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Eddy hatte die Waffe schon wieder hochgerissen. Er zielte auf Ford.

»Gelobt sei der Herr!«, brüllte Becenti. Er ließ sein Pferd herumwirbeln, das mit fliegenden Hufen Eddy rammte. Der Mann schoss, verfehlte Ford und ging dann zu Boden; als Nächsten ritt der Indianer Doke über den Haufen, der sein Gewehr fallen ließ und in den Staub hechtete. Becenti hob sein zusammengerolltes Lasso, wirbelte es durch die Luft und schrie: »Hiiyaahh!«

Die ohnehin schon höchst nervösen Pferde brauchten keine weitere Ermunterung. Sie donnerten durch die Menge und zerstreuten sie. Sobald sie Platz hatten, bog Becenti scharf nach rechts ab und führte sie in vollem Galopp in die Deckung eines versandeten Bachbetts. Hinter ihnen krachten Schüsse, die Leute feuerten blind in die Dunkelheit, doch alle Pferde hatten schon den Schutz der Vertiefung erreicht, und die Kugeln zischten über ihre Köpfe hinweg.

»Hiiiyahhh!«, kreischte Becenti.

Die Pferde rasten die sandige kleine Schlucht entlang, folgten ihren unzähligen Windungen, bis die Schüsse nur noch als schwaches Popp-popp in der Ferne zu hören waren und die Schreie und Rufe der Menge sie kaum mehr erreichten. Sie zügelten die Pferde zu einem flotten Trab.

Hinter ihnen, in der Ferne, hörte Ford ein Motorrad aufjaulen.

»Hast du das gehört, Willy?«, rief Begay von hinten. »Einer von denen hat eine Motocross-Maschine.«

»Scheiße«, sagte Becenti. »Den müssen wir abschütteln. Festhalten!«

Er lenkte sein Pferd aus dem Bachbett hinaus und eine felsige Böschung hoch. Die Hufe der Pferde klapperten über Sandstein. Oben angekommen, rasten sie über ein paar Sanddünen auf eine tiefe Schlucht zu.

Ein Grollen, und die ganze Mesa erbebte. Dunkle Staubwolken wirbelten hoch und ballten sich vor dem Nachthimmel zusammen. Flammen schossen ein paar hundert Meter rechts von ihnen aus dem Boden. Knackend fing eine Pinyon-Kiefer Feuer, dann eine weitere. Hinter ihnen erklang eine donnernde Explosion nach der anderen, vom östlichen Ende der Mesa her.

Der Motor der Geländemaschine heulte erneut auf, diesmal viel näher. Der Kerl holte schnell auf.

»Hiyaah!«, rief Becenti, als er über den Rand der Schlucht galoppierte und sein Pferd den steilen Abhang hinab auf den Grund zuschlitterte.

Ford folgte ihm und klammerte sich mit beiden Beinen an das Pferd, während Kate ihn von hinten umschlang.

78

Sie donnerten über die dunkle Mesa. Fords Pferd zögerte kurz am Rand der Schlucht, stürzte sich dann den sandigen Abhang hinab, verlagerte sein Gewicht nach hinten und gelangte halb rutschend, halb springend nach unten, in einer kleinen Lawine aus Sand.

Das Knattern des Motorrads war direkt über ihnen. Schüsse krachten, und Ford hörte das scharfe Heulen einer Kugel, die einen Felsen links von ihm traf. Sie erreichten den Grund und galoppierten die Schlucht entlang. Ford konnte das Motocross-Rad über ihnen hören, das am Rand des Canyons entlangraste.

Becenti zügelte sein Pferd. »Er schneidet uns den Weg ab! Zurück!«

Die Geländemaschine kam rutschend zum Stehen und sandte einen Sandregen in die Schlucht hinab. Doke stellte beide Beine auf den Boden, zog sein Gewehr aus dem Futteral und legte an.

Sie ließen die Pferde herumwirbeln, als der erste Schuss krachte und neben Ford eine Sandfontäne hochspritzte. Fürs Erste fanden sie Deckung hinter herabgestürzten Felsen. Ein weiterer Schuss hallte durch die Schlucht, die Kugel prallte mit einem schrillen Laut von der Spitze der Felsen ab. Ford merkte, dass sie in dem Canyon in der Falle saßen. Sie konnten weder vorwärts noch rückwärts, denn der Mann hatte von da oben freies Schussfeld in beide Richtungen. Und der Abhang hinter ihnen war zu steil, um hinauszuklettern.

Der nächste Schuss ließ hinter ihnen Sand hochspritzen. Von oben war wüstes Lachen zu hören. »Lauft ruhig weg, ihr gottlosen liberalen Arschlöcher, aber vor mir könnt ihr euch nicht verstecken!«

»Willy!«, sagte Begay. »Das wäre der passende Zeitpunkt, um deine Pistole zu benutzen!«

»Sie ist … nicht geladen.«

»Warum zum Teufel?«

Becenti wirkte verlegen. »Ich wollte doch nicht, dass jemand verletzt wird.«

Begay warf die Arme hoch.

»Das ist ja großartig, Willy.« Das Gewehr krachte erneut, die Kugel flog dicht über ihre Köpfe hinweg und schlug im Hang hinter ihnen ein. »Ich komme jetzt runter!«, rief Doke triumphierend.

»O Scheiße, Mann, was machen wir jetzt?«, fragte Becenti. Sein Pferd tänzelte und schnaubte in der drangvollen Enge.

Ford konnte hören, wie Doke den Abhang herunterrutschte. Gleich würde er den Grund der Schlucht erreichen und absolut freies Schussfeld haben. Er würde sie vermutlich nicht alle erwischen, aber einige von ihnen würden sterben, ehe sie Deckung hinter der nächsten Biegung fanden.

»Kate, steig zu Begay aufs Pferd.«

»Was hast du vor?«, fragte sie.

»Mach schnell.«

»Wyman, du kannst nicht reiten …«

»Verdammt, Kate, würdest du mir dieses eine Mal einfach vertrauen?«

Kate schwang sich hinter ihm vom Pferd und saß bei Begay auf.

»Geben Sie mir die Waffe.«

Becenti warf sie ihm zu. »Viel Glück, Mann.«

Ford packte die Mähne mit der linken Hand und wickelte sie sich einmal ums Handgelenk. Er wendete sein Pferd in die Richtung, aus der Doke erscheinen würde.

»Mit den Knien festklammern«, sagte Kate, »und das Gewicht schön tief und in der Mitte halten.«

In diesem Augenblick erschien Doke, der grunzend den sandigen Steilhang hinabschlitterte. Er erreichte den Grund, und ein triumphierendes Grinsen breitete sich über sein Gesicht.

Ford trat dem Pferd die Unterschenkel in die Seite.

Das Tier sprang vorwärts und galoppierte die Schlucht entlang, direkt auf Doke zu. Ford richtete die Waffe auf ihn und kreischte: »Aiyaaah!«

Doke, überrascht und erschrocken über das plötzliche Auftauchen einer Pistole, riss sich das Gewehr von der Schulter, ließ sich auf ein Knie fallen und legte an. Doch es war zu spät. Das Pferd hatte ihn schon fast erreicht, und er musste zur Seite hechten, um nicht unter die Hufe zu geraten. Ford verpasste ihm einen Schlag mit seiner Waffe, galoppierte vorbei, wendete das Pferd dann scharf nach rechts und drängte es den steilen Abhang hinauf.

»Scheißkerl!«, kreischte Doke, brachte sich wieder in Position und feuerte, als Fords Pferd gerade den Rand der Schlucht erreichte. Vor ihm lag eine sandige Fläche, dann gedrungene Felsen, dann wieder offenes Gelände – und dahinter der schmale Pfad, der zu der Stelle am Rand der Mesa führte, die Hazelius ihm am ersten Tag gezeigt hatte.

Das Geschoss summte wie eine Hummel an seinem Ohr vorbei.

Der nächste Schuss traf das Pferd. Es machte kreischend einen Satz zur Seite und taumelte unmittelbar am Rand, stürzte aber nicht. Sie flogen über den Sand, auf den Pfad zum Rand der Mesa zu, und Ford drückte sich flach an den Hals des Rotschimmels. Gleich darauf hatte er das flache Stück hinter sich und jagte zwischen den rundgeschliffenen Felsbrocken hindurch. Dahinter scherte er zur Seite, hielt sich in Deckung und ritt weiter. Er hörte sein Pferd stöhnen und keuchen, vermutlich in den Bauch getroffen. Kaum zu glauben, wie mutig das Tier war.

Die weite, offene Fläche erwartete sie.

Doke würde erst aus der tiefen Schlucht klettern müssen, um die Verfolgung aufzunehmen, denn sein Motorrad stand auf der anderen Seite; das würde Ford genug Zeit geben, das offene Gelände hinter sich zu bringen – wenn das Pferd es schaffte, doch der Rotschimmel hielt sich tapfer. Ford klammerte sich in der Mähne fest, duckte sich und galoppierte nun über den Sand.

Er hatte erst die Hälfte geschafft, als er das Knattern des Motorrads hörte, viel näher jetzt. Doke hatte die Schlucht überwunden. Der immer lauter dröhnende Motor sagte Ford, dass Doke rasch aufholte, doch er konnte während der Fahrt nicht schießen.