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»Seid gegrüßt, alle, die ihr gekommen seid, im Namen unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus!«

Tosender Jubel brandete durch die riesige Silver Cathedral. Er hob die Hände, die Handflächen gen Himmel gereckt, und das Gebrüll setzte sich fort – unterstützt von den Publikumsanweisungen. Er ließ die Arme sinken, und es wurde still wie nach einem Donnerschlag.

Er neigte den Kopf zum Gebet und sagte mit leiser, demütiger Stimme: »Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.« Langsam hob er den Kopf so, dass die Zuschauer sein Profil zu sehen bekamen, hob einen Arm, nur zentimeterweise, und sprach mit seiner vollsten Stimme, jedes Wort deutlich und gedehnt: »Am Anfang«, tönte er, »schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe.«

Er machte eine Pause und schöpfte theatralisch Atem. »Und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.«

Plötzlich hallte seine Stimme durch die Silver Cathedral wie eine Kirchenorgel. »Und Gott sprach: Es werde Licht!«

Eine dramatische Pause, und er fuhr leise flüsternd fort: »Und es ward Licht.«

Er trat an den Rand der Bühne und schenkte den Gläubigen ein joviales Lächeln. »Wir alle sind mit diesen ersten Worten aus dem Buch Moses vertraut. Selten hat es machtvollere Worte gegeben. Eindeutig und unmissverständlich. Das sind wahrhaft die Worte Gottes, meine Freunde. Gott erzählt uns in Seinen eigenen Worten, wie Er das Universum erschuf.«

Gemächlich schlenderte er am Rand der Bühne entlang. »Meine lieben Freunde, würde es euch überraschen, wenn ich euch sage, dass die Regierung euer hartverdientes Geld, das Geld der Steuerzahler, für den Versuch ausgibt, Gottes Wort zu widerlegen?«

Er wandte sich dem schweigenden Publikum zu.

»Ihr glaubt mir nicht?«

Ein Murmeln erhob sich aus dem Meer von Gesichtern.

Er zog ein Blatt Papier aus der Tasche seines Jacketts, riss es hoch und sagte mit donnernder Stimme: »Hier, seht selbst. Das habe ich vor nicht einmal einer Stunde aus dem Internet ausgedruckt.«

Weiteres Gemurmel.

»Und was musste ich da erfahren? Dass unsere Regierung vierzig Milliarden Dollar dafür ausgegeben hat, einen Beweis gegen die Schöpfungsgeschichte zu finden – vierzig Milliarden Dollar von eurem Geld, um die heilige Schrift des Alten Testaments zu widerlegen. Ja, meine Freunde, auch dies gehört zu dem Krieg, den die säkularen Humanisten mit finanzieller Unterstützung der Regierung gegen das Christentum führen, und es ist hässlich

Er ging erregt auf der Bühne auf und ab, schüttelte das Blatt Papier in seiner Faust, so dass es knitterte.

»Hier steht, dass sie in der Wüste von Arizona eine Maschine namens Isabella gebaut haben. Viele von euch haben schon davon gehört.«

Lautes, zustimmendes Murmeln.

»Ich hatte auch davon gehört. Ich dachte, das sei eben ein weiteres nutzloses Millionengrab der Regierung. Erst jetzt habe ich erfahren, welchem Zweck sie dienen soll.«

Abrupter Halt, langsame Drehung hin zu seinen Zuhörern. »Meine lieben Freunde, der Zweck dieser Maschine ist, die sogenannte Urknalltheorie zu überprüfen. So ist es, ihr habt richtig gehört, da ist wieder einmal dieses Wort Theorie!«

Seine Stimme troff vor Verachtung.

»Die Urknall theorie behauptet Folgendes: Vor dreizehn Milliarden Jahren explodierte ein winzig kleines Pünktchen im Weltraum und erschuf das gesamte Universum – ohne die hilfreiche Hand Gottes. Ihr habt richtig gehört: Schöpfung ohne Gott. Aa-thee-ISTische Schöpfung

Er wartete ab, während sich ungläubiges Schweigen im Saal ausbreitete. Wieder schüttelte er das Blatt in seiner Faust. »Genau das steht hier drin, Leute! Eine ganze Website, Hunderte von Seiten, will die Erschaffung des Universums erklären, ohne ein einziges Mal Gott zu erwähnen!«

Ein finsterer Blick ins Publikum.

»Diese Urknalltheorie ist keinen Deut besser als die Theorie, die behauptet, unsere Urgroßväter seien Affen gewesen. Oder die Theorie, die behauptet, das gesamte komplexe Leben auf Erden sei durch eine zufällige Veränderung von Molekülen in einer Schlammpfütze entstanden. Diese Urknalltheorie ist nichts als eine weitere säkular-humanistische, antichristliche, glaubensfeindliche Theorie, nichts anderes als die Evolutionstheorie, aber schlimmer. Viel, viel schlimmer!«

Drehung, Abwenden, erregtes Auf-und-ab-Gehen.

»Denn diese Theorie wendet sich gegen den Glauben, dass Gott das Universum erschaffen hat. Lasst euch nicht täuschen: Isabella ist ein direkter, offener Angriff gegen den christlichen Glauben. Die Urknalltheorie behauptet, dieses wunderschöne, dieses phantastische, dieses gottgegebene Universum sei ganz von allein entstanden, durch einen bloßen Zufall, vor dreizehn Milliarden Jahren. Und als wäre diese gotteslästerliche Theorie nicht schon schlimm genug, wollen sie jetzt auch noch vierzig Milliarden Dollar von unserem Geld dafür ausgeben, sie zu beweisen!«

Er ließ den zornfunkelnden Blick über die Zuschauer schweifen.

»Was würde passieren, wenn wir bei den Gelehrten in Washington Gleichbehandlung einfordern? Was, wenn wir vierzig Milliarden Dollar von ihnen verlangen würden, um zu beweisen, dass das Buch Genesis die Wahrheit enthält? Was würde passieren? Die eiskalten, jesusfeindlichen Liberalen in Washing ton würden mit den Zähnen knirschen, jawohl, sie hätten Schaum vorm Maul! Sie würden uns mit der alten Leier kommen, der Trennung von Kirche und Staat! Das sind die Leute, die Jesus aus unseren Schulzimmern verbannt, die Zehn Gebo te von den Wänden unserer Gerichtssäle gerissen, Weihnachts bäume und Krippen verboten, sich über unseren Glauben lustig gemacht und auf unsere Kirche gespuckt haben. Aber dieselben säkularen Humanisten denken sich nichts dabei, wenn sie unser Geld ausgeben, um zu beweisen, dass die Bibel sich irrt, um den christlichen Glauben als eine einzige Lüge hinzustellen!«

Das Gemurmel im Saal wurde lauter. Ein paar Leute standen auf, dann noch mehr, bis der gesamte Saal sich erhoben hatte. Die Menge schwoll förmlich an wie eine Flutwelle, und Tausende Stimmen vereinigten sich zu einem einzigen, zornigen Brüllen.

Die Bildschirme für die Zuschaueranweisungen blieben dunkel, denn sie wurden nun nicht mehr gebraucht.

»Dies ist ein Krieg gegen die Christenheit, meine Freunde! Ein Krieg bis zum bitteren Ende, und sie lassen euch und mich bluten dafür, wir müssen ihn auch noch mit unseren Steuern bezahlen! Werden wir zulassen, dass sie auf Jesus Christus spucken und uns dafür auch noch zur Kasse bitten?«

Reverend Don T. Spates blieb exakt in der Mitte der Bühne stehen. Keuchend starrte er auf den tobenden Saal seiner Kathedrale in Virginia Beach, fassungslos über die Wirkung seiner Predigt. Er konnte es hören, er konnte es sehen, er konnte es fühlen – die tosende Flut, das Aufschäumen gerechten Zorns – die Luft knisterte förmlich vor hitziger Empörung. Er konnte es kaum glauben. Sein Leben lang hatte er nur mit Steinen geworfen, und jetzt, plötzlich, hatte er eine Granate geschleudert. Dies war das Thema, die Streitfrage, um die er gebetet hatte, auf die er gehofft, nach der er gesucht hatte.