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Hazelius starrte ihn an. »Sie meinen den Tod von Peter Wolkonski?« Seine Stimme war sehr ruhig geworden.

»Wenn das der Mann ist, der sich das Leben genommen hat, dann meine ich den, ja, Sir.«

Der Mann namens Ford mischte sich wieder ein. »Pastor, ich bin gern bereit, diese Themen gemeinsam mit Ihnen anzupacken. Das Problem ist, dass Dr. Hazelius im Begriff ist, einen weiteren Probelauf mit Isabella zu starten, und er kann Ihnen im Moment einfach nicht so viel Zeit widmen, wie er gerne möchte. Aber ich könnte das.«

Eddy würde sich nicht zu irgendeinem PR-Lakaien abschieben lassen. »Wie gesagt, ich will mit ihm reden – nicht mit Ihnen. Ist er nicht derjenige, der von sich behauptet hat, der klügste Mensch auf der Welt zu sein? Der gesagt hat, alle anderen wären Hornochsen? Derjenige, der diese Maschine gebaut hat, um das Wort Gottes in Zweifel zu ziehen?«

Kurz herrschte Schweigen.

»Das Isabella-Projekt hat nichts mit Religion zu tun«, sagte der PR-Mann dann.»Das ist ein rein wissenschaftliches Experiment.«

Eddy spürte, wie die Wut in ihm hochkochte – gerechter, rasender Zorn auf Lorenzo, auf seine Exfrau, auf den Scheidungsrichter und sämtliche Ungerechtigkeit der Welt. So musste Jesus im Tempel empfunden haben, als er die Geldverleiher hinausgeworfen hatte.

Mit zitterndem Zeigefinger deutete er auf Hazelius.»Gott wird Sie abermals bestrafen.«

»Das reicht jetzt …«, sagte der PR-Mann mit scharfer Stimme, doch Hazelius unterbrach ihn.

»Was soll das heißen, abermals?«

»Ich habe mich über Sie informiert. Ich weiß alles über Ihre Frau, die ihren Körper für pornographische Bilder im Playboy-Magazin entblößt hat, die sich selbst zum Goldenen Kalb machte, die Unzucht getrieben hat wie die Hure von Babylon. Gott hat Sie bestraft und sie Ihnen genommen. Dennoch haben Sie Ihre Sünden nicht bereut.«

Im Raum wurde es totenstill. Nach einem Moment des Schweigens sagte der PR-Mann: »Mr. Wardlaw, bitte begleiten Sie Mr. Eddy hinaus.«

»Nein«, sagte Hazelius. »Noch nicht.« Mit einem grässlichen Lächeln, das dem Priester wie eine eiskalte Hand ans Herz griff, wandte er sich Eddy zu.»Sagen Sie, Russ, Sie sind der Pastor einer Mission hier in der Nähe?«

»So ist es.«

»Welcher Konfession gehören Sie an?«

»Wir sind ungebunden. Evangelikal.«

»Aber – was sind Sie? Protestant? Katholik? Mormone?«

»Nichts von alledem. Wir sind wiedergeborene, fundamentalistische Christen.«

»Was bedeutet das?«

»Dass wir Jesus Christus von tiefstem Herzen als unseren Herrn und Erlöser angenommen haben und wiedergeboren wurden durch das Wasser und den Geist, der einzig wahre Weg zum Heil der Erlösung. Wir glauben, dass jedes Wort der heiligen Schriften das unfehlbare Wort Gottes ist.«

»Sie glauben also, dass Protestanten und Katholiken keine echten Christen sind und Gott sie in die Hölle schicken wird – ist das so richtig?«

Eddy fühlte sich bei diesem Exkurs in das fundamental-christliche Dogma nicht ganz wohl. Aber wenn es das war, worüber der klügste Mann der Welt mit ihm reden wollte – Eddy sollte es recht sein.

»Wenn sie nicht wiedergeboren wurden, dann – ja.«

»Juden? Muslime? Buddhisten? Hindus? Die Unsicheren, die Suchenden, die Verlorenen? Alle verdammt?«

»Ja.«

»Also werden die meisten Leute auf diesem kleinen Klumpen Matsch in einer abgelegenen Ecke einer eher unbedeutenden Galaxie in die Hölle kommen – bis auf Sie und ein paar Ihrer Gesinnungsgenossen?«

»Sie müssen verstehen …«

»Deshalb stelle ich Ihnen ja diese Fragen, Russ – um zu verstehen. Ich wiederhole: Glauben Sie, dass Gott den Großteil der Menschen auf dieser Welt in die Hölle schicken wird?«

»Ja, das glaube ich.«

»Wissen Sie das mit Bestimmtheit?«

»Ja. Die Heilige Schrift bestätigt das mehrmals. Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.«

Hazelius wandte sich der Gruppe zu.»Meine Damen und Herren, ich präsentiere Ihnen ein Insekt – nein, ein Bakterium –, das sich anmaßt, Gottes Willen zu kennen.«

Eddys Wangen brannten. Sein Verstand überschlug sich vor Anstrengung, eine passende Erwiderung zu finden.

Der hässliche Mann namens Ford sagte zu Hazelius:»Gregory, bitte, machen Sie es nicht noch schlimmer.«

»Ich stelle nur ein paar Fragen, Wyman.«

»Sie erschaffen eher ein Problem.« Der Mann wandte sich wieder einem uniformierten Wächter zu.»Mr. Wardlaw? Ich bitte Sie noch einmal, Mr. Eddy nach draußen zu begleiten.«

Der Wachmann sagte gelassen:»Dr. Hazelius ist hier der Leiter, Befehle nehme ich nur von ihm entgegen.« Er drehte sich um.»Sir?«

Hazelius sagte nichts.

Eddy war mit der kleinen Rede, die er sich auf der Fahrt hier herauf zurechtgelegt hatte, noch nicht fertig. Er hatte seinen Zorn gezügelt und sprach nun mit eiskalter Gewissheit, wobei er direkt in diese leuchtend blauen Augen blickte.»Sie halten sich für den klügsten Mann der Welt. Aber wie schlau sind Sie wirklich? Sie sind so klug, dass Sie glauben, die Welt sei durch eine Art Unfall entstanden, eine Explosion, den sogenannten Urknall, und dass alle Atome sich rein zufällig zusammengefunden hätten, um Leben hervorzubringen, ohne jede Hilfe von Gott. Wie klug soll das eigentlich sein? Ich sage Ihnen, wie klug das ist: so klug, dass es Sie schnurstracks in die Hölle bringen wird. Sie sind ein Teil des Feldzugs gegen den Glauben, Sie und Ihre gottlosen Theorien. Ihr Spinner wollt die christliche Gemeinschaft aufgeben, unsere Nation, die unsere Gründungsväter aufgebaut haben, um das Land in einen Tempel des säkularen Humanismus zu verwandeln, eine Kultur des Wohlgefühls und Müßiggangs, in der alles erlaubt ist – Homosexualität, Abtreibung, Drogen, vorehelicher Sex, Pornographie. Aber jetzt erntet ihr, was ihr gesät habt. Es hat bereits einen Selbstmord gegeben. Das ist es, wohin Blasphemie und Gotteshass führen. Selbstmord. Und Gott wird Seinen himmlischen Zorn abermals über Sie kommen lassen, Hazelius. Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.«

Eddy verstummte keuchend. Der Wissenschaftler sah ihn mit einem seltsamen Blick an, und seine Augen glitzerten wie gefrorener Stahl.

Mit merkwürdig erstickter Stimme sagte Hazelius:»Es wird jetzt Zeit, dass Sie gehen.«

Eddy erwiderte nichts. Der bullige Wachmann trat vor.»Komm mit, hier lang, Kumpel.«

»Das ist nicht notwendig, Tony. Unser lieber Russ hat seine kleine Rede vorgetragen. Er weiß, dass es jetzt Zeit ist, zu gehen.«

Der Wachmann trat trotzdem einen weiteren Schritt auf ihn zu.

»Nur keine Sorge«, sagte Eddy hastig.»Ich kann es kaum erwarten, diesen gottlosen Ort zu verlassen.«

Als sich die Fliegengittertür hinter ihm schloss, hörte Eddy die ruhige Stimme sagen:»Das Bakterium reckt sein Flagellum, um zu verschwinden.«

Er drehte sich um, presste das Gesicht an das Fliegengitter und rief:»Und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. Johannes acht, Vers zweiunddreißig.«

Er wirbelte herum und ging steifbeinig zu seinem Pick-up; seine linke Gesichtshälfte zuckte vor Demütigung und grenzenloser, ungeheuerlicher Wut.

24

Ford sah der mageren Gestalt des Pastors nach, die sich über den Parkplatz in Richtung einer Schrottkarre von Pick-up entfernte. Wenn ein solcher Mann Anhänger gewann, konnte er dem Isabella-Projekt großen Schaden zufügen. Er fand es äußerst bedauerlich, dass Hazelius den Mann provoziert hatte, und er hatte das Gefühl, dass diese Angelegenheit noch nicht erledigt war – noch lange nicht.