten wir also für jedes Mitglied    gut    neunzig    Kilogramm    Wasser mitschleppen. Das aber brauchen wir nicht, denn wir haben eine Wasseraufbereitungsanlage von der NASA, die alle flüssigen Ausscheidungen, einschließlich des Urins, reinigt und nicht einmal zweihundert Gramm wiegt. Das ist unser Trick.«

Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, fügte sie hinzu: »So schlecht ist es gar nicht. Unser aufbereitetes Wasser ist sauberer, als wenn es aus der Leitung käme.«

»Ich glaube es Ihnen auch so.« Elliot nahm eine seltsam aussehende Sonnenbrille in die Hand. Die Gläser waren sehr dick und dunkel, und in der Mitte, über dem Nasenbügel, saß ein eigentümliches Objektiv.

»Holographisch, also wellenoptisch wirkende Nachtsichtbrille«, sagte Ross. »Sie arbeitet mit einer Dünnschicht-Brechungsoptik.« Sie zeigte dann auf vibrationsfreie Kameraobjektive mit optischen Systemen, die Bewegungen ausgleichen konnten, auf Infrarot-Stroboskope und winzige ErkundungsLasergeräte, die nicht größer waren als ein Radiergummi. Außerdem lag da eine Reihe kleiner Stative mit schnellaufenden Motoren und Halterungen, an denen man offenbar etwas befestigen konnte. Sie erklärte aber lediglich, es handle sich dabei um »Verteidigungseinrichtungen«.

Elliot schlenderte zum gegenüberliegenden Tisch und fand dort unter der Lampe sechs Maschinenpistolen. Er nahm eine auf, sie war eingefettet und wog schwer in seiner Hand. In der Nähe lagen Magazine mit Munition. Die Kennzeichnung auf dem Schaft sah er nicht - es waren russische AK-47, eine tschechoslowakische Lizenzfertigung.