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»Mr. Wardlaw, Sie sagten, er scheint uns verlassen zu haben?«

Hazelius sprang geschickt ein: »Sein Wagen ist weg, sein Koffer und ein Großteil seiner Kleidung ebenfalls – daher unsere Annahme.«

»Er hat niemandem etwas davon gesagt?«

»Das scheint Sie zu beunruhigen, Wyman«, bemerkte Hazelius und warf ihm einen recht eindringlichen Blick zu.

Ford bremste sich. Er war zu schnell vorangeprescht, und einem so scharfsinnigen Mann wie Hazelius musste das auf-fallen.

»Nicht beunruhigt«, sagte Ford. »Nur überrascht.«

»Ich fürchte, ich habe so etwas kommen sehen«, sagte Hazelius. »Peter war nicht für dieses Leben geschaffen. Wir werden sicher von ihm hören, sobald er zu Hause angekommen ist. Also, Wyman, erzählen Sie uns von Ihrem gestrigen Be-such bei Begay.«

Alle wandten sich ihm zu.

»Begay ist wütend. Er hat eine ganz Liste von Beschwerden über das Isabella-Projekt.«

»Zum Beispiel?«

»Sagen wir nur, es wurden eine Menge Versprechungen gemacht, aber nicht eingehalten.«

»Wir haben niemandem irgendetwas versprochen«, erwiderte Hazelius.

»Anscheinend hat das Energieministerium alles Mögliche versprochen, Arbeitsplätze und wirtschaftliche Vorteile.«

Hazelius schüttelte angewidert den Kopf. »Ich habe keine Kontrolle über das Energieministerium. Haben Sie es wenigstens geschafft, ihm diesen Protestritt auszureden?«

»Nein.«

Hazelius runzelte die Stirn. »Ich hoffe doch, Ihnen fällt etwas ein, wie Sie das verhindern können.«

»Es wäre vielleicht besser, es einfach geschehen zu lassen.«

»Wyman, das kleinste bisschen Ärger könnte im ganzen Land Schlagzeilen machen«, sagte Hazelius. »Schlechte Publicity können wir uns nicht leisten.«

Ford sah Hazelius ruhig an. »Sie haben sich hier oben auf der Mesa eingegraben mit Ihrem geheimen Regierungsprojekt und jeglichen Kontakt mit den Anwohnern vermieden – kein Wunder, dass es Spekulationen und Gerüchte gibt. Was in aller Welt haben Sie denn erwartet?« Das klang ein wenig schärfer, als er beabsichtigt hatte.

Alle starrten ihn an, als hätte er gerade einen Priester verflucht. Doch sie entspannten sich ein wenig, als Hazelius sich langsam zurücklehnte. »Also schön, ich würde sagen, diesen Tadel habe ich verdient. Ist angekommen. Vielleicht hätten wir die Sache geschickter angehen können. Also … was ist unser nächster Schritt?«

»Ich werde dem Vorsitzenden der lokalen Navajo-Selbstverwaltung in Blue Gap einen freundschaftlichen Besuch abstatten. Ich will versuchen, eine Art Bürgerversammlung mit den Anwohnern auf die Beine zu stellen. Zu der Sie alle erscheinen werden.«

»Wenn ich die Zeit erübrigen kann, gern.«

»Ich fürchte, Sie werden die Zeit erübrigen müssen.«

Hazelius winkte ab. »Darüber sprechen wir, wenn es so weit ist.«

»Ich hätte heute auch gern jemanden vom Team dabei.«

»Jemand Bestimmten?«

»Kate Mercer.«

Hazelius blickte sich um. »Kate? Bei dir steht heute nichts Großes an, oder?«

Kate errötete. »Ich habe zu tun.«

»Wenn Kate nicht kann, gehe ich mit«, sagte Melissa Corcoran und warf lächelnd das Haar zurück. »Es wäre herrlich, mal ein paar Stunden von diesem verdammten Berg herunterzukommen.«

Ford warf Kate einen Blick zu, dann Corcoran. Er zögerte, ihnen zu sagen, dass er in Blue Gap eigentlich lieber nicht mit einer eins achtzig großen, blauäugigen, blonden Granate auftreten wollte. Kate hingegen sah mit ihrem schwarzen Haar und dem halbasiatischen Gesicht beinahe indianisch aus.

»Was ist denn so dringend, Kate?«, fragte Hazelius. »Du sagtest doch, du wärst mit den neuen Berechnungen zu Schwarzen Löchern fast fertig. Das hier ist wichtig – und du bist schließlich die stellvertretende Leiterin.«

Kate warf Corcoran einen undurchdringlichen Blick zu. Corcoran erwiderte ihn kühl.

»Die Berechnungen kann ich wohl etwas aufschieben«, sagte Kate.

»Wunderbar«, sagte Ford. »Ich hole dich in einer Stunde mit dem Jeep ab.« Er ging zur Tür, eigenartig beschwingt. Als er an Corcoran vorbeikam, grinste sie ihn vielsagend an.

»Nächstes Mal dann«, sagte sie.

Wieder in seinem Häuschen angelangt, schloss Ford die Tür ab, brachte den Aktenkoffer ins Wohnzimmer, zog die Vorhänge vor, holte das Satellitentelefon aus dem Koffer und wählte Lockwoods Nummer.

»Hallo, Wyman. Haben Sie Neuigkeiten für mich?«

»Erinnern Sie sich an einen Wissenschaftler namens Peter Wolkonski, den Software-Spezialisten?«

»Ja.«

»Er ist gestern Nacht verschwunden. Sein Wagen ist weg, und sie behaupten, er hätte seine Kleidung mitgenommen. Könnten Sie herausfinden, ob er irgendwo aufgetaucht ist oder sich mit jemandem in Verbindung gesetzt hat?«

»Wir werden es versuchen.«

»Ich muss so bald wie möglich Bescheid wissen.«

»Ich rufe Sie sofort zurück, wenn ich etwas habe.«

»Und da sind noch ein paar Sachen.«

»Immer heraus damit.«

»Michael Cecchini – in seinem Dossier steht, dass er sich als Teenager einer Sekte angeschlossen hat. Ich wüsste gern mehr darüber.«

»Wird erledigt. Sonst noch etwas?«

»Rae Chen. Sie erscheint mir … wie soll ich das ausdrücken? Zu normal.«

»Das ist nicht gerade ein guter Anhaltspunkt für weitere Nachforschungen.«

»Kramen Sie mal in ihrer Vergangenheit, ob Sie da irgendetwas Seltsames finden.«

Zehn Minuten später blinkte der Leuchtring. Ford drückte auf die Empfangtaste, und Lockwoods Stimme drang zu ihm durch, nun wesentlich angespannter. »Was Wolkonski angeht – wir haben seine Frau angerufen und seine Kollegen in Brookhaven, aber niemand hat von ihm gehört. Sie sagen, er soll gestern Abend aufgebrochen sein? Wann genau?«

»Ich schätze, so gegen neun.«

»Wir schreiben sein Auto zur Fahndung aus. Wenn er nach Hause will, hat er vierzig Stunden Autofahrt bis New York State vor sich. Falls er in dieser Richtung unterwegs ist, werden wir ihn finden. Ist denn etwas vorgefallen?«

»Ich bin ihm gestern zufällig begegnet. Er hatte die ganze Nacht durchgearbeitet und getrunken. Er war übertrieben fröhlich, fast hysterisch. Und er hat zu mir gesagt: ›Vorher ich Sorgen machen. Jetzt mir geht gut.‹ Aber er sah ganz und gar nicht gut aus.«

»Haben Sie eine Ahnung, was er damit gemeint haben könnte?«

»Nein.«

»Ich will, dass Sie sein Haus durchsuchen.«

Kurzes Zögern. »Mache ich, heute Abend.«

Ford hielt das Telefon noch lange in der Hand und schaute hinaus auf die Pappeln vor seinem Fenster. Lüge, Spionage, Täuschung, und nun auch noch Einbruch. Eine schöne Art, sein erstes Jahr außerhalb der Klostermauern zu beginnen.

14

Ford erfasste Blue Gap, Arizona, mit einem einzigen Blick. Der Ort lag in einer staubigen Senke, umgeben von Fels nadeln und den grauen Skeletten verdorrter Pinyon-Kiefern. Das Dorf war im Wesentlichen eine Kreuzung zweier unbefestigter Straßen, die von ihrem Schnittpunkt im Ort aus nur jeweils knapp hundert Meter weit asphaltiert waren. Es gab eine Tankstelle aus ziegelfarbenem Betonschalstein und einen kleinen Lebensmittelladen mit einem Sprung im Schaufenster. Verdorrte Steppenhexen und Plastiktüten flatterten wie Banner an dem Stacheldrahtzaun hinter der Tankstelle. Neben dem Laden stand ein kleines Schulgebäude, umgeben von einem Maschendrahtzaun. Östlich und nördlich davon waren kleine Wohnhäuser, typisch sozialer Wohnungsbau, in zwei Quadraten streng symmetrisch im roten Staub angeordnet.

Die bläulich rote Silhouette der Red Mesa, nicht weit entfernt, bildete die hoch aufragende Kulisse.

»Also«, sagte Kate, als der Jeep den asphaltierten Teil der Straße erreichte, »wie sieht dein Plan aus?«