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Eddy stützte sich an die Felswand und versuchte, zu Atem zu kommen. Er schaffte es, sich aufzurichten. Isabella, das Tier, war erledigt, doch der Widerchrist war immer noch auf der Flucht. Eddy sprach: »Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde verging.« Dann hob er beide Hände, den Revolver in der einen, die Taschenlampe in der anderen. »Ihr Krieger Gottes! Das Tier ist tot. Doch wir haben eine noch wichtigere Aufgabe zu er füllen.« Er deutete in den träge wirbelnden Staub. »Dort draußen im Dunkeln lauert der Antichrist. Und seine Jünger. Unser Kampf ist noch nicht zu Ende.« Er blickte sich um. »Steht auf! Das Tier ist tot! Gott sei gepriesen!«

Seine Worte erweckten die zu Tode erschrockene Gruppe zum Leben.

»Nehmt eure Waffen und Taschenlampen wieder auf. Kommt zu mir.«

Diejenigen, die ihre Waffen fallen gelassen hatten, suchten danach, und bald darauf standen alle vor ihm, wieder bewaffnet, und keiner von ihnen war schwer verletzt. Es war ein Wunder. Der Stollen war hinter ihnen eingestürzt, genau da, wo sie noch Augenblicke zuvor gestanden hatten. Doch der Herr hatte sie verschont.

Er fühlte sich unbesiegbar. Wenn er Gott, den Herrn, auf seiner Seite hatte, wer könnte ihn dann besiegen? »Sie waren dort vor uns«, sagte er, »in diesem Tunnel. Er ist nur teilweise eingestürzt. Wir können über das Geröll hinwegklettern. Gehen wir.«

»Im Namen Jesu Christi, wir gehen mit dir!«

»Gelobt sei Jesus Christus!«

Eddy führte sie weiter und spürte, wie seine Kraft und Zuversicht zurückkehrten. Das Klingeln in seinen Ohren ließ nach. Sie bahnten sich ihren Weg über einen Haufen Geröll, das von der Decke herabgestürzt war. Immer noch fielen klappernd kleinere Steine aus dem Loch in der durchhängenden, zerrissenen Decke, doch sie hielt. Der Staub legte sich, und sie konnten besser sehen.

Sie erreichten einen großen Hohlraum, der dadurch entstanden war, dass eine Seite der Minendecke eingestürzt war. Frische, saubere Luft strömte durch die Öffnung herein und vertrieb den letzten Staub. Am anderen Ende der Kammer gähnte eine große Tunnelöffnung.

Eddy zögerte und fragte sich, welche Richtung der Antichrist eingeschlagen haben mochte. Er bedeutete seinen Männern, leise zu sein und die Taschenlampen auszuschalten. In der stillen Dunkelheit sah und hörte er aber nichts. Er neigte den Kopf. »Herr, zeig uns den Weg.« Er schaltete aufs Geratewohl seine Taschenlampe ein und öffnete die Augen, um nachzusehen, auf welchen Stollen sie zeigte.

»Wir gehen hier entlang«, sagte er in tiefem Vertrauen auf den Herrn und betrat den angezeigten Gang. Die anderen folgten ihm, und ihre Taschenlampen schwebten wie ein Dutzend glühender Augen durch die staubige Dunkelheit.

72

Begay lag in der hohen Luzerne, wie betäubt von der Explosion, während weitere Druckwellen über das Tal und die Klippen fuhren. Sie drückten den Beifuß platt, entwurzelten Pinyon-Kiefern und fegten Sand und Kies vor sich her, die wie Schrotkügelchen wirkten. Er bedeckte das Gesicht, bis die ersten prasselnden, brennenden Schockwellen vorbeigezogen waren. Dann richtete er sich auf, sah einen riesigen Feuerball über dem Rand der Klippe hängen, eine Flammenkugel, die eine Fahne aus Rauch und Staub hinter sich herzog. Er wandte das Gesicht von der sengenden Hitze ab und krallte sich am Boden fest, der unter ihm bebte und wackelte.

Er hörte Willy Becentis unterdrückte Flüche irgendwo im Alfalfa, und dann erschien sein Kopf, mit wirr abstehendem Haar. »Ver damm mich!«

Um sie herum standen die Leute langsam auf. Die Pferde, die sie gerade zusammengetrieben hatten, um sie zu satteln, waren in Panik geraten, hatten sich aufgebäumt, mit den Hufen gegen ihre Pflöcke und Stricke getreten und vor Angst geschrien. Einige hatten sich losgerissen und waren über das Luzernefeld davongerast, während die nachfolgenden Explosionen ihre Verfolger zu Boden gerissen hatten.

Begay stand auf. Das Tipi war von der Druckwelle niedergerissen worden, die Stangen lagen geborsten am Boden, die Zeltbahnen zu Konfetti zerfetzt. Die Explosion hatte den alten Handelsposten von Nakai Rock von seinen Fundamenten gerissen. Er spähte in die Dunkelheit und fragte sich, wohin sein Pferd Winter gerannt sein mochte.

»Was zum Teufel war das?«, fragte Becenti.

Der gigantische Feuerball schien hoch über den Bäumen zu schweben, er stieg noch ein wenig auf, Flammen waberten und rollten, bis die Kugel schließlich zu einer rotbraunen Wolke abflachte.

Auf der Oberfläche der Mesa, über Isabella, hatte Begay Hunderte, vielleicht Tausende von Leuten gesehen. Was hatte die Explosion bei ihnen angerichtet? Begay erschauerte bei diesem Gedanken. Ein Rumpeln drang aus dem Inneren des Berges, und Begay hörte ferne Schüsse.

Er blickte sich um und zählte rasch durch. Alle waren da. »Wir müssen die Leute hier wegbringen«, rief er Maria Atcitty zu. »Es ist egal, ob wir zu wenig Pferde haben. Sie sollen zu zweit aufsitzen, wir reiten in Richtung Midnight Trail.«

Südlich von ihnen, ganz in der Nähe, grollte und bebte der Boden.

»Was zum Henker …?«, brüllte Becenti.

Am anderen Ende des Tals bäumte sich das Luzernefeld auf und sackte dann ab, ein Netz breiter Risse zog sich durch die Erde. Staub wurde in die Luft gewirbelt, als sich ein klaffendes Loch auftat – so groß wie ein Fußballfeld. Die Ränder brachen weg, in die Dunkelheit darunter.

»Die alte Mine stürzt ein«, sagte Willy.

Der Boden bebte erneut und immer wieder. Staubwolken stiegen auf, überall, nah und fern. Die rötlich braune, noch immer brennende Feuerkugel trieb auseinander, verblasste und löste sich ganz gemächlich auf.

Begay packte Maria Atcitty an der Schulter. »Du übernimmst die Führung. Schnapp dir so viele Leute und Pferde, wie du finden kannst, und schaff sie über den Midnight Trail hier runter.«

»Und du?«

»Ich suche die durchgegangenen Pferde.«

»Bist du verrückt?«

Begay schüttelte den Kopf. »Winter ist eines von ihnen. Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich ihn hier zurücklasse.«

Maria Atcitty sah ihn lange an und schüttelte dann den Kopf. Sie drehte sich um und brüllte ihren Leuten zu, alles Gepäck liegenzulassen und jeweils zu zweit aufzusitzen.

»Das schaffst du nicht allein«, sagte Willy.

»Geh lieber mit den anderen.«

»Kommt nicht in Frage.«

Begay legte ihm beide Hände auf die Schultern. »Danke.«

Erneut ließ ein unterirdisches Grollen den Boden beben – diesmal kam es vom südlichen und östlichen Ende der Mesa, aus der Richtung, in die ihre Pferde geflohen waren. Er ließ den Blick über die mondbeschienene Landschaft schweifen und beobachtete ein Dutzend Staubwolken, die himmelwärts schossen.

Einstürze. Die alten Minen stürzten tatsächlich in sich zusammen. Drüben, in Richtung Isabella, breitete sich eine Feuersbrunst aus, Rauchwolken brodelten in dichten Schwaden empor, orangerot beleuchtet von den Feuern darunter. Die erste Explosion war nur der Anfang gewesen; nun ging anscheinend die ganze Mesa in Flammen auf. Die alten Tunnel, voll Kohle und Methan, machten ihrem Zorn Luft.

Maria Atcitty kehrte mit ihrem Pferd zurück. »Sieht aus, als ginge da draußen die Welt unter.«

Begay schüttelte den Kopf. »Vielleicht tut sie das ja.«

Er senkte die Stimme und summte die ersten Takte des heiligen Falling-Star-Gesangs: »Aniné bichaha’oh koshdéé …«

73

Ford kam im Dunkeln zu sich; die Luft war voller Staub und stank nach frisch entwichenem Grubengas. Er lag auf dem Rücken, bedeckt mit Steinsplittern, und spähte in die Finsternis. In seinen Ohren summte es, und ihm drehte sich der Kopf.