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„Die Chinesen werden mit ziemlicher Sicherheit Xi schicken. Er ist auch um die sechzig. Wenn ich also davon ausgehe, daß sie wissen, was sie tun, dann bin ich fast versucht, zu sagen: ‚Ist ganz egal, wir nehmen auch einen Sechzigjährigenc.“

Drumlin, das wußte Der Heer, war genau sechzig Jahre alt. „Andererseits.“, setzte er zum Widerspruch an. „Ich weiß, ich weiß. Die indische Molekularbiologin, sie ist erst vierzig. Irgendwie finde ich das verrückt. Wir wählen jemand aus, der an den Olympischen Spielen teilnehmen soll, aber wir kennen die Disziplinen gar nicht. Warum ziehen wir eigentlich immer nur Wissenschaftler in Betracht? Mahatma Gandhi sollten wir schicken. Oder wenn wir schon dabei sind, Jesus Christus. Erzählen Sie mir nicht, daß die nicht zur Verfügung stehen, Der Heer. Das weiß ich.“

„Wenn man die Disziplinen nicht kennt, sollte man einen Zehnkampfchampion schicken.“

„Und dann stellen Sie fest, daß Schach, Rhetorik oder Bildhauerei gefragt sind, und Ihr Athlet kommt als letzter an. Okay, Sie sagen, es sollte jemand sein, der sich schon mit extraterrestrischem Leben beschäftigt hat und der ganz persönlich am Empfang und der Entschlüsselung der BOTSCHAFT beteiligt war.“

„Nur so jemand kann sich vielleicht vorstellen, wie die Wegianer denken. Oder wenigstens, wie sie glauben, daß wir denken.“

„Und wirkliche Topleute gibt es Ihrer Ansicht nach nur drei.“ Wieder warf sie einen Blick auf ihre Notizen. „Arroway, Drumlin und. der, der sich für einen römischen Feldherrn hält.“

„Dr. Valerian, Frau Präsidentin. Ich wüßte nicht, daß er sich für einen römischen Feldherrn hält, er heißt einfach so.“

„Valerian wollte nicht einmal auf die Fragen des Auswahlkomitees antworten. Er zieht eine Kandidatur nicht in Erwägung, weil er seine Frau nicht allein lassen will. Stimmt das? Ich verurteile ihn nicht deswegen. Er ist nicht dumm. Er weiß, was eine Beziehung ausmacht. Seine Frau ist doch nicht krank, oder?“

„Nein, soweit ich weiß, erfreut sie sich bester Gesundheit.“

„Schön. Schön für sie. Schicken Sie ihr einen kleinen persönlichen Brief von mir — schreiben Sie, was sie für eine Frau sein muß, daß ein Astronom für sie das Universum aufgibt. Aber formulieren Sie es etwas romantischer, Der Heer. Sie wissen schon. Und fügen Sie ein paar Zitate ein. Vielleicht ein Gedicht. Aber auch wieder nicht zu viel.“ Sie zeigte mit dem Finger auf ihn. „Von diesem Valerian können wir alle etwas lernen. Wir sollten die beiden zu einem Staatsempfang einladen. In zwei Wochen kommt der König von Nepal. Das wäre eine gute Gelegenheit.“

Der Heer schrieb wie verrückt mit. Er mußte den für Termine zuständigen Sekretär des Weißen Hauses anrufen, und er hatte noch einen viel dringenderen Anruf zu tätigen. Schon seit Stunden war es ihm unmöglich, an ein Telephon zu kommen. „Also bleiben noch Ellie Arroway und Drumlin. Sie ist ungefähr zwanzig Jahre jünger als er, aber er ist in großartiger körperlicher Form. Er ist Drachenflieger, Hobbyfallschirmspringer und Sporttaucher. und er ist ein brillanter Wissenschaftler. Er hat wesentlich dazu beigetragen, die BOTSCHAFT zu entschlüsseln, und er würde sich im Kreis der anderen Alten gut amüsieren. Er hat doch nicht an der Entwicklung von Atomwaffen mitgearbeitet? Ich will niemand mitschicken, der mit Atomwaffen zu tun hatte. Ellie Arroway ist ebenfalls eine brillante Wissenschaftlerin. Sie leitet das Argus-Projekt, sie kennt die BOTSCHAFT in- und auswendig, und sie ist wißbegierig. Alle sagen, daß sie breitgefächerte Interessen hat. Und sie würde ein jüngeres Amerika repräsentieren.“ Die Präsidentin hielt inne. „Und Sie mögen sie, Ken. Da ist doch nichts dabei. Ich mag sie auch. Aber manchmal hat sie ein loses Mundwerk. Haben Sie bei Ihrer Befragung gut zugehört?“

„Ich glaube, ich weiß schon, welche Fragen Sie meinen, Frau Präsidentin. Aber das Auswahlkomitee hat sie fast acht Stunden befragt, und manchmal hat sie sich einfach über in ihren Augen dumme Fragen geärgert. Drumlin war nicht besser. Vielleicht hat sie das sogar von ihm. Sie hat eine Zeitlang bei ihm studiert, müssen Sie wissen.“

„Natürlich, auch er hat ein paar dumme Bemerkungen gemacht. Hier, angeblich wurde alles für uns auf Video aufgezeichnet. Zuerst Ellie Arroway und dann Drumlin. Drücken Sie die Play-Taste, Ken.“

Auf dem Bildschirm erschien Ellie, wie sie in ihrem Büro in Argus interviewt wurde. Der Heer konnte sogar den vergilbten Zettel mit dem Kafka-Zitat erkennen. Vielleicht wäre Ellie alles in allem glücklicher, wenn die Sterne geschwiegen hätten. Ein scharfer Zug lag um ihren Mund, und sie hatte Ringe unter den Augen. Eine neue senkrechte Falte zog sich von der Nasenwurzel zur Stirn. Auf der Videoaufzeichnung sah Ellie furchtbar müde aus, und Der Heer fühlte sich plötzlich schuldig.

„Was ich von der Weltbevölkerungskrise halte?“ fragte Ellie gerade. „Sie meinen, ob ich dafür oder dagegen bin? Sie halten das für eine der zentralen Fragen, die mir auf der Wega gestellt werden könnten, und wollen sich vergewissern, daß ich die richtige Antwort gebe? Also gut. Die Überbevölkerung ist der Grund, warum ich für Homosexualität und das Zölibat eintrete. Das Zölibat ist eine besonders gute Idee, weil dadurch eine erbliche Veranlagung der Priester zum Fanatismus ausgeschaltet wird.“

Ellies Gesicht erstarrte. Die Präsidentin hatte die Pause-Taste gedrückt.

„Ich gebe ja zu, daß manche Fragen nicht die intelligentesten waren“, sagte sie. „Aber in einem Projekt, das so positive Auswirkungen auf internationaler Ebene hat, wollen wir niemand an so exponierter Stelle, der sich als Rassist entpuppen könnte. In diesem Projekt wollen wir die Entwicklungsländer auf unserer Seite haben. Wir hatten guten Grund, die Frage zu stellen. Finden Sie nicht, daß Frau Arroways Antwort eine gewisse. Taktlosigkeit offenbart? Sie spielt ein bißchen die Neunmalkluge, Ihre Frau Dr. Arroway. Jetzt sehen Sie sich mal Drumlin an.“

Drumlin trug eine gepunktete Krawatte, war braun gebrannt und sah fit aus. „Ja, ich weiß, wir haben alle Gefühle“, sagte er, „aber wir müssen uns klar darüber sein, was Gefühle eigentlich sind. Sie waren der Motor für ein anpassungsfähiges Verhalten in einer Zeit, als wir noch zu dumm waren, bestimmte Dinge mit dem Verstand zu kapieren. Aber ich weiß sehr wohl, daß Gefahr im Verzug ist, wenn eine Meute von Hyänen mit gefletschten Zähnen auf mich zustürzt. Dazu brauche ich nicht erst einen Adrenalinstoß. Ich bin sogar imstande zu kapieren, daß es vielleicht wichtig ist, einige meiner genetischen Daten an die nächste Generation zu vererben. Ich brauche wirklich kein Testosteron im Blut, um zurechtzukommen. Glauben Sie denn ernsthaft, daß ein außerirdisches Wesen, das uns himmelweit voraus ist, mit Gefühlen belastet ist? Ich weiß, manche Leute halten mich für unterkühlt und gefühllos. Aber wenn Sie die Außerirdischen wirklich verstehen wollen, dann sollten Sie mich schicken. Sie werden niemand finden, der ihnen so sehr ähnelt wie ich.“

„Eine schöne Alternative“, sagte die Präsidentin. „Die eine ist Atheistin, und der andere hält sich jetzt schon für einen halben Wegianer. Warum kommen eigentlich nur Wissenschaftler in Frage? Können wir nicht jemand. ganz Normalen nehmen? Das ist nur eine rhetorische Frage“, fügte sie schnell hinzu. „Ich weiß natürlich, daß wir Wissenschaftler schicken müssen. Die BOTSCHAFT hat Wissenschaft zum Inhalt und ist in wissenschaftlicher Sprache geschrieben. Die Wissenschaft, das wissen wir, haben wir mit den Wesen auf der Wega gemein. Nein, das sind schon gute Gründe, Ken. Ich weiß das.“