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»Doke!«, rief der Mob. »Doke ist da!«

»Doke! Doke!«

Die Menge teilte sich, und ein Berg von einem Mann trat in den Ring. Er trug eine Jeansjacke mit abgerissenen Ärmeln, die muskulösen Arme waren über und über tätowiert, ein Silberkreuz an einer silbernen Kette baumelte von seinem Hals, und er trug ein Sturmgewehr auf dem Rücken. Sein langes blondes Haar flatterte im heißen Wind der Feuer.

Er wandte sich um und umarmte Eddy. »Jesus sei mit dir!« Er ließ Eddy los und wirbelte zu den anderen herum. Doke strahlte einen lockeren Charme aus, eine gute Ergänzung zu Eddys asketischer Strenge.

Mit geheimnisvollem Grinsen griff Doke in eine Tasche und holte eine Glasflasche voll klarer Flüssigkeit heraus. Er schraubte den Deckel ab, warf ihn weg und stopfte einen Stofffetzen in die Öffnung, so dass die Hälfte noch heraushing. Dann hielt er den Lumpen mit zwei Fingern fest und schüttelte die Flasche. Er hielt sie hoch, und die Menge brüllte begeistert. Ford roch Benzin. Mit einem Feuerzeug in der anderen Hand hob der Mann den Arm, bis er mit beiden Armen über dem Kopf dastand. Er warf die Arme hin und her und drehte sich dabei einmal im Kreis wie ein Rockstar auf der Bühne. »Holz!«, rief er mit heiserer Stimme. »Bringt uns Holz!«

Eddy sagte: »Und so jemand nicht ward gefunden geschrieben in dem Buch des Lebens, der ward geworfen in den feurigen Pfuhl! In diesem Punkt ist die Bibel eindeutig. Jene, die Jesus Christus nicht als ihren persönlichen Erlöser angenommen haben, werden ins ewige Feuer geworfen. Dies, meine Gefährten in Jesus Christus, ist Gottes Wille.«

»Verbrennt ihn! Verbrennt den Antichrist!«, geiferte die Menge.

»Und der Teufel, der sie verführte, ward geworfen in den feurigen Pfuhl«, fuhr Eddy fort, »und Schwefel, da auch das Tier und der falsche Prophet war.«

»Aufhören! In Gottes Namen, das dürft ihr nicht!«, schrie Kate.

Haufen toter Kiefernzweige, verdorrter Kakteen und trockener Wüstenbeifuß wurden durch die Menge gereicht und am Fuß des Baumes aufgeschichtet. Der Haufen wuchs stetig.

»Dies ist es, was Gott den Ungläubigen verspricht«, sagte Eddy, der vor dem wachsenden Scheiterhaufen auf und ab ging. »Und sie werden gequält werden Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Was wir hier tun, ist Gottes Wille, mehrmals in der Bibel bestätigt. Ich nenne nur die Offenbarung vierzehn, Vers elf: Und der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht.«

Der Brennholz-Haufen türmte sich schief und krumm um den Baum, und einige Männer begannen, ihn um Hazelius festzutreten.

»Tut das nicht!«, kreischte Kate.

Der Scheiterhaufen reichte Hazelius bis zu den Oberschenkeln.

»Und es fiel Feuer von Gott aus dem Himmel und verzehrte sie«, zitierte Eddy weiter.

Verdorrte Kakteen, Beifuß und anderes Gestrüpp, trocken wie Zunder, türmte sich immer höher und begrub Hazelius nun schon bis zur Hüfte unter sich.

»Wir sind bereit, Gottes Willen zu tun«, sagte Eddy leise.

Doke trat vor und hob erneut die Arme, das Feuerzeug in der einen, den Molotowcocktail in der anderen Hand. Die Menge wich zurück, und es wurde still. Der Mann drehte sich mit erhobenen Armen noch einmal halb herum, wie ein Model auf dem Laufsteg. Die Menge rückte ehrfürchtig noch ein Stück ab.

Doke ließ das Feuerzeug aufschnappen und zündete den Molotowcocktail an. Flammen schienen über den baumelnden Lappen zu fließen. Er wirbelte herum und schleuderte die Flasche in den Scheiterhaufen. Ein dumpfes Fump war zu hören, und die ersten Flammen erblühten im trockenen Gestrüpp und schossen knackend aufwärts.

Die Menge gab ein lautes »Ohhh!« von sich.

Ford wappnete sich und sah zu, einen Arm um Kate gelegt, um sie zu stützen, denn sie schwankte, einer Ohnmacht nahe. Alle sahen schweigend zu. Niemand wandte sich ab.

Als die Flammen höher schlugen, sagte Hazelius mit fester, klarer Stimme: »Das Universum vergisst niemals.«

75

Nelson Begay beobachtete den Scheiterhaufen mit wachsendem Zorn. Einen Mann bei lebendigem Leib zu verbrennen! Das hatten die Spanier mit seinen Vorfahren gemacht, wenn sie sich nicht bekehren ließen. Und nun geschah es hier wieder.

Doch er sah keine Möglichkeit, es zu verhindern.

Die Flammen züngelten hoch und erfassten den zerfetzten Laborkittel des Mannes. Sie verhüllten sein Gesicht und sengten ihm mit lautem Zischen die Haare vom Kopf.

Der Mann stand immer noch.

Die Flammen breiteten sich brüllend aus, seine Kleidung verkohlte und fiel in brennenden Fetzen von ihm ab wie Konfetti.

Der Mann zuckte nicht einmal zusammen.

Die fauchenden Flammen verschlangen seine Kleidung und begannen, ihm die verkohlte Haut vom Leib zu schälen; seine Augäpfel schmolzen und rannen aus den Höhlen. Doch immer noch rührte sich der Mann nicht, zerrte nicht an seinen Fesseln, zuckte mit keiner Wimper – und ein trauriges, schiefes Lächeln lag selbst dann noch auf seinem Gesicht, als das Gesicht selbst schmorte und Blasen warf. Das Feuer erfasste das Seil, das ihn an den Baum fesselte, brannte es weg – doch er stand, felsenfest. Wie konnte das sein? Warum fiel er nicht um? Sogar, als die verdorrte Kiefer, an die er gebunden war, sich in eine Feuersäule verwandelte und die Flammen sieben, acht, neun Meter in den Himmel schossen, blieb er stehen, bis er völlig in der Feuersbrunst verschwunden war. Noch aus gut dreißig Metern Entfernung spürte Begay die Hitze der Flammen auf seinem Gesicht, er hörte sie brüllen wie eine Bestie, während die äußeren Zweige der Kiefer sich wie glühende Klauen krümmten; und dann brach der brennende Baum in einem gewaltigen Funkenregen zusammen, der hoch in den Himmel stieg, so hoch, als wollten die Funken zu Sternen werden.

Zehn Minuten später war nichts mehr übrig als ein Haufen weißglühender Kohlen. Der Mann war vollständig verschwunden.

Die anderen Gefangenen, die ganz in der Nähe mit vorgehaltenen Waffen in Schach gehalten wurden, beobachteten all das starr vor Entsetzen. Einige weinten, andere hielten sich an den Händen oder schlangen einander die Arme um die Schultern.

Sie sind als Nächste dran, dachte Begay. Diese Vorstellung war unerträglich.

Doke griff bereits in seine Tasche und holte eine weitere Flasche hervor.

»Scheiße«, fluchte Becenti flüsternd. »Wollen wir da einfach zuschauen?«

Begay wandte sich zu ihm um. »Nein, Willy. Nein, bei Gott, das werden wir nicht.«

Ford starrte auf das ersterbende Feuer, wie gelähmt vor ungläubigem Entsetzen. Wo Hazelius eben noch gestanden hatte, lag jetzt nur ein großer Haufen Asche und Kohle, weiter nichts. Ford drückte Kate an sich und stützte sie.

Sie würden die Nächsten sein.

Die Menge war plötzlich ganz still. Kate starrte auf die Kohlen, das schwarzverschmierte Gesicht von Tränenspuren durchzogen, und rührte sich nicht. Niemand bewegte sich oder sprach ein Wort.

Der Prediger, Eddy, stand ein wenig abseits und drückte sich mit knochigen Händen die Bibel vor die Brust. Sein Gesicht wirkte hohl und ausgemergelt.

Doke, der Mann mit den Tattoos, starrte ebenfalls auf die Überreste des Feuers, doch er strahlte.

Eddy hob den Kopf und sah die Menge an. Mit zitternder Hand zeigte er auf den Kohlehaufen. »Ihr werdet die Gottlosen zertreten; denn sie sollen Asche unter euren Füßen werden.«

Seine Worte weckten die Leute auf. Sie traten unruhig von einem Fuß auf den anderen. »Amen«, sagte eine Stimme, und andere echoten schwächlich: »Amen.«

»Asche unter euren Füßen«, wiederholte Eddy.

Ein paar weitere Leute rangen sich ein »Amen« ab.