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Der Direktor des CIA, ein gebieterisch wirkender Mann Anfang Fünfzig, der eine Brille mit Metallfassung trug, faßte seine Ergebnisse zusammen. Nicht identifizierte fliegende Objekte, UFOs genannt, waren seit jeher eine Sorge des CIA und der Air Force. Besonders kritisch waren die fünfziger und sechziger Jahre gewesen. Man hatte gefürchtet, daß die UFOHysterie von einer feindlichen Macht ausgenützt werden könnte, Verwirrung zu stiften und Nachrichtenkanäle mit Falschmeldungen zu füllen. Bei einigen der gemeldeten Vorfälle hatte sich herausgestellt, daß Hochleistungsflugzeuge Kubas und der Sowjetunion in den amerikanischen Luftraum eingedrungen waren oder amerikanische Stützpunkte in Übersee überflogen hatten. Solches Überfliegen war eine gängige Methode, die potentielle Abwehrbereitschaft des Gegners zu testen. Die Vereinigten Staaten wiederum hatten ihrerseits beträchtlichen Anteil an ähnlichen tatsächlichen und vorgetäuschten Verstößen im sowjetischen Luftraum.

Eine kubanische MiG, die 200 Meilen in das Mündungsgebiet des Mississippi eingedrungen war, bevor sie entdeckt wurde, hatte nach Ansicht der NORAD unerwünscht viel öffentliche Aufmerksamkeit erregt. Die übliche Reaktion der Air Force war gewesen, abzustreiten, daß sich eines ihrer Flugzeuge in der Nähe des gesichteten UFO befunden hatte, und nichts über das unbefugte Eindringen fremder Flugzeuge zu sagen, weil das die öffentliche Phantasie nur noch mehr angeregt hätte. Als Marvin zu diesem Punkt kam, schaute der Generalstabschef der Air Force sichtlich unangenehm berührt drein, sagte aber nichts. Die meisten der gemeldeten UFOs, fuhr der Direktor des CIA fort, gingen auf falsche Beobachtungen der angeblichen Zeugen zurück. Dabei gab es für sie eine völlig natürliche Erklärung. Teils handelte es sich um neuartige Versuchsflugzeuge, teils um von den Wolken reflektierte Autoscheinwerfer oder um Ballone, Vögel und luminiszierende Insekten. Auch Planeten und Sterne unter ungewöhnlichen atmosphärischen Bedingungen waren schon als UFOs gemeldet worden. Einige der Meldungen waren geradezu aus Halluzinationen hervorgegangen. Seit der Begriff „fliegende Untertasse“ Ende der vierziger Jahre geprägt worden war, waren auf der ganzen Welt über eine Million UFOs gesichtet worden. Aber keine einzige Meldung gab Grund zu der Annahme, daß ein Zusammenhang mit einem außerirdischen Besuch bestand. Doch allein die Vorstellung davon weckte heftige Emotionen. Es gab eigene Vereine, Veröffentlichungen und sogar eine Reihe von Wissenschaftlern, die an dem Zusammenhang zwischen UFOs und dem Leben auf anderen Planeten festhielten. Viele der neuesten Prophezeiungen zur Jahrtausend wende sprachen von Untertassen entsteigenden außerirdischen Erlösern. Die offiziellen Nachforschungen der Air Force — eines der letzten Projekte hatte Blue Book geheißen — waren Ende der sechziger Jahre mangels verwertbarer Ergebnisse eingestellt worden, obwohl sowohl die Air Force als auch der CIA weiterhin ein gewisses Interesse daran hatten. In wissenschaftlichen Kreisen war man jedoch so sehr davon überzeugt, daß an der ganzen Sache nichts dran war, daß die NASA den Auftrag Jimmy Carters, eine umfassende Studie über UFOs anzufertigen, ganz gegen ihre sonstigen Gewohnheiten abgelehnt hatte. „Tatsache ist“, warf ein Wissenschaftler ein, der mit dem Protokoll solcher Treffen nicht vertraut war, „daß dieses ganze UFOZeug die ernsthafte SETI-Forschung erheblich erschwert hat.“

„Ja, gut“, erwiderte die Präsidentin mit einem Seufzer. „Ist jemand an diesem Tisch der Ansicht, daß ein Zusammenhang zwischen UFOs und dem Signal von der Wega besteht?“ Der Heer betrachtete seine Fingernägel. Keiner sagte etwas.

„Trotzdem werden wir sicher von vielen eingeschworenen UFO-Fans zu hören bekommen, daß sie es ja schon immer gesagt hätten. Marvin, bitte fahren Sie fort.“

„Frau Präsidentin, 1936 übertrug ein schwaches Fernsehsignal die Eröffnungsfeierlichkeiten der Olympischen Spiele für einige wenige Fernsehempfänger in Berlin und Umgebung. Es war ein Versuch, in der Öffentlichkeit Aufsehen zu erregen. Dadurch sollte die Fortschrittlichkeit und Überlegenheit der deutschen Technologie demonstriert werden. Es gab schon vorher Fernsehübertragungen, die aber alle eine noch viel geringere Sendestärke hatten. Eigentlich waren dabei die Amerikaner die ersten. Herbert Hoover hatte als Handelsminister einen kurzen Fernsehauftritt am. 27. April 1927. Aber egal, das deutsche Signal verließ die Erde mit Lichtgeschwindigkeit und kam sechsundzwanzig Jahre später auf der Wega an. Dort — wer immer damit gemeint sein mag — entschloß man sich einige Jahre später, das Signal um ein Vielfaches verstärkt an uns zurückzusenden. Die Fähigkeit, ein so schwaches Signal zu empfangen, ist wirklich beeindruckend, und ebenso die Fähigkeit, es mit dieser Sendestärke zurückzuschicken. Natürlich stellt das unsere Sicherheit vor Probleme. Der Sicherheitsdienst würde beispielsweise gerne wissen, wie man so schwache Signale entdecken kann. Die Menschen auf der Wega, oder was sie eben sind, sind mit Sicherheit technisch bereits weiter als wir — vielleicht nur wenige Jahrzehnte, vielleicht aber auch viel mehr.

Sie haben uns keine weiteren Informationen über sich selbst zukommen lassen — außer, daß das gefunkte Signal auf einigen Frequenzen nicht den Doppler-Effekt der Bewegung ihres Planeten um die Wega zeigt. Damit haben sie uns eine zusätzliche Datenreduktion abgenommen. Sie sind. hilfsbereit. Bisher haben wir nichts empfangen, was militärisch oder sonstwie interessant gewesen wäre. Alles, was sie uns mitgeteilt haben, ist, daß sie gut in Radioastronomie sind, daß sie Primzahlen mögen und daß sie unsere erste Fernsehsendung an uns zurückfunken können. Es kann uns nicht wehtun, wenn die anderen Nationen das auch wissen. Und bedenken Sie: Auch die anderen Länder empfangen in ständiger Wiederholung denselben Drei-Minuten-Clip über Hitler. Sie haben nur noch nicht herausgefunden, wie er zu lesen ist. Wahrscheinlich werden die Russen oder die Deutschen früher oder später auch über die Polarisationsmodulation stolpern. Meiner persönlichen Meinung nach, verehrte Frau Präsidentin — ich weiß nicht, ob die Regierung mir hierin zustimmt —, sollten wir unsere Entdeckung weltweit bekanntgeben, bevor man uns der Geheimhaltung bezichtigt. Wenn die Situation im wesentlichen so bleibt, wie sie ist, ist eine solche Veröffentlichung unbedenklich. Selbst an die Freigabe des Drei-Minuten-Films wäre zu denken. Übrigens konnten wir in deutschen Archiven keine Aufzeichnung der Originalsendung finden. Wir können also nicht hundertprozentig sicher sein, daß die Wega-Leute nichts am Inhalt verändert haben, bevor sie den Film zurückschickten. Wir können zwar Hitler erkennen, und der Teil des Olympischen Stadions, den wir sehen, entspricht exakt dem von Berlin 1936. Aber ob sich Hitler in diesem Augenblick nicht vielleicht gerade am Schnurrbart kratzte, statt zu lächeln wie in der Übertragung, können wir einfach nicht mehr feststellen.“

Außer Atem trat Ellie ein, gefolgt von Valerian. Die beiden versuchten, sich unbemerkt auf die hintersten Stühle an der Wand zu verdrücken, aber Der Heer entdeckte sie und machte die Präsidentin auf sie aufmerksam.

„Frau Dr. Arrow-äh-way? Ich freue mich, Sie wohlbehalten hier zu sehen. Lassen Sie mich Ihnen erst einmal meinen Glückwunsch zu dieser großartigen Entdeckung aussprechen. Einfach großartig. Hm, Marvin.“

„Ich kann hier ohne weiteres abbrechen, Frau Präsidentin.“

„Danke. Frau Dr. Arroway, wenn wir es richtig verstanden haben, haben Sie uns etwas Neues mitgebracht. Würden Sie uns bitte darüber berichten?“